Fantasy & Horror
Saratoga

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"Saratoga"
Veröffentlicht am 30. März 2014, 90 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Irgendwo im Nirgendwo auf einer kleinen Insel aus Geschichten, umgeben von einem See aus Freudentränen, sitze ich und der Wind klingt wie Lachen und streicht durch meine Haare. Irgendwo im Nirgendwo auf einer kleinen Insel aus Geschichten, sitze ich und warte, dass der Stift, der vor mir liegt zu schreiben beginnt und meine kleine Insel größer wird. Ja, irgendwo im Nirgendwo auf einer kleinen Insel aus Geschichten sitzt ein Mädchen und träumt ...
Saratoga

Saratoga

Prolog

Über Geschichten: Geschichten, Geschichten werden geschrieben. Aber das geschieht nicht so wie wir uns das denken. Nein, in Wahrheit ist es ganz anders als wir denken. Die Geschichte sucht sich ihren Erzähler selbst aus. Nicht der Autor, die Geschichte die er schreiben will, dass währe zu einfach. Die Geschichte sucht sich also selbst ihren Verfasser aus. Doch erst wenn sie auch bereit dazu ist aufgeschrieben zu werden. Manchmal, manchmal irrt sich die Geschichte auch, wählt den falschen Autor aus. Gut ist es wenn beide es nach den ersten Sätzen merken. Dann haben sie noch genug Zeit sich damit abzufinden das sie sich geirrt haben nicht zueinander passen. Merken sie es jedoch erst nach mehreren hundert Seiten ist es Schade weil die Geschichte nur von jemand anderen wirklich fertig geschrieben kann.

Doch ist eine Geschichte jemals wirklich fertig geschrieben? Ist sie irgendwann wirklich aus? Ich denke NEIN. Manche Geschichten beginnen lang bevor sie aufgeschrieben werden und enden auch erst Jahrhunderte nachdem der Schreiberling den Stift aus der Hand gelegt hat. Ebenso ist es mit der Geschichte, die in eben diesem Buch niedergeschrieben wurde. Sie ist alt, so alt das sich niemand mehr an ihren Anfang erinnert. So augenblicklich, dass jeder sieht das Sie ge-schieht. So fern, dass niemand weiß, wie es endet, wen es endet. Die Geschichte sucht sich den Autor aus. Und auch wir alle sind Teil einer Geschichte. Darauf haben wir keinen Einfluss, auch wir werden von ihr ausgewählt. Doch wir alle verändern die Geschichte, nehmen Einfluss auf sie und das gefällt ihr nicht. Nein ganz und gar nicht.

Kapitel eins

„Komm schon Großer wir, müssen los. Du weißt wie sehr sich Mama aufregt wen wir erst im Dunkeln wieder kommen. Also komm schon Sam. Tschau Mama bin nur kurz mit Sam Gassi gehen.“„Ok aber mach nicht so lange Emma.“ Als ich die Haustür öffnete, blies mir der starke Herbstwind ins Gesicht und sorgte dafür, dass sich einige Eichenblätter in den Flur verirrten. Ich ging ums Haus herum, durch unseren Garten gerade-wegs auf den Wald zu. Meine ganze Kindheit hatte sich in diesem Wald abgespielt, Blumen

pflücken, Pilze sammeln und fangen spielen. Zu dieser Jahreszeit mochte ich ihn am liebsten. Der feuchte Duft von Laub, das Rascheln meiner Schritte, das fahle Licht, all das war für mich der Inbegriff des Schönen. Ich drehte mich noch einmal um umzusehen, wo mein alter lieber süßer Bernhardiner Opa blieb. Doch es war keine Spur von ihm. Stattdessen sah ich die schlanke Siluete meiner Mutter durch das große Stubenfenster. Ich winkte ihr schnell um sie noch einmal zu beruhigen. In letzter Zeit war sie immer ziemlich besorgt, um mich und eigentlich um alles. Daran konnte nicht mal mein gelassener Vater etwas ändern, der zu ihr

trat, ihr einen Kuss auf die Stirn gab und sie vom Fenster weg in Richtung Küche zog. Ich hatte großartige Eltern. Sie sahen beide nicht nur so aus, als ob sie einem Hochglanzmagazin entsprungen währen, was meiner Mutter viele ärgerliche Blicke bei Elternversammlungen zu trug, nein sie waren auch noch verdammt cool. Ich hatte so ziemlich jede Freiheit, was dazu führte, dass ich sie kaum nutzte. Ich war nicht der Typ Mädchen, der jedes Wochenende auf die Piste gehen musste. Leider habe ich nur wenig von der Grazie meiner Mutter, sie war früher Ballerina und gibt heute Unterricht, weder ihr blondes Haar noch

ihre wundervollen hellen blauen Augen. Von meinem Vater hatte ich seine Größe ich war ein Meter achtzig groß, was bei einem Mädchen allerdings eher unvorteilhaft ist. Und wir teilten uns die gleichen dunklen blauen Augen. Wen sich das Licht in ihnen bricht, sieht es aus als würde man aufs Meer hinaus sehen. Grade als ich erneut dazu ansetzte Sam zu rufen war er wieder da und drückte sich eng an mein Bein. In letzter Zeit machte er das öfter. Man beobachtete ihn für einen kurzen Augenblick nicht und schon war er verschwunden, aber ebenso schnell wieder da. Nach solchen kurzen Ausflügen war er dann wie

ausgewechselt. Er wurde ganz unruhig, knurrte jeden Schatten an und wich mir während des Spaziergangs nicht mehr von der Seite. Ich beugte mich runter und sah ihm in die großen Hundeaugen „ Sam tu das nie wieder. Du weist, dass ich mir sorgen um dich mache. Also lass das endlich.“ Wie immer nach einer meiner Ansprachen sah er mich traurig an, grade so als würde es ihm wirklich leidtun. Dann streckte sich, legte seinen Kopf an meinem Hals und fing an mir ins Ohr zu pusten und drückte seine kalte Nase an meine Wange. Das war seine Art Entschuldigung zu sagen, die mich immer zum Kichern brachte. Da ich

ein gutes Frauchen bin, nahm ich seine Entschuldigung an und wir gingen weiter, hinein in den Wald. Zum Abend hin hatte es sich abgekühlt es war nicht mehr zu erahnen, was für ein sonniger Tag es mal war. Als ein eisiger Windstoß mich traf, zog ich den Schal etwas enger um meinen Hals. „Na Sam, wie ist es? Wettlauf zur Bank? Dann wirst du müde und mir vielleicht wieder warm.“ Wir machten es wie immer. Ich hockte mich hin und auf Sams Bell Kommando liefen wir beide los. Der Boden war von den letzten herbstlichen Regengüssen aufgeweicht also lief ich langsamer als sonst, um nicht hinzufallen. So war ich auch nicht

außer Atem, als ich knapp hinter Sam an der Bank ankam. Als ich mich auf die Bank fallen lies sah er mich erwartungsvoll an, ich zog ein Leckerli aus der Tasche und gab es ihm. Er knautschte fröhlich darauf herum und blinzelte mir zu. „Guter Junge. Aber bilde dir bloß nichts darauf ein. Das nächste Mal gewinn wieder ich.“ Ein zweites Leckerli folgte. „Wow guck mal wie viele Sterne am Himmel sind, das ist … Sam? Was ist los? Hey Sam komm schon bleib ruhig!“ Der Hund der sonst so still und flauschig, wie ein Bettvorleger war, fletschte die Zähne, knurrte, bellte und sträubte sein Fell. So hatte ich ihn noch nie erlebt. In meiner

Tasche war seine Leine als ich sie raus zog fielen einige Leckerlis raus aber nicht einmal die interessierten ihn. Bevor meine Hand auch nur in die Nähe seines Halsbandes kommen konnte, stürmte er los, tiefer in den Wald. Normalerweise bin ich nicht der ängstliche Typ aber als sich dann auch noch der Himmel verdunkelte es zu nieseln begann und der Wind zusammen mit meinem Hund um die Wette heulte bekam auch ich es mit der Angst zu tun. Mich fröstelte es aber ich ging ihm hinterher. Wobei ich mehr strauchelte. Der Boden war hier sehr unwegsam, tausende von Wurzeln galt es zu umgehen und das Licht ging gen null.

Das Bellen wurde leiser, weil es von weiter wegkam. Ich beeilte mich, lief schneller. Dann Stille. Nichts als Stille, aber nicht die gute Stille, nein eher so eine die nur das Schlimme ankündigt. Der Wald atmete Tief ein und dann hörte ich das laute schrille schmerzverzehrte brüllen und fauchen zweier kämpfender Tiere. In dem Moment rannte ich los. Ich konnte doch nicht zulassen das mein bester Freund, sei es auch ein Hund, das ihm etwas passiert. Die Geräusche kamen nun von irgendwo rechts vor mir. Meine Augen hatten sich an die Schwärze gewohnt. Sodass ich jetzt etwas besser sehen konnte. „Sam? Komm schon alter Junge, Sam wo bist

du?“ Da hörte ich es, hinter mir, ein Knacken, das eindeutig nicht von den Ästen stammte, die ich zer-trampelte. Im gleichen Moment kam mir der Satz einer Mitschülerin in den Sinn: „Du wirst schon sehen was du davon hast Emma. Wen ein Pädophiler dich durch den Wald jagt, wird dein Superhund dich nicht beschützen.“ Klara Emmerich. Sie war allergisch auf alles, was Fell, Federn oder ein Herz hatte. Deshalb mochten wir uns auch nicht. Und genau das war der Grund, warum es vollkommen inakzeptabel war, dass sie recht hatte. Und seit wann gab es hier, wo es nicht mal einen Supermarkt gab,

Pädophile? Aber stehen bleiben und nachsehen was da hinter mir her war kam genauso wenig infrage. Stattdessen tat ich genau das was von einem Mädchen in solch einer Situation zu erwarten ist: ich kreischte. Dazu musste ich jedoch kurz meine Augen zusammenkneifen und genau das war ein gewaltiger Fehler, ein tief hängender Ast und meine Stirn trafen sich. Ich sah ihn noch kommen und wollte anhalten doch im selben Moment fühlte ich mich hinten über fallen, die Luft die sich noch in meiner Lunge befand wurde restlos aus ihr heraus gepresst und ein fieser Schmerz machte sich in meiner Stirn breit. Danach war alles nur noch

Schwarz. Wen man aufwacht und keine Ahnung hat, wo man ist, alles ganz fremd ist, kommt man sich verloren vor. Man sucht irgendetwas Bekanntes irgendetwas woran man sich festhalten kann. Als ich aufwachte und die raue Wolldecke auf meiner Haut fühlte und die Luft, die ich einatmete, sich dick und pelzig von Staub anfühlte kann ich mich verloren vor. Verloren und verängstigt. Das ich die Augen öffnete stellte sich als Fehler heraus. Zum einen durchzuckte wider ein Schmerz meinen Kopf und zum anderen konnte ich nun mit Gewissheit sagen das ich keine

Ahnung hatte wo ich war. Ich versuchte ruhig zu atmen und weiter so zu tun als würde ich schlafen, während ich angestrengt lauschte. Als ich nach einigen Minuten immer noch keine Atemgeräusche oder Schritte hören konnte öffnete ich meine Augen. Wehrlos versuchte ich gegen den Schmerz anzublinzeln, der stärker wurde als ich mich aufsetzte. Die einzige Lichtquelle des Raumes war eine Öllampe, am anderen Ende des Raumes, die ihr fahles Licht kaum bis zu mir werfen konnte. Die einzigen Möbel waren ein großer Holzschrank ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen und die Pritsche, auf der ich geschlafen hatte.

Ich stand auf um nachzusehen ob ich hier irgendetwas Nützliches für meine Flucht finden konnte, denn eins stand fest, felsenfest, ich würde nicht hier bleiben. Als ich mich wieder vollständig in der vertikalen Befand wurde mir flau im Magen. In mir brannte der Gedanke auf ich würde hoffentlich nicht all zu weit nach Hause laufen müssen. Ich tastete mich bis zum Schrank vor und öffnete die schwere ächzende Tür. Das, was ich dort sah, traf mich wie ein Donnerschlag: Eine Reisetasche, die verdächtig nach meiner aussah Wer auch immer mich hierher verschleppt hatte, musste bei mir zu Hause gewesen sein, hatte meine Sachen durchwühlt und

meine Eltern? Was war mit meinen Eltern? Die Angst, die sich in meiner Brust ausbreitete, nahm mir für einen Moment die Angst um mein eigenes Leben. Ich würde die Sachen zurücklassen. Ich musste auf der Stelle von hier weg kommen. Ich drehte meinen Kopf der Schranktür zu um sie zu schließen, als mein Blick auf den Spiegel fiel der an der Innenseite der Tür angebracht war. Er war alt, eingestaubt und einige dunkle Flecken verunzierten ihn. Doch das Schlimmste war mein Anblick. In meinem Haar steckten Laubblätter, auf meiner Schläfe prangte ein rosa Hello Kitty Pflaster (meine Mutter hatte immer ein Paar in

der Küche zu liegen, sie behauptete solch ein fröhliches Motiv würde einem gleich die ganzen Scherzen nehmen), mein Gesicht war Leichenblass, sodass sich die gerötete Haut rings um das Pflaster gruselig abhob. Fahrig zog ich ein paar der größten Blätter aus meinem Haar und strich sanft mit einem Finger über die Wunde, es tat kaum noch weh. Irgendetwas hatte sich in meinem Gesicht verändert, jedoch war ich nicht imstande zu sagen was. Ich war noch vollkommen in den Anblick meines Gesichts vertieft, als ich es zu erst knarren hörte und es dann auch im Spiegel sah: Die Tür stand offen und hinter mir stand ein Mann. Das Licht

erhellte sein Gesicht kaum, er war gänzlich in Dunkelheit getaucht. Ruckartig drehte ich mich um, was mir Tränen in die Augen trieb da der Schmerz wider in meinen Kopf schoss. Ich kniff meine Augen zusammen, um wider klare Sicht zu erlangen und ruderte mit der rechten Hand, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Dabei streifte sie etwas im Inneren des Schranks, ich packte zu. Meine Hand schloss sich um einen länglichen Holzgegenstand. Ich verlagerte mein Gewicht, um sicherer zu stehen, und hielt meine neue Waffe vor mich. Es war ein Kleiderbügel. Hätte ich die Wahl gehabt mir eine Waffe auszusuchen mit

der ich mich gegen einen ausgebrochenen Psychopaten verteidigen konnte währe meine Wahl nicht auf einen Kleiderbügel gefallen, wohl eher auf eine Kalaschnikow oder aber zumindest eine Axt. Aber das war eben alles, was mir im Moment zur Verfügung stand. Er machte einen Schritt auf mich zu, was mich dazu bringen sollte einen nach hinten zu gehen, aber dann würde ich mit dem Rücken zur Wand stehen, kein schöner Gedanke. „Du hättest liegen bleiben sollen Emma, du bist noch zu schwach.“ Er hatte eine schöne Stimme, sie klang fest und freundlich und sie kam mir irgendwie

bekannt vor so als würde ich sie schon lange kennen und genau das lies mir einen kalten Schauer den Rücken runter laufen. Ich bekam Gänsehaut und alle meine Sinne schrien Flucht. „Ich weiß nicht, wer sie sind und um ehrlich zu sein, ich will es auch nicht wissen. Ich werde jetzt einfach gehen ok? Sie lassen mich einfach gehen und dann wird alles gut.“ „Du würdest dich verlaufen Emma. Es ist wirklich besser, wen du hier bleibst.“ „Ich werde einfach meinen Vater anrufen, der kann mich abholen. Also dann. Ich werde jetzt gehen.“ „Dein Handy funktioniert hier nicht Emma. Er wird dich nicht abholen. Du

wirst hier bleiben. Du musst keine Angst haben, ich werde dir nichts tun.“ Während wir uns unterhielten, umkreisten wir uns wie Tiger, sodass er jetzt am Schrank stand und ich nur noch zwei große Schritte von der immer noch offenen Tür entfernt war. „Das Ding ist das ich für die Schule noch ein Vortrag vorbereiten muss. Also bis … naja bis hoffentlich nie wieder.“ So schnell ich konnte drehte ich mich um und war mit drei Schritten in der Freiheit. Ich spürte den Wind in meinem Gesicht, er war eiskalt und er fühlte sich wie tausend Nadeln auf der Haut an. Ich hätte nie gedacht dass es so einfach seien würde ich hörte nicht mal

seine Schritte hinter mir. Ich warf einen schnellen Blick zurück, um sicher zu gehen, dass er mir nicht folgte. Und damit machte ich zum zweiten Mal in dieser Nacht den Fehler nicht nach vorn zu sehen und rannte mit vollem Tempo gegen einen muskelbepackten Oberkörper, dessen Besitzer mich um zwei Köpfe überragte. Ebenfalls zum zweiten Mal fiel ich rücklings auf den Boden. Ich versuchte mich aufzu-fangen doch bei diesem Versuch zerbrach der Kleiderbügel in meiner Hand und ich spürte einen scharfen Schmerz, als die Holzsplitter sich in meine Hand bohrten und warmes Blut zwischen meinen Fingern hervor quoll. Als ich wieder nur

noch schwarz sah, dämmerte mir langsam das das heute einfach nicht mein Tag war. Hab ich eigentlich schon mal erwähnt das ich es hasse aufzuwachen und zu merken, dass ich nicht da bin, wo ich sein sollte. Als ich dieses Mal wach wurde, fühlte sich die Decke immer noch genau so rau an nur die Holzpritsche schien noch härter und unangenehmer geworden zu sein. Dieses Mal stand für mich fest, dass ich nicht warten würde, ich würde gleich weglaufen. Das wohin war im Moment noch ein kleines Problem, das ich immer noch später lösen konnte. Allerdings existierte dieses Mal das Hindernis, das

ich nicht allein war. „Das ist egal. Wir müssen sie so schnell wie möglich von hier weg bringen. Bevor die Toganer sie finden.“ „Sie ist wohl kaum in der Verfassung die Strecke hinter sich zu bringen. Sie hat wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung und ihre Hand sieht auch nicht gut aus. Der Splitter war riesig. Ich habe nicht 17 Jahre auf sie aufgepasst, um jetzt ihre Gesundheit zu riskieren.“ „Ich will sie auch nicht verlieren. Dafür ist sie zu wichtig für uns. Deswegen will ich sie ja wegschaffen. Warst du es nicht der immer gesagt hat sie ist stärker als man denkt. Also wir müssen

sie von hier weg bringen. Außer du willst dich noch mal mit ein paar Wölfen anlegen. Das letzte Mal bist du nicht so gut dabei weggekommen.“ „Eins sag ich dir Viron, so redest du nicht mit mir. Verstanden. Nicht solange du noch grün hinter den Ohren bist. Und auch nicht über Emma. Du redest nicht über sie als währe sie nur ein Gegenstand. Ich werde nicht zu lassen, dass ihr etwas passiert!“ Der Typ der dachte ich hätte eine Gehirnerschütterung musste der sein der auch schon vor hin in der Hütte war. Die zweite Stimme kannte ich nicht aber es könnte der sein gegen den ich im Wald gelaufen war. Das hieß dann wohl,

dass ich in der Falle saß. Nicht ein Mal der beste Plan konnte mich jetzt retten nur Clark Kent oder ein Wunder. Da ich auf beides nur wenig Hoffnung hatte und aus den Streit, der Beiden, nicht schlau wurde, entschloss ich mich dazu meine Deckung aufzugeben und die Augen zu öffnen und die Beine über die Kante der Pritsche zu schwingen. Durch die schwungvolle Bewegung sah alles etwas verschwommen aus. Aber ich konnte die beiden ausmachen. Sie saßen am Tisch und stritten weiter. Ich rechnete die Chancen unbemerkt zur Tür zu gelangen gen null. Trotzdem stand ich auf. Doch bevor ich auch nur den ersten Fuß anheben konnte, stand

Mister Muskelprotz schon vor mir. Ungefähr zwei Sekunden später war dann auch der Psychopath da. Er schob den Muskelprotz unsanft beiseite und baute sich vor mir auf. Das war der Zeitpunkt, zu dem ich sein Gesicht zum ersten Mal sah. Sein Haar musste mal braun gewesen sein, war jetzt aber mit vielen grauen und weißen Strähnen versehen. Seine dichten Augenbrauen und der drei bis fünf Tagebart waren auch grau mit nur wenigen dunklen Akzenten. Seine Wangenknochen waren kaum zu sehen in seinem langen Gesicht. Die Hauptattraktion waren seine Augen. Sie hatten die Farbe von Vollmilchschokolade mit einigen goldenen

Reflexen. Sie sahen aus wie die von Sam. „Gut das du wach bist Emma. Tut dein Kopf noch weh?“ Er streckte seine Hand aus um an meiner Stirn zu fühlen, ich schlug sie zur Seite. Eins wollte ich ganz bestimmt nicht: Es diesen beiden Idioten leicht machen. Allerdings war es die schlimme Hand und ich holte zischend Luft als sie wild zu pochen anfing. „Oja du hast wirklich recht, sie ist etwas ganz besonderes Samanthus. Sie erkennt dich ja nicht ein-mal.“ Der Ton, mit der dieser Muskelprotz sprach, war kälter als Eis. Er musterte mich von der Seite als währe ich ein besonders

interessantes Ausstellungsstück. Dieser Arsch musste sich gar nichts einbilden. Ja ich hatte Angst und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Aber das musste er ja nun wirklich nicht wissen. Wenn es darauf ankam, war ich sehr überzeugend, ich straffte meine Schultern und stütze beide Hände an meiner Taille. Da mein Gegner um einiges größer war als ich konnte ich nicht auf ihn herabsehen, also funkelte ich ihn so böse wie möglich an. „Nun ja vielleicht sollten sie sich dann in Zukunft besser überlegen wen sie entführen. Da sie ihre Entscheidung bereuen und ich gelinde gesagt auch nicht viel mehr Wert auf ihre

Gesellschaft lege werde ich jetzt gehen.“ Das war gut meine Stimme zeigte weder Angst noch Unsicherheit dafür aber einen Grad an Bestimmtheit, der einen Widerspruch kaum zuließ. Bevor einer der Männer noch etwas sagen konnte, schob ich meine Schulter zwischen die Beiden, sodass ich mit dem Rücken zum Psychopaten stand, der angesichts der Muskeln meines Gegenübers die kleinere Gefahr zu seien schien. Ich stand genau zwischen den Beiden, als ich eine Hand an meinem Arm spürte. Es war nicht so das sie einen großen Druck ausübte, wozu er mit Sicherheit imstande gewesen währe, es war vielmehr der Blick der mich wie

angewurzelt stehen bleiben lies. Er beugte sich vor, sodass unsere Gesichter kaum eine Handbreit voneinander entfernt waren. Seine tief grünen Augen sahen sanft aus, nicht wie der kalte, harte Rest seines Gesichtes. „Wir werden gehen Prinzessin, aber nicht zurück. Wir werden euch an einen Ort bringen, der sicher ist. Verzeiht wenn ich euch durch meine rüde Ausdrucksweise verschreckt oder gar beleidigt habe. Aber zunächst muss unser beider Freund Samanthus euch noch etwas erklären, was er schon längst hätte tun müssen.“ Wie sollte ich das den verstehen? Prinzessin? Vielleicht war es ja nett gemeint was er

da gesagt hatte aber bei seinem Versuch einer Entschuldigung hätte ich schwören können Ironie und einen Hauch Spott gehört zu haben. Hinter mir hörte ich wie etwas über den Boden scharte. Samanthus oder wie dieser Kerl auch hieß lies sich auf den Stuhl fallen. „Setz dich Emma, wir müssen reden.“ Da ich keine andere Wahl hatte, nahm ich den anderen Stuhl da es der Letzte war baute sich Mr. Testosteron mit verschränkten Armen neben der Tür auf. „Also Emma, du musst mir jetzt zu hören. Ich kann mir Vorstellen wie verrückt das für dich klingen muss. Mein Name ist Samanthus Beradith, ich bin Sam. Das da an der Tür ist Viron

Leonis und wir sind unendlich weit von deinem zu Hause entfernt. Wir sind in Saratoga, deinem Königreich.“ Damit hatte ich den Beweis, dass dieser Samanthus wirklich ein Psychopath war. Punkt eins: Sam war ein Hund, er ein Mensch. Punkt zwei: Saratoga lag irgendwo in den Staaten und war definitiv kein Königreich und selbst wen es so währe würde ich es nicht regieren. Die einzige Erklärung war ein Schädelhirntrauma. Ich legt die Hände an meine Schläfen und lies meine Fingerspitzen sacht über meine Stirn wandern. Vielleicht lag ich ja nur im Koma und würde bald im Krankenhaus aufwachen. Dass ich mir das Mal

wünschen würde, hatte ich wohl auch nie gedacht. „Das ist doch Wahnsinn. Sie glauben doch wohl nicht wirklich, dass ich an so einen Mumpitz glaube. Es gab noch nie einen Talberg der auch nur in die Nähe einer Thronfolge Liste aufgetauscht ist. Also weshalb sagen sie mir nicht einfach was sie von mir wollen und wir hören dann mit dem ganzen Theater auf.“ „Das ist kein Theater und du bist keine Talberg. Dein Name ist Esmeradine Jorachin Teofina Leavina von Saratoga. UND ICH BIN DEIN HUND“ Bei seinen letzten Worte, die er alle betonte sprang ich auf und schrie ihn an: „Sie sind ein

Mann verflucht noch mal, kein Hund, Krähe oder Eidechse. Verstanden? Das ist nämlich eigentlich gar nicht sooo schwer.“ „Dann werd ich es dir eben beweisen müssen, das ist nämlich auch gar nicht sooo schwer, Emma.“ Auch er erhob sich jetzt, er stand da und im nächsten Moment verschlug es mir den Atem. Ich war heil froh, dass ich schon in der Nähe des Stuhles stand und ich mich einfach fallen lassen konnte, als meine Knie weich wurden und unter meinem Gewicht nachgaben. Da wo eben noch ein aus-gewachsener Mann stand, war nun ein Hund, der aussah wie mein Sam. Bis auf eine

klitzekleine Kleinigkeit. Er war ungefähr doppelt so groß wie vorher. Er überragte sogar beinahe Viron der immer noch gelangweilt an der Tür stand. Dieses Ungetüm von Hund näherte sich mir jetzt, was mich dazu bewegte auf dem Stuhl nach hinten zu rutschen. Er setzte sich vor mich und legte seinen riesigen Kopf in meinen Schoß. Diese Braunen treuen Hundeaugen waren die von Sam. Es erfüllte mich mit Sicherheit, weil es etwas Bekanntes war in dieser eher beängstigenden Umgebung. Ich strich vorsichtig mit einer Hand seinen Nasenrücken entlang. Als ich die Augen schloss und sein seidiges Fell durch meine Fingerspitzen

floss verlor sich alles von der restlichen Bedrohlichkeit. Ich legte meinen Kopf an seinen und sog den typischen Hundegeruch in mich auf. Das war Sam, in diesem Moment war das einfach nur Sam, das was davor geschehen war, war nicht wichtig den Sam war da. Einen Moment nachdem die erste Träne sich aus meinem Augenwinkel stahl fand ich mich in einer innigen Umarmung mit Samanthus Beradith wieder. „Ich dachte schon du würdest mir gar nicht mehr glauben. Glaub mir Emma ich, wollte es dir schon eher erzählen. Aber ich konnte nicht. Es tut mir wirklich leid.“„Ok. Ähm was passiert

jetzt?“ „Jetzt bringen wir dich erst mal aus dieser zugigen Hütte, das heißt wenn das dein Kopf er-laubt?“„Das geht schon in Ordnung. Wohin geht die Reise denn?“ “Wir machen uns auf den Weg zum Schloss deiner Großmutter, es liegt ungefähr zwei Stunden nordöstlich von hier.“ Heute war schon so viel passiert, dass ich es mir sparte, darüber nachzudenken das meine Groß-mutter, die ich noch nie gesehen hatte, geschweige den das ich von ihrer Existenz wusste, ein Schloss hatte und dann wahrscheinlich so was wie eine Gräfin war. Ich zog Mantel und

Schal an während Sam meine Tasche nach draußen trugen. Als ich aus der Tür heraustrat sah ich wie schön die Nacht war. Nicht eine Wolke war am Himmel zu sehen. Dafür aber ungefähr tausend Sterne und ein Mond, der den vor mir liegenden Wald in ein schummrig schauriges Licht hüllte. Das einzige Manko an diesem Abend war, dass es immer noch eiskalt war. „Ok ich hoffe sehr das es nicht allzu weit ist. Ansonsten werd ich wahrscheinlich den ein oder anderen Zeh verlieren. Und um ehrlich zu sein, will ich das wirklich nicht.“ „Keine Angst wir gehen nur ein Stückchen, dann werden wir uns eines

anderen Transportmittels bedienen. Wir sind dann in einer halben Stunde schon am Hof.“ Das war wahrscheinlich die beste Nachricht, die ich in letzter Zeit bekommen hatte, natürlich erst nach der Nachricht das ich nicht von einem Psychopaten, sondern nur von meinem Hund, der sich in einen Menschen verwandeln konnte, festgehalten wurde. Jetzt musste ich nur noch herausfinden warum er das tat. „Wir gehen vor Emma. Hier nimm die Lampe deine Augen werden sich nicht so schnell an die Dunkelheit gewöhnen wie die unseren. Oh und für den Fall das wir angegriffen werden wirst du weiter nach Norden laufen da findest du

einen Tunnel, durch den du auch zum Schloss gelangst. Aber das ist unwahrscheinlich.“„Ähm Sam, Von wem genau sollten wir angegriffen werden?“ „Von den Toganern. Aber darüber musst du dir keine Gedanken machen, wird schon alles gut gehen. Ich bin auch gar nicht der Richtige um dir all das zu erklären, warte auf deine Großmutter, das ist ihre Aufgabe.“ Sam lächelte mich noch einmal an und drehte sich dann Viron zu der zwei meiner Koffer nahm und in Richtung Wald davon schritt. Auch Sam setzte sich in Bewegung. Ich selbst nahm die Lampe in die linke Hand und ging den beiden hinter her. Absurd nicht? Vor ein

paar Stunden habe ich noch alles drangesetzt von hier weg zu kommen und nun dackelte ich den beiden treu und brav hinterher. Andererseits, welche große Wahl hatte ich denn?

Kapitel Zwei

Die Äste der Bäume waren immer noch so dicht das kaum etwas des Mondlichtes zum Boden vor-dringe konnte obwohl der gesamte Boden schon von einer dichten Blattschicht bedeckt war. Der süßlich modernde Geruch, der mir in die Nase zog, sorgte dafür, dass mir ein Schauer über den Rücken lief. Die Lampe spendete grade genug Licht bis zu Sams Rücken, wenn ich nicht allzu weit entfernt war. Da der Boden von vielen Wurzeln durchzogen war, schaute ich nur auf den Boden, um nicht hängen zu bleiben und wieder zu stürzen. Darum sah ich die Lichtung,

auch erst als ich fast gegen Sam´s Rücken lief. Ein Wolkenfetzen war grade vor den Mond gezogen, sodass die Lampe die einzige Lichtquelle blieb. „Sind wir schon da?“ Kaum hatte ich die Frage vollendet kam ein Windstoß der mich frösteln lies und meine Haare wild umherfliegen und er sorgte auch dafür, dass die Wolke weiter zog. Wir standen am Anfang der Lichtung, der Wald endete kaum drei Meter hinter mir. Weiter rechts im Zentrum der Lichtung lag ein großer brauner Hügel, der im Mondschein leicht schimmerte und der fast an die Wipfel der Bäume reichte. Doch das war nicht alles genau Gegenüber von uns konnte ich

schemenhaft vier hundeartige Gestalten ausmachen. Nach dem Geheul, das sie zwei Sekunden später ausstießen, schloss ich das es Wölfe waren. Wölfe die indem Moment auf uns zu gerast kamen als Sam sich im Sprung verwandelte und auf sie zu rannte und Viron einen ohrenbetäubenden Schrei ausstieß. Es war nicht der Schrei eines Kriegers eher ein Schrei, der ein Tier anlocken soll. Im nächsten Moment nahm er meine Tasche unter den Arm und die und griff nach meinen Arm und sprintete mit mir zusammen in Richtung Hügel. Das Heulen der Wölfe kam immer näher Sam würde bald auf sie treffen. Ich musste mich daran erinnern, wie ich

allein im Wald war und Sam kämpfen gehört hatte, mir wurde schlecht. Wir sollten ihm helfen, anstatt uns auf den Hügel in Sicherheit zu bringen. Der war mittlerweile gar kein Hügel mehr, sondern ein lebendiges Wesen. Anscheinend konnte sich hier alles Verwandeln. Es war ein unglaublicher Anblick wie sich der Vogel aus der Schlafposition wand und nun kerzengrade dastand und den Kopf sank, als er uns sah. Er hatte bronzefarbene Federn und Flügel, deren Spannweite an einen Airbus erinnerten. Alles an ihm war riesig nur der Schnabel war kurz und rund was ihn den Anschein verlieh friedlicher Natur zu sein. Er hob den

Flügel und darunter kam ein Weidekorb zum Vorschein. Viron warf die Tasche hinein. Neben den Krallen des Vogels lag ein Köcher mit zwei Dutzend Pfeilen und ein Bogen. Er warf sich eben dies über die Schulter und wand sich dann mir zu, während er den ersten Bogen spannte. „Du wirst allein fliegen ich helfe Samanthus.“ Er lies den Pfeil los zischen. Er verfehlte meinen Kopf um Haaresbreite und traf sein Ziel, den ein unglaubliches Geheul war zu hören. Ich drehte mich um und sah zehn Meter hinter mir den Wolf ausgestreckt liegen. Ich sah auch Sam, der mit zwei Wölfen gleichzeitig kämpfte, ein anderer war auf

den Weg in unsere Richtung nur vom Vierten war keine Spur, vielleicht hatte er reis aus genommen. Viron riss mich herum. „Du wirst fliegen. Jetzt!!! Du musst Alarm im Palast schlagen.“ als Nächstes drückte er den Flügel des Vogels herunter, sodass ich heraufklettern konnte. Die Federn fühlten sich nicht so an wie ich es erwartet hatte sie waren weich geradezu flauschig und eher fellartig. Er war dicht hinter mir, als ich mich auf den Vogel setzte. Er reichte mir ein Lederband das sich im Federfellkleid des Vogels verborgen hatte. „Halt dich hieran fest. Du musst …“

Doch weiter kam er nicht den nun sahen wir beide, wo der vierte Wolf abgeblieben war. Er war nicht geflohen. Er war am Rand der Lichtung entlang hierher gekommen und war mitten im Sprung, auf mich. Es ging so schnell das ich nicht schreien konnte ich kniff nur die Augen zusammen, um nicht sehen zu müssen, wie der Wolf seine Zähne in Fleisch hauen würde. Doch stattdessen wurde ich nach hinten gestoßen. Der Wolf hatte mich verfällt, weil Viron mich nach hinten gestoßen hatte. Nun war er es der von den Wolf mitgerissen wurde und nach unten fiel. Der Vogel schreckte auf und bäumte sich auf, sodass ich darum kämpfen

musste, nicht hinten abzurutschen. Ich konnte grade noch das Lederband greifen, allerdings nur mit der verwundeten Hand, sodass die Wunde aufriss und der Verband sich rot färbte. Dann spannten sich die Flügel meines Gefährts und wir hoben ab. Innerhalb kürzester Zeit waren wir schon unendlich weit über dem Lichtung. Als ich zurückblickte, konnte ich die Szenerie kaum erkenne. Doch es sah so aus als hätte Sam seinen ersten Wolf erledigt und versuchte das Gleiche nun bei den Zweiten, aus dem Wald kamen immer mehr graue Punkte nur von Viron konnte ich nichts erkennen da waren nur die zwei grauen Wölfe und ein

beigefarbener Punkt, wahrscheinlich ein Weidenkorb, der abgerissen war, als wir abhoben. Krampfhaft versuchte ich mir einzureden das es nur an der Höhe lag, dass ich ihn nicht sehen konnte und nicht daran, dass er grade von einem Wolf angefallen und aus einigen Metern Höhe gefallen war. Ich wand die Augen von diesem grauenhaften Platz ab und sah nach vorn. Doch es war nicht viel zu sehen, die Wolken waren wieder zurück. Also legte ich mich platt auf den Bauch und versuchte ruhig zu atmen. Doch es gelang nicht. Ich hatte das Gefühl mein Herz würde einen unruhigen Takt schlagen, auf und ab hüpfen und im nächsten Moment einen

Schlag auszusetzen, um dann noch schneller zu trommeln. Ich konnte nicht einen klaren Gedanken fassen, es tauchten nur immer wieder die gleichen Bilder auf: Sam und Viron von Wölfen zerrissen, vollkommen blutverschmiert und ich konnte ihnen nicht helfen. Währe neben mir eine Bombe explodiert ich hätte es nicht gemerkt so paralysiert war ich. Die Landung war sanft, so sanft das ich gar nicht bemerkte, dass wir gelandet waren, bis der Vogel sich hinkniete und ich die Steinmauern sah, die mich umgaben. Zu meiner linken sah ich eine Brüstung, die sich weit zu beiden Seiten erstreckte und hinter einem Turm endete.

Als ich jedoch nach rechts sah, standen da fünf Männer in einer Art Uniform aus Leder. Jeder von ihnen trug ent-weder eine Axt, ein beängstigend langes Schwert oder Pfeil und Bogen. Als ich sie ansah, geschah etwas Merkwürdiges: Sie knieten nieder. Da ich das als Zeichen dafür deutete das sie Freund und nicht Feind waren und weil sie mich sowieso von hier runter kriegen würden, rutschte ich von meinen Platz und landete eher schlecht als recht auf den harten Steinboden. Meine Knie zitterten derart das ich überrascht war überhaupt stehen zu können. Meine Gedanken kreisten immer noch um die Lichtung Sam brauchte Hilfe und Viron lebte

vielleicht nicht mehr. Also wieso knieten diese Idioten noch? „Sie brauchen Hilfe!“ Wie auf Befehl standen alle Kerzengrade da.„Euer Hoheit? Ich verstehe nicht, was ist passiert?“ „Als wir auf der Lichtung ankamen, haben sie schon auf uns gewartet vier Wölfe. Viron ist wahr-scheinlich schwer verletzt er wurde von einem Wolf angefallen und ist ziemlich tief gefallen. Als ich weg bin, kamen noch mehr Wölfe aus dem Wald. Sie schaffens nicht allein wenns nicht schon zu spät ist.“„Das sind schlechte Nachrichten aber wie geht es euch Hoheit?“ „Mir? Mir? Verflucht haben sie mir nicht

zu gehört da waren Wölfe und sie waren nur zu ZWEIT. Es ist doch wohl scheißegal, wie es mir geht.“ „Entschuldigt euer Hoheit. Schickt fünf Birdianen zur Lichtung, sie sollen sich beeilen. Du bringst den Pajaro fort. Du gehst weckst die Königen und erstattest ihr Bericht. Ich werde Euch zum Thronsaal geleiten wen es genehm ist?“ „Ja.“ „Wenn ihr mir folgen wollt, Hoheit.“ Oh Gott ich hatte grade einen vollkommen Fremden angeschrien, der wahrscheinlich nur nett sein wollte. Ich musste mich definitiv entschuldigen und ein Bad nehmen ansonsten würde ich noch vollkommen durchdrehen. Die

anderen Männer waren inzwischen in alle Himmelsrichtungen ab-geschwirrt um ihre Aufträge zu erfüllen. Wir schritten zusammen durch einen hohen Torbogen und verschwanden in kurvenreichen schmalen Gängen. Der Boden und auch die Wände waren aus dem gleichen grauen Stein, der im Schein der Fackel rot glänzte. Der Boden war uneben und stieg ab-wechselnd an und führte dann wieder abwärts. Es gab viele Gänge die ihn kreuzten aber wir liefen immer weiter grade aus, oder zumindest kam es mir so vor. Nach einer kleinen Ewigkeit rückten die Wände weiter auseinander, die Steine wurden heller und der Boden

glatt. Ich fand mich in einem großen runden Raum wieder. Zu meiner Linken war ein Art Eingangsportal aus dunklem Holz. Sie war sehr schlicht und hob sich dadurch stark von ihrer Umgebung ab. Links befand sich eine drei Meter breite Treppe aus hellem Stein mit einem glänzenden Geländer das Augenscheinlich mit kleinen und großen Steinen verziert war. An den Wänden waren wunderschöne Zeichnungen. Riesige Bäume waren zusehen und Blumen, die sich um den Stamm flochten und am Boden entlang flossen. Erst auf den zweiten Blick sah man die Frauen und Kinder zwischen den Bäumen. Wenn man den Kopf ganz leicht

hin und her bewegte sah es aus als würden sie tanzen, als würde ein Windhauch durch die Blätter wehen und die filigranen kleinen Bienen von einer Blume zur nächsten fliegen. Die Wände schienen bis in den Himmel zu wachsen. Wenn man ihnen mit den Augen folgte, änderte sich die Szene. Man sah direkt in den Himmel. Ein seichter heller freundlicher Himmel mit feinen Schleierwolken, an dem Vogelschwärme entlang zogen. Sie endeten in einer Glaskuppel, die mit goldenen Ranken verziert war. Meine Beine zitterten schon etwas weniger und auch mein Herz schien wieder einen Rhythmus gefunden zu haben. Direkt vor der Wand

angelangt streckte mein Führer den Arm aus und öffnete ein Tür, die ich bis ebend noch gar nicht wahrgenommen hatte. Sie war perfekt in das Wandgemälde eingearbeitet. Der Knauf hatte die Form eines Efeublatts und der Rest sah aus wie die Rinde des Baums. Grade so als währe es ein großes herausgebrochenes Stück, das durch die letzten Fasern gehalten wird. Oder ebend etwas unromantischer, durch Scharniere. Der Blick auf den Raum hinter der Tür war durch einen roten schweren Vorhang verborgen. Meine Begleitung trat vor, raffte ihn zusammen und trat beiseite. In dem Moment, in dem ich die Ausmaße des Raumes sah,

wurde mir klar das es für das Wort groß einer neuen Definition bedurfte. Es war auch nicht nur ein Raum, vielmehr eine Halle. Der Bodden dieses Saals war mit großen quadratischen matt schimmernden rotbraunen Fliesen belegt. Die eine Wand bestand nur aus großen Fenstern die sich aneinander reihten. Tagsüber musste es ein herrlich heller Raum sein, der die pure Freude und Freundlichkeit ausstrahlte. Die gegenüberliegende und die Wand an der Kopfseite waren bis zur Hälfte mit hellem Holz getäfelt dessen Maserung ein elegant verschlungenes Muster bildete. Die obere Hälfte war mit einer unbeschreiblichen Farbe gestrichen. Sie

sah so aus, wie man sich Milch mit Seide vorstellt. Doch je weiter sie herauf kroch desto dunkler wurde sie. Über ein samtiges grau bis zum satten schwarz an der Decke, das durch viele kleine helle Tupfen freundlich wirkte. Wahrscheinliche sollten es Sterne sein. Die einzigen Möbelstücke waren drei schlichte hohe Stühle die an der Kopfwand nebeneinander standen. Sie verkörperten die rohe Natur. Sie waren weder verspielt noch sahen sie wertvoll aus, aber sie verliehen dem Raum eine Fülle die mir das Gefühl gab gleich aus allen Nähten zu platzen obwohl er vollkommen lehr und still war. Still bis zu dem Moment als eine Tür aufgerissen

wurde, die ungebremst gegen die Wand schlug und eine ungehaltene Frauenstimme erklang. „Das ist doch wohl ein schlechter Scherz. Birdianen zu schicken, pah. Die beiden werden mit ganz anderen Gestalten fertig als ein paar streunenden Kötern die uns Madu Anguis schickt. Anscheinend ist sie ganz wie ihre Mutter. Fabelhaft, fabelhaft. Und wo ist sie überhaupt? Nach 17 Jahren habe ich jawohl das Recht meine Enkelin zu sehen.“ Da sie fortwährend ihr gegenüber anschrie hatte sie keine Ahnung dass ich auch im Raum war. Also währe es wahrscheinlich am besten würde ich

mich umdrehen und einfach gehen. Zum dritten Mal in dieser Nacht kam dieser Entschluss zu spät, die Frau drehte sich ruckartig in meine Richtung so dass sich noch mehr ihrer weißen Strähnen aus dem Dutt lösten. Sie war kleiner als ich, wesentlich kleiner. Und dennoch kam ich mir bei ihren Worten sofort klein, dumm und absolut unwichtig vor. Sie war wirklich eine Königin. Ihre Ausstrahlung ließ alles und jeden erblassen, wie als würde sich alles Licht nur noch auf sie fokussieren. Sie fixierte mich mit ihren klaren Augen drehte sich ruckartig um und ging zurück in dem Raum aus dem sie soeben gekommen war. „Colum sorgen Sie

dafür, dass das Zimmer hergerichtet wird.“ „Jawohl Hoheit sagte die Stimme neben mir.“ Bevor sie sich mir zu wandte. „Ich würde ihr nachgehen Hoheit. Sie kann sehr launisch sein, auch wen sie es meistens nicht so meint.“ Colum verschwand und ich folgte der Frau, die anscheinend meine neue Großmutter sein sollte, in den Raum aus dem sie gerade gekommen war. Im Gegensatz zu der Halle in der ich mich eben noch befand war dieser Raum eher winzig. Die Flammen im reich verzierten Kamin warfen Schatten an die Wand und an die Vitrinen die mit Büchern und kleinen Glasflaschen vollgestellt waren. In der Mitte des

Raumes standen ein kleiner Tisch und zwei gepolsterte Stühle. „Setz dich.“ Währe ihr Ton nicht so herrisch würde ich für diese Angebot fast Dankbarkeit empfinden. Ich lies mich in den Stuhl fallen der mir am nächsten stand und war erfreut als meine Beine aufhörten zu zittern und meine Anspannung ein wenig nachließ. „Es ist erstaunlich wie ähnlich du deiner Mutter bist. Nur die Augen hast du anscheinend von deinem abnormen Vater.“ Ok ich hatte mir vorgenommen nett zu sein. Sie mit meinem charmantesten Lächeln zu bitten mich wieder nach hause zu lassen aber das ging zu

weit. „Entschuldigen Sie aber ich sehe meiner Mutter genauso wenig ähnlich wie mein Vater ein schlechter Mensch ist. Anscheinend kennen Sie ihn nicht. Wir kennen uns jedenfalls auch nicht und ich habe auch nicht vor das nachzuholen.“ „Du solltest dich beruhigen Esmeradine. Sieh dir das Bild an. Du siehst genau so aus wie sie. Und das ich deinen Vater beschimpfe liegt daran das er die Hoffnung meines Landes zerstört und deine Mutter geschwängert hat. Er ist bestimmt ein guter Mensch aber ebend genau das: ein Mensch und das ist das Problem mit ihm.“ Sie zeigte auf ein

großes Ölgemälde neben der Tür. Bei dessen Anblick ich das Atmen vergaß. Die Frau auf dem Bild sah aus wie ich, sie war vielleicht ein paar Jahre älter als ich jetzt aber ihr Haar hatten den gleichen nussbraunen Ton wie meines, ihre Nase war auch lang und schmal, ihre Lippen voll, durch ihr Lächeln bildeten sich zwei Grübchen auf ihren Wangen, sie trug ein Bodenlanges blaues Kleid und an ihrem Handgelenk baumelte ein Goldkettchen mit Edelsteinen in den Verschiedensten Farben und einem kleinen Löwen. Es kam mir vor als würde ich in einen Spiegel schauen nur meine Augen waren anders. Die Augen die mich von der Leinwand anschauten

waren eine Mischung aus den verschiedensten Grüntönen. Der äußerste Rand war von einem dunkeln Grün ähnlich frisch gemähten Grases und wurde zur Pupille stetig heller. Nur zeigte dieses Bild nicht die kleine blonde Frau die mich immer getröstet hatte wen ich mir ein Knie aufgeschlagen hatte. „Diese Frau sieht aus wie ich ja. Aber es ist nicht meine Mutter!“ Sie schien mich gar nicht zu hören, sie starte auf das Bild und schien eher zu ihm zu sprechen als zu mir. „Deine Mutter war grade 21 geworden als man im Wald einen jungen Mann fand. Er wurde zum Schloss gebracht, aufgepäppelt. Wir erkannten schnell das

er ein Mensch war, keiner von uns. Dennoch gestatten wir ihn in den Ställen zu arbeiten. Er konnte gut mit Pferden umgehen.“ Sie sagte es geradeso als währe es seine einzige Qualität. „Irgendwann trafen er und deine Mutter aufeinander. Sie bändelten miteinander an. Es war ihr vollkommen egal was sie damit anrichtete. Eine Sarahnerin und ein Mensch das hatte es noch nie gegeben. Glaub mir ich habe einiges unternommen um das zu verhindern, aber sie wurde schwanger. Obwohl sie einem Anderen versprochen war. Damit stürzte sie uns in den Krieg. Dein Vater und sie flohen zusammen nach deiner Geburt. Es war ein Glücksfall das

Samanthus bei euch war. Erst vor ein paar Jahren konnten wir wieder Kontakt mit einander aufnehmen. So kommt es das du jetzt hier bist Esmeradine. Ich bin alt also bitte versuch nicht mir zu sagen, dass das alles nur eine Verwechslung ist. Den das ist es nicht. Du kannst dich so viel wehren wie du willst du wirst eine Sarahnerin bleiben. Du bist nur hier wirklich zu Hause. Um ehrlich zu sein bin ich überrascht, dass die Beiden dir nie etwas von Sarahtoga erzählt haben. Ich werde dich nicht zwingen hier zubleiben aber du solltest wissen, dass das Schicksal meines Volkes von deiner Entscheidung abhängt.“

„Dann bin ich ja heil froh das Sie mich nicht unter Druck setzen.“ „Was ist mit deiner Hand passiert? Sollten Viron und Samanthus nicht auf dich aufpassen?“ „Oh das war nicht ihre Schult. Das war ein Kleiderbügel.“ Ich sah auf meine Hand herunter. Der Verband war schmutzig und fast die ganze Oberfläche war jetzt rot von Blut. „Vielleicht sollte ich mir ein Pflaster oder so besorgen.“ „Ein Pflaster? Das wird wohl kaum helfen.“ Sie ging hinüber zu einem der Schränke und holte eine bauchige rote Flasche heraus. Ohne zu fragen ergriff sie meine Hand und wickelte mit ihren

kurzen Fingern den Verband ab. Legte meine Handinnenseite nach oben und wischte das Blut ab. Sie war nicht sehr behutsam und ich zog scharf Luft ein, was mir eine hoch gezogene Augenbraue ein-handelte. Großartig jetzt dachte diese fiese alte Schachtel auch noch das ich zart besaitet war. Womit sie rückblickend auch Recht hatte. Sie nahm die Flasche die bis jetzt auf dem Tisch gestanden hatte in die Hand und tropfte die dickflüssige Substanz auf den Schnitt. Im ersten Moment passierte nichts doch dann stieg weißer Rauch von der Wunde auf und man sah im Zeitraffer wie sich die Haut schloss und jetzt neu und rosa

erstrahlte. „Danke.“ „Ich schicke dir jemanden der dir dein Zimmer zeigt.“ Sie ging durch die Tür und lies mich verwirrt und mit tausend Fragen allein zurück. Ich betrachtete noch einmal das Porträt. Es hatte sich verändert. Das Lächeln war verschwunden. Wahrscheinlich hatte ich doch eine Gehirnerschütterung. Ich lies mich zurück in den Stuhl fallen. Das war Alles wirk-lich ziemlich verrückt. Langsam wurde mir bewusst, dass es kein Traum sein konnte. Als die Haut meiner Hand wieder heilte habe ich es gespürt, nicht nur gesehen sondern auch

gespürt und normalerweise spürt man in Träumen doch nichts oder? Aber was sollte dann das mit meinen Eltern? Mein Kopf fing wieder an zu pochen. Vielleicht war es keine gute Idee jetzt darüber nachzudenken. Ich sollte schlafen und mir dann morgen Sorgen machen. Ich konzentrierte mich auf meine Atmung, das half meistens. Als die Tür geöffnet wurde schreckte ich überrascht auf und stand Colum gegenüber der mich anlächelte. „Darf ich eure Hoheit auf ihr Zimmer geleiten?“ „Nur wen Sie aufhören mich Hoheit zu nennen. Ich bin Emma.“ „Es tut mir leid Hoheit aber, dass wäre

wohl kaum angemessen.“ „Wenn ich es befehlen würde?“ „Nun ich befürchte ich werde erst Befehle von euch annehmen wenn ihr eure Rolle akzeptiert habt.“ „Ich schätze mal das ergibt sogar Sinn. Also fein wo soll es hingehen?“ Wir durchquerten schweigend eine Vielzahl von Kammern, Sälen und Fluren, stiegen Treppen empor, vorbei an unzähligen Gemälden, Statuen und Büsten. Bis wir vor einer ovalen, eher rustikalen Holztür standen. Als Colum seine Hand ausstreckte um das gemaserte Holz zu berühren schwang die Tür nach hinten auf und lies einen Blick auf ein wunderschönes Zimmer zu.

Der dicke Teppich war Cremefarben und er sah so aus als würde man in ihm versinken können. Das Bett war riesig und mit dünnen hellen Stoffen umhängt die im Wind, der durch das offene Fenster drang, hin und her schwangen. Die Vorhänge des Fensters bauschten sich ebenfalls auf und sahen im Kerzenlicht wie kleine Wolken aus. Die Kerzen standen allesamt auf dem Schreibtisch neben dem Fenster. Der Talg der träge an ihnen herunter lief hatte schon einen Teil des Tisches erobert und ein Tintenfass eingeschlossen. Es gingen noch zwei weitere Türen von diesem Raum ab. Zwischen ihnen stand eine kleine

Kommode. Die Bilder an den Wänden waren nicht gerahmt sondern nur mit Nadeln befestigt. Auf den Zeichnungen waren vor allem Blumen und Insekten zu sehen, die wenn man den Kopf leicht bewegte zu fliegen schienen oder deren Blätter im Wind wehten. Wie automatisch beugte ich mich nach unten um den Reißverschluss meiner Stiefel zu öffnen. Die Erziehung meiner Mutter hatte doch Früchte getragen. Meine Füße versanken tatsächlich in dem Teppich doch selbst das konnte den Schmerz in meiner Brust nicht überdecken den ich beim Ge-danken an meine Mutter empfand. Jetzt war noch nicht der richtige Zeitpunkt um darüber

nach zu denken. Ich trat an das offene Fenster heran und steckte meinen Kopf hindurch. Der Blick nach unten verriet mir, dass ich mich in einem Turm befinden musste. Während der Blick nach oben, den schönsten Sternenhimmel offenbarte den man sich vorstellen kann. Sie sahen so nah aus das ich unwillkürlich meine Hand nach ihnen ausstreckte. Ich zog sie ruckartig zurück als die Tür ins Schloss fiel. Colum war fort. Ich drehte mich wieder dem Fenster zu, aus dem die kühle Nachtluft hinein wehte. Die vielen kleinen Häuser unter mir waren in milchiges Licht getaucht. Sie waren alle dicht gebaut, sodass die Straßen schmal

und verwinkelt waren. Ich schloss die Augen vor dieser zwar schönen aber auch unglaublich fremden Welt. Doch obwohl alles so fremd war machte sich auch ein Gefühl von Vertrautheit in mir breit. Das Gefühl einer fernen Erinnerung oder nein eher so als würde man sich daran erinnern, dass man etwas geträumt hat aber die einzelnen Fetzen nicht festhalten kann. Sie verschwimmen zu schnell wieder, gehen in einander über und reißen dann wieder ab. Es war verwirrend und verursachte ein brummen in meinem Kopf aber es war auch tröstlich. Es war ein gutes Gefühl selbst hier wo alles anders war etwas zu haben was nicht ganz so fremd

war wie der Rest. Das Zimmer war wirklich wunderschön. Dennoch wollte ich nur zu gern wissen was sich hinter den anderen Türen befand. Als ich die erste Tür aufzog erleuchteten viele kleine runde Blasen an der Decke des Raumes. Rechts und links an den Wänden befand sich je eine lange goldene Stange an der unzählig viele verschiedene Kleider hingen. Die gesamte mir bekannte Farbpalette war vertreten und raubte mir den Atem. Keine der Farben doppelte sich, die Kleider waren aus Samt, Seide, Brokat, bestickt, mit Perlen und kleinen Steinen besetzt und einige schienen sogar mit schillernden Federn verziert zu sein.

Über der rechten Kleiderstange war ein breites Brett angebracht auf dem sich stolz die kuriosesten Hütte zeigten. Sie passten alle zu dem Kleid das unter ihm hing. Links hingegen befanden sich Schuhe auf dem Regal. Einige waren flach, oder mit Hacken zum schnüren am Ende der Reihe sah ich sogar Reitstiefel. Unter ihnen hing ein Traum von Reitkostüm aus dunkel grünen Samt, über der rechten Brust steckte eine goldene Brosche mit einem Löwenkopf. Als Kind hatte ich mal zwei Reitstunden, ich mochte Pferde und das reiten hat auch Spaß gemacht aber dann war es einfach vorbei. Ich bin nicht mehr hingegangen. Warum weiß ich gar

nicht mehr. Doch neben dem Kostüm hing noch etwas. Etwas das mich zurückschrecken lies. Da hingen tatsächlich zwei verschiedene Pelzmantelausführungen. Einer war aus langem hellbraunen Fell mit Kapuze und großen Taschen und einen Muff. Der andere war aus dunklem Leder. Aus den Tasche lugten Handschuhe heraus. Unter ihnen standen zwei verschiedene Stiefel. In dem Augenblick in dem ich sie gesehen habe war für mich klar, dass ich so etwas nie anziehen würde. Ich war wirklich kein Ököfreak aber Pelze fand ich widerlich. Ich wand mich wieder der rechten Seite zu. Ich wollte gerade ein wundersam schimmerndes

fliederfarbendes Kleid genauer unter Augenschein nehmen, als mein Blick auf eine Stapel unter dem Kleid fiel. Da lagen tatsächlich mein Sachen, fein säuberlich aufeinander gestapelt aber so als müsste man sie verstecken. Ich zog meinen alten Pyjama zwischen den Jeans und Pullovern heraus und wollte nur noch ins Bett. Jedenfalls so lange bis mein Blick auf den Spiegel in der Tür fiel. In meinem Haar hing immer noch Laub und mein Gesicht war schmutzig. Ergo ich brauchte definitiv ein Badezimmer. Ich schob die Tür auf und tapste zur zweiten Tür. Anscheinend war heute doch kein sooo schlechter Tag, den hinter dieser Tür befand sich

tatsächlich ein Bad. Die Fliesen waren Terrakottafarben mit cremefarbenen Sprenkeln. Die Badewanne und das Waschbecken waren aus dem gleichen Stein. An der Decke befanden sich auch wieder die gleichen Leuchtkugeln. Ein frischer Zitronenduft strömte mir entgegen, als ich den Inhalt einer kleinen grünen Flasche in mein Badewasser goss. Während das heiße Wasser in die Wanne plätscherte sah ich mich noch ein wenig um. Als das schäumende Wasser meinen Körper umhüllte kam ich zu dem Schluss, dass das alles viel zu schön war um Wirklichkeit zu sein. Aber hey, wen kümmert das wenn er in einem

Badezimmer ist das es mit dem Ritz Carlton aufnehmen kann?

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Hörbuch

Über den Autor

Imske
Irgendwo im Nirgendwo auf einer kleinen Insel aus Geschichten, umgeben von einem See aus Freudentränen, sitze ich und der Wind klingt wie Lachen und streicht durch meine Haare. Irgendwo im Nirgendwo auf einer kleinen Insel aus Geschichten, sitze ich und warte, dass der Stift, der vor mir liegt zu schreiben beginnt und meine kleine Insel größer wird. Ja, irgendwo im Nirgendwo auf einer kleinen Insel aus Geschichten sitzt ein Mädchen und träumt davon was wäre wenn und wo wenn nicht hier? Immer wenn sie aufwacht dreht sie sich wieder um und flieht irgendwo ins Nirgendwo auf eine kleine Insel wo der Wind wie Lachen klingt.

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Alium Ich liebe es. Du schreibst so lebendig bildhaft. Dein Stil wirklich wunderbar. Irgendwie schaffst du es mir ein ganz genaues Bild in den Kopf zu zaubern...
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