Kurzgeschichte
Inspektor Mops: Scharfe Sachen - Forumsbattle 31

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"Ein neuer Fall für Inspektor Mops. Wie immer ein bisschen angeschrägt."
Veröffentlicht am 22. März 2014, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ryek Darkener ist seit einiger Zeit in virtuellen Welten unterwegs. In das Schreiben eingestiegen ist er mit zwei erfundenen autobiografischen Romanen sowie einer Kurzgeschichte aus dem 'EVE Online' Universum. Mittlerweile schreibt und veröffentlicht er eigene Geschichten, die vor allem in der Science-Fiction und Mystery angesiedelt sind.
Ein neuer Fall für Inspektor Mops. Wie immer ein bisschen angeschrägt.

Inspektor Mops: Scharfe Sachen - Forumsbattle 31

Klasch!

Mops hielt sich die linke Wange und sah die ihm gegenübersitzende Frau fragend an.

"Du Schürzenjäger!", schimpfte sie.

"Wie meinen?"

Die dunkelhaarige Frau mit dem schmalen Gesicht, von guten Bekannten, zu denen sich Mops bisher gezählt hatte, Leo genannt, schoss einen Blick auf ihn ab, der bei anderen Gemütern ein Loch zwischen den Augen hinterlassen hätte.

"Ehrlich! Für wie blöd hältst du mich eigentlich?"

"Soll ich jetzt diplomatisch antworten?"

Leo holte überrascht Luft. Ihre Kollegen hatten sie gewarnt. Mops, dieser Spinner, der

angeblich mit den Toten sprach. Trotzdem hatte sie den großen, hageren Mann interessant gefunden. Bisher. Oder immer noch? Diese Kaltschnäuzigkeit hatte sie jedenfalls nicht als Reaktion auf ihren Ausbruch erwartet.

"Das will ich hören! Wie du das diplomatisch erklären willst, ohne zu straucheln."

Mops griff nach seinem Weinglas und leerte es auf einen Zug. Der Grüne Veltliner schüttelte ihn kräftig durch.

Er hielt sich die Hand vor den Mund, um höflich, aber unüberhörbar zu rülpsen. "Verzeihung."

"Sehr diplomatisch."

"Verzeihung für das Rülpsen." Mops lächelte, so ähnlich wie Tod seine Klienten

anlächeln würde. "Der Alkohol schafft hoffentlich den Schnupfen."

"War’s das jetzt?" Leo griff nach ihrer Jacke.

"Nicht ganz. Da fehlt noch der diplomatische Teil."

Sie zog die Jacke über.

"Was genau hat dich eigentlich so hochgehen lassen? Ich dachte, wir kämen beide gut voran, bis du ..."

"Du weißt es wirklich nicht?"

"Hey, nein!"

"Dass dieses Rollenspieler-Lokal, die Zauberzone, total abgefahren ist, habe ich schon vorher gewusst. Dass du hier gut reinpasst auch. Aber mich im Ernst zu fragen, ob ich deine Sense sehen will! Hallo? Wie plump ist das denn!"

Mops klapperte überrascht mit den Augenlidern. "Was ist dein Problem? Ich dachte, du stehst auf scharfe Sachen. Oder machst du deine Gäste mit dem Stumpfen auf?"

Leo sah ihn entgeistert an. "Sagt dir Sexismus irgendwas?"

"Ein gewichtiges Wort, mittlerweile welk geworden. Wenn du die Sense nicht sehen willst, hätte ein einfaches Nein genügt."

Leo war irritiert. "Sag mal, Inspektor Mops, wolltest du mich etwa NICHT flachlegen?"

Mops zuckte mit den Schultern. "Doch, schon. Aber was hat das mit meiner Sense zu tun?"

"Ich glaube, wir reden aneinander vorbei."

"Sieht so aus."

"Bringst du mich nach Hause? Biss vor die Tür."

Mops stand auf. "Natürlich. Danke für den netten Abend."

Zu Hause angekommen genehmigte Mops sich noch ein Bier. Dann ging er ins Arbeitszimmer und schloss den Waffenschrank auf. Als er die Sense aus dem Futteral zog und aufklappte, lief ein weißer Schimmer an der Schneide entlang. Mops prüfte die Waffe, indem er ein Kirschblütenblatt an der Klinge entlangzog. An einer Stelle gab es einen leichten Widerstand. Mops setzte sich, nahm

den Schleifstein vom Tisch und begann mit der Arbeit.

"Krieg und Frieden, mal wieder. Erst Krieg, nun Frieden." Der Tote, für alle außer Mops unsichtbar, stand neben seiner Leiche und machte einen unglücklichen Eindruck.

"Jetzt komm schon", drängte Mops. "In der Pathologie erfahre ich es sowieso. Was ist passiert?" Er zeigte auf das Chaos ringsherum. Die Stereoanlage des Opfers hatte sich in Trümmer aufgelöst, die gewaltigen Boxen genau so wie Teile der umstehenden Möbel. Das allein hatte nicht den Tod bewirkt. Der Tote war von Kleinen Löchern übersät, deren Verursacher die Kleidung ohne Großen Widerstand

durchdrungen zu haben schienen.

"Das musst du schon selbst herausbekommen. Du kennst die Regeln."

Mops wand sich. "Ja. Natürlich. Ich wollte nicht schummeln. Aber die Leo", er räusperte sich, "die Pathologin ist im Moment nicht gut auf mich zu sprechen. Ich dachte, du sagst mir vielleicht vorab, was sie finden wird. Dann brauche ich nur ihren Bericht zu lesen."

Der Geist schüttelte den Kopf und grinste. "Ist heut nicht deine Woche, wie es aussieht."

Mops biss die Zähne zusammen. "Na gut. Wenn du den Sturm willst, dann sollst du ihn bekommen!"

"Jetzt kommt er auch noch mit Philosophie", lästerte der Geist. Er

lenkte ein wenig ein. "Wie du noch nicht siehst, stecken Metallteile in mir, die meisten ziemlich zackig. Du stellst dir sicher die Frage, wie die in mich hineingekommen sind."

"Ja. Tue ich. Ist mein Job."

"Genau das darf ich nicht verraten. Aber möglicherweise ist deine Pathologin ja hilfreich."

"Wobei?"

Der Geist sah Mops indigniert an. "Sagt dir Sexismus was?"

"Fang du nicht auch noch damit an." Er öffnete die Zimmertüre und winkte den Kollegen, die Leiche abzutransportieren.

"Willst du zusehen?"

"Wenn es nichts ausmacht."

Leo seufzte. "Warum frage ich eigentlich?" Sie beugte sich über den entkleideten Toten. "Todesursache sind eindeutig die Schrapnells in seinem Körper, welche mit letaler Wucht eingedrungen sind. Du sagst, er war in seiner Wohnung, das Zimmer sei verwüstet gewesen. Aber die Spurensicherung hat keinen Sprengstoff feststellen können, obwohl es aussah, als ob da eine Handgranate gezündet worden wäre?"

"Genau. Es hat zum Beispiel seine Stereoanlage total zerfetzt. Die Boxen waren nur noch Sägemehl. Unter anderem."

Leo ging zu ihren Instrumenten und legte die Handschuhe ab. Dann tippte sie die "Start"-Taste auf dem am Nebentisch

stehenden Ghettoblaster. Sie streifte neue Handschuhe über und griff nach dem Skalpell. "Jetzt sehen wir uns die Dinger mal genauer an."

Die Klangspitzen des Speed-Metal Stückes sägten an Mops’ Nerven, wohingegen der Geist und Leo mitwippten. Leo führte die Schnitte mit ruhiger Hand, unbeeindruckt vom höllischen Tempo der Gitarrenriffs. Sie entfernte einige der Metallteile aus dem Körper und ließ sie im Takt der Musik in eine bereitstehende Schüssel fallen. Mops sah zum Geist, der Leo begeistert ansah.

"Du nicht! Nicht mehr!" Mops grinste hämisch.

Der Geist ballte wütend die Fäuste.

"Was?" Leo schreckte aus ihrer Konzentration auf. "Verdammt! Beinahe hätte

ich mich geschnitten!"

"Weißt du was? Wir sind uns gar nicht so unähnlich. Abgesehen vom Musikgeschmack vielleicht. Was hast du denn so an scharfen Sachen zu Hause?"

Leo richtete sich auf und hielt das Skalpell so, als ob sie den bereits Toten erstechen wollte. Sie sah aus wie eine Druidin bei der Arbeit, eine Göttin des Todes. Der Moment ging vorüber. Mops wagte vorsichtig weiterzuatmen.

"Hast du viele Probleme mit den Nachbarn?"

"Wegen der Musik? Nein." Sie lächelte.

So wie er lächeln würde, wenn jemand ihm gegenüber versuchte, anderer Meinung zu sein. Mops lächelte zurück.


Da kam ihm ein Gedanke. Er ging zur Musikmaschine und schaltete sie ab. Griff nach dem Handy. "Müller? Ja, ich bins, Mops. Sagen Sie mal, was hatte unser Toter denn in seiner Musiksammlung?" Er lauschte gespannt. "Aha. Gab es Probleme mit den Nachbarn? Aha? Alle Nachbarn vernommen? Aha. Und seit wann ist der angeblich im Urlaub? Aha. Was macht der beruflich? Na so was! Besorgt euch einen Durchsuchungsbefehl und seht in der Wohnung nach. Die Kollegen von der Spurensicherung sollen einen Akustikspezialisten hinzuziehen."

Er sah den Geist an. "Wie war ich?"

"Ohne die wärst du nie darauf gekommen!", heulte der Geist und zeigte auf

Leo.

"Stimmt. Ein Glück, dass du so verschwiegen warst. Weißt du, was das Sahnehäubchen auf diesem Fall sein wird? Dank des Umweges?" Er warf einen auffordernden Blick in Leonies Richtung. "Du zeigst mir deine Plattensammlung, ich bringe die Sense mit? Und einen guten Wein?"

Leo nickte vorsichtig zustimmend. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. "Als was verkleidest du dich eigentlich zu Fasching?"

"Rate mal."

Hinter seinem Rücken hörte er ein verwehendes "Wenn ich meine Hormone noch hätte, dann würde ich …

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RyekDarkener
Ryek Darkener ist seit einiger Zeit in virtuellen Welten unterwegs. In das Schreiben eingestiegen ist er mit zwei erfundenen autobiografischen Romanen sowie einer Kurzgeschichte aus dem 'EVE Online' Universum. Mittlerweile schreibt und veröffentlicht er eigene Geschichten, die vor allem in der Science-Fiction und Mystery angesiedelt sind.

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RyekDarkener Danke euch für die positiven Kommentare.
Es freut mich, dass die Geschichte gefallen hat.

LG
Ryek
Vor langer Zeit - Antworten
koollook Lustige Geschichte. Hat mir gefallen.
Vor langer Zeit - Antworten
Scheherazade Tolle und originelle Idee...hab deine Geschichte mit Begeisterung gelesen!

LG
Scheherazade
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Sehr cool ...
mehr sollte ich wohl nicht dazu schreiben - - -
außer noch, dass ich es sehr gern gelesen habe.
Frettschen
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE 
Hallo Ryek,
Deine Battlegeschichte "Inspektor Mops" habe ich gelesen.
Sehr lebhaft und originell, finde ich, geschrieben. Mit einem Geist zu sprechen, ist schon etwas ganz Besonderes. Da hast Du Dir etwas einfallen lassen.
Viel Glück daimit beim Battle.
Lieben Gruß
Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
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