Romane & Erzählungen
Auch ich musste lernen zu begreifen

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"Auch ich musste lernen zu begreifen"
Veröffentlicht am 08. März 2014, 58 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Na ja, ich schreibe, weil es mir einfach sau viel Spaß macht. Ich geh noch zur Schule und mach gerne was mit meinen Freunden oder gehe ins Kino;)
Auch ich musste lernen zu begreifen

Auch ich musste lernen zu begreifen

1.Kaptel

Ich fühlte mich viel älter, als ich mit der kurzen Hose und meinem Schlafanzugoberteil die Treppe hinunter ging. Es war immer seltsam, wie die alten Bilder, welche Oma an den Wänden hingen, auf einen wirkten. es waren viele dabei von meiner Mutter, die bereits kurz nach meiner Geburt stab und von einem Vater hatte ich nie etwas gehört. Ich ging in die Küche und machte mir einen Kaffee, während ich darüber nachdachte, wie lange ich hier wohl noch wohnen würde. Sowas wie ein richtiges zu Hause hatte ich nicht, da ich ja ein Waisenkind war, manchmal

wohnte ich bei meiner Tante, dann bei meinen Großeltern und dann mal wieder bei einer Freundin, wenn ich es erlaubt bekam. Ich tapste mit den nackten Füßen über den braun gefliesten Boden bis zum Esstisch, an dem mein Opa gerade Zeitung las. Wir redeten nicht viel miteinander, obwohl wir uns gut verstanden. Wie jeden morgen reichte er mir das Kinoprogramm und einen seiner Zuckerwürfel, doch anstatt ihn in meinem Kaffee zu versinken kaute ich genüsslich darauf herum. Es war wie jeden morgen, die Vögel zwitscherten und die Sonne schien durch die alten Vorhänge, sodass man den Staub sah, der durch die Luft wirbelte. Das alte

Haus knarzte jedes Mal auf eine unangenehme Weise, wenn ich anfing zu kippeln und meine Füße auf den Tisch legte. Meine Großeltern hatten nichts dagegen, sie waren beide auf dem Land aufgewachsen und wollten nicht als zu verklemmt abgestempelt werden, da hier sowas eigentlich egal war. Meine fast pechschwarzen Haare fielen mir ins Gesicht, doch anstatt sie wegzustreichen, fing ich an sie mir um den Finger zu wickeln. Obwohl ich bisher kein großes Glück hatte in meinem Leben, war ich kein Kind voll Traurigkeit, eher im Gegenteil, doch selbst meine Natur schien etwas anderes zu behaubten, meine Augen waren grau,

grau wie der Staub, meine Haare ebenfalls so dungel wie die Nacht und meine Haut war unnatürlich dunkel. Ich war die, die anders war in unserer Familie, denn die meisten von uns hatten blonde Haare und waren blass, so dass es manchmal schon richtig furchtbar aussah, aber ich war nicht so und deshalb galt ich oft als das Pech in der Familie, obwohl es keinen Anlass dazu gab. In der Schule war es anders, ich war eine Schönheit, das wusste ich, aber sowas durfte man ja nicht mehr aussprechen, nicht mal auf dem Land. Mit meinen nun schon 16 Jahren hatte ich schon ein Haufen Freunde gehabt, in die ich alle mehr oder weniger verknallt

gewesen war, doch ich hatte seit kurzem die Entscheidung getroffen, ganz von hier wegzugehen, ich würde mir eine WG in einer Stadt suchen, vielleicht Köln oder Hamburg und dort dann von neu anfangen. Ich würde nach dem Realschulabschluss in der Stadt auf ein Gymnasium gehen, ABI machen und danach vielleicht studieren.

Meine Langeweile wurde durch ein Niesen unterbrochen, welches ich jeden morgen bekam, wenn ich zu lange in der vrstaubten Bude herum hockte. Wie sonst auch, zog ich meine lilanen Gummistiefel an, die mir noch viel zu groß waren und ging in den Hühnerstall um frische Eier zu holen, die kurze zeit

später als Rührei, Spiegelei oder Omlett in meinem Magen verschwanden. Außer Hühnern besaßen meine Großeltern noch zwei ältere Pferde, eine Hand voll Schafe und eine Menge Hunde, größtenteils Schäferhunde, doch auch zwei Dackel, die bereits älter waren als ich und die ich besonders gern hatte, denn sie hatten einmal meiner Mutter gehört. Ich dachte oft an sie, auch von ihr hatte ich nichts, was mich so dunkel machte, doch ich hatte ihre Gesichtszüge und sah ihr trotz allem verblüffend ähnlich. Meine Großmutter erzählte oft von ihr, ich glaube meine Mutter war anders gewesen, sie hatte Dinge genau beobachtet und mehr auf

Andere als auf sich selbst geachtet und auch ihr hatten die Männer zu Füßen gelegen, doch sie ließ niemanden an sich ran, fast niemanden. Über meinen Vater wurde nicht gesprochen und ich traute mich auch nicht nach ihm zu fragen, aber ich glaube meine Großmutter hat ihn sehr gern gehabt. Manchmal, ja manchmal, das sah sie mich so verloren an und sie sagte nichts mehr, als "du siehst ihnen so ähnlich, mein Kind".

eine Zeit hatte ich versucht herauszufinden, wer mein Vater war, doch es schien nicht ein einziges Fote von ihm zu geben, kein altes Buch, in das er reingeschrieben hatte und auch keine Briefe, nicht mal eine Postkarte.

Obwohl ich wusste, wie viel Uhr es war, sah ich auf die Uhr um mir dann einen weiteren Kaffe zu machen, den ich dann aber auf der Schaukel in unserem Garten trank. Es war fast mittag und ein paar Kinder spielten auf der Straße, ich kannte sie, wie jeden anderen auch in diesem Dorf, doch ich schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit, weil ich keinen Grund sah, zu diesen Einsiedlern zu gehören. Ein Junge, etwa in meinem Alter kam vorbei und brachte Milch vorbei, wie jeden Vormittag. Eine Zeit lang hatte er mich immer wieder gegrüßt, doch als ich nichts entgegnete, hatte er irgendwann damit aufgehört. zehn Minuten nachdem er weg war,

pflügte ich zwei Hände voll Himbeeren und ließ sie mir auf der Zunge zergehen. Das war es, was ich jeden Morgen machte, egal um welche Uhrzeit, immer denselben Tagesablauf, allerdings wünschte ich mir nichts anderes, als dass es anders wäre, doch ich wusste vor lauter Langeweile nicht, was ich tun sollte. Hier gab es kaum Netz, geschweige denn Internet und das einzigste Hobby, das man hier haben konnte, war joggen zu gehen oder mit einem labrigen Rad durch die Gegend zu fahren, was nach einiger Zeit auch ganz schön eintönig war. Schließlich ging ich in mein Zimmer und packte meinen beigen Bikini und ein Handtuch in meine

tasche und fuhr mit dem Rat zum nächsten Badesee, der fast zwei Stunden entfernt war, doch es war die einzigste Möglichkeit ein paar Jugendliche in meinem Alter kennenzulernen und nicht ständig zu Hause zu sitzen. Hier gab es keine Radwege, nur Waldwege, die nicht oft genutzt wurden und schon fast zugewachsen waren. Die Sonne schien durch die Blätter und fiel direkt auf mein Gesicht.

"Ach Mia, wärst du nur in der Stadt aufgewachsen", sagte ich zu mir selbst und schloss die Augen.


Am See war viel los, doch ich sah keinen, den ich kannte. An einem

Fahrrarständer schloss ich mein Rad an und band meine Haare zu einem Zopf zusammen. Während ich bezahlte, merkte ich, wie eine Gruppe von Jungs, die etwas älter waren als ich, zu mir rüber sahen, doch ich ignorierte sie und grinste nur still in mich hinein. Unter einem Baum fand ich ein kleines Plätzchen, an dem ich mein Handtuch ausbreitete und mich mit Sonnencreme eincremte, mit meiner Figur konnte ich leider nicht so angeben, fand ich zumindest, ich hatte weder besonders lange Beine, noch einen flachen Bauch und geschweige denn die gewünschte Oberweite, was ich auch von meiner Mutter hatte. Aus meiner Tasche holte

ich meine alte Sonnenbrille, die mir meine Oma geschenkt hatte und die schon älter war als sie. Mit einem Buch machte ich es mir bequem und hoffte darauf, dass mich jemand ansprach. Neben mir lag eine Gruppe von Jugendlichen, die ebenfalls 16 waren, glaubte ich, und einer von ihnen sah ständig zu mir rüber, doch ich erwiederte nichts, weil ich wissen wollte,ob er sich traute mich anzusprechen, ohne dass ich ihm zeigen musste, dass ich schon jetzt an seinem Arsch klebte. Um ihn etwas zu provozieren, stand ich auf, streckte mich kurz und ging mit den Füßen ins Wasser, wobei ich etwas mit meinem Hintern

wackelte, den ich wenigstens hatte. Zu meiner Überraschung hatte er bereits jetzt genug gesehen und versuchte unauffällig ebenfalls schwimmen zu gehen. Es war genau das, was ich wollte, ich spielte gerne mit Jungs, es war das Leichteste, sie um den Finger zu wickeln. Er versuchte mich beiläufig anzulächeln und nicht rot zu werden, ich tat ihm diesen einen Gefallen und lächelte zurück.

2.Kapitel

Ich war nicht viel länger am See gewesen, da nichts besonderes geschehen war und es allmächlich langweilig wurde. Jetzt saß ich mit meinen Großeltern am Esstisch und wartete auf eine große Portion Spaghetti, die es jeden Sonntag abend gab, darauf setzten wir uns alle an den Kamin, obwohl es Sommer war und eigentlich viel zu warm. Wir redeten immer lange, manchmal diskutierten wir bis in die Nacht hinein, das war die einzigste Zeit, in denen ich meinen Großeltern nah war, denn obwohl ich bei ihnen wohnten, waren wir so weit

voneinander entfernt und uns immernoch so fremt, aber diesen abend war alles anders, anders als sonst.


Ich saß auf der kleinen Couch, die einen furchtbaren Blumenbezug trug, lackierte meine Fingernägel in einem hellrosa Ton und wartete bis jemand kam, der mir auf irgendeine Weise Gesellschaft leistete, wie ja sonst auch. Mein Großvater kam irgendwann zu mir und setzte sich stöhnend in seinen alten Sessel, während er wie immer Zeitung las. Es dauerte eine Weile, bis sich meine Gr0ßmutter sehen ließ, doch schon als sie ins Wohnzimmer kam, wusste ich, dass etwas nicht stimmte, sie hatte diesen

ernsten Gesichtsausdruck und sie hielt etwas in der Hand, etwas Kleines.

"Ist jemand gestorben", fragte ich und hatte diesen einen, kleinen Hintergedanken, der ergenzte "Mal wieder?" so wie das bei alten Leuten eben war. Sie gab mir jedoch keine Antwort, sondern setzte sich wortlos neben mich, selbst mein Großvater hatte die Zeitund beiseite gelegt und schuttelte leicht den Kopf.

"Liebes", began meine Großmutter, was nichts gutes bedeutete, da es so nahstehend war, obwohl wir uns eigentlich nicht einmal kannten "das hier, das ist von deiner Mutter, das ist ihr altes Tagebuch, sie hat es mir damals

gegeben und gesagt, ich solle es die geben, heute."

Von dem einen auf den anderen Moment, wusste ich nicht, was ich sagen sollte, alles schien so weit weg und ich musste es erst ein paar Mal in meinen Gedanken wiederholen, bis ich es verstand. Ich riss meiner Großmutter das Bich aus der Hand, doch ich traute mich nicht es zu öffnen.

"Mach nur, Liebes", sagte meine Großmutter und sah mich gebannt an. Langsam öffnete ich es, es knarzte etwas und der Staub viel von einigen Seiten.

"Für meine kleine Tochter" stand vorne drinnen und mein erste Gedanke war, wieso wusste sie, dass sie ein Mädchen

bekommen würde, aber wahrscheinlich wusste sie es einfach durch irgendwelche Ultraschalbilder oder soetwas. Ich schlug die Nächste Seite auf, sie hatte das Datum von heute, den 15.Mai, ein kleines lächeln huschte über mein Gesicht, meine Mutter war seltsam gewesen.

Ich war etwas unsicher, ob ich wirklich lesen sollte, oder es nicht einfach in meine Schreibtischschublade legen und es für immer und ewig vergessen sollte.

Aber ich wollte mir diesen Gedanken ersparen und bevor ich auch nur zwei Sekunden darüber nachdenken können, fing ich an zu lesen.


Liebes Tagebuch,

ich weiß nicht, was ich schreiben soll, ich könnte dir von der Schule erzählen oder von dem Wetter, aber ich möchte doch, dass derjenige, der das hier später einmal liest, es doch interessant findet, also kann ich nicht mehr erzählen, als das ich heute den Massimo mal wieder gesehen habe, er ist mit unserem Bus gefahren und ich glaubr, er hatte heute Geburtstag. Ich finde, dass es immernoch so aussieht wie in der Grundschule, na ja, er ist etwas hübscher geworden, aber mehr auch nicht, er strahlt immernoch die ganze Zeit und ist so unendlich glücklich, ich wünschte, ich könnte so sein wie er,

vielleicht ohne die Zigaretten und den Alkohol.

Ach ja, und ich hab einen Jungen aus meiner Klasse heute voll abblitzen lassen, aber er war auch wirklich nervig, irgendwie ist er ja nett und so aber ich versteh es einfach nicht, wenn Jungs es nicht verstehen, wenn man nichts von ihnen will, dann sind sie immer gleich so eingeschnappt, aber es ist immernoch besser als eine von diesen Schlampen zu sein, die mit vierzehn schon mit jedem Typen ins Bett springen...


Ich hatte genug gelesen, aber es schien, als ob ich meiner Mutter ziemlich ähnlich sei, sie dachte wie ich, na ja,

etwas kindlicher, aber immerhin war sie zu dem Zeitpunkt auch noch nicht so alt wie ich jetzt.

Langsam strich ich über die Zeilen und konnte es kaum fassen, dass das einmal meine Mutter geschrieben haben sollte. Meine Neugier war so groß...


...aber manchmal frag ich mich doch, ob ich nicht glücklicher gewesen wäre, wenn ich weiter zu diesen Zicken gehört hätte, ich meine, mein Herz wird nie bei ihnen sein, aber viel mehr Menschen würden mich als diejenige sehen, die ich wirklich bin, obwohl ich es doch selbst nicht weiß. Es war so schön sich hinter all diesen Menschen zu verstecken, so

selten meine Meinung sagen zu müssen, weil mich niemand je danach gefragt hatte und einfach als ein "normales" Mädchen angesehen wurde, aber jetzt muss ich meine eigenen Entscheidungen treffen, ich muss darüber nachdenken, was gut und was schlecht ist und ich muss meine Kämpfe alleine kämpfen, aber so oft wünsch ich mir, dass ich doch nur jemand hätte, der für mich da ist, immer. Der an mich glaubt, der mir sagt, dass ich alles richtig mache und nicht aufgeben soll und vorallem, dass ich weiter nach mir selbst suchen soll, denn ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin, auch wenn es sich nicht so anfühlt.

So, das war´s. Am Wochenende geh ich mit meiner Schwester Schlittschuh laufen, da sogar noch etwas Schnee liegt, was eigentlich sehr ungewöhnlich ist.

Bye Bye


Hiu, war das erste was ich dachte. Ich war nun schon zwei Jahre älter und ich war lang nicht so klug, ich glaube sie wusste genau, was und wie sie es tat, sie wusste nur nicht, was die Folgen davon waren.

Langsam schloss ich das Buch wieder, doch meine Gr0ßeltern sahen mich erwartungsvoll an.

"Ich...ähm...ich will in meinem Zimmer

weiterlesen", stotterte ich und stand von der Couch auf.

"Geh ruhig", antwortete meine Großmutter und sah mir hinterher.

In meinem Zimmer, auf das die Beschreibung klein aber fein sehr gut zu passte, legte ich mich auf mein Bett und blätterte zum nächsten Tagebucheintrag, der am 2.7.1993 geschrieben wurde, offenbar hatte meine Mutter damals nicht sehr oft geschrieben.


Liebes Tagebuch,

haben heute eine neue Mitschülerin bekommen, sie scheint nett zu sein, doch auch etwas seltsam. sie erzählt nichts von ihrer alten Schule und auch

nicht wieso sie gewechselt ist.

Außerdem haben wir gestern eine neue Katze bekommen, jetzt haben wir schon zwei und sie ist wirklich süß. Nala haben wir sie getauft und sie ist nicht mal ein halbes Jahr alt und passt gerade mal in meine Handfläche.

Ich werde heute nicht viel schreiben, weil mir nichts mehr einfällt, aber vielleicht gibt es das nächste Mal ja mehr zu erzählen.

Tschüssiiii


Mit einem leichten Herzrasen blätterte ich um, doch ich hatte keine Ahnung, was mich danach alles erwarten würde.


Liebes Tagebuch, 7.10.1998

jetzt darf ich es aussprechen, dieses Wort: nie, wie ich es hasse. Nie, nie wieder werde ich ihn sehen, nicht in diesem Leben, ich werde nicht mehr von ihm erzählen, wie ich ihm an der Bushaltestelle begegne, ohne dass es meinen namen weiß, denn er ist tot. Gestern abend gab es einen schweren Autounfall, er, Massimo, war dabei, dsie sind von der Kirmes nach Hause gefahren und saßen zu acht im Auto. In einer Kurve ist das Auto weggeschleudert und er ist hinausgeschleudert worden aus dem Auto, dabei ist er ohnmächtig geworden und in einem See ertrunken, seine

Freunde haben noch versucht ihn zu finden, aber es war zu spät, außerdem haben sie nichts sehen können, da es zwei uhr nachts war. Ich kann es kaum fassen und meine Hände zitter so sehr, weil ich es selbst nicht fassen kann,...


Ach du scheiße, ich kannte ihn zwar auch nicht, aber sie scheint ihn wohl sehr gemocht haben, obwohl sie kaum was über ihn erzählt hatte bis jetzt. Man konnte kleine Wölbungen in dem alten Papier erkennen, wahrscheinlich hatte sie dabei geweint und es war schwierig ihre Handschrift lesen zu können.


...immerhin war er gerade mal 16. Ja, 16

und er war so verdammt hübsch und vor allem so glücklich, immer. Ich kiann an nichts anderes mehr denken als an ihn und an die Wut auf seine Freundin, die all das zu ließ, sie zwang ihn in dieses beschissenes Auto, obwohl er nicht wollte und genau das, war der größte Fehler den er je begangen hat. Aber das Schlimmste an all dem ist, dass ich ihm vorher nicht einmal sagen konnte, wie sehr ich ihn gemocht hab, obwohl wir uns nicht kannten. In der Grundschule war er mal mit Elisas großer Schwester zusammen und wir mussten ihm immer Briefe von ihr bringen, die sie ihm geschrieben hatte. Ich konnte nie meine Augen von ihm lassen, denn er war so

anders, er war was besonderes.

Ich kann es einfach nicht begreifen, dass ich ihm vorher nicht einmal meinen Namen hätte sagen können, denn er hätte mich sowieso für ein kleines Kind gehalten und den Mut dafür hätte ich sowieso nicht gehabt, es sei denn, er wäre defür nicht gestorben. Wie sich das anhört, gesorben. Vielleicht hat er bei Gott ja ein noch schöneres Leben, ich wünsche ihm dort wenigstens bessere Freunde und jemanden, der ihn von ganzem Herzen liebt, nicht wie seine Freundin, die genau das Gegenteil tun, ich meine tat.


Was man nicht alles so über die eigene

Mutter erfährt, von der man nicht mal den Namen wusste, anscheinend war sie sogar gläubig, ich nicht. Diese ganzen Geschichten um Gott und die Welt waren doch purer Schwachsinn und dann erst die Engel, die einem Träume schickten und sowas, das gab es doch eh nicht. Irgendjemand hatte damals damit einfach ein Arsch an Geld gemacht und das war´s, aber wenn es meiner Mutter half, will ich mein Gelaber wenigstens für sie aufheben. Sie hatte damals glaube ich mehr Erfahrungen in ihrem Leben, als ich es jemals haben werde. Ich könnte stolz auf sie sein, wenn ich sie gekannt hätte.

ich gähnte leise und merkte erst jetzt,

wie müde ich war, aber ich war neugierig und konnte einfachg nicht still sitzen. Leise schlich ich die Treppe hoch auf den Dachboden und suchte nach dem Lichtschalter. Meine nackten Füße machten seltsame Geräusche auf dem Dielenboden und wühlten den Staub auf. Mir war klar, dass ich nlange brauchen würde, um hier etwas von meiner Mutter zu finden, vielleicht ein paar Fotos oder ein Notizbuch, vielleicht alte Schulhefte in die sie reingeschrieben hatte. Ich fing ganz hinten an, ich fand ein paar alte Kuscheltiere und ein paar andere Spielsachen. nach drei Stunden, hatte ich noch immer nichts gefunden und gab die Suche auf. Als ich das Lich

ausschaltete, viel mein Blick auf eine alte Umzugskiste, die ich noch nicht durchforstet hatte. Ich gab mir einen kleinen Ruck und öffnete sie und ich hatte Glück. Ganz oben lag eine kurze Jeanshose und ein sorgfältig zusammengelegtes rotes Oberteil, das ihr gehört haben konnte. Ich hielt es mir an und es sah wirklich nicht schlecht aus. In der Umzugskiste waren weiter kleine Holzkisten und Schächtelchen. In einem befandem sich ein paar kleine Ohrringe und eine kleine Kette, die mit Steinchen besetzt war. In einer großen Holzkiste fand ich schließlich das, wonach ich gesucht hatte, Stapel von Fotos, von denen manche schon ganz

schön verblasst und verstaubt waren. Es waren einige von ihr dabei, manche kannte ich sogar, aber es gab auch viele Fotos von anderen Mädchen, einige schienen ganz hübsch zu sein, es waren sogar einige Bilder von Jungs dabei, die aber alle viel älter zu sein schienen als meine Mutter. Ein Mädchen tauchte besonders oft auf, sie hatte lange braune Haare, die ihr fast bis zum Po gingen und ein modernes Gesicht. Eins gefiel mir besonders, meine Mutter war darauf auch zu sehen, Beide hatten dicke Sonnenbrillen auf und saßen auf einer Picknickdecke drauf. Hinten drauf stand zwar kein Datum, aber sorgsam mit Füller geschrieben "Elisa und ich".

Ich glaube sie hat dieses Mädchen sehr gemocht, so wie sie lächelte, ob sie nach dem Tod dieses Jungen auch noch so glücklich war? Oder war es sogar nach dem Tod aufgenommen worden? Wussten meine Großeltern eigentlich davon? Hatten sie das Tagebuch eigentlich selbst mal gelesen? Plötzlich stellten sich mir tausende Fragen, auf die ich alle keine Antwort wusste.

Ich konnte es nicht glauben, als ich einen kleinen goldenen Bilderrahmen in der Hand hielt, auf dem ein Junge zu sehen war, man konnte ihn nicht gut erkennen, aber als ich das Bild aus dem Rahmen nahm, fiel ein kleiner Zeitungsausschnitt heraus, seine

Todesanzeige, doch ich brachte es nicht übers Herz sie zu lesen, doch was ich darauf fand, war noch viel trauriger. In einem kleinen Säckchen aus Samt fand ich tausende kleine Papierschnipsel, auf jedem stand etwas. Auf dem ersten, den ich in der Hand hielt, hatte meine Mutter geschrieben:

"Massimo du warst so jung den Kinderschuhen warst du entwachsen du warst nett und cool. Dein Opa hat viel von Dir erzählt, als Du noch kleín warst. Beim Gerhard Rau bist Du gewesen. Ihr ward zu mutig und Du hattest solches Pech. Wir alle werden Dich niemals

vergessen. Immer wenn ich durch diese Kurve fahre und das geschieht sehr oft, bist Du in meinen Gedanken und in meinem Herzen. Oft mache ich ein Kreuzzeichen und spreche ein Gebet für Dich, den netten hoffnungsvollen Jungen, der durch einen blöden Unglücksfall viel zu früh von dieser Welt gegangen ist."


Eine Weile starrte ich den kleinen Zettel in meiner Hand an, doch nichts veränderte sich, ich wachte nicht auf aus diesem Traum meiner Mutter, der so

abscheulich war.

Auf einem weiteren Zettel stand:

"In der Klasse fehlt was.

Es fehlt unser Sonnenschein.

Es fehlt unsere Grinsebacke.

Du fehlst einfach .

Es ist zu krass was passiert ist.

Viele sagen zu mir "du kanntest den doch gar nicht richtig" aber es ist einfach so, seit 8 Wochen komm ich in die Klasse, alles ist perfekt, alle lächeln ,deins fällt am meisten auf!

Und jetzt?

Liegt an deinem platz ne kerze:( warum?

Es ist 23 tage her und ich kann es immernoch nicht glauben.

Ich hoffe jeden morgen, dass du in der

Klasse sitzt und lächelst und rufst "wasch loschh du petaaar" aber es wird nie mehr sei! Leider!

Trotzdem geht das Leben weiter für uns leider ohne dich.

Aber wir haben dich nicht vergessen und werden auch nie!

06.10.199;) Rest in peace<3"


Wenn man von den Rechtschreibfehlern absah, war der Text wirklich berührend, aber er war nicht von meiner Mutter.

3.Kapitel

Wieder mal war ich mit meinem Fahrrad zu dem kleinen See gefahren, dieses Mal um alles um mich herum vergessen zu können und um das Tagebuch weiter zu lesen, ohne diese Enge zu spüren, dass sie die ganze Zeit da ist und es wiedererlebt, weil jeden Satz die sie über diesen Massimo schrieb so lebendig und so verdammt wahr war.

Ich bezahlte, kaufte mir gerade ein Eis und lehnte mich an einen der Bäume.

Bevor ich das Tagebuch öffnete, strich ich nachdenklich darüber. Ich hatte Angst, was sie geschrieben hatte und ob es noch schlimmer werden konnte.


Liebes Tagebuch,

heute standen in der Schule zwei Jungs neben mir, die mit dem Massimo befreundet waren, sie haben über ihn geredet, erst nur über sein Motorrad, dann aber über seine Freundin. Sie sagten über sie, dass sie nichts aus dem Tod von ihm gelernt habe und ihr Leben einfach nur weiter leben würde.

Auch die Maria, sie geht in meine Klasse, erzählte mir gestern, dass sie im Bus neben Massimos Freundin stand, diese aber nur davon erzählte, dass sie ihn ja überhaupt nicht geliebt habe und es ihr deshalb total egal sein kann. Ich kann verstehen, wenn Menschen nicht

über ihre Gefühle reden wollen oder sie verbergen, aber ich kann nicht nachvollziehen, wieso man sie verleugnet oder sie unwirklich wirken lässt. Selbst wenn sie die Wahrheit sagt, ist sie eine falsche Schlange, er musste wegen ihr sein Leben lassen und sie wird nie verstehen, was sie an ihm hatte. Ich kenne sie zwar nicht, aber ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass sie kein guter Mensch war und es wahrscheinlich auch nie sein wird und das sag ich, obwohl ich der Meinung bin, dass man erst über Menschen urteilen darf, wenn man sie gut genug kennt. Den Massimo kann ich aber auch nicht verstehen, denn er hat sich dieses eine Mädchen

ausgesucht, obwohl er so viele andere haben konnte, er hätte nur lächeln müssen, zumindest bei mir. Das Schlimmste an dieser ganzen Sache ist, dass ich ihm nie sagen konnte, wie gerne ich ihn hatte und dass, als ich ihn das letzte Mal sah, er nur mit dem Rücken zu mir stand und ich nicht einmal sein Gesicht sehen konnte.

Ich versuche ständig mit irgendjemandem darüber zu reden, aber ich bringe es nicht übers Herz, nicht einmal bei Elisa, deshalb hab ich ihr ein Brief geschrieben, ihn ihr aber noch nicht gegeben.



Ich blätterte um, auf der nächsten Seite klebte ein Briefumschlag, auf dem der Name der Besten Freundin meiner Mutter stand mit ihrer Adresse, ihr voller Name war Elisa Müller und laut Adresse wohnte sie nicht weit von mir, ebenfalls in einem dieser kleinen Käffer.

Mit zittrigen Händen versuchte ich den Umschlag zu öffnen, doch es dauerte seine Zeit und schließlich hielt ich nur ein leeres Blatt in meiner Hand, dass schon ziemlich verfärbt war.

Seitdem ich dieses Buch geöffnet hatte, zog mein Leben an mir vorbei, obwohl nichts darin stand, was mich was anging oder mich in irgendeiner Weise bewegte.

Meine Hände fühlten sich schwach an, zu

schwach um das Buch zu halten.

Wie in Zeitlupe fiel es zu Boden, doch das Einzigste, was ich versuchte, war ruhig zu bleiben und zu atmen.

Schließlich erblickte ich ein nur zu bekanntes Gesicht vor mir, doch ich nahm es nicht wahr, er streckte mir seine Hand aus, in dem das Tagebuch lag. Behutsam berührte ich es und griff kurz darauf hecktisch danach.

"Geht es dir gut?", hörte ich eine Stimme, sie kam von dem Jungen, der uns jeden Morgen die Zeitung brachte und den ich nie beachtete.

"Ja, ja. Geht schon. Danke.", antwortete ich und drehte mich schnell um, doch er packte mich sanft an der Schulter.

"Hier", sagte er und drückte mir eine volle Wasserflasche in die Hand. Einen Augenblick schwankte mein Blick zwischen ihm und der Wasserflasche hin und her, schließlich nahm ich ein paar große Schlucke und drückte ihm die Flasche zurück in die Hand. Ich zögerte keine Sekunde und drehte mich abermals um um zu verschwinden, dieses Mal hielt er mich nícht fest.

"Ich heiße übrigens Robin", war das Einzigste, was er mir noch hinterher schrie.

Doch ich konnte nur daran denken, dass ich hier weg wolte, ganz weit weg und vorallem alleine sein.

So schnell ich konnte stieg ich auf mein

Fahrrad und fuhr, wohin weiß ich nicht mehr, ich kann ich nur noch erinnern, wie ich fiel, wie in ein tiefes Loch, lange, doch unten stand niemand, der mich auffing, oder etwa doch, da war jemand, doch ich war zu schwach um meine Augen zu öffnen und zu sprechen.

4.Kapitel

Licht fiel durch die Blätter auf mein Gesicht und kitzelte mich an der Nase, ich blinzelte ein Mal und musste schließlich gähnen.

Ich streckte mich und bemerkte erst jetzt, dass ich mitten im Wald lag.

Langsam setzte ich mich auf und noch bevor ich mich umsehen konnte, erschreckte mich eine Stimme, es war der Junge von See, der uns die Zeitung brachte.

In seinen Händen hielt er ein Sandwich und neben ihm lag ein Bund mit Schlüsseln.

"Ich...ähm. Also, was mach ich hier und

warum bist du hier und..ähm...wieso,also...wieso lieg ich hier?", stotterte ich unwissend.

"Du hast dich mit deinem Fahrrad voll auf die Fresse gelegt und das Bewusstsein verloren, also wollte ich beim Notarzt anrufen, aber ich hatte kein Handy mit und du deins ja auch nicht, dich alleine hier lassen kam nicht in Frage und deshalb hab ich hier solange gewartet, bis du aufgewacht bist", antwortete er während er in sein Sandwich biss und mich nicht einmal ansah.

"Mein Handy war nicht da", war das Erste, was ich fragte und was auch mein größtes Problem war, es war wenigstens

etwas, womit ich mir ab und zu meine Zeit vertreiben konnte.

Erstaunt sah er mich an, ich glaub er hieß Robin, ja, ich bin mir sicher.

Robin schüttelte den Kopf und fragte:" Du warst jetzt über eine Stunde offline und das erste, was dich interessiert ist, wo dein Handy ist?"

Ich muss zugeben, dass ich mir in diesem Moment richtig doof vorkam.

Während ich mich auf meine Hände stützte und versuchte aufzustehen, packte Robin sein Sandwich zur Seite, nahm die Schlüssel und stieg auf ein Moped, dass mir auch noch nicht aufgefallen war.

Er sah mich erschrocken an, als ich auf

mein Fahrrad steige wollte.

"Das Teil ist kaputt, damit schwaffst du es keine 100 Meter weit, ich kann dich gerne mitnehmen",sagte er mit einem kleinen lächeln im Gesicht," du bist echt komisch".

Mit einem verachtendem Blick sah ich ihn an und stieg schließlich zu ihm aufs Moped.

"Und was ist mit meinem Fahrrad?", wollte ich wissen.

"Ich wohn nicht weit weg von mir, ich werds mit zu mir nehmen und dann kannst du es dir irgendwann abholen. Wie heißt du eigentlich?", antwortete er und es gefiel mir, dass er nicht schüchtern war und vorallem gefiel mir,

dass er Moped fuhr.

"Mia"

"Gut Mia, wo wohnst du"

"Hausen"

"Stimmt ja, du bist die, die zu zickig ist mir morgends zu grüßen, stimmts?"

"Stimmt, genau die bin ich."

Es dauerte nicht lange bis ich zu Hause war, wir verabschiedeten uns fast wortlos aber ich wusste, dass ich ihn am nächsten Tag ob sofort grüßen würde.


Müde ließ ich mich aufs Bett fallen, ich war kurz vorm einschlafen, als ich plötzlich an das Foto von meiner Mutter und deren besten Freundin denken musste.

Ich sprang auf aus meinem Bett und lief die Treppe runter. Im ganzen Haus suchte ich nach meinen Großeltern, doch ich konnte sie nirgends finden.

Selbst im Garten waren sie nicht aufzufinden, schließlich ging ich sogar zu den Nachbarn um zu sehen, ob sie nicht zum Kaffetrinken dort waren.

Ich hatte recht, doch ich musste warten, bis meine Großeltern fertig waren, allerdings fühlte sich die halbe Stunde an wie ein halber Tag.

Neugierig quetschte ich sie später aus, sie mussten mir alles über die beste Freundin meiner Mutter erzählen, doch alles, was mich eigentlich interessierte war, wo sie wohnte. Sie konnten mir

nach langem zögern sogar eine Adresse nennen.

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Hörbuch

Über den Autor

bella21
Na ja, ich schreibe, weil es mir einfach sau viel Spaß macht. Ich geh noch zur Schule und mach gerne was mit meinen Freunden oder gehe ins Kino;)

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EdwinEhrlich 
Ich finde es sehr schön geschrieben.
Lieben Dank
und einen Gruss hinterlässt
Edwin Ehrlich
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