Romane & Erzählungen
Zweites Leben - Teil 25

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"Zweites Leben - Teil 25"
Veröffentlicht am 14. März 2014, 38 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Zweites Leben - Teil 25

Zweites Leben - Teil 25

25.Kapitel Die Abschiedsbriefe Jetzt nichts wie weg hier, dachte ich und machte mich auf den Weg zurück durch die dunkle Lücke. Wieder stand ich in dieser schäbigen Straße mit den heruntergekommenen Häusern, von deren Türen die Farbe blätterte. Wo musste ich eigentlich lang? Auf der Fahrt hierher hatte ich nicht auf den Weg geachtet. Vor einer knappen halben Stunde hatte ich noch gemütlich in der Bar gesessen und mit der Kellnerin geplaudert, der ich jetzt diese Truhe verdankte. Ich zückte mein Handy, tippte die

Nummer meiner Mutter ein und ging rechts herum. „Schatz? Wo bist du?“, kreischte sie in den Hörer, ohne abzuwarten, wer überhaupt dran war. „Elly, ich komme jetzt“, sagte ich ruhig. „Kannst du mir sagen, wie ich vom Gemeindezentrum wieder zum Hotel komme?“ „Von wo? Wie kommst du eigentlich dorthin? Was machst du überhaupt da? Mit wem bist du da?“ „Elly, wie komme ich wieder zurück?“ „Zum Hotel?“ „Ja.“ „Immer rechts halten. Beeil dich aber! Sonst fahren wir gleich wieder nach

Hause!“, drohte sie wütend. „Ist gut.“; klick hatte ich aufgelegt. Ich verstaute die Schatulle, die nicht viel kleiner als ein Schuhkarton war, zwischen meinen Klamotten in dem kleinen Koffer. „Leo, ich frag dich ein letztes Mal, wo warst du?“, fuhr sie mich wütend ein. Ich hatte keine Lust mir eine große Ausrede einfallen zu lassen, die sie mir eh nicht glauben würde. „Ich hab mich mit Freunden getroffen“, mir fiel echt nichts Besseres ein. „Mit Freunden?“ „Lars war auch kurz da“, ein heimliches

Grinsen konnte ich nicht unterdrücken. –O o, das gab Ärger für ihn. Hätte ich besser nichts gesagt! „Wo?“ „Beim Gemeinde Zentrum!“ Ihre Augenbrauen wuchsen in die Höhe und sie lief rot an. Nach einer Weile beruhigte sie sich wieder. „Mit wem war Lars da? Nicht wieder mit dieser … diesem Mädchen.“ „Ich weiß nicht, ob er will, dass du es weißt“, warum setzte ich mich für meinen Bruder ein? Weil er das auch für mich getan hatte? Genüsslich gähnte ich und räkelte mich auf dem Bett. „Es ist mir egal, ob er will, dass es mich was angeht! Es geht mich nämlich

was an! ICH BIN SEINE MUTTER!“, sagte sie wütend. „Elly“, ich versuchte, sie ein wenig zu beruhigen. „Okay, du warst beim Drachenauge, mit deinem Bruder. Was kann schon passiert sein? Er war da mit einem Mädchen, dass niemand wirklich kennt. Meine Tochter will mir nicht sagen, mit wem sie da war“, sprach sie zu sich selbst. Ich hatte mich inzwischen umgezogen, mich auf das rechte Bett gelegt, meinen Koffer so weit wie möglich darunter geschoben und mit einem Zahlenschloss versehen. „Nacht“, flüsterte sie und lösche das

Licht. „Nacht“, flüsterte ich zurück. Mir fiel auf, dass das die erste Nacht mit ihr in einem Zimmer war, zu meinem Erstaunen war es ein gutes Gefühl, nicht allein zu sein, wenn man sich in den Schlaf weint. Das Foto meiner Eltern stand auf dem kleinen Nachtisch neben mir, mein kleiner Stoffhund klemmte unter meinem Arm und mein Lieblingsbuch lag neben meinem Kopfkissen. Alles war so, wie es sein sollte. – Fast alles. Das Einzige, das mich beunruhigte, war -, dass meine Freunde nicht mehr am anderen Ende der Leitung gewesen waren? Was war da

passiert? Das Frühstück am nächsten Morgen war himmlisch. Elly ließ sich massieren und ich hatte eigentlich vor, eine Telefonzelle zu suchen. Mit dem Handy zu telefonieren war hier verboten (total Hirnlos). „Müller.“ „Hallo Frau Müller, hier ist Leonie, ist Mandy da?“, fragte ich höflich. „Nein, tut mir leid, Leonie. Sie hat bei einer Freundin übernachtet. Soll ich ihr etwas von dir ausrichten?“ „Nein danke, dann sag ich es ihr morgen in der Schule.“ „Na gut,

dann..“ „Tschüss.“ Ich wusste sofort, welche Freundin Frau Müller meinte. Die Einzige, die Mandy außer mir hatte. –Saskia. „Hallo?“ „Hallo, hier ist Leonie, ist Saskia da?“, ich erkannte die Stimme sofort. Saskias Schwester hatte eine ganz andere Stimme als sie. „Ja. Saskia, Telefon!“, kreischte sie und ich zuckte erschrocken zusammen. „Ist ja gut, Pauli.“ „Nenn mich nicht Pauli.“ „Aber Lars darf es, stimmt

doch?“ „Ja.“ „Hallo?“ „Saskia?“, fragte ich und unterbrach den Streit der so unterschiedlichen Schwestern. „Ja. Leo, warte mal“, sagte sie sanft. „Mandy! Elias! Leo ist hier am Telefon, kommt mal.“ Nicht mal eine Sekunde später hörte ich sie herbeilaufen. „Ich mach den Lautsprecher an, ja?!“ Ein Klick war zu hören und ich konnte all die vertrauten Stimmen wahrnehmen. „Leo?“, Elias schrie, so laut kam es mir am anderen Ende der Leitung vor. „Ich hab sie!“, flüsterte ich, damit kein

anderer auf dem Flur mich verstehen konnte. „Wen, was?“, das war Mandy. „Die Schatulle von deinem Dad.“ „Ist nicht dein Ernst?“, Saskia lachte erfreut auf und es schien mir, auch am Telefon deutlich zu hören, wie sie sich die Hand vor den Mund schlug, um ihr Kichern zu unterdrücken. „Doch, ich hab sie nur nicht aufgemacht, das wollte ich erst, wenn ihr dabei seid, wer weiß, was da darin ist.“ „Apropos- wir und dabei sein“, Elias schien seine Augen zusammenzukneifen. „Was war eigentlich gestern mit deinem

Walky-Talky?“ Ohne zu zögern, antwortete ich: „Auf einmal warst nicht mehr du, sondern Iska dran, da bin ich so schnell es ging zum Drachenauge, um die Schatulle vor denen zu retten. Die schienen nämlich alles mitgehört zu haben.“ „Was mitgehört zu haben?“, Mandy flüsterte gespenstisch. „Wie ich die Kellnerin ausgequetscht habe.“ „Mein Plan hat funktioniert?!“, Elias lachte herzhaft. „Leo, du warst weg, nachdem du an der Rezeption warst. Danach müssen die anderen alles mitgehört haben.“ „Aber wie haben sie das gemacht?“,

fragte ich. „Die sind auch auf unseren Kanal gegangen und haben unseren Funk zerstört oder so was …“, schlug Elias zögernd vor. „Ist ja jetzt egal, ich hab die Schatulle, wann kommt ihr her?“ „Warum kommst du nicht her?“, fragte Saskia. „Wir haben gleich sturmfreie Bude!“ „Dann müsst ihr mich abholen. Lars und seine Gang wissen inzwischen nämlich, dass ich sie hab und sie werden alles darum geben, sie zu bekommen.“ „Glaubst Du, sie würden dafür über Leichen gehen?“, fragte Mandy kichernd. „Das tun die bestimmt“, meinte

ich. „Okay, wir kommen dann gleich.“ „Nein, erst um zwölf. Ich muss warten, bis Elly mit ihrer Massage fertig ist, bevor sie wieder ausflippt.“ „Okay, zwölf Uhr. An der Rezeption?!“ „Geht klar.“ „Warum willst du denn schon gehen? Wir hätten doch noch einen Tag gehabt!“ „Ja, bleib du doch noch hier. Ich hab Heimweh, ich will nach Hause“, redete ich mich heraus. Sie lächelte mich strahlend an. Warum? Vor einer Sekunde war sie noch

fuchsteufelswild. Erst als ich meinen schweren Koffer in den Fahrstuhl zog, fiel mir ein, was ich überhaupt gesagt hatte. Heimweh … ich will nach Hause. Bei diesen Worten stiegen mir wieder ungewollte Tränen in die Augen. Nicht hier, dachte ich. Ich hasste es, vor anderen zu weinen. Der Fahrstuhl hielt abrupt an, ich taumelte, dabei stolperte über meinen Koffer und fiel gegen die Tür, die sich langsam in Bewegung setzte, aufzugehen. Ich zog mich schnell hoch, dabei hob meinen Koffer auf und trat aus dem Aufzug. „Leute!“, winkte ich meinen Freunden

zu. „Hey“, alle kamen auf mich zugestürmt. „Wo ist sie?“ „In meinen Koffer, hier in dem Kleinen“, ich hielt ihn etwas höher. Saskia schaute sich nervös um. „Was ist?“, nicht nur mich, sondern auch Mandy machte sie damit nervös. „Ich hab Nikki gesehen, nur eine Straße weiter. Er hat telefoniert und mich dabei total feindselig angestarrt“, wieder schweifte ihr Blick an den Leuten in der Halle vorbei, aus den Fenstern heraus. „Dann los“, ich schob Elias den schweren kleinen Koffer in die Hand, in dem sich auch unser Schatz befand. Mandy quasselte mich mit irgendwelchen

Berichten aus Zeitungen voll, in denen es um das Yogastudio ging, das abgerissen werden sollte. Wir fühlten uns beobachtet, auch wenn es keiner aussprach, konnte man es sofort von ihren ängstlichen und auf der Lauer liegenden Gesichtern ablesen. „Wo verstecken wir die …“, Mandy wurde unterbrochen. „… Sch“, zischten Saskia und Elias. „Wir gehen zu … mir“, schlug Elias vor. Ich sah erstaunt zu ihm auf, jetzt fiel mir auf, dass ich gar nicht wusste, wo er wohnte. Warum eigentlich nicht? – Ich hatte keine Antwort auf meine eigene Frage. Bei Mandy konnten wir nichts mehr

verstecken, da war nichts mehr sicher. Saskias Schwester war jetzt in der Clique von Lars. Und bei mir … wohl eher nicht. Mit dem Anführer dieser Gang unter einem Dach war nichts sicher. Er führte uns quer durch die Stadt, zwischen Alleen von riesigen Bäumen hindurch, bis er irgendwann stehen blieb und auf ein kleines Häuschen zeigte. „Da wohnst du?“, fragten Mandy und Saskia ungläubig. „Quatsch, da wohnt Nikki“, er ging weiter, drehte sich leicht zu mir um und zwinkerte mir zu. „Da wohne ich.“ Mit aufgeklapptem Mund starrte ich auf den riesigen Neubau, der von einer

großen Fläche giftgrünen Rasen umgeben war. „Wohnt ihr da allein?“, fragte Mandys. „Spinnst du eigentlich? Wach mal aus deinen Tagträumen auf, Mandy. Wir wohnen da mit fünf anderen Familien.“ „Oh“, meinte sie nur. Wir fuhren mit dem kleinen Aufzug nach oben in den dritten Stock, wo nur eine Wohnungstür war. Mir schien es fast unmöglich, dass der Schlüssel, den Elias in der Hand hielt, auch in das Schloss passte. Elias hatte nie von seiner Familie erzählt, außer von seiner Schwester, die ich sowieso schon kannte und von seiner Mutter, über die ich einiges

gehört, inzwischen aber für unschuldig hielt. Nie hatte er von diesem … Super-Haus geschwärmt, vermutlich war er dafür viel zu bescheiden. Und tatsächlich passte der Schlüssel in das Schloss, die Tür sprang auf und gab einen hellen Flur preis. „Wo verstecken wir die Truhe?“, fragte Saskia, die sich darüber aufregte, dass Mandy und ich so über das Haus staunten. „In meinem Zimmer wohl eher nicht, wenn sie hier einbrechen, werden sie in meinem zuerst nachsehen, oder?“ „Glaub ich auch“, meldete Mandy sich zu Wort. „Wie wäre es mit der

Besenkammer?“ „Haben wir nicht. Nur ein Wohnzimmer, Küche, Bad und drei Schlafzimmer.“ „Dann in dem Zimmer deiner Schwester“, meinte ich. „Ich glaub auch nicht, dass sich Lars da noch mal so schnell hineintraut.“ „Aber sie sollte davon auch nichts mitkriegen, oder?“, Saskia traute Ronja immer noch nicht. „Wie sollen wir das denn machen? Also ich meine, dass sie nichts davon mitbekommt!“, Mandy gluckste vor sich hin, wahrscheinlich wollte sie nicht noch was Falsches oder total Hirnloses sagen. „Wir öffnen die Truhe erst mal, den

Inhalt kann man vermutlich besser verstecken als dieses morsche Teil“, wusste ich es besser. „Stimmt, man sind wir blöd“, Saskia lächelte verschämt zu mir, „wäre dumm gelaufen, sie erst zu verstecken und dann nicht mehr wiederzufinden.“ Alle nickten. Wir setzten uns auf den warmen Teppich im Wohnzimmer, während ich die Schatulle auspackte. Ich stelle sie vorsichtig auf den kleinen Tisch vor dem Fernseher. „Glaubst du, ich krieg das Schloss mit einem Messer auf?“ „Ich denke schon“, ich strich vorsichtig über das rostige Schloss, das schon fast

zu Staub zerfiel. Ein Stückchen bröselte ab, dann fiel es entzwei. „Äh, Elias, du brauchst kein Messer mehr, ich hab`s kaputtgemacht“, rief ich Elias zu, denn er suchte im Besenschrank nach Werkzeug, um die Truhe zu öffnen. Stirnrunzelnd kam er zurück und kniete sich neben mich. Mandys Kopf ragte gerade so hinter meinem vor und Saskia hatte sich hinter uns gestellt, um besser sehen zu können. „Jetzt macht schon“, forderte sie ungeduldig. „Immer mit der Ruhe“, das war Elias Spruch, er passte wirklich gut zu ihm, denn in solchen Momenten war er wirklich die Ruhe

selbst. „Mach du sie auf“, flüstere Elias mir ins Ohr. „Du hast sie gefunden.“ Meine Hände tasteten den Deckel ab, der sich jetzt problemlos öffnen ließ. Mit einem Ruck zog ich den Deckel hoch. Alle hielten den Atem an. „Was ist das?“, fragte Mandy verdutzt. „Ein Blatt in einer Flasche?“, fragte Saskia, deren Platz wohl doch zu weit entfernt war. „Eine Flaschenpost?“, fragte ich entsetzt. Elias verdrehte die Augen. „Leute, das Blatt wurde in ein Glas mit Korken gesteckt, damit es nicht verwittert.“ „Ah!“, machten

wir. Ich nahm die kleine Flasche in die Hand und riss mit der anderen den Korken ab. Mein kleiner Finger passte gerade so in die Öffnung und schaffte es, das raue Blatt herauszuziehen. Mit zitternden Händen entfaltete ich es. Die krakelige Handschrift von Herrn Müller erkannte ich sofort. 26. März 1993 Georg Müller In der Schatulle befand sich ein Dolch, der Schmied, der mir die Schatulle öffnete, meinte, dass dieser sehr wertvoll sei. An dem Dolch waren Blutspuren der

kleinen Nuni, das ist das Beweismittel. Nuni wurde mit diesem Dolch erstochen. Mit dem Dolch, der im Wald verscharrt wurde, sollte das Beweisstück verschwinden. Es liegt alles auf dem Tisch, außer dem Täter. Bis jetzt fehlt immer noch jede Spur von ihm. Frau Dornbrecht ist unschuldig, genau wie alle anderen meiner Hauptverdächtigen. Ziemlich sicher bin ich mir aber, dass sich der Mörder immer noch in der Stadt aufhält. 27. März 1993 Georg Müller Frau Becker ist heute Morgen auf die Wache gekommen und erzählte mir, dass

sie eine junge Frau an der Stelle gesehen hat, an der sie die Schatulle gefunden hatte. Die Frau kam ihr sehr bekannt vor, sie konnte mir allerdings nicht sagen, wer genau sie war. Panisch kam mir Frau Becker vor, sie hatte Angst vor der Frau. Sie meinte auch, dass die Frau sie gesehen und angeschrien habe. 28. März 1993 Georg Müller Heute Nachmittag wurde Frau Becker tot aufgefunden. Eine Autopsie ergab aber, dass sie eines natürlichen Todes starb, was ich bezweifle. 29. März 1993 Georg

Müller Wenigstens habe ich eine heiße Spur. Nach der Beschreibung, die Frau Becker mir noch geben konnte, ließen wir ein Fahndungsbild erstellen. 30. März 1993 Georg Müller Das Fahndungsbild nach der Unbekannten hängt inzwischen überall in der Stadt aus. Ein Betrag von 20.000 DM ist auf die Frau angesetzt. (Fam. Schmitz setzte an)

1. April 1993 Georg MĂĽller Auf der Beerdigung von Frau Becker, zu der ich geladen war, erschien auch eine junge Frau, welche zu dem Fahndungsbild passte. Ich werde ihr

folgen. Ein weiteres weiĂźeres Blatt lag

dazwischen: Mein Darling, es tut mir sehr leid, dass ich dich mit unseren Vorbereitungen für die neue Wohnung allein lassen muss, aber ich bin dem Mörder, eher der Mörderin, dicht auf den Fersen. Sie lockte mich mehrmals auf eine falsche Fährte, doch jetzt bin ich ihr endlich auf die Schliche gekommen. Ich kenne nun auch ihren

Namen. Sie heißt Nadine Mielke. Sie hat Nuni aus Rache getötet, mehr weiß ich nicht. Bitte, mein Schatz, achte gut auf unser Baby. Wenn ich den Fall nicht lösen kann, übergib diese Blätter bitte an meinen Kollegen Steven Grinhorn. Ich liebe dich und schöne Grüße an unsere kleine Madleén. Dein Georg Eine Antwort auf den Brief gab es auch: Lieber Georg, 13.6.1993

ich werde diesen Fall für dich beenden, mein Schatz. Madleén macht sich prächtig, sie ist dir so ähnlich, ihre Augen gehören dir. Sie lächelt mich an und ich muss an unser erstes Treffen denken, an dem du zu spät kamst, hast du genauso gelächelt. Ich werde nach Berlin kommen und dir helfen, Georg. Niemand hier weiß, was ich tun werde, das mache ich, damit nicht noch mehr die Stadt verlassen. Und ich glaube zu wissen, weshalb Frau Mielke getötet hat: Nuni hatte damals eine lebensbedrohliche Krankheit, die durch Körperkontakt ansteckend war.

Ihre Tochter Natascha steckte sich bei Nuni an und starb später an dieser Krankheit. Nuni hingegen überlebte, wurde wieder gesund. Natascha war das einzige Kind von Mielkes, die in der Altstadt einen Puppenladen besitzen. Sie ist wieder schwanger, sagt Frau Reintner, du kennst sie ja, sie ist das größte Klatschmaul der Stadt, sie sagt es wird ein Mädchen, sie will es Nadine nennen. Deine dich liebende Frau und Madleén Mehr war nicht in der Schatulle vorhanden. Zum Glück war kein Dolch mit Blut in der Schatulle, das schon damals vier Jahre daran klebte, bevor man ihn überhaupt gefunden hat.

Vielleicht klebte jetzt auch noch das Blut der Müllers daran. Mir liefen eiskalte Schauer den Rücken hinunter. Mandy weinte, das Schluchzen gehörte ihr. Aber sie konnte weinen, ich verstand sie gut. Jetzt, als sie erfuhr, wie ihre Eltern waren. Wie ihre Mutter ihrem Vater beschrieben hatte. Doch jetzt fiel mir auf, dass der Brief von Mandys Mutter gar nicht abgeschickt worden war. Mandy Vater hatte nie erfahren, dass seine Tochter nach ihm kam. Er hatte nie erfahren, dass sie so lächelte wie er damals. Aber was noch viel wichtiger war, nun wussten wir, wer der Mörder war.

Mielke irgendwoher kannte ich den Namen. Und Natascha hatte auf die Puppe auf dem Speicher gestanden. Ich legte der jetzt lauter schluchzenden Mandy einen Arm um die Schulter. Ich hockte stocksteif da, hatte immer noch die Briefe in der Hand. Niemand bewegte sich, gab auch nur einen Mucks von sich. (Mandy ausgeschlossen) „Leo“, sagte Mandy nach kurzer Zeit, denn sie hatte sich ein bisschen gefasst. „Weißt Du denn nicht, wer die Mielkes sind?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nina!“, sagte eine andere Stimme. Wir

drehten uns alle um und erschraken, als Ronja im Türrahmen lehnte und uns neugierig anstarrte. „Deshalb sind sie weggezogen, weil die Mutter Angst hatte, dass jemand den Fall löst“, Saskia standen nun auch die Tränen in den Augen. „Meine beste Freundin hatte eine Mörderin als Mutter und hat die Schwester meiner anderen besten Freundin umgebracht und die Eltern meiner ältesten Freundin!?“ „Was ist das? Darf ich es mal lesen?“, fragte Ronja stirnrunzelnd über Saskias Worte. Elias schaute kurz zu mir hinüber und ich nickte ihm zu, reichte ihr den Brief und schaute zu, wie sie sich hinkniete

und erschrocken auf die Buchstaben starrte.

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Stephi96

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parabellum Klasse geschrieben richtig spannend .LG Heike
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Gaenseblume Gerne gelesen. LG Ymarina Gaenseblume
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