Science Fiction
Die Erlösung Kapitel 3

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"Eine Geschichte, die auch dich berühren wird."
Veröffentlicht am 04. März 2014, 42 Seiten
Kategorie Science Fiction
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Eine Geschichte, die auch dich berühren wird.

Die Erlösung Kapitel 3

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Reupload. Überarbeitet. Inspiriert durch Träume. Kritik ist erwünscht, viel Spaß.

Auf der suche

Drei Wochen sind nun seit Lisas Tod vergangen. In dieser Zeit war ich überwiegend damit beschäftigt, die Schriften, Zeitungsartikel, Steckbriefe und Toms andere Unterlagen zu studieren. Es ließ mich nicht los. Jeden Tag saß ich stundenlang an meinem Tisch. Ich aß weniger, ich war unkonzentriert beim Training, und auch bei den Einkäufen. Ich habe nur selten Schlaf gefunden. Obwohl die Blätter sortiert waren, musste ich erst herausfinden, nach welchem Kriterium. Mein Vater merkte, dass ich mit etwas Anderem beschäftigt war, und bot mir

seine Hilfe an, aber ich lehnte ab. Das ist meine Aufgabe, mein Ziel, und ich muss es alleine machen. Mittlerweile glaube ich alles verstanden zu haben. Tom suchte nach Crysis. Über die Bande ist zwar wenig bekannt, aber er war fleißig. Ihre Motive sind unbekannt. Hauptsächlich scheinen sie große Roze-Lager zu plündern. Damit machen sie sich automatisch zu Feinden von den Erlösern. Dass sie trotzdem noch aktiv sind, ist beachtlich, denn jeder Aufstand, und jede noch so kleine Bewegung gegen die Erlöser, wird mit allen Mitteln bekämpft. Und die Erlöser haben viele Mittel. Jeder, der Crysis suchte, oder sich mit ihnen anlegte,

verschwand, oder wurde in seltenen Fällen, tot aufgefunden. Sie scheinen mächtig zu sein, aber mächtig genug um den Erlösern die Stirn zu bieten? Vielleicht arbeiten sie ja zusammen, und erzeugen den Anschein einer Rivalität. Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden. Crysis hat mich wie eine Seuche befallen. Sie kontrolliert jeden Gedankengang und jede Bewegung. Alles dreht sich um sie. Umso mehr ich erfuhr, desto mehr Fragen stellten sich mir. Trotz der Gefahr suchte Tom weiter, und er war ihnen dicht auf den Fersen. Vor zwei Tagen fand ich einen Zettel. Er war versteckt zwischen Steckbriefen von verschollenen Suchern. Auf dem Zettel

waren Datum, Ort und Zeit angegeben, in einer Schrift, die sicher nicht Toms ist, auf einem Blatt, mit kryptischen Symbolen verziert. Das könnte ein abgemachter Treffpunkt sein. Heute Abend werde ich zu dem alten Bezirksladen fahren und diesen Ort untersuchen. Vielleicht finde ich heraus, was wichtiger sein kann, als sich um seine behinderte Frau zu kümmern. Ich lege den Löffel neben die Schüssel, die vor ein paar Minuten noch randvoll mit Suppe war. Bald geht es los. Mein Vater weiß von meinem Plan, darum will er jetzt ein Extratraining einschieben. Ich bin schon gespannt auf das, was er mir zeigen will. Ich stehe auf, mache das

Fenster zu, und ziehe mich an. Ich verstecke mein Messer unter der Jacke und laufe los. Mein Zimmer schließe ich ab, damit meine Eltern die Unterlagen nicht lesen können. Vater könnte das Schloß zwar ohne Probleme knacken, aber das würde er nicht tun. Den Schlüssel stecke ich in die Hosentasche. Da kommt Mutter aus der Küche und umarmt mich. > Pass auf dich auf. < Flüstert sie mir ins Ohr und wendet sich von mir ab. Eine unübliche, nette Geste von ihr. Aber durch die Aufregung ist die Geste nur ein Lächeln wert. Ich gehe runter, in unseren Keller - den Trainingsraum. Das orangene Licht der Fackel erleuchtet nur

einen kleinen Teil des Raums. Normalerweise brauchen wir fünf davon, um den Raum ganz auszuleuchten. Jetzt aber ist nur der Teil hell, den wir zum Theorie besprechen brauchen. Es wird also keine normale Trainingseinheit. Vater steht schon vor unserer kleinen Tafel, und hält etwas in der Hand, das in ein braunes Tuch gewickelt ist. > Tyson mein Sohn. Ich habe lange an dieser Ansprache gefeilt, bis ich bemerkt habe, dass ich das nicht sonderlich gut kann. Ich habe mich entschieden, einfach die Dinge so zu sagen, wie sie sind. < Er lacht leicht verkrampft und wird wieder ernst, als er sieht, wie gespannt ich bin. > Ich und deine Mutter sahen dich immer

als unser Küken. Unschuldig, und nicht für diese Welt gemacht.< Er betrachtet mich. > Wir haben uns so oft vorgeworfen, dich in so eine Welt zu bringen. Du warst immer ein unschuldiges Küken. Frei von Fehlern, denn du warst frei von Entscheidungen. Ich wünschte, es könnte so weiter gehen. Doch mit deiner Entscheidung neulich hast du uns ins kalte Wasser gestoßen, gezeigt, dass dieses Küken schon längst fliegen kann. Und soll. Weiß der Teufel, an was du grad dran bist, < Ich will gerade sagen, dass es nicht wichtig ist, da hebt er mir die Handfläche vor das Gesicht. >... , und es ist mir auch egal. Es ist schwer in dieser

Welt eine Tätigkeit zu finden, die dich aus diesem Trott befreit. Darum werde ich dich nicht aufhalten. < Er wischt sich eine Träne aus dem Gesicht. Auch ich merke, wie Gefühle in mir hochsteigen, die ich noch nie gespürt hatte. Ich bin ihm so dankbar für Alles. Ich konnte es ihm nur nie sagen. Er kommt auf mich zu und fährt fort. >Diese Pistole ist nun schon seit Jahrhunderten in unserem Familienbesitz und wurde immer von Vater zu Sohn weitergegeben, sobald er es für richtig hielt. Du bist gut Tyson, sogar richtig gut. Du kämpfst präzise und bist flink in der Abwehr, aber manchmal hilft das alles nicht weiter. In

so einer Situation brauchst du das. < Er entfernt das Tuch und eine wunderschöne, silbrig und rötlich glänzende Pistole funkelt im Licht. > Über die Jahre hat sie ihre äußere Form verändert. Sie wurde modifiziert, neu geschmiedet und wieder verfeinert. Aber es taten immer die Besitzer. Sie gaben sich Mühe, um sie noch tödlicher zu machen. Sie gehört hiermit dir. Es liegt in deinen Händen, was du mit ihr machst. < Ich nehme sie aus Vaters Händen. Sie liegt perfekt in der Hand. Nicht zu leicht, nicht zu schwer. Ich Ziele und betrachte dabei die perfekte Form des Laufs und Griffs. Mein Vater drückt mir noch zwei Akten in die Hand.

> In der ersten Akte findest du alle anderen Familiengeschichten und Geheimnisse. In der Zweiten sind alle Prozedurphasen der Waffe aufgezeichnet. Außerdem ist dort jede erdenkliche Statistik zu der Waffe zu finden. Unter anderem wie viele Menschen mit ihr getötet wurden. < Ich betrachte die Pistole in jedem Licht, in jedem Winkel. Ich bin fasziniert. Meine erste Schusswaffe. Vater klopft mir auf die Schulter und fordert mich auf, ihm in die Augen zu blicken. Er lächelt mich an. Er erwartet nicht einmal ein Dankeschön, er ist einfach nur stolz und glücklich. > Danke Vater, das bedeutet mir sehr viel. < Er grinst mich noch

breiter an. Nach ein paar Sekunden wird er wieder ernst. > Wir konnten bis jetzt kein Schusstraining machen, also fasse ich mich kurz, damit du noch den Bus kriegst. Die Pistole schießt halbautomatisch. Empfehlenswert wäre ein Ersatzmagazin, damit du nicht mitten im Gefecht nachladen musst. Wenn du genau treffen willst, atme aus, halte die Luft an und greif die Pistole mit beiden Händen. Noch Fragen? < Obwohl ich Fragen habe, schüttle ich den Kopf, damit ich noch den nächsten Bus erwische. > Hoffentlich muss dir die Pistole nicht so oft den Arsch retten, wie bei mir. < Damit verabschiedet er mich lachend. Ich gehe schnell hoch ins

Erdgeschoss, da sehe ich Julia, die Treppe hoch laufen. Sie lächelt mich freundlich an und ich versuche möglichst authentisch zurück zulächeln. Dann gehe ich raus. Die Sonne geht schon langsam unter, ich muss schnell sein, wenn ich vor Einbruch der Dunkelheit wieder da sein will. Ich stelle mich vor die Bushaltestelle und warte. Sonst ist niemand hier. Ich lade das Magazin der Pistole mit Munition, die mir mein Vater gegeben hat. Dann verstecke ich sie auch unter der Jacke. Am Ende der Straße sehe ich ihn schon. Ein kleiner, giftgrüner Bus. Wenn man ihn sieht, fällt es schwer zu glauben, dass er überhaupt noch stehen kann, ohne

zusammenzukrachen, doch der Busfahrer kümmert sich gut um das Innere, und da er so abgewrackt aussieht, klaut ihn niemand. Die Doppeltür zum Einsteigen öffnet sich. Klaus, der Busfahrer, zielt mit seinem Zweiläufer in mein Gesicht. Das macht er solange, bis ich das Geld hinlege und langsam die Hände in die Luft hebe. Er lässt mich durch und lacht dabei. Der Bus ist fast leer. Ich suche mir einen Platz und setze mich hin. Der Bus fährt los und fast im selben Moment schlafe ich ein. Ich hatte in letzter Zeit einfach zu wenig Schlaf, und da ich sowieso bis zur letzten Station muss, habe ich ein Stündchen um zu schlafen. Doch sogar in meinen Träumen verfolgt

mich Crysis. Ich sehe Tom. Er ist befallen von der Seuche. Er rennt in der Leere umher, ändert seine Richtung, schreit panisch durch mein ganzes Hirn. Dann Stille. Er hat sich erhängt, die Suche aufgegeben. Sein Leben aufgegeben, doch wieso? Was ist bei dem Treffen passiert. > Wach auf und raus mit dir. Oder willst du mit mir nach Hause kommen? < Klaus lacht. Ich schrecke auf. > Bin schon weg. < Ich stehe schnell auf und renne zur Ausgangstür. Meine Schlaftrunkenheit reißt mich fast auf den Boden, doch ich kann mich halten. Die Tür hinter mir knallt zu und ich stehe vor dem alten Laden. Eines Tages wurde dieser einfach

weg gebombt. Man wusste nicht von wem oder mit welchen Mitteln. Doch ich weiß wer es war, Crysis. Darum also dieser Ort. Der Eingang wurde frisch vernagelt. Irgendetwas ist hier nochmal passiert. Ich muss einen alternativen Eingang finden. Zu meiner rechten ist eine Umgestürzte Straßenlaterne. Sie ist nach rechts, an einer Steinsäule, auf der früher Angebote des Ladens ausgehängt wurden, angelehnt. Ich balanciere auf der Laterne, hoch auf die Säule. Von hier aus kann ich in ein Fenster des Ladens springen. Ich nehme so viel Anlauf, wie mir möglich ist und springe mit den Füßen voraus. Das Glas vor meinen Füßen bricht. Ich bin drinnen.

Doch anstatt, wie erwartet auf dem Boden des ersten Stocks zu landen, falle ich weiter. Der Boden wurde weg gebombt. Ich falle drei Meter bevor ich mich auf dem Boden abrollen kann. Bis jetzt ließ mich mein Vater nur von zwei Metern springen, um das Abrollen zu üben und ich habe es immer mit Bravour gemeistert. Auch die drei Meter fallen mir nicht schwer. Jetzt befinde ich mich in dem Laden. Der Raum ist überdeckt mit Sprengrückresten und Blut. Es wird einfach sein, hier eine Spur zu finden. Tatsächlich taucht eine frische Spur am Eingang auf und geht weiter bis zum Nebenraum. Ich verfolge sie. Der Nebenraum wurde als vorzeitiges

Leichenlager verwendet. Darauf lässt jedenfalls der Gestank schließen. Hier standen sie sich gegenüber, Tom und der Fremde. Toms Spuren sind klar verfolgbar. Er war nervös, ist hin und hergelaufen, doch der Fremde hat sich keinen Meter bewegt. Keine Spur wie er hergekommen ist und keine Spur, wie er gegangen ist. Als wäre er einfach aufgetaucht und wieder verschwunden. Keine Anzeichen von einem Kampf, aber wenn Tom nicht versucht hat, ihn zu töten, wieso hat er ihn dann aufgesucht? Und wieso hat er sich einen Tag später umgebracht? Fragen über Fragen, und mein Kopf brummt. Da fällt mir ein Satz ein, den ich bei den Unterlagen gesehen

habe. „ Du wirst sie nicht finden. Wenn sie es für notwendig halten, finden sie dich.“ Tom hat es also provoziert, gefunden zu werden, indem er Informationen über sie sammelte. Diese Informationen habe jetzt ich. Was ist, wenn sie jetzt mich suchen? Nach einem einzigen Treffen mit ihnen, begann Tom Selbstmord. Nein, ich muss diese paranoiden Gedanken verdrängen. Ich muss mich beruhigen, und vor allem muss ich hier raus. Der Gestank macht mich wahnsinnig und es wird langsam dunkel. Zurück im eigentlichen Laden, entdecke ich ein Seil, das von der Decke hängt. Daran war damals eine Leuchtkugel befestigt, die den Laden

erhellte. Ich nehme das Seil und ziehe daran um zu überprüfen, ob es meinem Gewicht standhält. Dann nehme ich Anlauf in Richtung des Fensters, springe ab und schwinge mit dem Seil. Das Gleiche dann in die andere Richtung und das so lange, bis ich hoch genug bin, um das Fenster zu erreichen. Es fehlt nur noch ein Anlauf, doch mittlerweile bin ich zu schnell, um noch mit den Füßen mit zurennen. Ich warte den höchsten Punkt ab und … springe. Doch es ist zu wenig. Ich strecke meine Arme aus, um das Fensterbrett zu greifen. Ich knalle mit den Knien gegen die Wand. Trotz der Schmerzen, bin ich froh, dass ich am Fensterbrett hänge. Ich ziehe mich hoch,

klettere aus dem Fenster und springe runter. Ich hab es geschafft und dabei die Knieschmerzen fast vollkommen verdrängt. Rechtzeitig, wie es aussieht. Der Bus hält genau vor meiner Nase und Klaus grinst mich an. > Schlaf nicht wieder ein, sonst nehme ich dich mit, und verfüttere dich an den Hund. < Ich betrete den Bus, der diesmal etwas voller ist. Ich setze mich ganz nach hinten. Dabei spüre ich die Pistole unter meiner Jacke. Ein Gefühl der Sicherheit steigt in mir auf. So kann ich mich auf die Busfahrt, und mein zu Hause freuen. Ich versinke in meinem Sitz. Leute steigen ein und aus. Wie üblich, beachte ich dabei nicht sonderlich, wer das ist.

Doch bei der vorletzten Station ist es anders. Diesmal holt Klaus nicht seinen Zweiläufer. Er sitzt mit erhobenen Armen und steifem Blick da. Die Leute werden panisch. Er schaut nach rechts, dann legt er langsam seine Waffe auf den Boden. Ich kann nicht erkennen wer da ist, aber ich weiß genau, was hier los ist. > Ein Überfall! <, schreit ein Mann aus den vordersten Reihen. Schnell verstecke ich mich hinter den Sitzen. Die Leute schreien und brechen in Panik aus, doch verstummen schnell. Zwei maskierte Männer in Weinroter Kleidung betreten den Raum. Im Anschlag zwei Maschinengewehre. Sie zielen auf die Menschen und bringen sie

zum Schweigen. Weinrot, wieso schrecke ich bei dieser Farbe so zusammen? Crysis! Sie sind hier, Weinrot ist ihre Farbe. > Wo ist der Junge? <, schreit einer der Männer. >Wenn ihr lebend ankommen wollt, dann solltet ihr antworten. Er ist mittelgroß, braunhaarig, blauäugig und Trägt eine zerfledderte Jeansjacke. Klingelt da etwas? < , fügt der andere hinzu. Sie durchlaufen die Sitze einzeln. Rücken an Rücken, um nicht von hinten attackiert zu werden. Sie sind fast bei mir angekommen. Ich versuche mich winzig zu machen, mit dem Sitz zu verschmelzen, aber ich weiß genau, sie werden mich sehen. Was soll ich nur tun?

Da springt ein Mann aus der vorderen Reihe auf und schießt mit seiner Pistole auf einen der Männer. Wie auf Kommando springen sie in unterschiedliche Richtungen und gehen hinter den Sitzen in Deckung. Dann erledigen sie ihn aus der Deckung. > Noch jemand? < Fragt einer der Männer spöttisch. Dann stehen sie auf und gehen wieder nach vorne. Es fühlt sich an, als würde ein Berg von meinen Schultern fallen, doch sie sind noch nicht fertig, das weiß ich. Sie stellen sich in die Mitte, wieder Rücken an Rücken. > Da ihr uns nicht helfen wollt, toben wir uns doch einfach mal hier aus. Mal schauen, wie lange ihr noch schweigt. < Dann

bückt er sich zu einer Frau vor und sagt belustigt. > Wie viele Tote braucht es, um ihre Lippen zu öffnen junge Dame?< Die zweideutigkeit in der Aussage scheint Absicht zu sein. Die Leute hier wissen wohl wirklich nicht, dass ich hier hinten sitze. Sonst würden sie die nächste Aktion nicht zulassen. Einer der Männer geht den Busfahrer holen. Alles vergeht in Zeitlupe, wie damals mit Lisa. Während Klaus noch um sein Leben verhandelt, wird der zweite Mann von einer Frau aus der vorderen Hälfte des Busses, die in Ohnmacht fällt, abgelenkt. Das ist meine Chance. Ich schlüpfe hinter den Sitzen hervor und renne auf die Mitte zu. Ehe irgendjemand

hier weiß, was geschieht, schwinge ich mich an der Haltestange, in der Mitte des Busses, nach rechts und trete die Ausgangstür, die sich in der Mitte des Busses befindet, auf. Ich falle nach draußen, kann vor Aufregung auf nichts achten, und lande auf dem Boden. Ich bewege mich schnell, entlang des Busses, um nicht aus den Fenstern beschossen zu werden. Gerade als ich um das Heck biege, prallen Kugeln auf das Metall, rechts von mir und durchbohren das Heck. Einer der Männer verfolgt mich. Ich lege mich hin, ziehe die Pistole, entsichere, atme aus und ziele auf das Bein. Mein Herz rast und meine Hände wollen einfach nicht

stillhalten, doch ich muss mich zusammenreißen. Ich atme noch einmal ein und wieder aus, dann… Feuer. Der Mann stürzt schmerzerfüllt und schreiend zu Boden. Er sieht mir direkt in die Augen. Ich würde ihn zu gerne erledigen aber dafür ist keine Zeit. Ich orientiere mich schnell. Ich muss circa sieben Kilometer laufen und mich dabei immer links halten, um nach Hause zu kommen. Davor muss ich aber dafür sorgen, dass der andere mir auch nicht folgen kann. Ich schaue hoch. Der Lauf seines Maschinengewehrs ragt aus dem Fenster zu meiner Linken. > Er ist beim Heck du Idiot. < Der Angeschossene hat sich mittlerweile aufgerappelt und

bewegt sich langsam auf mich zu. Der Andere lehnt sich aus dem Fenster, um mich zu sehen. Da packe ich sein Gewehr am Lauf und ramme es in sein Gesicht. Er lässt das Gewehr los und stürzt zurück in den Bus. Ich nehme das Gewehr, wende es, drehe mich nach rechts und sehe den Angeschossenen. Er zielt auf mich, sein Blick ist hasserfüllt und siegessicher. Doch ich bin schneller. Denn ich lege das Gewehr nicht an, sondern feuere aus der Hüfte. Eine unkontrollierte Kugelsalve durchbohrt ihn und Teile des Hecks. Er stürzt schreiend auf den Boden, ohne überhaupt die Chance gehabt zu haben, den Abzug zu betätigen. Das hab ich gut

gemacht, doch es ist keine Zeit um sich auf die Schulter zu klopfen, denn einer von denen lebt noch. Die Leute aus dem Bus haben sich mittlerweile aus dem Staub gemacht, doch wo ist er? Ich könnte losrennen, aber dann wäre die Gefahr groß, dass er mich aus dem Bus abschießt. Ich könnte auch drinnen nachsehen, vielleicht habe ich ihn bewusstlos geschlagen. Jedenfalls muss ich mich beeilen, denn so ein Tumult lockt Menschen an, Gesindel, das ich hier nicht brauchen kann. Ich werde nachsehen. Langsam gehe ich wieder zur Ausgangstür. Es ist still, nur ein paar wegrennende Menschen sind zu hören. Mit dem Maschinengewehr im Anschlag

betrete ich langsam den Bus. Links und rechts ist niemand zu sehen, doch kaum will ich einen Schritt vorwärts wagen, werde ich von hinten mit einem Würgegriff gepackt. Ich versuche mich loszureißen, doch jede Technik und jeder Konter, den ich gelernt habe ist nutzlos. Mit mir im Schlepptau bewegt er sich schnell nach hinten. Ich kann mich nicht bewegen, sein Griff ist so fest, dass ich das Gefühl habe, mit jeder Bewegung könnte ich mir selber das Genick brechen. Mir wird schon schwarz vor Augen, es kann doch nicht so enden, oder? Ich lasse das Gewehr fallen, vielleicht wartet er ja darauf. Aber vergeblich, er zieht mich weiter in

die unendliche Dunkelheit dieser Stadt. Ein letzter, verzweifelter Atemzug nach Luft. Wie sehr vermisse ich die staubige, kühle Luft dieser Stadt. Er ist jetzt gefühlte 100 Meter gelaufen, was wollen die überhaupt mit mir? Nein. Nicht aufgeben, es muss doch einen Ausweg geben. Aber wenn ich meine Hände auch nur in Richtung meiner Jacke bewege, wird sein Griff stärker, bis ich das Gefühl bekomme, dass mein Hals nur noch ein Stück Haut zwischen seinem Arm und seinem Brustkorb ist. Doch dann macht er einen Fehler. Er wirft mich ruckartig, rechts hinter ihn auf den Boden. Er hat wohl gedacht, dass ich schon erledigt bin, aber da hat

er sich geschnitten. Ich rolle mich rückwärts ab und lande mit einem festen Stand auf meinen Beinen. Seine Überraschung steht ihm ins Gesicht geschrieben, jetzt ist er Benachteiligt. Jetzt ist er dran. Ein Mancher wäre jetzt vielleicht los gerannt, in der Hoffnung zu entkommen. Ein Anderer hätte sich ergeben und um Gnade gefleht, aber ich nicht. Ich bin ein Krieger. Ich schmettere meinen rechten Fuß mit voller Wucht gen seinem Bauch. Gekonnt pariert er den Tritt mit seinen Unterarmen, indem er sie wie ein Schild gegen mein Bein hält. Gut, das war vielleicht zu berechenbar. Ich lasse mein Bein neben ihm sinken und verlagere

mein gesamtes Körpergewicht darauf. Mit diesem Schwung lasse ich meine linke Faust gen seinem Gesicht fliegen. Aber auch diesen Hieb pariert er mit seinem rechten Ellenbogen, und nutzt diesen Aufschwung um mir mit seiner Linken einen Hieb in den Bauch zu verpassen. Ich bewege meinen Körper von seiner Faust weg und schlage mit der rechten Hand auf seinen Unterarm, sodass seine Faust links an mir vorbeigleitet. Mein Herz rast. Ich spüre keinen Schmerz, keine Furcht. Mein Kampfgeist hat die vollständige Kontrolle über mich. Bis jetzt war der Kampf ausgeglichen. Bis jetzt. Ich greife mit meiner linken Hand, die vor

kurzem noch von seinem Ellenbogen geblockt wurde, nach seiner Schulter und lasse meinen rechten Ellenbogen nach oben schellen. Ich treffe seinen Hals. Er gibt einen grunzenden Laut von sich, der dann aber in seinem Hals stecken bleibt. Ich lasse eine wilde Salve von Schlägen auf seinen Kopf einprasseln. Jetzt ist er angeschlagen, kann aber noch klar denken. Es ist ein guter Moment für einen > Blackout <, wie mein Vater sie nennt. Ein Angriff, der den Gegner sofort ausschaltet. Dies kann nur unter gewissen Bedingungen ausgeführt werden. So muss der Gegner entweder überrascht werden oder nicht mehr in der Lage sein, zu kontern.

Zweiteres ist hier der Fall. Man muss auch selber noch genug Kraft haben, da so ein Angriff viel Kraft braucht und verbraucht, um effektiv zu sein. Ich packe ihn mit beiden Händen am Hinterkopf und reiße ihn ruckartig auf seine Knie. Auch ich knie jetzt auf einem Fuß, so dass sein Kopf sich rechts neben meinem linken Knie befindet. Meine Hände umfassen immer noch seinen Kopf und drücken ihn nach unten. Während sein Verstand noch circa ein Meter über seinem Kopf ist, bringe ich ihn genau dorthin zurück. Ich springe auf und bewege dabei mein rechtes Knie zu meinem Bauch. Ein Aufprall so gewaltigen Ausmaßes

entsteht, dass ich das Gefühl habe, meine Kniescheibe sei nach hinten gerückt. Obwohl mein Knie heute schon zwei Stöße abbekommen hat, ist davon bei der Landung nichts zu Spüren. Für kurze Zeit scheint mein Gegner schwerelos in der Luft zu hängen, bevor er, ohne ein Laut von sich zu geben, mit dem Rücken und seinem Hinterkopf auf dem Boden einschlägt. Einen Moment später kommen auch seine Beine hinterher. Das Rascheln unserer Klamotten, unser Hecheln, und das Aufprallen unserer Hiebe übertönten für kurze Zeit die erdrückende Stille, die mich in dieser Gasse zu verschlingen droht. Ich bücke mich über den Mann

und reiße ihm die Maske ab, um herauszufinden gegen wen ich gekämpft habe. Sein Gesicht ist Blutverschmiert, sodass ich noch weniger erkennen kann. Es ist ein Mann mittleren Alters mit kurzen, braunen Haaren. Ich durchforste seine Taschen nach brauchbarem. Ich finde Geld, einen Dietrich, ein volles Magazin und einen Zettel. Ich schaue mir zu Hause alles genauer an. Jetzt sollte ich weg von hier, aber vorsichtig. Ich schlängle mich durch dunkle Gassen und husche schnell an beleuchteten Stellen vorbei. Ich gehe jedem aus dem Weg. Und Nachts sind es viele, denen es aus dem Weg zu gehen gilt. Gerüchte besagen sogar, dass nachts Menschen aus

Deaths Heaven herkommen, und randalieren. Nach einer viertel stunde erreiche ich unser Haus. Das Licht brennt noch. Natürlich, Vater macht sich bestimmt Sorgen. Ich schließe auf, mache das Licht im Treppenhaus an und gehe nach oben. Unterwegs öffnen viele Nachbarn die Tür, um zu schauen, ob nicht eingebrochen wurde. Die meisten machen die Tür zu, sobald sie mich sehen. Manche schauen mir noch eine Weile hinterher. Im dritten Stock begegne ich Julia. Komischerweise scheint sie erleichtert zu sein, aber ich bin zu fertig, um über irgendetwas nachzudenken. Ich lächle sie müde an und sie erwidert, dann schließt sie die

Tür. Meine Knie zittern beim Laufen. Die zwei Stöße blieben wohl doch nicht ohne folgen. Ich habe das Gefühl, dass ich gleich einsacke und muss mich am Geländer stützen. Oben angekommen steht unsere Tür schon offen und Vater steht am Ende des Flurs. Das Licht fällt von hinten, so dass ich nur seine Silhouette sehen kann. Die Lichtstrahlen scheinen wie Finger nach mir zu greifen und mich ins Bett zu ziehen. Mein Vater kommt auf mich zu und redet etwas, doch ich höre ihn nicht. Es ist nur wie ein sanftes Hämmern in meinem Ohr. Regungslos stehe ich mitten im Flur. Die Tür hinter mir schließt sich, aber auch das nehme ich nur kaum wahr. Meine

Knie geben nach, doch ich werde von vorne und hinten gestützt. Ist Mutter hinter mir? Ich sehe nun ganz deutlich Vaters Gesicht. Jede Falte und jede Muskelbewegung sind für kurze Zeit intensiver denn je. Er lächelt mich an. Wieso sorgt er sich nicht? Wieso ist er nicht besorgt um meinen Zustand? Vielleicht weiß er ja, wie ich mich fühle. Dann wird mir schwarz vor Augen.

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btwchief

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silverlight Komm grade wieder dazu weiterzulesen:)
Ich muss sagen deine Geschichte hat mich bisher echt vom Hocker gehauen!^^ Ehrlich! Ich kann nicht beschreiben was sie so besonders macht aber ich finde du hast echt Talent!:)
Mich wundert es echt, dass deine Bücher so wenig Aufmerksamkeit bekommen:/ bräuchtest meiner Meinung nach mehr

bitte schreib weiter und ich hoffe du bekommst noch weitere Leser, die dich unterstützen!
LG silver
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btwchief Hey silver
Du hast mich gerade sehr erfreut, vielen Dank :)
Mir ist so ein netter Kommentar viel Lieber, als Dutzend halbherzige Leser. Danke nochmals. Ich hatte beim 5. Kapitel eine Flaute, aber auch dieses steht kurz vor der Fertigstellung. Danke fürs Lesen und hoffentlich gefällt es dir weiterhin.
LG btwchief
Vor langer Zeit - Antworten
silverlight Da bin ich aber erleichtert, dass du das gelesen hast^^
Wie gesagt, du erhälst meiner Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit. Du musst dich hier irgendwie auf dieser Seite verbreiten, wenn du mehr Leser haben willst/Lust zum weiterschreiben.
Ich hab dich auch nur durch Zufall gefunden aber hast mich am Ende eben doch noch positiv überrascht:D
Jedenfalls arbeite irgendwie daran dir einen Namen zu machen!^^

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