Krimis & Thriller
Seelenlos Kapitel 19

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"Seelenlos Kapitel 19"
Veröffentlicht am 24. Februar 2014, 16 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Seelenlos Kapitel 19

Seelenlos Kapitel 19

„Dad?“ Ich sah, wie Tyler sich in der Mitte des Raumes positionierte. Er zeigte jedoch keine Regung, sondern starrte mich einfach nur an. Seine Augen füllten sich mit Tränen und die bahnten sich nach und nach einen Weg über dir glühend roten Wangen. Ich spürte deutlich die Angst, die ihn umgab und gleichzeitig nahm ich wahr, dass sich die blaue Hose, die er trug, am Schritt dunkel verfärbte. Wie gern hätte ich ihn einfach in den Arm genommen, nur damit er sich sicher fühlte. Doch irgendetwas hielt mich davon ab. Langsam streckt er seine Hände nach mir aus, aber meine Lippen waren

verschlossen. Ich bekam keinen Ton heraus. „Ich will Nach Hau...“ Der Schuss durchbrach die Stille und somit auch Tylers Brust. Er riss die Augen weit auf, spuckte Blut und verlor letztendlich das Gleichgewicht. Dass sein Kopf hart auf dem Boden aufschlug, hinterließ bei mir eine Gänsehaut. Schweißgebadet wachte ich auf. Mein Herz hämmerte wie verrückt. Automatisch fixierte ich das komplette Zimmer und hielt Ausschau nach Tyler, doch der war nirgends zu sehen. Zum Glück. Stattdessen nahm ich jemand anderen wahr, der jetzt neben mir auf dem Bett

saß. „Du redest im Schlaf, Mason!“ sagte Nathan und ich war überrascht, ihn hier anzutreffen. Ich setzte mich auf und schob die Decke ein Stück von mir weg. „Was hab ich denn gesagt?“ „Hab es nicht ganz verstanden!“ antwortete Nathan. Er wirkte abwesend, fast schon ein wenig geknickt.. Normalerweise kannte ich nur die abgebrühte Seite dieses jungen Mannes Da gab es keine Diskussionen und auch keine Kompromisse. Die dunklen Schatten unter seinen Augen verrieten mir, dass es ihm nicht gut ging. Ich atmete tief durch und mein Puls regulierte sich langsam wieder.

In meinem Kopf fing es an zu arbeiten. Als Jonathan zuletzt das Zimmer betreten hatte, informierte er Gordy McDavon darüber, dass Nathan eingetroffen wäre. Ohne Sarah. Was mich noch mehr verwirrte war die Tatsache, dass an Nathans Hemd Blut klebte. Es machte sich jedoch nicht die Mühe, es zu verbergen. Vielleicht hatte er auch einen Schock erlitten. Das würde die jetzige Situation erklären. Mit dem Handrücken wischte ich mir den restlichen Schweiß von der Stirn. „Warum bist du hier?“ wollte ich wissen. Nathan zwang sich zu einem Lächeln. „Kannst du dich noch an den Tag

erinnern, als ich vor deiner Tür stand?“ fing er an. Ich nickte ihm zu. Natürlich erinnerte ich mich, wie Nathan eines Tages vor meiner Haustür aufkreuzte. Ich wusste genau, was er wollte. Damals ging es um die Sache, zwischen mir und Jonathan. Gordy McDavon gab seinem Sohn den Auftrag nach dem Rechten zu sehen. Die Art und Weise, wie er sprach, hinterließ einen bleibenden Eindruck bei mir. Dabei war Nathan fast fünfzehn Jahre jünger als ich und dennoch konnte er einem das Gefühl vermitteln, das Allerletzte zu sein. Auch Jonathan stattete er einen kleinen Besuch ab. Und nun holte uns die Vergangenheit ein.

Dexter war wieder zurück und allem Anschein nach tat er alles dafür, um mein Leben zu zerstören. Warum nicht das von Jonathan oder des Polizeipräsidenten? Aber es half alles nichts. Lina hatte ich bereits verloren und ich würde alles dafür tun, um Tyler wieder zu bekommen. Ich empfand eine gewisse Enttäuschung gegenüber Lina. Sie hatte uns an Dexter verraten, ohne jegliche Reue. Mir fiel immer noch kein Grund ein, warum sie das tat. Vielleicht würde ich irgendwann eine Antwort bekommen. „Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, Mason! Ich habe nie verstanden, warum mein Vater euch damals gedeckt

hat. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich Jonathan begegnet bin.“ Jetzt stand er auf, durchquerte das Zimmer und blieb am Fenster stehen, um die Gardine beiseite zu schieben. Ich blinzelte kurz, weil mich das Tageslicht für einen kurzen Moment blendete. Nathan starrte nach draußen, redete aber weiter, ohne mich eines Blickes zu würdigen. „Heute ist mir nicht zum ersten Mal aufgefallen, in was für einer beschissenen Welt wir leben.“ So gern ich ihm auch etwas entgegen gebracht hätte, ich zog es lieber vor, mich noch zurück zu halten. Es lag eine gewisse Spannung in der Luft. Nathan

strahlte etwas aus, dass mir nicht gefiel. Ich beobachtete, wie er die Augen kurz schloss, dann wandte er sich wieder mir zu. „Hör gut zu. Ich will nicht um den heißen Brei reden. Ich finde, du hast die Wahrheit verdient.“ Ich runzelte die Stirn. „Ich höre dir zu.“ Nathan lachte kurz auf, verstummte aber schnell wieder. Er zog sich einen Stuhl heran. „Ich fürchte, ich war nicht ganz ehrlich zu dir, Mason. Und im Grunde tut es mir leid. Ich habe dir verschwiegen, dass ich Dexter schon mein ganzes Leben lang

kenne.“ „Was willst du mir damit sagen?“ fragte ich misstrauisch. „Er ist mein Bruder!“ Mir fehlten die Worte. Das war unmöglich. Nathan hatte einen kriminellen Bruder, den Jonathan mit meiner Hilfe damals ins Gefängnis brachte? Wo sollte das alles noch hinführen? „Ich möchte einfach nur, dass du mir zuhörst. Und dass du mir die Chance gibst, alles zu erklären.“ In meiner Magengegend breitete sich ein ungutes Gefühl aus. So wie es sich anhörte, hatte Nathan noch mehr Überraschungen auf Lager. Aber mir blieb

im Endeffekt sowieso nichts anderes übrig. Ich musste ihn anhören. „Dexter musste ins Gefängnis, weil ihr beide die Beweise gefälscht habt. Eines kann ich dir sagen. Als ich davon erfahren habe, hätte ich euch am liebsten sofort erschossen, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber da war jemand, der mich davon abhielt.“ „Dein Vater!“ warf ich dazwischen. „Ja. Er hat mir gedroht, denn er fand, dass ihr eine zweite Chance verdient hättet. Ich teilte seine Meinung aber nicht. Ich wollte, dass ihr eine Lektion fürs Leben lernt. Ich besuchte Dexter immer häufiger im Gefängnis. Unsere Gespräche wurden intensiver und der Hass auf meinen Vater

wuchs weiter. Wie konnte er seinen Sohn hängen lassen, wenn er doch wusste, das er unschuldig war? Du wirst mich für verrückt erklären, aber ich denke, du weißt genau wie ich, dass man Dexter nicht unterschätzen darf, nicht wahr? Wir schmiedeten einen Plan und schworen uns, egal was passieren würde, keiner sollte uns je davon abbringen. Wir warteten die Jahre ab, bis Dexter endlich entlassen wurde. Er gewann seine Freiheit wieder. Heute habe ich das Gefühl, dass sie ein Monster aus dem Gefängnis entlassen haben. Mason, es gibt tatsächlich Dinge, die uns verborgen bleiben. Denn wenn es darum

geht, jemandem zu helfen, den man liebt, dann übersehen wir das Offensichtliche. Im Nachhinein sind wir schockiert darüber, verstehst du?“ „Um Gottes Willen, was hast du getan, Nate!?“ Er machte mir Angst, weil es da immer noch etwas gab, dass er mir sagen wollte und ich wog ab, ob ich es überhaupt hören wollte. „Wir wollten euch leiden lassen!“ fuhr er fort. „Also machten wir mit Jonathan den Anfang. Es war später Abend, als ich an seine Tür klopfte. Für mich war es ein einfacher Job. Doch Jonathan wehrte sich und flehte mich an, es nicht zu tun. Er wollte doch leben. Also gab ich ihm die

Möglichkeit, mir einen wirklich guten Grund zu nennen, um ihn zu verschonen. Er begann von seiner Frau zu erzählen. Dass Dexter sie vergewaltigt hätte. Ich habe ihm geglaubt. Jedes verdammte einzelne Wort. Nichts war gelogen, wie ich im Nachhinein feststellen musste. Und genau da kam der Wendepunkt. Ich warf alles über den Haufen. Meine Pläne mit Dexter, meine Zukunft. Ich wollte einfach nicht mehr so sein.“ Nathan beugte sich ein Stück nach vorn und sah mir direkt in die Augen. „Die nächsten Worte werden dich vielleicht vom Hocker reißen. Aber ich bitte dich, nicht vollkommen auszuticken,

okay?“ Er hielt kurz inne und dann sagte er das, was ich bereits ahnte und nicht hören wollte. „Der Officer, der deinen Jungen von der Schule abgeholt hat. Das war ich.“

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LinneaHazel

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FindYourselF Boar da bekomm ich ja auch gleich Herzklopfen beim Anfang des Kapitels!! Sehr schön geschrieben, war richtig dabei... Gott die Vorstellung ist schon mies und ich habe irgendwie die Vorahnung, dass der kleine Tyler wohl nicht so leicht aus der Sache rauskommen wird...

Und auch an sich ein sehr tolles Kapitel. Super geschrieben, super Emotionen, einfach top :*
Aber wie das mit dem Ende? Neeeiiiinn gar nicht offen gelassen.. du bist böse, und über mich regst du dich immer auf :P
Naja was solls, muss ich wohl nun wieder warten, aber das tu ich ganz gespannt!
Aber bei Nathan weiß ich immer noch nicht. Erst hilft er seinen Bruder, dann wieder nicht und warum glaubt er Joanthan und nicht seinem Bruder, aber das wird sicher noch alles kommen. Und vor allem frage ich mich, was denn nun mit Tyler ist!
Schreib gaaaaanz schnell weiter bitte!!! ;)

HDL :*
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Gast Ich schreib hier mal als Gast, ich bin zu faul um mich anzumelden. Uch glaube ich muss da mal noch was ausbessern. Dass Tyler den Schuss abbekommt, das träumt Mason natürlich nur.:)

:D das war ja noch ein mildes Ende.:)
Warum er Jonathan mehr glaubt? Weil Nathan es natürlich nach geprüft hat. Somit rückt Dexter in ein anderes Licht.:)

Ich schreib sobald ich Zeit finde.:)

Dabke für deinen Ausführlichen Kommi.:*
Hdal
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FindYourselF Ich weiß dass er das nur träumt ;) Aber die Situation war so echt und so gut ;) Da musst du nichts ändern .
Und was heißt hier zu faul? Also echt :D Es nervt aber auch, dass man das Passwort und so immer neu eingeben muss und man es ne mehr speichern kann. Nervig :D

Also morgen schreibst du? Sehr schön :D
HDL :*
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Gast Ich denke das Mason träumt kommt sehr gut rüber und ich versteh FindYourself so, dass sie dadurch schon eine Ahnung bekommt was Tyler erwartet. So hab ich das auch wahrgenommen und ich fand das Ende des Traums richtig gut, denn bis Mason endlich die Augen öffnet und aufwacht , damit auch mich aus dieser Szene entlässt, war ich echt schockiert. Also bitte lass es so stehn ;)
Vor langer Zeit - Antworten
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