Romane & Erzählungen
Des Dichters Streich - Erzählung in der Fasson Hoffmanns - 2. Teil

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"Ein unvergesslicher Abend für ein verwöhntes Publikum nimmt seinen Lauf"
Veröffentlicht am 07. Februar 2014, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Cupator ist ein Autor, der vielleicht keiner sein sollte - nicht, weil er sich das Schreiben nicht zutraut, sondern weil er im echten Leben etwas macht, was kaum auf ein Autorendasein hindeutet.
Ein unvergesslicher Abend für ein verwöhntes Publikum nimmt seinen Lauf

Des Dichters Streich - Erzählung in der Fasson Hoffmanns - 2. Teil

zweite vorbemerkung

Ha ha! Wussten wir's doch! Cupator hat in seinem unseligen Hang zur immer neuen Serie den Mund zu voll genommen, die Feder zu weit geschwungen, den zu großen Bogen in Angriff genommen - und des Dichters Streich nicht einmal bis zum zweiten Teil gebracht! Ja, liebe, geschätzte Leserschaft (also: hallo, Ihr beiden!), nicht ganz verfehlt und nicht ganz touché. Der Text ist schon etwas umfangreicher, aber irgendwie fehlten mir M&M (Mumm & Motivation), neue Folgen einzustellen. Aber ich habe jetzt herausgefunden, dass meine Schreiberei

und mein Gemüseanbau einen gemeinsamen Sinn stiftenden Kern haben: Beide nähren niemanden und nützen nur mir. In diesem Sinne: Hoch Larenback! Und ran anne Buletten, liebste Jräfin! Und: Wer den Text nicht gleich ganz angewidert von sich weisen will, der möge vielleicht mit dem ersten Teil beginnen. Nur so'n Tipp. C.

des dichters streich, 2. teil

„Très bien, Gutester“, sprach die Gräfin den Hauptmann an, kaum nachdem sie mit ihm in den Tanzsaal getreten, um die Ecke gebogen und den prüfenden Blicken der Stehengelassenen entzogen war. „Ein großer Spaß, finden Sie nicht?“ Der Hauptmann stammelte ein paar Worte, ergriff ihre Hand und war im Begriffe, sie zur Aufstellung des Tanzes zu ziehen. „Nein, nein, Hauptmann, verderben Sie mir also den Spaß nicht, indem Sie so tun, als hätten Sie nicht genau begriffen, wie wenig ich die Absicht der Allemande mit Ihnen hege. Lassen Sie mir doch, ich

bitte Sie, den süßen Trug, einen Kameraden gefunden zu haben, der der Mittäterschaft an meinen Streichen womöglich würdig ist. Und lassen Sie, um Gottes willen, endlich meine Hand los und ersparen Sie es mir, Sie einen Tölpel heißen zu müssen.“ Erschrocken, als halte er eine glühende Kohle, ließ er die Hand der Gräfin los, schleuderte sie geradezu von sich. „Je, nun, es war ein großer Spaß, quand même. Leben Sie denn wohl. Und begehen Sie nicht den Fehler, wieder zu den anderen zurück zu kehren. Am besten verlassen Sie die Redoute augenblicklich. Leben Sie wohl.“ Damit verschwand Sie in der weiteren Flucht der Säle und der

Hauptmann eilte, sich eine Droschke rufen zu lassen. Im zentralen Saal, von dem aus eine doppelte Treppe in die obere Etage der Residenz führten, war die Gräfin genötigt, dem gastgebenden Herzog ihre Reverenz zu erweisen. Eine große Menge galanten Unsinns musste sie sich anhören, sich als der Stern im Universum der Schönsten nicht nur des Herzogtums, sondern des ganzen Reiches rühmen lassen, ja, als der eigentliche Anlass für dieses bescheidene kleine Fest. Der Herzog, ein weit in die Jahre gekommener Lebemann, verlangte selbstverständlich für jedes dieser linkischen, vorhersehbaren Komplimente,

dankbar niedergeschlagene Blicke und überraschtes Gestammel. Das wusste die Gräfin und sie wusste diese Begier des Herzogs zu befriedigen. Angesichts seines wässrigen Blicks auf ihr Dekolletee war ihr klar, wie weit jede darüber hinaus gehende Begierde im Bereich des Theoretischen lag. Schließlich hatte sie genug Geduld mit dem Herzog bewiesen um sich im Einverständnis aller obersten Hofschranzen entfernen zu dürfen. Ja, dieses höfische Narrenspiel beherrschte sie meisterlich und mit ganz leichter Hand. Doch ihre Leichtigkeit konnte nicht die traurige Müdigkeit abwehren, die sie nach jeder Vorsprache

beim Herzog überkam. So auch jetzt, als sie sich in ein kleines Kabinett zurückzog und dort auf einem zierlichen Sesselchen ausruhte. Ein ausgemachter Narr, das war dieser Herzog! Und eine Närrin musste sie sich selber schelten, immer noch um die Gunst des Herzogs zu buhlen, als wäre sie die kleine Landadelige geblieben und hätte nicht durch günstige Heirat einen bedeutenden und im ganzen Reich geachteten Titel erlangt. Was hatte sie zu schaffen mit diesem Hof voller Idioten und in dieser Residenz voller Blödsinniger? Freilich wurde der Herzog seiner gottgewollten Aufgabe gerecht, der mit Abstand großzügigste Gastgeber seiner Provinz

zu sein. Doch die Genüsse aller Art, wie sie die herzoglichen Feste in unbegrenzter Fülle boten, wirkten auf das Gemüt der Gräfin immer weniger. Anfangs hatten eine köstliche Speise, ein erlesener Wein ihr wahrhaft Glück bereiten können, das war längst vorbei. Sogar die alberne Freude, ganze Bouteillen edelsten Südweines an nur einem Abend zu vergeuden, empfand sie immer seltener. Zu allem Überfluss hatte sie auch noch den tapferen Hauptmann fortgeschickt, den einzigen in der Runde, der noch nicht als dressierter Gimpel aus ihrer gräflichen Hand zu picken bereit war; mit Larenback hätte sie bestimmt noch den

einen oder anderen Jokus spielen können, allein – zu spät. Die Gräfin rang mit dem Entschluss, jetzt gleich aufzubrechen, zurück in ihr kleines Palais draußen am Stadtsee. Warum denn auch nicht? Ein wenig Causerie zum Abschied vom Herzog, ein wenig vorgetäuschtes Unwohlsein, „die Wärme Durchlaucht, wir armen Weibsbilder sind nicht geschaffen, solches zu ertragen“, und dann für den Rest der Saison unauffindbar bleiben. Ja, das täte ihr vermutlich am besten. Nebenbei wäre es bestimmt dazu angetan, ihren Ruf um ein paar mysteriöse Gerüchte zu mehren. In dem Augenblick, da die Gräfin sich

erheben wollte, trat ein junger Mann zu ihr, elegant ihr die Hand reichend und damit behilflich. „Besten Dank, Monsieur“, sprach die Gräfin gedankenverloren zu dem Unbekannten und war im Begriffe, davon zu gehen, als sie, der Eingebung aus dem Bruchteil einer Sekunde nachgebend, innehielt, ihr Hand nicht zurückzog und den Fremden betrachtete. Der kannte sie offensichtlich, denn unter ihrem unverhohlen neugierigen Blick erstarrte er keineswegs, sondern vollführte eine vollendete, nicht zu tiefe Verbeugung. Und ganz richtig sprach er sie „Frau Gräfin“ an, als er seinen Handkuss darbrachte.

„Monsieur kennen mich?“ fragte die Gräfin. „Wie könnte ich nicht?“ fragte der junge Mann zurück. „Gräfin, der Wunsch Ihnen einmal persönlich zu begegnen ist womöglich weiter verbreitet als die Fama Ihrer Person.“ „Ich danke“, antwortete die Gräfin, geschmeichelt zwar von dem warmen Ton und der anregenden Stimme des jungen Mannes, dennoch ganz bei der Sache. „Wie aber soll der Wunsch, mir zu begegnen, in einem Menschenkinde entstehen, welches noch nicht einmal von mir hat reden hören?“

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Cupator
Cupator ist ein Autor, der vielleicht keiner sein sollte - nicht, weil er sich das Schreiben nicht zutraut, sondern weil er im echten Leben etwas macht, was kaum auf ein Autorendasein hindeutet.

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Gunda Cupator, Sealord und Dok ... ihr drei habt euch echt gesucht und gefunden, was? Ich habe so gelacht bei der Lektüre eurer geschraubten Kommentare. Leider muss ich gestehen, Cupator, dass mich dein Text inhaltlich nicht sooo fesselt, wie es deine Hauptstadt-Anektdoten getan haben, dennoch muss ich dir natürlich einen interessanten Schreibstil attestieren, der mir mehr als einmal ein Grinsen ins Gesicht getrieben hat. :o)

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Cupator Liebe Gunda,
schlechte Menschen haben laute Lieder, wie der Volksmund weiß. Vielen Dank für Deinen Kommentar, Dein Abo und auch Deine offenen Worte zum Dichterstreich und den daran geübten interessanten Schreibstil. Wie gesagt, der Südwein tut sein Übriges.

Herzliche Grüße,

Cuptaor
Vor langer Zeit - Antworten
Sealord Cupator, lass Dir sagen, der Doc hat schon wieder alle Worte zuerst aus dem Weinschrank geklaubt und hier in die Tasten gehämmert! In virtuoser Weise wie ich meine, was aber sicherlich den "Bouteilles edelsten Südweines" zu zuschreiben ist die er vor dem Frühstück , kurz nach Mitternacht während der Wiederholung seiner geliebten Sendung mit Thekla trank!
Also bleibt mir nur ein Chapeau und der hiermit übermittelte
liebe Gruß Uwe
Vor langer Zeit - Antworten
Cupator Lieber Uwe,
ein dreifach donnerndes Zicke-Zacke-Hühnerkacke allen Kennern kratziger Literatur und übersüßter Weine oder andersherum. Und herzlichen Dank für Deine Anteilnahme am Streiche-Dichter.
C.
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Also, mein lieber Darby M'Graw, wo du Dich überall umtreibst - unbelievable! Und bezichtigst noch dazu Deinen alten Vater (und Kapitän Deines Lebens) des ungeregelten Alkohol-Missbrauchs. Dabei solltest Du doch am besten wissen, ich trinke ausschließlich zwischen 0:00 Uhr und 23:59 Uhr. Ansonsten bin ich "trocken wie 'ne Makrele in Marrakesch"!

Kapitän Sebastian Haddock
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Meine Fresse, kann ich da nur neidvoll stammeln, meine Fresse! Erlauben Ihro Gnaden, dass ich meinen Hut lüpfe und auf das Vergnügen, das ich angelegentlich der Lektüre dieser erstaunlichen und höchst gelungenen Quadrille von geistreichen Sentenzen empfand, die eine oder andere Bouteille edelsten Südweines dem schmerzlosen Tod anempfehle? Mich dünkt, Euer Liebden haben hier ein ganz und gar unfasslich gelungen Werk vorgelegt, welches auch dem von uns allen so hochverehrten Geheimrath in Frankfort recht gut zu Gesicht stehen würde. Jawohl, Messieurs, jawohl! Dies ist meine Überzeugung!

Entbiete Euch meinen untertänigsten Gruß

Utz von Schmock, Getreuer zu Weidenfels alias Docteur Singulier
Vor langer Zeit - Antworten
Cupator Ey, Doc, alte Erdnussbacke, Kenner aller Könner und Könner aller Meisterschaften - kannste auch nich schlafen? Das war wieder 'n Tag, wa? Erst diese Real-Satire um eine eigentlich ganz gestandene Chef-Diplomatin, dann das ewige Grübeln, wie man die doofen Winterspiele sinnvoll boykottieren kann (gar nicht leicht für jemanden, der Rennrodeln ohnehin befremdlich bis langweilig findet) und dann am Abend der Fernsehfilm mit Thekla-Carola Wied. Entweder gibt es hier einen Geisterfahrer oder gleich zehntausende.

Magge Tak jedenfalls für Deine lobenden Worte. Muss jetzt weiter. Nach Radio City. C.
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Thekla-Carola Wied. Und ich dachte immer, ich wäre der einzige potenziell zur Unvernunft befähigte Primat auf diesem Planeten, der sich sowas antut. Und, siehe da, nun sind wir schon zu zweit.

Willkommen im Club!

Dok
Vor langer Zeit - Antworten
Cupator Ey, ich hab mir das nicht angetan, es wurde mir angetan! Von der Verschwörung zwischen meiner Frau ("ich schalt nur mal durch") einerseits und den öffentlich-rechtlichen Irrenanstalten andererseits. Ich bin ein Depp, ich will da rein!
C.
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Ich lade Dich herzlich ein, zu mir und PekaBerlin in die "Geschlossene" zu ziehen. Wir wollen demnächst Dürrenmatts "Physiker" zur konzertanten Aufführung bringen und suchen noch jemand, der in der Lage ist, den Einstein zu geben...Dürrenmatt als Musical, ich bin sicher, wir werden alle stinkreich! Vielleicht ist das aber auch der Grund, warum die uns die Hemden mit den extra langen Manschetten anziehen.

Gruß an Deine liebe Frau.

Newton
Vor langer Zeit - Antworten
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