Biografien & Erinnerungen
ANEKDOTEN AUS KORSIKA - als ich noch Urlauberin auf Korsika war....

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"KORSIKA ANEKDOTEN "
Veröffentlicht am 03. Februar 2014, 126 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
© Umschlag Bildmaterial: MILUNA TUANI
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Über den Autor:

Hallo liebe FREUNDE,Hallo liebe KORSIKAFANS und die, die es noch werden möchten! Ich möchte Euch hier einen kleinen Ausschnitt aus meinen Büchern vorstellen: spannende Lektüre aus Korsika in deutscher Sprache: Gedichte, Kurzgeschichten, Novellen, ReaFiction, Romane, Bildbände, Reiseratgeber...u.v.a., alles was das Herz eines Korsikafans höher schlagen lässt! Ich danke Euch für Euer Interesse und wünsche Euch viel Spass beim ReinLesen, ...
KORSIKA ANEKDOTEN

ANEKDOTEN AUS KORSIKA - als ich noch Urlauberin auf Korsika war....

EINLEITUNG

Anekdoten aus Korsika Teil 1 ALS ICH NOCH URLAUBERIN AUF KORSIKA WAR... Liebe LeserInnen und Korsikafans, und die die es noch werden möchten, in dieser Anthologie präsentiere ich Ihnen eine Auswahl meiner Anekdoten aus Korsika, die aus der Zeit berichten, in der ich noch Urlauberin auf Korsika war und so einiges Amüsantes und Unterhaltsames erlebt habe... Viel Spass beim Lesen, herzlichst, Miluna

PASST AUF WO IHR EUCH HINSTELLT, VOR ALLEN DINGEN NACHTS


Passt auf wo ihr Euch hinstellt...vor allen Dingen, nachts! Bevor ich mich auf der Insel wieder nieder ließ, kam ich viele Jahre lang zum Urlaub her: zusammen mit meinem Vater verbrachten wir jede Winter-Oster-Sommer und Herbstferien auf Korsika. Unser Domizil lag an der Ostküste, doch wir zogen Kreuz und quer über die Insel, erkletterten die Gipfel,

besuchten unsere Lieblingsorte, folgten den Folkloregruppen auf ihren Tourneen, machten eben Urlaub. Aber auch ein wenig Arbeit kam dazu, da mein Vater und ich in der Sternwarte und im Planetarium meiner Geburtsstadt tätig waren: wir fotografierten des nachts den Sternenhimmel...um u.a. unsere Diashowmaterialien anzureichern... Ich erinnere mich, das wir meine damalige Lieblingsgruppe in Pedicroce in der Castagniccia belauscht hatten, dann zogen wir ins Innere der Kastanienwaldgegend, um nach einem geeigneten Plateau zu suchen, um unsere Instrumente in den sternenklaren und vor allen Dingen mondfreien Himmel auszurichten. Wir folgten einer sehr

verlassenen Straße in sehr schlechtem Zustand. Auf der Karte hatten wir entdeckt, dass diese "Straße“ zu einem Plateau hinter zwei Dörfern führen sollte. Also passierten wir das erste Dorf, völlig im Dunkeln, kein Hund und keine Katze auf der Straße, dann folgten wir der Straße, umrandet von alten überwucherten Kastanienbäumen, archaisch und vom magischen Flair. Nach einer Weile passierten wir das zweite Dorf, oder eher, eine Anreihung von uralten Steinhäusern, schwarz in der Dunkelheit hoch aufragendend und ein wenig unheimlich. Wir fuhren daran vorbei und da hörte man einige Hunde laut wild auf bellen. Ich stellte die korsische Musik im Autoradio lauter und stimmte sogar mit ein, ein wenig bei offenem Fenster. Die Straße

wurde immer schlechter und hörte auf einmal ganz auf: vor uns lag eine unbefahrbare Piste, mit großen Schlaglöchern voll Matsch und Schlamm, und einer Horde von großen fetten verwilderten Hausschweinen, die im Matsch mit ihren Rüsseln wühlten und uns mit wilden Augen grunzend und quiekend in die Scheinwerfer glotzten. Mein Vater hupte einige Male und sie fingen an zu rennen und verflüchtigten sich in die anliegenden Wälder. Wir stellten nun fest, dass sich hier der Wald Richtung Süden lichtete und einen schönen Blick auf das Sternbild des Schützen freilegte, also stieg mein Vater aus und entschied, dass wir hier unsere Geräte aufbauen, um einige Schnappschüsse zu schießen. Ich lud das Material aus und im Scheinwerferlicht

begannen wir die Materialien anzuordnen; von dem der Kofferraum unseres Golfs voll war. Auf einmal hörten wir wieder wildes Hundegebell, dass sich uns auch noch zu nähern schien; ein wenig besorgt hielt ich mit dem Aufbau inne, schaute mich um in die Richtung des Gebells und sah im Scheinwerferlicht unseres Wagens eine Horde kläffender Hunde auf uns zu rennen; ich rief meinem Vater zu, der sich gerade abgewandt hatte, um sich an einem Kastanienbaum zu erleichtern, „Oh, ich glaube wir haben da ein Problem!“ – er drehte sich in die Richtung der bellenden Horde um, die gerade dabei war, uns mit fletschenden Zähnen und sabbernden Lefzen zu umzingeln, soweit ich sah, waren einige

Römische Kampfhunde und gekreuzte Schäferhunde unter ihnen, die überhaupt keinen freundlichen Eindruck machten, mein Vater rief „Hallo ihr süßen Hündchen, nett für den Besuch, aber jetzt zieht ab, da wir arbeiten müssen!“- Einer riesiger Bulldoggen-artiger Koloss sprang knurrend auf ihn zu, als mein Vater eine Handbewegung in seine Richtung machte. Mein Vater blieb augenblicklich wie angewurzelt stehen und rief leise: „Wirf ihnen doch ein Stück von der Eselssalami hin, vielleicht hauen sie dann ab!“ - doch ich antwortete: „Oh sieh da, da kommen die Besitzer, anscheinend um sie zurück zurufen!“ - eine Gruppe von Männern näherte sich uns;

sie waren alle in Jägerkluft gewandt, schwarz bärtig mit verwitterten Gesichtern und sehr grimmigen Blick, und mit scheinbar geladenem Gewähren, Äxten, Sensen und Mistgabeln beladen. (eine sogenannte Dorfarmee!). Sie stapften forschend auf uns zu, riefen nicht die Hunde zurück - die immer noch wild bellten - und warfen uns feindselige Blicke zu. Ich erhob das Wort in Französisch und erklärte, das wir Hobbyastronomen auf Sternenphotofang seien, und wir hier unsere Aufnahmen machten möchten. Als ich keinerlei Antwort bekam, nur noch mehr wildere und feindliche Blicke, da versuchte ich es noch mal in korsisch, aber scheinbar kam wohl mein exilkorsischer Akzent hinzu, denn die Männer schauten sich untereinander an,

dann luden sie ihre Gewehre und begannen in die Luft zu schießen. Die Schüsse hallten donnernd in den anliegenden Bergen wieder. Ich flüsterte meinem Vater leise zu, der immer noch wie angewurzelt am Kastanienbaum mit offenem Hosenstall dastand, „Ich glaube, die stört hier unsere Anwesenheit! Ist wohl besser dass wir abziehen!“- „Hast recht, und außerdem sind Wolken im Süden aufgezogen! Sag ihnen, dass sie die Hunde zurückrufen sollen, dann machen wir uns aus dem Staub!- Das tat ich dann auch, und erstaunlicherweise pfiffen die Männer die Hunde zurück, und beobachteten uns

missmutig, bis wir alles eingeladen hatten. Dann wendete mein Vater den Wagen fast auf der Stelle, da die Männer nicht vom Platze wichen. Endlich den Wagen in Abfahrtrichtung, gab mein Vater matschspritzend Gas und die Typen schrien uns einige unsaubere Schimpfwörter hinterher, wie „Scheißtouristengesinde“ usw., und schossen dazu noch einige Salven in die Nacht…… Das ist das einzige - so extrem fremdenfeindliches - Erlebnis, was mir in all den Jahren Korsikaurlaub geschehen ist…die Castagniccia ist eben eine „ein wenig“ austäre Gegend, und des nachts sollte man sich nicht unbedingt in Dorfnähe

herumtreiben…und schon gar nicht die gründelnden Schweinehorden vertreiben und nicht im rker>Scheinwerferlicht an Kastanienbäume pinkeln, oder wenigstens schnell wieder den Hosenstall schließen… c Miluna Tuani



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DAS KORSISCHE BAUERNFRÜHSTÜCK


Das korsische Bauernfrühstück Nach einer langen Wanderung quer durch die Höhen der Castagniccia, kehrten mein Vater und ich in der sogenannten Dorfbar in einem pittoresken Bergdörfchen ein. Ein duzend Männeraugenpaare stierten uns an, als mein Vater «Grüss Gott" rief und sich dann einen Cap Corse und mir eine Orangina servieren liess. Dann fragten wir, (das heisst, besser ich, denn mein Vater sprach kein Wort französisch, aber die Leute verstanden ihn

meist gut, dank seiner Handfusszeichenkommunikation), ob es eine Art "Auberge" in diesem Ort gäbe, in der wir uns bei einem deftigen Mahl stärken könnten. Leider verneinte der Dorfbarwirt, aber er gab uns eine Tip, dort oben beim alten Joseph könnte man gut speisen und er und seine Frau liebten es Vorbeikommende einzuladen und reichlich zu bewirten... Die anderen Bartresensteher grienten sich untereinander an, doch mein Vater dankte freundlich, schluckte seinen Cap Corse runter, und dann stiegen wir die hohen Treppen hinauf zum Haus von Joseph. Fast ausser Atem in den höheren Gefilden des Dorfes angekommen, schob mich mein Vater

wie immer vor; ich fasste mir Mut, stiess das eiserne Tor von der Terrasse auf, und wir traten vorsichtig ein. (vorsichtig wegen der Gefahr, von einem Wachhund angegriffen zu werden), doch es blieb still, wir liefen unter der grünen Weinpergola bis hin zur Tür des alten Steinhauses und klopften an... »Herein", rief es in korsisch und mir wurde mulmig, ich mochte es einfach nicht, so bei den Leuten einzukehren; ich schob die Tür beiseite und wir traten in den kühlen Hauptraum des Hauses ein; am grossen Esstisch neben dem Kamin sass ein älterer Mann, und schälte gerade Kartoffeln. «Verzeihung dass wir sie stören, der Wirt der

Bar hat uns ihre Auberge empfohlen, er sagte uns sie servieren leckeres Hausmannsessen...und da wir gerade auf der Suche nach einer Auberge sind...also, « - « immer reinspaziert, junges Fräulein, und der Herr...setzt Euch, nehmt Platz, ich serviere euch gleich einen Aperitif! Angele, komm wir haben Besucher, leg noch zwei Teller auf!» - Wir setzten uns dankend, und begrüssten seine Frau, die mit Geschirr beladen auf uns zu kam, sie begrüsste uns herzlichst und deckte dann den Tisch. Joseph holte aus dem Küchenschrank eine Flasche klaren Obstschnaps und goss uns Beiden ein. Ich wusste, dass ich nicht ablehnen durfte, es

würde wie eine Beleidigung gelten...also hob auch ich zum Trunk an. Auf Euer wohl, liebe Besucher! Salute» -"Auf ihr ihres ebenso!» - "Salute!"- antwortete mein Vater, ich auch und wir schütteten den beissenden Aquavita herunter, ich musste mich beherrschen nicht loszuhusten; der alte Mann brachte seiner Frau die Kartoffeln, und machte sich nun selbst in der Küche zu schaffen; inzwischen kam sie zu uns und setzte sich mit einem Glas Wasser an den Tisch uns gegenüber und stellte uns haufenweise Fragen; ich dolmetschte zwischen den Beiden hin und her, die über alles und jenes redeteten...Dann endlich war das Essen fertig, Joseph servierte Tomatensalat, aus frischen Gartentomaten mit Gartenkräutern,

selbst angebaut, mit Olivenölzitronendressing aus der eigenen Herstellung, Aufschnittplatte mit Lonzu, Salciccia und Prisuttu, von den eigenen Hausschweinen, dazu selbstgebackenes Bauernbrot als Vorspeisen; wir liessen es uns schmecken, es war ausgezeichnet und echt lecker...dann als Hauptspeise servierte Joseph eine Art Bauernfrühstück: Bratkartoffeln und Zwiebeln in ausgelassener Panzetta knusprig gebraten, also mit Speck, und darunter frische Eier aus dem eigenen Hühnerstall gemischt und das alles mit gehackter Petersilie verziert! Mein Vater bemerkte, «Na das schmeckt ja wie bei Muttern, bei uns wurde das immer als Bauernfrühstück serviert, meine Urgrossmutter baute auch alles selber an,

und ich schwöre, seit meiner Kindheit habe ich nicht mehr so ein autentisches Gericht genossen...ist schon unglaublich, wie weltweit sich die Rezepte ähneln, immerhin zwischen Rochlitz und diesem Dorf liegen fast 1200 km! Frag ihn doch mal, ob das ein traditionelles korsisches Rezept ist?!» - Ich fragte ihn und er antwortete uns im akzentreichen, aber doch gut verständlichen deutsch: «Nein, das ist kein traditionelles Gericht von hier, das habe ich zubereiten gelernt, als ich Krieggefangener in Deutschland war, ich arbeitete auf einem Bauernhof, mit einer Auberge als KOCH! Aber hier bei uns nennt sich das «Korsisches Bauernfrühstück..." - Na, da waren wir aber überrascht....und alle lachten wir freudig zusammen...Dann als

Nachspeise wurden wir mit leckeren Ziegenkäse auch aus eigener Herstellung bewirtet, dazu reichte man uns Walnüsse aus dem Garten, wenn auch vom letzten Jahr, ein reiner Genuss, so wie die hausgemachte Feigenmarmelade zum Käse, rote und weisse Muskat Weintrauben von der Pergola draussen, und roten Landwein, kaum zu glauben, aber auch aus der Bioproduktion von Joseph...Wir schafften fast nicht den Teller leer zu essen, und er tat uns noch weiter auf, aber aus Höflichkeit verschlungen wir alles, und es war auch einfach zu gut, um es stehen zulassen...Dann gab es noch einen Klaren AquaVita als Magenbitter, den wir dringend notwenig hatten, heissen Caffé mit von Angele selbsgebackenen Fritelle (süsse

Krapfen). Zu gesättigt, hatte ich Lust eine Siesta zu machen...doch während Joseph und mein Vater diskutierten, (wie auch immer, sie verstanden sich irgendwie) und er ihm eine Dicke (selbstgerollte?) Zigarre anbot, zeigte mir Angele das Haus, den Garten, die Tiere, während eines kleinen Verdauungsspazierganges...Schliesslich wollte mein Vater nach der Rechnung fragen, aber Joseph winkte ab, er würde liebe Freunde wie uns nicht unter Bezahlung bewirten, bei ihm sei jeder herzlich willkommen...und er würde sich freuen, wenn wir bei unserer nächsten Reise wieder vorbei kämen... Wir bedankten uns herzlichst und

versprachen ihm, beim nächsten Mal wieder vorbei zu schauen...Zufrieden gesättigt und angeduselt vom reichen Wein und Aquavita "rollten" wir runter zum Auto. Nachwort... Leider haben wir Joseph und Angele nicht wieder gesehen, bei unserer nächsten Reise im Winter, wohnten sie in der Stadt, und im Frühling erfuhren wir mit grossem Bedauern, dass einer nach dem anderen vor kurzem verstorben sei...welch ein Unglück...einer ihrer Söhne bewohnte nun das Haus, der aber ganz und gar nicht gastfreundlich sei..."Damals" hätte ich mir nicht nur im gerinsten denken können, dass unsere lieben

Gastleute, die Eltern meines Zukünftigen waren...den ich dann einige Jahre später dort im Dorf kennenlernte...und ich dort mit ihm ins Haus einzog, wo wir so gastfreundlich und reichlich bewirtet worden waren... c Miluna Tuani

FAST ZWEIMAL SCHIEFGEGANGEN

Fast zweimal schiefgegangen... Es war im Sommer 1986, mein Vater und ich waren wie jedes Jahr auf unserer sommerlichen Bergwanderung. Ausgestattet mit allem Notwendigen (u.a. Vitamin-Minaralriegel und Trinkpulver), zusätzlich Praktischem (Minileichtfaltzelt, Solar-Lampen-Radios usw.) und Unpraktischem (wie z.B. die komplette Fotoausrüstung für unsere astronomischen Himmelsaufnahmen, die ungefähr 15 kg wog). Diesmal sollte unser Ziel der Monte ­Alcudina (2134 m)im Süden der Insel sein, der im Herzen des

Hochplateaus du ­Cosciune liegt, durch die die ­GR20 führt, und die Wanderroute eigentlich gut signalisiert ist.(Weitere Informationen zum Plateau di Cosciune, in einem anderem Buch!)Sehr früh am Morgen fuhren wir mit unserem Pistenschruppi (unser marsroter Golf GtD) bis zu einer Bergerie hoch, parkten dort unseren Wagen, und bereiteten anschließend unseren Abmarsch vor.Mit der Karte in der Hand wanderten wir dann etwa 1, 5 Stunden sehr bequem über die grüne Hochebene in das Plateau di Coscione hinein. Dieses Hochplateau verbreitet einen mystisch aber friedvollen Eindruck auf den Durchwandernden. Man könnte denken, sich in einer anderen Welt zu befinden, und gleich einem Fabelwesen, einem edlem Ritter auf

seinem Ross, oder einem feuerspeiendem Drachen zu begegnen ...Wir überquerten einige Bäche und gelangten schließlich an eine Schaukelbrücke, bei deren überqueren ich unweigerlich an die Szene in dritten Indiana Jones Film denken musste, aber keine Sorge, Krokodile gibt es in diesem Teil Korsikas in den Bergbächen nicht!Und dann begann der Aufstieg zum Monte Alcudina, im Zickzack kreuz und quer durch den Zauberwald. An einer Quelle tankten wir noch mal Wasser auf. (Ist im Reiseführer beschrieben!) und oberhalb der Quelle entdeckten wir die Ruinen der alten Refuge I Pidinelli, wo zelten erlaubt ist. Wir nahmen uns vor, hier vor Dunkelheit auf dem Rückweg unser Lager aufzuschlagen.Dann folgten wir

dem Weg zum Aufstieg des Monte Alcudina, es schien uns ziemlich einfach, da wir Schwierigeres gewöhnt waren, es ging zwar immer bergauf, aber wir mussten wenig klettern. Wir hatten eine herrliche Sicht auf die grünen anliegenden Hügel und Steinbrockenflächen und auf das Bavellamassiv.Es war fast Mittag, heiß und feucht, als wir endlich den Gipfel des Monte Alcudina erreicht hatten. Wir warfen unser Gepäck ab, und näherten uns dem Betonkreuz, um nun die so viel beschriebene Sicht zu genießen. Doch auf einmal stiegen Nebelschwaden auf, die schnell ganz und gar die Sicht versperrten. Müde und enttäuscht ließen wir uns nieder und genossen eine Stärkung, und packten die Fotoapparate

wieder ein. Wir beschlossen noch ein Weilchen zu warten, in der Hoffnung der Nebel würde sich legen, und wir könnten noch einige tolle Aufnahmen schießen, aber nichts. Der Nebel blieb und wir entschieden uns, aufzubrechen.Da wir schon vorher ernsthaft die Karte studiert hatten, wussten wir, dass es zwei Wege zurückgab, den einem der GR20 weiter zu folgen in einem steilen Abstieg bis zur nächsten Bergerie, oder denselben Weg zurückzugehen. Beide waren wir uns einig, dass wir das nicht wollten, also machten wir uns an den Abstieg, wir dachten daran, in der Hütte Asinao zu übernachten, und morgen dann noch einmal den Gipfel des Alcudina zu erklimmen, in der Hoffnung diesmal von der Sicht zu kosten, ohne Nebel!Nun folgte ein

recht steiler, insgesamt unangenehmer Abstieg zur Hütte. Der Nebel blieb dicht, und nach unseren Berechnungen und den Beschreibungen im Reiseführer, hätten wir die Unterkunft schon lange erreichen müssen. Wir waren lange den Markierungen gefolgt, doch an einer Stelle trennten sie sich, wir bogen nach rechts ab, und im Dunst hatten wir anscheinend die Markierung übersehen und waren immer weiter ins Innere gelaufen... und das stundenlang! Irgendwann waren wir sicher: Wir hatten uns verlaufen. Doch als der Nebel sich legte kamen wir in einer Art Tal an, vor uns breitete sich eine grüne Ebene aus, durch die ein Bächlein floss, umsäumt von einigen Bäumen, Felsbrocken reihten sich an, am Horizont konnte man eine Art Wald

ausmachen, Buschwerk breitete sich überall aus, einzelne Baumgruppen reihten sich dicht aneinander. Das schien uns das perfekte Plätzchen, um Rast zu machen. Mein Vater schaute sich um und entschloss hier über Nacht zu bleiben, um die notwendigen Fotos vom Sternenhimmel zu machen. Wir hatten freien Blick ins Zentrum, und auch ein wenig gen Osten und Süden ...Also suchten wir ein geeignetes Plätzchen, um unsere Minifaltzelte aufzustellen. Doch da gab es ein Problem, wir hatten einen Sack Proviant gegen den Zeltsack ausgetauscht, den Proviant geleert um noch die Fotoausrüstung darin zu verstauen. Nicht so schlimm, wir hatten ja auch jeder seine Aluwärmedecke dabei und außerdem war es Sommer und die

Sommernächte waren lau (Sicher, aber sie sind auch sehr feucht! Vor allen Dingen im Hochgebirge!).Wir hatten uns eine Baumgruppe mit einigen glatten und flachen Felsen als Nachtquartier ausgesucht, und richteten unsere Lager ein. Uns blieb als Proviant gerade noch ein Stück Brot, ein Zipfel Eselsalami, eine Zitrone und zwei Kraftriegel, Wasser hatten wir ja am Bach genug...Wir verspeisten unser „Abendessen“ und hoben die Zitrone und die Riegel für den kommenden Tag auf. Dann bauten wir unsere Astrofotogeräte auf und warteten auf die Nacht, die bald kam, und eine enorme Woge von Feuchtigkeit mit sich brachte, denn der aufgelöste Nebel fiel herab. Das hatte zur Folge hatte dass die Objektive unserer

Kameras und des transportablen Miniteleskops ständig von der Feuchtigkeit anliefen. Mein Vater fluchte verärgert, wischte hier und da und überall herum, doch es nütze nichts, er wusste, dass auf den teuren Hochempfindlichkeitsfilmen nichts drauf sein würde, als die Spuren verschmierter Wassertropfen, also gab er auf. Wir bauten alles ab, und verkrochen uns dass auf einen glatten „Bettstein“ und gewickelten uns in unsere Aluwärmedecken ein, da die Feuchtigkeit uns in die Knochen kroch und wir schon wie durchgeweicht waren.Unser Zähneklappern übertönte unser Magenknurren, aber ich beschwerte mich nicht, ich fand diese Art von Abendteuerwanderungen einfach aufregend

und schön, so völlig im Schoße meiner Mama Corsica zu ruhen, den schwarzn sternenübersäten Himmel zu betrachten, die Sternschnuppen fallen zu sehen, den Stimmen der Nacht zu lauschen: Ja, das war für mich das höchste Glück. Mein Vater dagegen war etwas besorgter, kalkulierte, studierte nochmals die Karten im Schein der Solartaschenlampe, adjustierte den Kompass, denn dank unseres lieben Polarsterns wussten wir ja, wo Norden war, um sicher zu gehen, dass wir morgen den Weg, sprich den GR20 wiederfanden.Einige Kühe gesellten sich zu uns, ich überlegte, ob die eine mit dem dicken vollen Euter wohl etwas dagegen hätte, wenn ich ein wenig Milch abzapfen würde, doch als ich nach ihr rief, drehte sie

sich schnaubend um, zeigte mir ihren Hintern und balancierte uns einen riesigen, dampfenden und stark stinkenden Fladen vor die Nasen...Mein Vater sagte mir, dass ich mir daran die Hände wärmen könnte, und ich entgegnete: „Danke sehr, aber so kalte Hände habe ich nun auch nicht!“Einige Schweine grunzen in der Nähe, ein Nachtvogel kauzte, es raschelte im Gebüsch und in der Ferne hörte man einen eigenartigen Tierschrei, der mir die Gänsehaut aufsteigen ließ ... wahrscheinlich ­ eine Malacella, eine Art Eule (nur komisch, dass der Schrei vom Boden her kam - wir wussten damals nicht, dass es auf Korsika von Füchsen nur so wimmelt! (Dazu noch von hungrigen Füchsen!!!) Aber nichts ließ meine

himmlische paradiesische Ruhe stören, ich schlief dann sogar auf meinem luxuriösem bequemen Steinbett ein, da mir mein Vater versicherte, Wache zu halten.Erst als die Sonne mir ins Gesicht schien, wachte ich auf. Ich rollte mich von einer Steinliege schaute mich um und entdeckte meinen Vater, der gerade nach einem Bad aus dem Bach stieg. Er trocknete sich auf einem Felsen in der Sonne, wie auch seine Kleidung, auf einem Busch neben ihm. Dabei lutschte er eine halbe Zitrone aus. Ich nahm dann auch mein Bad, das Wasser war kalt aber erfrischend. Schließlich mischte ich meine Wasserflasche mit meiner halben Zitrone (ein wirklich erfrischendes Frühstück!), dann machten wir uns abmarschbereit. Mit Hilfe des Kompass in

der Hand orientierten wir uns, und liefen einfach in die kalkulierte Richtung, der Bergerie, bei der wir unser Auto hatten stehen lassen. Wir überquerten eine weitere weite Ebene, erklommen Hügel, Berggruppen, durchquerten einen dunklen Wald, und siehe da, wir stießen wieder auf die Markierung der GR20, kurz vor der Hängebrücke, die wir beim Aufmarsch überquert hatten. Mein Vater war sichtlich erleichtert, anscheinend hatte er sich mehr Sorgen gemacht, als er zugeben wollte ...

... nach kurzen Pausen dann kamen wir am frühen Nachmittag endlich wieder bei der Bergerie an, die nun scheinbar belegt war. Einige Geländewagen standen davor. Wir legten zuerst unser Gepäck im Auto ab, zogen uns um, dann schlug mein Vater vor, in der Bergerie zu fragen, ob sie nicht frischen Käse, Wurst und Brot verkauften (denn bei einem Aufenthalt im vorigen Jahr hatten wir ein Schild mit etwa Verkauf von Proviant entdeckt!), da uns im Wagen auch nur noch einige Trockenriegel blieben und wir darauf irgendwie keinen Appetit hatten.Also machten wir uns auf, mein Vater klopfte an die Holztür, aus dem Inneren klangen laute grobe Männerstimmen, und die Tür wurde

schwungvoll geöffnet, wie immer schob mich mein Vater vor, damit ich in Französisch unsere Frage zu stellen; ein weißbärtiger, rotwangiger Herr in Hirtenkleidung öffnete die Tür und schaute uns wie zwei eben gelandete Außerirdische an. Hinter im lugten seine Kumpanen zu uns hinüber.„Äh, Verzeihen Sie die Störung, aber wir kommen gerade vom Alcudina, und unser Proviant ist aufgebraucht, da wollten wir sie fragen, ob sie eventuell, Brot, Käse und Wurst verkaufen...“Wir ernteten erst ernstes Schweigen, dann lachte der Hirte laut auf, und rief, „Na dann kommt mal rein, sicher, wir haben alles da, setzt euch, liebe Wanderer, ihr kommt also vom Alcudina, wie war es denn da oben?" -Fein, das Eis war scheinbar

gebrochen, wir traten ein und setzten uns auf die quietschende Holzbank, es roch stark nach Rauch und Gebratenem, aromatischen Käse, Hartwurstwaren und anscheinend frischgebackenem Brot und nach einem süßlich würzigen Alkohol; die anderen Anwesenden schüttelten uns die Hände, und einige jüngere Männer starrten mich von Kopf bis Fuß an (ich hatte doch besser meine lange Wanderhose anbehalten sollen, ich fühlte mich da in meiner kurzen Shorty etwas unwohl...).Man setzte uns eine magenfeste Hirtenmalzeit vor: Brot, Ziegenkäse, (den besten, den ich je auf Korsika gegessen habe: Würzig schnittfest, weiß und frisch auf der Zunge zergehend), rohen würzigen Schinken (ebenso urig mit einmaligem

rauchigen Geschmack), und wir bedienten uns hungrig, dazu schenkte man uns diesen würzig süßen Wein ein, den mein Vater begeistert leerte, ein Glas nach anderen; ich lehnte ab und wurde wie entgeistert angeschaut, ich erklärte, ich müsste nachher fahren, aber scheinbar verstanden sie das nicht, wie dem auch sei, mein Vater begann zu erzählen, ich machte den Bericht von unserer Tour, und die Stunden vergingen, der alte Hirte stellte viele Fragen, ich dolmetschte, von einem zum anderen, hatte dann aber bald genug und flüsterte meinem Vater zu, das er immer „oui oui“ antworten solle, was er dann auch tat, schon sehr angesäuselt vom süßen Muskatwein.Dann auf einmal bat mich der alte Hirte, mit seinem

jüngeren Sohn ein wenig nach draußen zu gehen, er würde mir die Pferde zeigen, da er etwas mit meinem Vater unter vier Augen besprechen wollte. Ich dankte zufrieden, endlich aus diesem stickigen Raum herauszukommen, denn mir blieb allmählich die Luft weg. So folgte ich dem jungen Hirten, der ja so außergewöhnlich „hübsch“ war, dass ich ihn im Stillen "Quasimodocorso" nannte. Er hatte ein Auge schief stehen und schielte auf seine völlig verunstaltete und verformte Nase, die Ohren hingen wie Kohlblätter herab, sein Mund hatte die Form einer Person, die gerade hundert Zitronen verspeist hatte, sein ganzes Gesicht war verpickelt, und beim Sprechen,stotterte er so extrem, das man kein Wort verstand.Er rief

mir zu: „Koooo---oooo----mmmm----mmmmn i i i i iccciiicchhh z z zz zzeeeeeiii ggggeeeeeeeeee dddiiiiiirrrrrrrrrrrrrr dddddddddiii Pfffffeeeeeeee-----------rrr---------ddd-------eeeeeee“, und ich folgte im zu der höher gelegenen Koppel. Ich hatte mir meinen Strohhut aufgesetzt, da die Sonne zu stechen begann. Oben angekommen, pfiff er erstaunlich stark und sprühte dabei eine Welle Spucke in die Luft, ach ja, er hatte fast keinen Zahn im Mund!!!Einige wunderschöne Pferde kamen angaloppiert, ich nährte mich ihnen und er gab mir hartes Brot, um sie damit zu füttern; sie ließen sich streicheln und schnüffelten mir ganz sanft die Hände ab.Er nahm wieder das Wort auf, und für diesen Satz brauchte er fast eine halbe Stunde. Hier

die Übersetzung:„Das sind alles unsere Tiere, wir züchten sie und verkaufen sie dann die Reitställe hier in der Gegend, wir haben auch Kühe, Schweine, Ziegen und Schafe, meinem Vater gehören all diese Tiere, die hier in der Saison frei auf dem Plateau leben... Wir haben ein großes Anwesen, das letzte Haus nach dem Dorf auf der rechten Seite, wo meine Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel, meine Schwestern, mein Bruder mit seiner Frau und ich leben, wir haben Hühner, Enten, Gänse, einen großen Obst - und Gemüsegarten, Esel, Hunde, Katzen... und ich bin der François!“ Ich erwiderte: „Das ist ja wunderschön, ihr lebt also alle hier in dieser zauberhaften Hochebene, welch eine Chance!“Er antwortete mit einem giggligen

krächzendem Lachen „Ja, ja, ja, ja...“Dann begann er Blümchen zu sammeln, nahm mir meinem Strohhut ab und befestigte sie darauf, und setzte ihn mir wieder auf, mich dabei mit verliebten Augen und einem schalkigen fratzigen Lächeln anschauend. Ich zog mich ein wenig zurück, sagte nur „Danke sehr“ und begann nach unten zur Hütte zu laufen, da öffnete sich die Tür und der alte Hirte rief mir zu, „Hoho, komm mal schnell her, wir brauchen da jemanden zum Übersetzen!"Ich beeilte mich und ging wieder in die rauchige Hütte hinein und setzte mich. François war mir gefolgt und blieb wie eine Wachsfigur hinter mir stehen. Mein Vater schien ziemlich betrunken vom schönen Wein, aber es gelang ihm doch mir zu erklären,

dass der alte Hirte da auf ihn eingeredet hätte, ihm seinen Ring zeigte, und nun auf seine Antwort wartete, da er aber nichts und rein gar nichts verstanden hatte, blieb ihm nur „oui oui“ zu sagen, wie ich ihm es aufgetragen hatte, nun beharrt der alte Hirte darauf, dass er ein Papier unterzeichnen sollte, also frage ihn doch bitte was er will, möchte er mir seinen Ring verkaufen?"Ehe ich noch fragen konnte, erklärte der alte Hirte auch schon sein Anliegen...und mir schoss das Blut in den Kopf...Ich glaubte nicht, was ich da hörte...„Dein Vater ist damit einverstanden, dass ich meinen jüngsten Sohn François mit seiner Tochter verheirate, also nun wollen wir den Heiratsvertrag unterschreiben, und dann können wir alles Weitere in der nächsten

Woche vorbereiten, ich bin ja so froh, dass ich endlich eine Frau für meinen jüngsten Sohn gefunden habe, ich dachte schon, ich müsste ihn ins Kloster schicken, und nun liebe Freunde, trinken, wir darauf! Ein Hoch auf das frisch verlobte Paar!“Sie stießen alle ihre Gläser an, und sogar mein Vater hob verduselt grinsend sein Glas.Ich wurde bleich, packte meinen Vater beim Ärmel und balancierte ihn nach draußen, zog ihm hin zum Brunnen, und goss ihm einen Eimer frisches Wasser über den Kopf.Die Hirten schauten uns entgeistert zu.Ich rief ihnen zu: "'Tschuldigung, aber ich glaube da gibt es ein Missverständnis!"Ich rüttelte meinen Vater, der sich prustend schüttelte, und fuhr ihn aufgebracht an: „Wach auf, du hast da einen

großen Unfug gemacht, ich muss das jetzt ausmerzen ... und ich hoffe, es gelingt mir!"Still bei mir dachte ich, o.k. gerade gestern Abend habe ich mir zu tiefst im Herzen gewünscht, hier in dieser paradiesischen Hochebene bleiben zu können, aber dass mir dieser Wunsch auf so ungewöhnliche Weise gleich in Erfüllung gehen würde, daran habe ich ja nicht gedacht...wird mir diese Ablehnung Unglück bringen? Ich habe doch von diesen Flüchen abgelehnter Seelen gelesen...(dazu Näheres ein anderes Mal!)..." -Während ich vor mich hersann, ließ ich meinen Vater auf der Steinmauer nieder. Dann rannte ich zurück zu den Hirten, die mich noch immer anglotzten wie Hühner wenn es donnert. Ich atmete tief

ein und erklärte: „Es tut mir wirklich leid, mein Vater hat nichts verstanden, deswegen hat er ‚ja’ gesagt, ich respektiere ja ihre Bräuche, aber bei uns entscheidet die Frau, ob sie heiraten will oder nicht, nicht der Vater, und außerdem bin ich erst 17! Und ich will mich im Moment noch nicht verheiraten, ihr Sohn ist ja reizend und nett, aber ...ich gehe noch zur Schule, will dann auf die Uni, vor 30 bin ich nicht mit meinem Studium fertig...also...“ Mir stockte der Atem, als sich die Mienen der Männer grimmig verzogen.„...ich bin sicher, sie werden die geeignete Gattin für François finden...und nun Verzeihung, aber wir müssen uns auf den Weg machen! Wie viel schulden wir ihnen für die Mahlzeit?" - Der alte Hirte brummte ein leises „Hmm...ist in Ordnung..."

und die anderen schüttelten ratlos die Köpfe...Ich schaute mich zu François um, und sah, dass ihm die Tränen kullerten.„Tut mir wirklich leid!“ Ich umarmte ihn heftig, dann flog ich eher als ich lief, hinauf zu meinem Vater, den Hirten noch hinterher rufend: „Vielen Dank für die reizende Bewirtung, bis zum nächsten Mal, vielleicht!" - dann schob ich meinen schwer torkelnden Vater vor mich hin zum Auto, schupste ihn hinein, startete den Wagen und peitschte ihn über die Piste, dass die Stossdämpfer nur so krachten.Puh, das war gerade noch mal gut gegangen...und beinahe wäre es heute zweimal schiefgegangen, erst das Verirren in der tiefen Wildnis des Coscione, dann das hier...Ich sah von weitem, wie François mir

nachwinkte, und glücklicherweise die Anderen auch...Wir kamen natürlich jedes Jahr wieder ins Coscione, vermieden aber den direkten Kontakt mir der Hirtenhütte...da François' Vater immer noch verzweifelt nach einer Schwiegertochter suchte. © Miluna Tuani



FAN

FAN Mein Vater war ein echter I Surghjenti-fan, einer korsischen traditionellen Musikgruppe aus dem Süden der Insel, wogegen ich damals eher auf Gruppen wie I Muvrini (moderne korsische Musik) u.ä. stand. Aus dem korsischen Radio hatten wir einige ihrer Lieder aufgenommen, aber die Qualität war immer so schlecht, dass mein Vater einfach die Kassetten kaufen wollte, vor allen Dingen, die mit seinem Lieblingslied „Paesucciu“ (dt. Dörfchen, aus dem Album GRANA DI VITA, 1986). In Bastia und

Umgebung fanden wir aber diese Kassette im Handel nicht mehr, doch man gab uns den Rat, in Porto Vechjiu in einem Plattenladen nachzufragen, da die Gruppe aus der Gegend dort stammt. Also machten wir uns auf den Weg in den Süden, im dortigen Plattengeschäft dann erklärte man uns, dass dieses Album im Moment im Handel ausverkauft sei, aber der Gründer der Gruppe stamme aus Muratellu und er betrieb dort die Dorfbar. Wir sollten doch einfach mal bei ihm selber anfragen, vielleicht könne er uns weiterhelfen. Also gesagt getan, ab nach Muratellu, wo wir in die einzige Dorfbar einkehrten und ich mal

wieder dolmetschen musste. Ich erklärte dem Herrn Wirt das Anliegen meines Vaters und er stellte sich als der Gründer der Gruppe vor. Er war ganz gerührt davon, dass wir von so weit herkamen und, dass wir seine Musik so mochten, vor allen Dingen „Paesucciu“, welches er ja selber geschrieben und komponiert hatte;. Er sagte uns, dass er ganz erfreut darüber sei, dass wir die korsische Kultur nach draußen tragen und versprach uns das Lied zu beschaffen, sobald er wieder ins Aufnahmestudio kam. Wir ließen ihm unsere Adresse da und nach rührendem Abschied, ging es zurück. Wieder in Deutschland, bekamen wir nach 1 1/2 Monaten Post aus Korsika, ein Paket mit

zahlreichen Kassetten, auf denen sich die ganzen Alben der Gruppe mit allen seltenen Liedern befanden ... auch denen, die es überhaupt nicht mehr im Handel gab ... Herr V. hatte noch einige Worte beigelegt „nochmals herzlichen Dank für die Verbreitung und die Anbetung unserer Kultur und Musik, herzlichst, N.V.". Mein Vater war überglücklich, und ich antwortete mit einem Dankschreiben, ich hoffe in verständigem Französisch. Tag ein Tag aus spielten wir die Kassetten ab ­ von denen ich noch mal Kopien machte, wegen ihrer Seltenheit und die Originale wie ein Huhn ihr Ei hütete ...

1992 wurde mein Vater krank. Während er in der Klinik lag, erfuhren wir, dass I Surghenti bald ein neues Album rausbringen würde: SOTT'A U TURCHINU... http://www.deezer.com/album/274606 Mein Vater bat mich, die Reise allein anzutreten und ihm das Album mitzubringen. Vor Ort besorgte ich das neue Album, aber als ich die Kassette einlegte und die extrem schwer melancholischen, dramatischen Lieder vernahm, wurde mir mulmig ... das klang wie ein Requiem, und es ist das Requiem für meinen Vater geworden, leider war ihm nicht

mehr genug Zeit geblieben, um die neuen Lieder auch nur einmal zu hören. Auf seiner Beerdigung ließ ich sein Lieblingslied „Paesucciu“ ertönen, denn die neusten Lieder waren so schwer und traurig, dass sie mir fast den Verstand raubten ... http://www.dailymotion.com/video/x3ohr8_i-surghjenti-paisucciu_music Auch heute noch schnürt sich mir der Hals zu, wenn ich eines von ihren Liedern höre ... aber wenn es mir so richtig schlecht geht, dann stelle ich sie extra an und alles bricht heraus ... und endet mit Befreiung und Erleichterung ...... das nennt man „Musiktherapie“ .......

danke Euch von Herzen, liebe I Surghjenti ... ringraziavi, o mio amichi cari, d' I SURGHJENTI © Miluna Tuani


FAST ZUM DRITTEN MAL SCHIEFGEGANGEN


Fast zum dritten Mal schief gegangen... Es war Anfang März 1993, ich hatte mich mit einer Freundin auf nach Korsika gemacht, und ich beschloss, ihr das Plateau di u Coscione von Quenza’s Seite aus zu zeigen, da sie es noch nicht kannte...Die Straße bis zur Bergerie von Buchinera war frei geräumt, aber links und rechts auf den Bergen lag noch oder schon wieder Schnee, so auch auf der Piste, die durch das Coscione führte und die Hochebene war noch immer weiß zugedeckt.Die Sonne kam ab und zu durch,

aber es war eher wolkig, als klar. Wir machten uns auf die Wanderung, unser Ziel war, das so genannte galaktische Tor zu durchqueren, (zwei Torpfeiler, die wir so getauft hatten, und von denen man einen ausgezeichneten Blick zum Castellu di Urnucciu hat, den wir den Sonnentempel genannt haben).Nach einer Stunde ziemlich beschwerlichen Weges, (wir sanken tief im Schnee ein, hatten die Hosen bis zu den Knien durchgeweicht), begann ein eiskalter Wind zu wehen und es fing an zu nieseln. Meine Freundin hatte die Wanderschuhe voll von Schnee und Matsch und begann sich ernsthaft zu beschweren. Sie entschied sich, zurückzugehen, um im Auto auf mich zu warten; sie verstand, dass dieser Marsch für mich wichtig war, was die

Erinnerungen an diese alljährige Wanderung bis zu diesem Ziel für mich bedeuteten: das Geschehene zu akzeptieren: mein Vater war im Juli dieses Jahres nach kurzer schwerer Krankheit verstorben, und ich ging nun alle unsere gemeinsamen Wege ab, um sie in Zukunft alleine weiter gehen zu können. Sie kehrte also zum Auto zurück und ich setzte meinen Pilgermarsch fort. Ich versicherte ihr, dass ich vor Anbruch der Dunkelheit zurück sei, und stakte weiter durch den hohen Schnee, bis hin zu meinem Ziel. Der Weg schien im Schnee viel länger und ich hatte mehr Zeit gebraucht also vorhergesehen, die Sonne neigte sich fast ihrer Untergangsstellung gen Westen. Nachdem ich dann endlich das „galaktische Tor“

erreicht hatte, ruhte ich mich kurz aus, machte mich aber anschließend schnell auf den Rückweg, den Castellu d’Urnucciu vor mir, unseren Sonnentempel, der jetzt von dicken grauen Wolken umgeben war, die sich als Dunst auf die weiße Hügellandschaft niederlegte, ich nährte mich noch ein wenig in seine Richtung um einige Fotos zu schießen, dann durchquerte ich die Ebene vor ihm, parallel zur verschneiten Piste. Ich kam aber nur langsam voran, da hier der Schnee noch unberührt war. Ich bemühte mich zügig voran zu staksen, und nahm mir vor, wieder auf die Piste zu gelangen. Ich hatte dabei den Blick auf meine Füße gerichtet, als ich auf einmal feststellte, dass dichter Nebel aufkam, so dicht, und so schnell, dass ich nicht mehr mal

meine Füße noch meine Hand vor Augen sah. Er war grau weißlich, undurchdringlich, ich konzentrierte mich, um mich zu orientieren, entschied, meinen Schritten zu folgen, um dann wieder die Piste zu erreichen, doch da begann es an zu schneien, so schnell fielen die Flocken, und so dicht, dass sich meine Fußstapfen, schnell mit Schnee anfüllten, und die Spur in kürzester Zeit verschwommen, sprich nicht mehr sichtbar war.Ich geriet zwar nicht in Panik, aber ich lief in Kreisen, und begriff schnell, das ich jede Orientierung verloren hatte: ich sah nur grau und weiß um mich herum, meine Füße waren wie taub von der Kälte und der Feuchtigkeit, meine Hände eisig, ich wusste, dass ich nicht stehen bleiben durfte, aber auch nicht zu weit in eine

falsche Richtung, sonst würden mich heute Nacht die Wildschweine und Füchse verspeisen...Was tut man nun in einer solchen Situation? Einen Unterschlupf suchen? Hier gab es nur große runde Steinsbrocken, kaum eine Höhle, Bäume gab es auch nicht, Buschwerk, ja, vielleicht hoch genug um sich darunter zu verstecken und auf besseres Wetter zu warten, aber für wie lange?Der Wind brauste mir eisig um die Ohren, die Schneeflocken wurden immer größer, das marschieren fiel mir immer schwerer.Ich hatte große Lust mich hinzusetzen, um auszuruhen, aber meine innere Stimme hielt mich an, weiter zu marschieren, der Nebel blieb dicht. Ich lief in eine Richtung, aus der ich glaubte?

Plätschern eines Baches gehört zu haben und hoffte, dass dieses der Bach sei, der die Piste überquert, doch die Enttäuschung war groß, es war ein weiteres Pozzine, in dem das Wasser vor sich hinsprudelte, aber unter dem Schnee verschwand. Ich trank ein wenig Wasser, das einen starken moosigen Geschmack hatte, aber meine trockenen Lippen befeuchtete. Und da ließ ich mich fallen, setzte mich im Schneidersitz vor dem Pozzine und blieb so eine Weile harren, um mich auszuruhen...Mir kamen und gingen so die wirren Gedanken, wie oft hatte ich mir gewünscht, hier an diesem Ort für immer bleiben zu können, nun eine Chance hatte sich mir geboten: die Heirat mit dem Hirten aus dem Nordwesten des Coscione, (siehe

meiner Anekdote "Fast zweimal schief gegangen"), und nun hatte ich das zweite Angebot vom Schicksal: als gefrorenes Fossil unter einer dichten Schnee - und Matschdecke...ich fühlte mich schlapp, ausgelaucht, und ohne Motivation, wie schon paralysiert von der Kälte, die immer mehr nach oben in meinen Organismus kroch, scheinbar schien sie bald beim Gehirn angekommen zu sein...So musste man sich im Nichts fühlen, oder im All, nur das es dort schwarz ist, und die Schwerelosigkeit einen schweben läßt, hier im feuchten, kalten weiß fühlte ich mich schwer...erstarrt zu einer Eisstatue...Ich fragte mich, ob mich der Hirte verflucht hatte, da ich abgelehnt hatte, sich mit seinem Sohn zu verheiraten, mich und

auch meinem Vater, der ganz auf einmal krank wurde, und so schnell verstorben war, dass ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht begreifen konnte...Meine Gedanken wurden nun auch von einer beißenden Kälte umhüllt, und ich spürte wie mir der Kopf nach vorne überfiel.Doch scheinbar hatte mich das Knacken im Nacken wieder aufgeweckt: ich hob den Kopf und öffnete träge die Augen, ich glaubte, eine Erscheinung zu sehen, mir schien, als sähe ich zwei runde orange Lichter vor mir, die sich in meine Richtung bewegten, ein tosender Lärm erreichte meine eiskalten Ohren, und ich versuchte zu erkennen, was da scheinbar auf mich zukam, ich erkannte die Umrisse eines Geländefahrzeuges, nun Traum oder nicht,

ich erhob mich mühevoll, meine Gelenke waren wie eingefroren und ich schleppte mich in Richtung des Gefährts, dass auf einmal vor mir stehen blieb, und seine Scheinwerfer auf mich richtete.Es hatte aufgehört zu schneien, und der Nebel war ein wenig durchsichtiger geworden...Ich nährte mich dem Gefährt und stellte fest, dass es ein Geländewagen war, in dem zwei Personen sassen. Eine Tür sprang auf, und zwei Männer in Jägerkleidung schauten mich erstarrt an: «Was machen sie denn hier, mitten im Schnee?» - «Ich war auf Wanderung, doch der Nebel hat mich erwischt und ich habe die Orientierung verloren, fahren sie zufällig zur Buchinera, ich habe dort meinen Wagen zu stehen und meine Freundin wartet dort auf mich! Hat sie sie

geschickt um mich zu suchen?» - «Ah, nein, kommen sie, steigen sie ein, sicher, wir bringen sie zur Buchinera, nein wir sind auf Wildschweinjagd, wir haben da ein enormes Tier erlegt, wir kommen von der Croce, aber bitte, kein Wort zu niemanden, sie wissen doch sicher, das es hier verboten ist zu jagen? « - « Ja weiß ich, natürlich werde ich nichts sagen, und danke sehr!» - Ich kletterte in den hohen Geländewagen, ließ mir erschöpft im Hintersitz fallen, war aber echt erleichtert...ich war gerettet...dank der Wilderer...sie jagten ihren Geländewagen gekonnt über die schneebedeckten Flächen, und dann stießen wir wieder auf die alte gute Piste.Kurz bevor wir an der Buchinera ankamen, entdeckten wir einige Personen auf

der Piste, die sich umschauten und laut in die Stille jemanden riefen, ah, meine Freundin hatte anscheinend, Hilfe gefunden, und nun hatten sie sich auf meine Suche gemacht. Ich bat meine Retter anzuhalten und sie aufzunehmen. Und da gab es noch eine Überraschung, die Leute, die meine Freundin begleiteten, waren langjährige (Korsika)Freunde von mir, die auch fast jedes Jahr auf die Insel kamen, aber schon zwei Jahre nicht mehr hier gewesen sind.Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, auf einmal waren sie da! Das war alles wie in einem schlechten Alptraum, aber mit Happyend, so außergewöhnlich. Als wir sie erreichten, blieben meinen Freunden ebenso die Augen weit offen stehen: sie hatten

anscheinend nicht gewusst, dass ich es bin, nach der sie suchten. Als meine Freundin sich zu Fuß auf die Suche gemacht hatte, war sie auf meine anderen Freunde gestoßen, die sich gerade auf die Wanderung machten. Sie hatte sie angeheuert, zusammen mit ihr nach mir zu suchen … Die Begrüßung war mehr als herzlich. Doch meine Freundin schimpfte auf mich ein, wie ich es wagen konnte, sie so lange im Auto allein zu lassen … ich erzählte was mir passiert war und ich versuchte sie zu beruhigen, was noch eine Weile dauerte bis es ihr gelang...Anschließend fuhren dann alle zusammen runter ins Dorf Quenza, und um die Rettung und unser Wiedersehen zu feiern, kehrten wir dann im Ort ins Restaurant ein, wärmten uns am Kaminfeuer und beim

guten Muskatwein und auf dem Menü stand natürlich, frischer Wildschweinbraten aus dem Coscione, der uns nach dieser Schockwanderung ausgezeichnet mundete.Wir hatten auch meine Retter eingeladen, aber die wollten ihr eigenes Wildschwein schnell nach Hause transportieren...Na, das war ja noch mal gut gegangen...solange mich immer mein Schutzengel begleitet, wird es wohl auch gut gehen... c Miluna Tuani


STAMMKUNDEN SEIN LOHN SICH ODER ISST MAN AUF KORSIKA IM RESTO SPÄT, MACHT MAN KORSISCHE DIÄT

Wie jeden Sommer kehrten wir nach unseren Bergwanderungen der Seengruppe bei Corte in eins unserer Stammlokale ein, einem Restaurant auf dem Place de Paoli im Zentrum der Stadt. Wir genossen die leckere leichte lokale Küche, und die Gitarrenmusik, und den sommerlichen Trubel der Stadt. Nach der Stille der Berge und der wilden Natur herum um den Melo und Capitellusee, tat uns

das ebenso gut, wie die Ruhe...Der Wirt begrüßte uns jedes Jahr persönlich freundlich, und servierte uns jedes Mal einen Apero und einen Digestif auf Kosten des Hauses für seine lieben Stammkunden, sogar ein paar Worte Deutsch hatte er dazugelernt...Dann im Winterurlaub kamen wir auch wieder in Corte vorbei und kehrten auf dem Place de Paoli in das kleine Restaurant ein, das zur Pizzeria gehörte, und anstelle des sommerüberladenden Lokals geöffnet hatte. Auch hier wurden wir reichhaltig mit Hartwurstwarenplatten, Pasteten, frischen Salaten, leckeren Wildschweinragouts, hausgemachten Gnocchi, Lasagne und Cannelloni bewirtet, und auch der Nachtisch, lokale Käseplatten, Kuchen und Eis waren

ausgezeichnet, wie der dazu gehörende Wein, Muskat und Magenbitter… und alles für einen interessanten Preis…Café und hausgebackene süße Krapfen, gingen auf die Kosten des Hauses…Für uns war das unsere Stammadresse geworden…Einige Jahre später, als ich schon auf der Insel lebte, machte ich eine Rundfahrt mit einer Freundin, die mich besuchen gekommen war. Sie wollte mich auf jeden Fall zum Essen einladen und sie bestand darauf, dass ich ihr eine gute Adresse, sprich ein sich lohnendes Restaurant, empfiehl. Da ich einfach kein anderes im Sinn hatte, machten wir uns also auf nach Corte. Es war wieder Winter, wir hatten eine Art Langlaufskiewanderung in der Gegend gemacht, so sehnten wir uns einfach

nach einem leckeren rustikalen Mahl, nah am Kaminfeuer, wie es in unserem kleinen winterlichen Stammlokal, am Place de Paoli üblich war.Es war gegen 21 h 30 als wir einkehrten. Einige Gäste saßen beim Essen an den Tischen, aber ich fragte trotzdem den Ober (unser Wirt schien nicht da zu sein), ob es noch möglich sei zu speisen. Er schaute uns griesgrämig an, und entgegnete, dass es schon ein wenig spät sei. Aber ich zeigte auf die speisenden Gäste, und erklärte, dass wir extra von weit her kamen, um bei ihnen einzukehren und das wir Stammkunden seien. Natürlich fragte ich auch, ob der Herr Wirt da sei. Der Ober schaute uns mit dem unsympathischsten Ausdruck an, den der aufsetzten konnte, wies uns aber an einen

Tisch in der Ecke neben dem WC an. Wir warteten fast eine halbe Stunde, bis er wieder kam. Währenddessen hatten die anderen Kunden ihr Mal beendet und verließen einer nach dem Anderen das Lokal. Wir blieben also die Einzigen und die Letzten. Die Musik wurde ausgestellt und auch das ambiente Elekrokerzenlicht auf den Tischen wurde von einer grellen Halogenlampe am Tresen ausgetauscht. Der Ober räumte die Tische ab, begann mit dem Fegen des Bodens, und schippte den Staub in das Kaminfeuer, welches aufzischte und unangenehmen Qualm verursachte, nachdem er die Stühle auf die Tische hochgestellt hatte. Dann kam er wie zufällig wieder an unseren Tisch und fragte was wir trinken wollten. Wir bestellen,

und noch eine weitere halbe Stunde ließ er uns warten; diesmal hörte man geräuschvoll das Geschirr in der Küche dahinter kläppern. Und es roch stark nach Reinigungs und Desinfektionsmitteln. Schließlich brachte er die Getränke, und fragte ob wir wirklich noch Essen wollten. Ich antwortete mit ja und fragte nach der Karte, die Antwort kam schneller als die Bedienung, es gäbe nur noch das Einheitsmenü, Salat, Lasagne, Cannelloni, und Fiadone als Nachspeise. Wir bestellten also zwei Menüs, und zum Erstaunen kam das Essen schneller als wir dachten, ich hatte meiner Freundin erklärt, dass alle speisen im Kaminfeuer zubereitet werden, doch das Feuer war am Ausgehen, und der Herr Ober servierte uns schon den Salat, die oder den

Cannelloni, die Lasagne und den Fiadone gleichzeitig. Und er kam gleich darauf mit der Rechnung auf dem Teller zurück…Doch wir widmeten uns erst dem Essen. (zum Glück). Uns vielen fast die Augen heraus: Meine Freundin setzte sich ihre Lesebrille auf, um zu erkennen, was sich genau auf dem Teller befand:Der Salat bestand aus einem einzigen winzigen Salatblatt, einer viertel Tomate mit Kernen, und einer HALBEN Gurkenscheibe mit Schale. Meine Freundin schaute mich finster an, da ich schon seit einiger Zeit ihr Magenknurren vernommen hatte, zumal wir den ganzen Tag über aktiven Sport betrieben hatten. Ich fragte den Ober nach Dressing und Brot, doch er schüttelte den Kopf, und erklärte uns, dass sie keins mehr

hätten!Hmm, die Lasagne meiner Freundin war in einer Miniauflaufform serviert worden, so einer Art Terrinen Form, und maß ganze 3 X 4 cm!!! Auf meinem Teller hatte ich zwei Cannelloni in der Größe eines Kinderdaumens. (man könnte annehmen, es war ein Cannelloni in zwei geteilt!) Die Füllung war dazu noch kalt. Das Gesicht meiner Freundin verfinsterte sich immer mehr, als sie ihr Salatblatt ohne Salz und Pfeffer, ohne Öl und Essig herunterwürgte. Nachdem sie dann schweigend auch ihre Mini Lasagne vertilgt hatte, flüsterte sie mir ungehalten zu: “Und du hast mir gesagt, das sei das beste Restaurant auf der ganzen Insel, na ehrlich, du bist nicht gerade anspruchsvoll…“ - „Bisher sind wir immer gut bewirtet worden, flüsterte ich ihr

zurück, gerade als der Ober das Licht ausstellte, und nur die Notausgangsbeleuchtung anließ. Er hatte sich schon in seinen Mantel gewandet, und steckte sich nervös eine Zigarette an, in der offenen Tür, die einen kalten Wind hineinwehte und uns im Durchzug frösteln ließ. „Jetzt reicht’s mir aber, schrie meine Freundin fast!“ - Sie schob das Stückchen Fiadone beiseite, in das sie gerade reingebissen hatte, nahm ihre Tasche zur Hand und kramte nach ihrem Portemonnaie. „Wie viel?“ fragte sie mich. Ich schluckte meinen Fiadone runter, und nahm die Rechnung in die Hand: ich rieb mir die Augen, mehrmals, im Zwielicht, hielt sie Richtung der Lampe, und wurde weiß wie die Wand…das

ist doch nicht möglich, zwei Menüs, eine kleine Flasche Rotwein, eine Orezza, 850 FF!!!“- Meine Freundin drängte und legte einen hundert FF Schein auf den Teller. „Das wird wohl reichen, oder?“ Sie stand auf, um ihre Jacke zu nehmen. „Herr Ober, wir möchten zahlen!“ - Ich dachte. “Bist du sicher?“ - Sie schaute mich erstaunt an, „Was ist denn los? Warum bist du so starr, ist dir der Obstschnaps im Kuchen in den Kopf gestiegen?“ – „Verneinend schüttelte ich den Kopf und schob ihr die Rechnung vor die Nase. Ihre Augen wurden größer und glühender als die Kohlen im Kaminfeuer. „Das gibt’s doch nicht, halt mich fest oder ich raste aus - acht - hundert -fünfzig Francs!!! Für diesen Scheißfraß? In Lupenmenge? Ich

gehe nicht ins Restaurant, um Diät zu machen! Der hat sich sicher in einer Null geirrt, geh hin und regle das, ich spreche nicht genügend Französisch!“ - Der Ober trat seine Zigarette aus und kam an unseren Tisch, und wollte den Geldschein mit der Rechnung an sich nehmen, doch meine Freundin riss ihm den Teller aus der Hand. „Verzeigung, aber ich glaube da liegt ein Irrtum vor, für zwei Menüs und Getränke können sie doch nicht eine solche Summe nehmen!“- Er schaute mich noch griesgrämiger an und entgegnete trocken. „Das sind die Preise für Bewirtung und Service nach 21 Uhr!“ - Ich schüttelte den Kopf, und blieb stur. „Zeigen sie mir bitte ihre Karte mit den Preisen, oder wir weigern uns

diese Summe zu bezahlen!“ - Wir hatten nicht mal so viel bei uns und in der Gegend gab es damals kaum funktionierende Bank Automaten. „Die Tageskarte wird abends entfernt und vernichtet. Wenn sie nicht zahlen wollen, dann werde ich meine Rausschmeißer rufen, die sich um sie kümmern werden, drei Muskelprotze und ehemalige Sträflinge, gewalttätig und gefährlich!“-„Na bitte sehr, sie machen uns keine Angst, meine Freundin und ich sind Judo und Karatequeens, keiner rückt uns an die Pelle…“Der Ober wollte gerade zum Telefon gehen, als ein Geländewagen vor dem Lokal parkte, und ein Herr gleich danach in den Raum eintrat, den ich sofort als den Wirt erkannte. Ich stürzte mich beinahe auf ihn, und erklärte ihm in Kurzform

alles. Erst lachte er, aber dann wurde er ärgerlich. „Charles, das ist nicht das erste Mal, dass du meine Stammkunden abzocken willst, morgen übersende ich dir deinen letztes Gehalt und dann a vedeci, du bist gefeuert!“Mit einem giftigen blick nahm Charles seine Sachen und zog brabbelnd vor sich hin ab…„Meine lieben Damen, wie ich sehe, haben sie nicht gut gespeist…“ – Wir schüttelten verneinend den Kopf, noch immer mit knurrenden Mägen.„Na dann setzt euch hier an den Tisch vor dem Kamin, ich bereite euch persönlich eine Kleinigkeit zu… Er schürte das Kaminfeuer, erhellte den Raum ambiant, stellte leise korsische Musik an, und dann wenig später servierte er uns wie zu Zeiten reichhaltig, lecker und alles aber auch

alles gratis…. Da lohnt es sich doch wirklich, Stammkunden zu sein… c Miluna Tuani

l'occjiu, oder man muss nur daran glauben

L'Oghjiu, oder Man muss nur daran glauben… Vor einigen Jahren arbeitete ich als Haushaltshilfe bei einer alten Dame. Eines Morgens als ich bei ihr ankam, schaute sie mich durchdringend an, dann fragte sie, ob ich irgendwelche Beschwerden hätte, Kopfschmerzen, Fieber o.a. Ich war ein wenig erstaunt, dann fragte ich wieso sie mir diese Fragen stellte und sie antwortete mir, dass sie

spüre, dass jemand einen Fluch l’Oghjiu" gegen mich oder gegen jemand in meiner Familie geworfen hatte.Ich wurde bleich, dann erzählte ich ihr, das mein Töchterchen, damals 2 Jahre alt, seit fast einer Woche Fieber hatte, sich schlapp und müde fühlte und ständig gähnte, tagsüber und nachts viel weinte und kaum schlief, aber keinerlei Anzeichen von einer Krankheit aufwies. Die Kinderärztin hatte sie von oben bis unten durchgecheckt, sogar Blutproben genommen, Urinproben gemacht und nichts, rein gar nichts gefunden!«Aha» sagte die alte Dame, „Ich habe mich also geirrt, es hat Ihre Tochter erwischt, jemand hat ihr einen Fluch geschickt. Wenn Sie möchten, führe ich das Ritual durch, um sie davon zu befreien.

Bringen Sie sie mir noch heute Nachmittag vorbei und wir werden sie von ihrem Übel befreien“.Gesagt getan, gegen 14.00 Uhr kam ich mit meiner kleinen Fee bei ihr an. Sie fing gleich an zu weinen, war rot, verschwitzt und heiß, hatte trotz der Medikamente fiebrige glasige Augen, war zappelig und nervös, was gar nicht ihre Art war. Die liebe Signadora lud uns ein, sich in ihrem Ritualsraum niederzulassen vor einem runden tiefen Tisch auf großen Kissen, wo schon die Öllampe und der Teller mit Wasser standen. Sie setzte sich uns gegenüber, fragte nach dem Namen meiner Kleinen und begann das Ritual. Nachdem sie das Öl eingeträufelt hatte, beobachtete ich mit Staunen die Öltropfen, die aufgingen und sich überall

verteilten. “Na das war ja klar“, sagte die Signadora und begann mit dem Antifluchritual. Mein Töchterchen schien sich schon zu beruhigen und schaute wie hypnotisiert auf die tanzenden Öltropfen. Es dauerte noch eine Weile, dann war es vorbei und die Signadora rief erfreut „Na wie fühlst du dich, meine Kleine?“ - Mein Töchterchen schaute lachend auf; ihr Gesicht hatte eine normale Farbe angenommen, ihre Augen strahlten klar und gesund - ich fasste an ihre Stirn, die nicht mehr glühte...«Es hat geklappt, sie ist befreit und wieder gesund! Ich danke Ihnen von Herzen, aber wissen Sie wer meiner Kleinen einen Fluch auferlegt hat und warum?» Die Signadora schaute wie durch mich hindurch und erklärte dann, es

seien Neider und schlechte schwarze Seelen aus dem Dorf in dem ich wohnte. Sie gab mir einen kleinen Talisman, den ich meiner Töchter umhängen sollte, um sie vor neuen Angriffen zu schützen. Den trug sie dann auch und ich habe mir ebenfalls einen zugelegt. © Miluna Tuani

das geisterdorf der ghjuvannali

Das Geisterdorf der Ghjuvannali, oder Hommage an Charissi... Vor einigen Jahren starteten wir zu unseren alljährlichen Sommerwanderungen ins Inselinnere.Ich hatte diese Tradition auch in meiner kleinen Familie beibehalten. Meine beiden Jungs waren schon gut an die Berge gewöhnt, liefen und kletterten ohne zu straucheln; mein Töchterchen wurde teils von mir teils von ihrem Vater auf dem Rückenkindersitz getragen oder im faltbaren Buggy hinter uns her gezogen - sofern es der

Weg zuließ. Unser treuer Familienhund Charissi (eine Mischung aus Jagdhund und belgischem Schäferhund) folgte uns brav und passte auf, dass uns niemand zu nahe kam. Jeder hatte seinen Rucksack mit Proviant und allem Notwendigen ausstaffiert und so marschierten wir jedes Jahr fast eine Woche durch die Berge. In diesem Jahr hatten wir uns vorgenommen, das verlassene Hirtendorf bei Ghisoni zu besuchen. Der Weg führt an dem verlassenen Minendorf nahe der Mine Finosa vorbei in die Höhen des wunderschönen Gebietes zu Füßen des Kyrie Eleison. Ungefähr drei Kilometer vor dem Dorf Ghisoni muss man eine Brücke über den

Fiumorbufluss überqueren.





Der Sommer 2003 war ein extrem heißer

Sommer, so dass ständig von allen Seiten Blindschleichen von enormer Größe aus der Maquis krochen. Panisch überquerten sie den Weg oder fielen von den Bäumen, da viele badefreundliche Besucher dieses Ortes die Ufer des Flusses belagerten und mit ihrem Lärm und Bewegungen die armen Tierchen in ihrer Ruhe störten. Ab und zu hörte man einen grellen Schrei vom Ufer her, da schien mal wieder eine unwissende Person zu glauben, einer Schlange begegnet zu sein. Doch bekanntlich haben Blindschleichen keine Beiß- oder Giftzähne, nur einen verzahnten Gaumen, wie Eidechsen oder Schildkröten, aber die Großen sind wahrlich erschreckend!Wir hatten schon ein halbes Stündchen ansteigenden Weg hinter uns, als

wir an eine Biegung kamen und die Kinder anhalten wollten, um riesige Brombeeren zu sammeln. Die waren hier so süß und saftig, und groß wie Haselnüsse. Also hielten wir im Schatten eines Kastanienbaums an und sammelten eifrig die leckeren, wilden Früchte. Dabei folgten wir einem kleinen Pfad, der uns an einigen verfallenen Hauserruinen vorbeiführte, bis zu einem verwucherten Platz in dessen Mitte eine Platane stand. Auf der rechten Seite entdeckten wir einen alten Holzsteinofen, darüber hinaus ragten dunkel die Ruinen der einstmals hohen Steinhäuser auf. Das war ein Ruinendorf, aber nicht das Hirtendorf, welches wir besuchen wollten. Wir schauten uns um, die Jungs kletterten mit ihrem Vater überall rum und ich setzte mich

mit meinem Töchterchen unter die Platane.

Auf einmal fühlte ich mich eigenartig, mir lief ein Schauder über den Rücken und das bei der Hitze! Ich hörte Geflüster um mich herum, wie Stimmen die von weitem kamen. Ich rief nach den Meinen. Sie antworteten, sie seien im oberen Teil und schauten sich noch ein

wenig um, Charissi sei mit ihnen. Irgendwie spürte ich Unwohlsein, ein weiterer Schauer lief durch meinen Körper. Ich hatte den Eindruck hinter mir stände jemand. Ich schaute mich um, entdeckte aber nichts und niemanden. Ich sah eine Gänsehaut an meinen Armen hoch und runter laufen und fühlte dann ein eigenartiges Stechen im Kopf. Ich atmete tief durch, nahm mein Töchterchen auf den Arm und rief nach meiner Truppe. Sie antworteten, dass sie bis zur Miene gehen wollten, dessen Eingang sie schon von weiten sahen.Mir wurde immer mulmiger und auf einmal sah ich ein waberndes Flimmern vor meinen Augen - am Eingang der Hausruine mir direkt gegenüber ... Mein Töchterchen schlief in meinen Armen, also wollte ich sie

nicht durch irgendeine panische Bewegung wecken ... ich blieb wie erstarrt sitzen und schaute auf die Erscheinung. Es war eher eine Lichtform, als eine Gestalt, doch ich vernahm Geräusche und wieder Stimmen in meinem Geist: „Nimm Papier und Feder und schreib, was ich dir eingebe!“, hörte ich die Stimme sagen.Ich rieb mir die eiskalte Stirn und den Kopf, doch dann nahm ich meinen Block zur Hand, meinen Kugelschreiber und begann zu schreiben ...

Das war ja nicht das erste Mal, dass ich eine Eingebung hatte, aber diesmal war es irgendwie unheimlich. Ich schrieb und schrieb und schrieb, dann auf einmal fielen mir der Stift und der Block aus der Hand und ich verfiel in einen wirren traumartigen Zustand.Ich sah Bilder, ich sah dieses Dorf, Männer, Frauen, Kinder, die es belebten. Es schien später Nachmittag zu sein. Auf einmal ertönte ein Riesengeschrei. Berittene und Bewaffnete stürmten mit Lanzen und Feuerwerfern den Dorfplatz, griffen die fliehenden Dorfbewohner an, stachen alle und alles nieder was lebte, metzelten Kinder, Frauen und Tiere ab, dann steckten sie alles

in Brand. Die noch Lebenden verbrannten bei lebendigem Leib und ihre Schreie hallten in den beiden Bergen hinter dem Dorf grausig wieder.Anscheinend wachte ich durch meinen eigenen Schrei auf. Ich zitterte, schwitzte und mir war schwindlig, da sah ich meine Drei vom Seitenpfad herüberkommen. «Was ist mit dir, du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen!» rief der Vater meiner Kinder. «Ich glaube, d-das habe ich auch. Ich möchte hier weg, hier ist irgendetwas Fürchterliches geschehen. Lasst uns aufbrechen, hier gibt es Seelen in Unfrieden, ich spüre es, sie haben versucht mich zu kontaktieren und es war überhaupt nicht angenehm. Also wir brechen auf!» - «Und was ist mit unserer Wanderung zum Hirtendorf?» «Wir müssen

hier weg, kommt, ich spüre, dass uns hier Gefahr lauert...»Alle drei schauten mich bedenklich und ungläubig an, aber akzeptierten meine Warnung. So machten wir uns auf den Rückweg, als wir mit Entsetzen feststellten, dass Charissi fehlte. Wir riefen ihn, wir suchten ihn, doch nichts und nirgendwo eine Spur von ihm - mir stieg Panik auf, wir konnten ihn doch hier nicht zurücklassen? Also warteten wir noch ein wenig und suchten weiter.Nach einigen Stunden wurde es dunkel, so beschlossen wir runter zum Auto zu wandern und dort zu übernachten. Morgen wäre er sicher zurückgekommen. Scheinbar hatte er eine Spur von einem Wildschwein, oder einer wilden Katze oder sogar einem Mufflon

gewittert, der er gefolgt war. Meine Lieben wollten mich damit beruhigen, aber mir war sehr unwohl, da er das noch nie gemacht hatte.Dann wieder am Auto bereiteten wir eine kleine Mahlzeit vor und als die Kinder schliefen, ging ich im Schein der Taschenlampe meinen Text durch, den ich wie in Trance dort oben geschrieben hatte. Ich glaubte meinen müden Augen nicht, da lag vor mir ein komplettes Exposé, sagen wir mal, einer Fantasy-Si-Fi Story in drei Teilen. Ich war mehr als erstaunt, legte das Skript aber beiseite, da ich mich so sehr um meinen Charissi sorgte und kein Auge zu tun konnte. Ich beobachtete aus dem Fenster heraus den schwarzen klaren Sternenhimmel und mein Auge fiel auf ein flimmerndes Sternchen gen

Südosten, das auf einmal in einem Ring zu explodieren schien. Hatte ich da etwa gerade eine Supernova gesehen? Wie ich später aus astronomischen Zeitschriften erfuhr, hatte sich wirklich eine in diesem Bereich ereignet und es war mehr als selten, dass ich sie mit bloßem Auge beobachtet hatte. Meine erste und einzige Supernova!Ich schlief dann scheinbar doch noch ein, wachte aber am frühen Morgen schweißgebadet von weiteren Alpträumen auf. Nach einem kurzen Frühstück wollten wir uns gerade aufmachen Charissi zu suchen, da kam er uns entgegen gelaufen. Ich erkannte ihn fast nicht wieder. Er wirkte völlig ausgelaugt, abgemagert, wie leer, mit verwirrten ins Leere starrenden Augen, die Zunge lang heraushängend,

hechelnd und speichelnd. Er erreichte mich und ehe ich ihn noch in die Arme schließen konnte, fiel er leblos auf die Seite, atmete noch einige mal schwer seufzend und hauchte dann sein Leben in meine Armen aus.Ich war vor Schmerzen wie gelähmt und stand unter Schock. Ich glaubte einfach nicht, was da eben passiert war. Tausende Gedanken surrten mir ihm Kopf herum, dann sagte ich wie in Trance: „Die haben ihn geholt, um eine ihrer irrenden Seelen zu befreien...“Man starrte mich aus acht Augenpaaren bedenklich an. Die Kinder weinten, ich auch, dann beschlossen wir, ihn dort oben im Dorf zu bestatten, in einem der Häuser gab es so eine Art Außenkellerverschlag. Man brauchte ihn nur

zumauern mit Steinen und er hätte ein Grab wie das eines Pharaonen, auf Ewigkeit, das er redlich verdient hatte.Ich ließ es die Jungs mit ihrem Vater erledigen; ich wusste, dass keine Gefahr mehr da oben lauerte ... fühlte mich aber nicht in der Lage, daran teilzunehmen...Erst fünf Jahre später bin ich das erste Mal an diesen Ort zurückgekehrt und habe das erste Mal Charissis Grab gesehen. Ein buschartiger Baum war davor gewachsen, seine letzte Ruhestätte schien unberührt zu sein und der Ort war still und friedlich. Ich spürte keinerlei negative Vibrationen mehr ... doch der Schmerz meinen geliebten Charissi dort verloren zu haben, saß noch immer tief. Und sitzt mir noch heute, wenn ich diese Geschichte

überlese.Wir setzten dann unseren Weg zum verlassenen Hirtendorf fort: Dort oben war es idyllisch, ich spürte keine verirrten Geister und wir verbrachten dort auch die Nacht. Aber es begann so zu gießen, das wir in den Zelten schwimmen konnten, also irgendwie blieb diese Gegend unangenehm, unzugänglich, abweisend...... scheinbar, weil dort zu viel unschuldiges Blut vergossen wurde...Das ist eine wahre Geschichte, wer es nun glauben mag oder nicht. Ich war schon immer medial veranlagt, habe mit braven Seelen kommuniziert, aber eine solch verirrte, verwirrte und zerstörerische Seele ist mir nur einmal begegnet und ehrlich gesagt, möchte ich so einer nie wieder begegnen ...Im selben Jahr lernte ich eine Person kennen, (sie war

auch medial veranlagt) und wir kamen auf diesen Ort zu sprechen. Noch bevor ich ihr erzählte, was ich dort erlebt hatte, berichtete sie mir, dass an diesem Ort viele Personen außergewöhnliche Wahrnehmung gehabt hatten und kurz darauf jemand aus ihrem nahen Familien- oder Bekanntenkreis verstorben war. Sie erklärte mir, dass dies die irrenden Seelen der damaligen Dorfbewohner seien, die von der Armee des damaligen Lehnsherrn im Namen der Kirche und seinen Lakaien abgemetzelt und bei lebendigem Leibe verbrannt wurden, da sie angeblich gesuchte Ketzer in ihrem Dorf versteckt hielten...Charissi war eben mein und unser Schutzgeist gewesen. Er hatte sich geopfert, um uns zu bewahren, das hatte ich jetzt

endlich verstanden.Später arbeitete ich dann das Exposé meiner neuen Trilogie aus, das also auf historischen Fakten basiert, dann aber ins Fantasy-Si-Fi Genre umschlägt. Bis heute ist es mir nicht gelungen, die Astreyah-Trilogie vollständig zu überarbeiten. Das Urskript liegt immer noch da und die gesamte Fassung ist in meinem Kopf, irgendwo in meinen grauen Zellen untergebracht.Muss ich erst dort wieder hoch, um sie endgültig aufzuschreiben? Bei diesem Gedanken läuft es mir trotzt allem immer noch eiskalt den Rücken hinunter... Diese Geschichte existiert in italienischer Version (übersetzt von unserer lieben Korsikafreundin Evelyne Speafico) und ist auf

meinem Blog auf korsika.fr zu lesen. © Miluna Tuani


Fortsetzung folgt...



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Hörbuch

Über den Autor

MilunaTuani
Hallo liebe FREUNDE,Hallo liebe KORSIKAFANS und die, die es noch werden möchten!
Ich möchte Euch hier einen kleinen Ausschnitt aus meinen Büchern vorstellen: spannende Lektüre aus Korsika in deutscher Sprache: Gedichte, Kurzgeschichten, Novellen, ReaFiction, Romane, Bildbände, Reiseratgeber...u.v.a., alles was das Herz eines Korsikafans höher schlagen lässt!
Ich danke Euch für Euer Interesse und wünsche Euch viel Spass beim ReinLesen, herzlichst, Miluna
weiteres auf meiner
AutorenHomepage:
http://milunatuani.jimdo.com/
und auf Facebook:https://www.facebook.com/MilunaTuani.Korsika.Autorin...

tiefgründig, sensibel, einfühlsam, existenziell, philosophisch..so schätzt man meine Gedichte ein, wie sie, so bin auch ich...

Miluna Tuani

Autorin - freie Redakteurin, Hauptthema KORSIKA

Autorin des Korsika Romans Wurzeln der Hoffnung
http://wurzelnderhoffnung.jimdo.com/
Der Korsika Roman "Wurzeln der Hoffnung" von Miluna Tuani ist ab dem 7. Januar 2016 als TASCHENBUCH durch Direktbestellung und bei Amazon erhältlich sein.

Wer ein von Miluna Tuani signiertes Exemplar mit persönlicher Widmung haben möchte, kann das Buch direkt über
diesen Link bestellen:

http://wurzelnderhoffnung.jimdo.com/kauflinks/

Produktinformation
Taschenbuch: 332 Seiten
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform; Auflage: 1 (1. Januar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 1522986413
ISBN-13: 978-1522986416
Größe und/oder Gewicht: 12,7 x 2,1 x 20,3 cm

Zum Buch
Der Roman ?Wurzeln der Hoffnung? spielt auf Korsika und erzählt die Geschichte einer jungen Fotografin und Journalistin. Alicia beschließt, ihr Leben zu beenden, da sie unter den Folgen eines schweren Schicksalsschlages leidet. Als sie den Freitod in die Tat umsetzen will, begegnet ihr ein mysteriöser junger Mann. Eine spannungsreiche Beziehung entwickelt sich zwischen den beiden.

hier gehts zur Bestellung ohne Widmung
http://www.amazon.de/gp/product/1522986413?colid=1Y3CHA8DMVNH1&coliid=I2WR9JAZN99I83&ref_=wl_it_dp_o_pC_nS_ttl

hier gehts zur musikalischen Untermalung
von Galaxia Tuani
https://soundcloud.com/radighediacorsica/sets/compil-1-radighe-wurzeln-der-hoffnung-by-galaxia-tuani

Autorin des prämierten Kurzekrimis "Inferno am FiumAltu"
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Blogredakteurin bei korsika.fr
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sugarlady Ich finde dein Buch genial, liebe Milu.
Liebe Grüße
Andrea.
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Tolles Buch LG Walter
Vor langer Zeit - Antworten
MilunaTuani dank dir lieber Walter und Dank auch fuer die Werbung in den Gruppen, vlGGG, Miluna
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Gefällt mir super, es fesselt ein so das man nicht aufhören kann es zu lesen und ist realistisch, gefühlvoll und spannend geschrieben. Ich konnte mich hineinversetzen in die tollen Erlebnisse, nach mehr als über 30 Jahre Korsika-Fan sind die eigenen Erlebnisse wieder wach geworden. Wow, was für ein Gefühl, ich freue mich schon auf die Fortsetzung von der Autorin Miluna Tuani und Ihre Erlebnisse.
Corinna Burr
Vor langer Zeit - Antworten
MilunaTuani dank dir meine liebe Corinna, vlGGGGG von Herzen, deine Miluna
Vor langer Zeit - Antworten
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