Fantasy & Horror
Überlebenshunger

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"Eine Horrorgeschichte die den Leser ein wenig mit einbezieht... im Kampf ums nackte Überleben!"
Veröffentlicht am 25. Januar 2014, 40 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
© Umschlag Bildmaterial: sayhiweezy780
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich bin nur ein Mensch wie jeder Andere auch. Macken und Fehler gehören ebenso zu mir wie meine Qualitäten, aber ich werde euch weder mit dem Einen noch mit dem Anderen in den Ohren liegen bzw. eure Augen dazu nötigen darüber etwas zu lesen. Man kann mich kennenlernen, aber auch hierzu werde ich euch nicht auffordern. Ihr sollt es schließlich nicht tun weil ich euch darum bitte, sondern weil ihr selbst empfindet dass ihr das tun ...
Eine Horrorgeschichte die den Leser ein wenig mit einbezieht... im Kampf ums nackte Überleben!

Überlebenshunger

Überlebenshunger

Im Fernsehen berichteten sie über mich.
Das kann wohl nicht Jeder von sich behaupten... aber glauben Sie mir... es wäre mir lieber wenn es gar nicht erst der Fall wäre. Ich frage mich, wie es wohl wäre wenn ich die Berichte hätte selber sehen können. Wann bekommt man schon mal die Möglichkeit selber erleben zu dürfen, dass man die einzige Person ist die als vermisst gilt nachdem ein Psychopath 7 meiner Kommilitonen auf einer Semesterparty niederstreckte? Richtig! So gut wie nie. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass man am Anfang der Ermittlungen sogar mich

selber als Verdächtige auf dem Plan hatte. Teufel auch, was so ein paar kleine Verfehlungen in der Jugendzeit alles bewirken können! Naja. Jedenfalls ist die Polizei doch schnell dahinter gekommen, dass ich es wohl nicht sein kann, denn die Kampfspuren zeigten scheinbar dass ich mich erheblich meinem Kidnapper widersetzte. Gebracht hat die Suche nach mir allerdings nichts und, um ehrlich zu sein, jetzt ist eh zu spät um diese Suche erfolgreich abzuschließen. Um das zu verstehen, muss man allerdings zu einem gewissen Zeitpunkt in dieser Geschichte zurückspulen. Denn erst ein Schlüsselereignisse besiegelte mein

Schicksal.

Stellen Sie sich einen kargen Raum vor. Eine Pritsche an der Seite. Von der Decke hängt eine notdürftig installierte Glühbirne herab, welche dem trostlosen Bild nur minimal etwas Wärme verleiht. Doch es ist kalt. Sie tragen nur ihre ramponierte Unterwäsche und eine massive Eisenkette, welche um Ihren Hals liegt, grenzt Ihren Bewegungsspielraum so weit ein, dass Sie maximal bis zur Mitte des Raumes kommen können. Dabei sehen Sie am anderen Ende des Raumes eine massive Stahltüre, welche den einzigen Ein- und Ausgang aus dieser Misere darstellt.

Bekommen Sie so langsam ein Gefühl dafür? Spüren Sie die Kälte ihren Nacken emporsteigen? Dann haben Sie gerade nur eine ungefähre Ahnung von dem was wirklich dort über Sie kommen würde. Denn Sie haben noch nicht die Person kennengelernt, welche täglich durch diese Tür schreitet. Und noch viel weniger wissen Sie, was Sie tut wenn Sie wirklich den Raum betritt.

Wenn Sie Glück haben, bringt Sie Ihnen Nahrung und etwas zu Trinken. Doch das ist durchaus der seltenere Fall. Meistens betritt Sie den Raum mit einem kleinen Werkzeugkoffer. Na? Malt Ihnen ihre Fantasie gerade aus was die Person

damit anstellen könnte? Schließlich kennen Sie bestimmt diese Horrorfilme in denen man schon oft gesehen hat zu was Menschen fähig sind. Ich wette, wenn Sie sich jetzt in diese Lage versetzen stehen Ihnen langsam doch die Nackenhaare auf, oder? Oder haben Sie gar gerade eine Gänsehaut?

Was mich betrifft, so schäme ich mich nicht Ihnen mitzuteilen, dass ich mich vor Angst einnässte als die Person das Erstemal so in den Raum trat. Fragen Sie sich gerade ob es ein Mann oder eine Frau war? Nun ja... um ehrlich zu sein hätte ich das auch gerne erfahren. Aber dazu sollte es nie kommen. Sie trug

keine Maske. Daran lag es also nicht. Aber die Person nutzte geschickt die Lichtverhältnisse aus und hielt sich stets im Verborgenen auf. Nur wenn Sie vor hatte, dass Sie unser Zusammenspiel intimer halten wollte, kam es vor dass Sie aus ausreichender Entfernung einen Betäubungspfeil auf mich schoss. Sobald man dann erwachte, hatte man allerdings die Augen verbunden. Einerseits vielleicht eine psychologische Wohltat, wenn man nicht mit ansehen musste was die Person mit einem tat. Aber glauben Sie mir... es reicht durchaus wenn man gewisse Dinge hört um in blanke Panik zu verfallen. Und es bringt Einen dazu sich zu übergeben wenn man Manches

einfach nur riecht. Über das Fühlen brauch ich Ihnen wohl kaum etwas zu sagen. Das dürften Sie sich wohl selber ausmalen können.

Kombiniert man aber die Dinge, war es nicht bloß einfach die Hölle auf Erden. Nein. Das war schlimmer. Oder wie würden Sie es bezeichnen, wenn Jemand an Ihnen mit einem Lötkolben rumdoktort und Sie zusätzlich zu dem Schmerz noch den Geruch des eigenen verbrannten Fleisches inhalieren würden? Ich dachte, bis zu dem entscheidenden Schlüsselereignis, dass damit schon das Schlimmste hinter mir lag. Aber ich hatte mich getäuscht. Auch wenn für einen

Moment bei mir die Hoffnung auf einen Ausweg bestand.

Mein Peiniger überließ nichts dem Zufall. Aber auch er hat keinen Einfluss auf das Unvorhersehbare. Monate lang ging alles gut für ihn. Ich fragte mich, wieso er mich überhaupt so lange am Leben ließ. Fragte mich nach dem Sinn von all dem. Und falls Sie sich gerade das selbe auch fragen, so tut es mir leid Ihnen darauf keine Antwort geben zu können. Dieser Person war einfach nicht danach mich umzubringen. Sie hatte andere Pläne, welche ich aber genauso wenig wie Sie erfahren sollte. Aber auch mit einem Grund den man erfahren hätte, wäre das

Ganze dadurch nicht erträglicher geworden.

Natürlich dachte ich auch daran einfach aufzugeben. Doch meine Wunden wurden immer wieder von der Person versorgt und waren nie von ihr so weit getrieben worden, dass sie hätten tödlich sein können. Nur sehr schmerzhaft. Und auch die Möglichkeit der Nahrungsverweigerung war nicht möglich. Sobald mein unbekannter Peiniger merkte, dass ich das vorhatte, betäubte er mich und ich wurde für einen gewissen Zeitraum gelähmt zwangsernährt.

Monate nach meiner Entführung kam es dann zum Tag X. Wieder einmal erwachte ich auf der Folterbank. Die Augen verbunden. Hände und Füße mit Lederriemen fixiert. Kaum dass ich erwacht war, hörte ich das kreischende Geräusch einer Knochensäge oder einem ähnlichen Gerät. Ich presste die Zähne zusammen um dem auf mich zukommenden Schmerz zumindest ein wenig entgegensetzen zu können. In geringem Abstand zu meinem rechten Bein führte er das Werkzeug bis zu meinem Fußknöchel herab und dann wieder hinauf bis zu meinem Handgelenk. Nur durch den Luftzug war mir das klar. Solche psychologischen Spielchen waren

allerdings keine Seltenheit.

Gerade als die Tortur jedoch beginnen sollte, trat der Faktor X in Kraft. Das Unvorhersehbare. Die Erde begann heftig zu Beben und mein Peiniger verloren den Halt. Er rutschte mit dem Gerät meinen Arm entlang und es bohrte sich ins Fleisch, doch ebenso durchtrennte er auch dadurch den Lederriemen an meinem rechten Handgelenk. Wie im Reflex riss ich die Hand hoch und erwischte dabei wohl meinen Peiniger. Dieser taumelte ein paar Schritte zurück, bevor er dann stürzte. Zuerst stieß er einen kurzen Schrei aus, doch dann hörte man plötzlich nur noch das Geräusch

von zerfetzendem Fleisch und ein Glucksen.

Ich riss mir die Augenbinde von den Augen und sah hinüber, doch mein Peiniger lag mit dem Rücken zu mir. Man konnte nicht sehen was mit ihm geschah. Da die Erde noch ein paar Sekunden lang heftig bebte, löste ich die anderen Riemen und sprang von der Folterbank. Natürlich war mir die schwere Eisenkette nicht abgenommen worden, welche immer noch um meinen Hals lag. Erst als es aufhörte zu beben, sah ich nochmals zu meinem Peiniger hinüber. Er lag immer noch regungslos wie zuvor da, allerdings bildete sich eine Blutlache um

ihn.

Als ich mir meinen Arm ansah, wurde mir bewusst dass ich ihn sofort versorgen musste. Ich zog also mein Oberteil aus und tat was ich konnte. Irgendwann gelang es mir zum Glück die Blutung zu stillen. Erleichtert aber dennoch geschockt hockte ich daher auf meiner Pritsche. Ich weiß nicht ob es am Blutverlust lag oder an etwas anderem, aber als ich mich dort zusammenkauerte, schlief ich nach einiger Zeit ein. Noch weniger weiß ich wie lange ich schlief, aber ich erwachte mit einem trockenen Mund und pochendem Schmerz in meinem Arm.

Vorsichtig stand ich auf und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Die meisten seiner Folterwerkzeuge waren leider mit in seine Richtung gefallen als er wohl den Koffer umriss. Nur eine recht abgenutzte Feile schien relativ erreichbar zu liegen. Sofort versuchte ich sie aufzuheben, denn auch das war besser als gar nichts. Als ich mich zu ihr hinbeugte, hielt mich aber die Eisenkette zurück. Die Feile lag knapp hinter der Folterbank, welche genau in der Mitte des Raumes stand. Ich versuchte sie deshalb mit ausgestrecktem Bein zu erreichen, was mir nach einigen mühsamen Versuchen auch

gelang. Mit dem Werkzeug in der Hand tastete ich den Eisenkragen ab der um meinen Hals lag und an dem die Kette befestigt war. Doch es war keine Stelle zu spüren an der ich hätte ansetzen können. Und mit der Feile ein Kettenglied aufzustemmen war ebenso nahezu unmöglich. Zwar versuchte ich es verzweifelt, musste aber nach einigen Stunden feststellen dass es mir absolut nicht möglich war. Es kamen mir die Tränen und erneut kauerte ich mich zusammen.


So verging wieder einige Zeit bis ich

dazu in der Lage war erneut aufzustehen und mir die Tränen wegzuwischen. Ich griff nach der Kette und riss zweimal heftig an ihr. Natürlich bewirkte es nichts, da ich dies schon unzählige Male zuvor tat mit dem selben Effekt. Als ich jedoch wieder auf die Feile sah, kam ich darauf die Verankerung in der Wand genauer unter die Lupe zu nehmen. Dort war ein massiver Metallblock in den die Kette hineinführte, welcher zudem noch stark in die Wand eingearbeitet war. Dennoch versuchte ich mit der Feile tiefer in die Wand vorzudringen um auf irgendeinen Schwachpunkt zu stoßen. Ich schabte und schabte, doch

konnte nichts Nützliches freilegen. Bis zur Erschöpfung machte ich weiter, bevor ich dann an der Wand zusammensackte. Ich war durstig. Und erst jetzt wurde mir bewusst, dass mit dem Tod meines Peinigers auch meine einzige Versorgungsquelle starb. In diesem Raum gab es Nichts und ich erschrak. Ich musste unbedingt freikommen, sonst würde ich verdursten oder verhungern. Wieder machte ich mich an der Wand zu schaffen, in der Hoffnung dass es doch noch etwas bewirken würde. Doch es war umsonst. Irgendwann verkeilte die

Feile in dem Spalt den ich geschaffen hatte, und als ich versuchte sie herauszubekommen, gab das Material nach und brach entzwei. Dabei riss ich mir an dem hervorstehenden Stück wieder die Wunde am Arm auf. Sofort begann ich mein eigenes Blut zu saugen um die Blutung wieder stillen zu können. Allerdings blieb es nicht dabei. Durch den Durst und die süße meines Blutes saugte ich weiter und wurde gierig. Natürlich stillte es nicht wirklich den Durst, aber ich konnte auch nicht einfach aufhören. Erst nach einer Weile, als es nicht mehr so stark zu bluten schien und mir auch langsam schlecht

wurde, stoppte ich. Ich begriff selber nicht was da gerade geschah und blickte starr vor mich her, völlig in Gedanken versunken.

Erst als die Erde erneut heftig zu Beben begann, wurde ich aus meine Gedanken gerissen. Diesmal war es jedoch noch heftiger als zuvor und nach wenigen Sekunden bildeten sich Risse in der Wand, welche sich durch die Vibrationen immer weiter ausbreiteten und bis zur Decke gingen.  Als plötzlich Steinbrocken herausbrachen und hinabstürzten, sprang ich auf. Ich hetzte zur Folterbank und wich dabei einigen herabstürzenden Steinbrocken aus.

Schnell versuchte ich halbwegs unter ihr Schutz zu finden, doch das gelang mir natürlich aufgrund der Kette nicht ganz.

Straff gespannt hing sie im Raum und als ein Felsbrocken auf sie fiel, wurde ich unter der Folterbank herausgeschleudert. Ich flog unsanft auf den Boden und schon im nächsten Augenblick stürzte ein scharfkantiges Steinstück so von der Decke, dass es mir den Ring- und den kleinen Finger von der rechten Hand abschlug. Mein Schrei war schrill und laut, doch dennoch würde ihn hier Niemand hören. Mir blieb keine Zeit um groß darüber nachzudenken, denn immer noch stürzten Steinstücke von der

Decke. Darum presste ich die Hand eng an meinen Körper und hetzte wieder unter die Folterbank.

Es dauerte einige Zeit bis sich die Lage wieder beruhigte, doch nach einer Weile kehrte wieder Ruhe ein. Meine Sorge darüber ob der Raum dem Beben standhalten könnte, legte sich dabei zum Glück auch. Immer noch bluteten aber die Fingerstümpfe und ich presste ein abgerissenes Stück meines Oberteils darauf. Ich wusste aber, dass das nicht helfen würde. Irgendwie musste ich die Wunden schließen.

Erst durch das Flackern des Lichtes

stellte ich beim Blick an die Decke fest, dass die Glühbirne immer noch intakt war. Natürlich hatte sie etwas abbekommen und es war daher nur eine Frage der Zeit bis sie den Geist aufgeben würde. Als ich daraufhin wieder hinab zu meinen abgetrennten Fingern sah, schoss mir plötzlich nur eine Frage durch den Kopf. Wie heiß wird das Glas einer Glühbirne und würde es reichen um damit eine Wunde zu schließen? Zuerst war ich selber überrascht dass ich mich das fragte, aber als ich sah wie das Blut weiterhin aus den Fingerstümpfen trat, sah ich keine andere Wahl als es zu

probieren.

Ich kletterte auf die Folterbank, von der aus man die Birne gut erreichen konnte. Natürlich weiß man, dass die Birnen heiß werden, aber jetzt war weitaus mehr gefragt als eine heiße Birne kurz zu berühren. Ich musste die Stümpfe beide darauf pressen und so lange festhalten bis sie nicht mehr bluten würden. Vorausgesetzt es würde überhaupt gelingen. Ich riss noch ein Stück Stoff meines Oberteils als Schutz für meine linke Hand ab um damit die Birne auf die Wunden zu pressen. Langsam hob ich meine Arme und atmete

tief durch. Es musste schnell gehen, das wusste ich. Sonst würde mich der Mut verlassen. Deshalb zögerte ich nicht länger und handelte sofort. Ich dachte nicht lange nach, sondern versuchte es so zu überstehen wie die unzähligen Torturen die ich zuvor auch schon überstanden hatte bei meinem Peiniger. Wieder war es die Mixtur aus Schmerz und leicht angesengtem Fleischgeruch der mir in die Nase stieg. Ich presste die Augen fest zusammen und schrie. Keine Sekunde später sackte ich jedoch ohnmächtig zusammen.

Als ich die Augen wieder aufschlug, wusste ich für einen Moment nicht wo

ich war. Ich sah verschwommen und griff mir an den Kopf, wobei mir meine fehlenden Finger auffielen. Sofort erinnerte ich mich wo ich bin und was geschehen war und mein Blick wurde auch wieder klarer. Beim Sturz hatte ich mir den Kopf leicht aufgeschlagen, doch die Wunde war nur klein. Eher das Brummen meines Schädels machte mir zu schaffen. Beim Blick auf meine Finger stellte ich fest, dass es wohl mit der Birne geklappt hatte. Allerdings war der Raum nun dunkel, da ich leider die Birne mit von der Decke riss.

In Scherben und anderen Einzelteilen lag sie vor mir. Vorsichtig schon ich alles

beiseite und versuchte aufzustehen. Doch kaum dass ich stand, wurde mir so schlecht dass ich mich übergab. Zuerst erschrak ich, da ich Blut erbrach, aber dann fiel mir ein dass ich ja einiges davon von meiner Wunde saugte. Ich hielt mir meinen Bauch und legte mich wieder auf die Pritsche. So schlecht mir auch war, der Durst machte mich langsam verrückt. Da ich zuletzt vor mehr als 36 Stunden etwas vernünftiges zu trinken bekam, machte ich mir meine Gedanken.

Plötzlich erinnerte ich mich an einen Film und so absurd es auch sein mag: Es war ein Horrorfilm. Darin kämpfte eine

Gruppe von Menschen auch ums Überleben und bekam Durst. Mag vielleicht ironisch sein, dass ich mich zu dem Zeitpunkt daran erinnerte, aber einer der Protagonisten darin sagte, dass man Knöpfe kauen sollte um den Speichelfluss anzuregen. Ein Knopf. Ja. Ich hatte Glück. Mein Oberteil hatte einen. Sofort riss ich ihn ab und versuchte es. Auch wenn es gewöhnungsbedürftig war, hatte ich das Gefühl das es tatsächlich ein wenig half.

Ich wusste, dass das aber keine Dauerlösung war. Deshalb sah ich mich erneut im Raum um. Irgendetwas musste es doch geben um zu entkommen. Mein

Blick schweifte, doch es wollte sich mir keine Lösung anbieten. Zuerst wurde ich verzweifelt darüber, doch dann staute sich eine Wut auf. Diese entlud sich als ich einen heftigen Schlag auf die Pritsche gab. Ich tat mir selbst dabei weh und sah zu meiner Faust. Doch beim Blick hinab fiel mein Blick auf etwas anderes. Etwas wesentlicheres, was mir zunächst unbewusst war. Die Pritsche. Schließlich hatte ich sie noch nicht untersucht.

Ich sprang auf und kniete mich vor ihr hin. Den Luxus einer Decke oder eines Kissens gab es nicht, weil mein Peiniger wohl die Angst hatte, dass ich mich

damit erdrosseln könnte. Es war einfach nur ein massives Holzbrett, welches in der Wand verankert war. Einzig an Kopf- und Fußleiste war eine metallene Verstärkung angebracht. Wieder gab es also keine Möglichkeit um etwas zu bewirken. Hoffnungslos kippte ich zurück und landete auf meinem Po. Wie in Trance starrte ich auf die Pritsche. Sollte es wirklich keine Hoffnung geben?

Die Zeit arbeitete gegen mich. Glauben Sie mir, ich versuchte vieles doch nichts half. Zwei Tage lang ununterbrochen. Langsam glaubte ich wahnsinnig zu

werden. Wieder kam der Durst. Diesmal auch der Hunger. Und darum musste ich Grenzen überwinden an die ich zuvor niemals gedacht hätte. Gäbe es eine Toilette hätte ich das Wasser daraus getrunken, aber mein Peiniger brachte nur einen Eimer mit in mein Gefängnis, den er dann immer wieder mal leerte. Doch selbst diesen Eimer gab es nicht, da er ihn wohl erst nach seinen Folterspielchen wieder reinbringen wollte. Warum ich das überhaupt erwähne? Ich weiß nicht. Wenn Sie zart besaitet sind, wollen Sie es lieber nicht erfahren. Andererseits haben Sie auch schon bis

hierhin einiges ertragen. Doch wenn man so sehr an Durst leidet und es nichts gibt was nur ansatzweise flüssig ist, greift man eben auf das zurück was einem bleibt. Auch wenn es viel Überwindung kostet.

Irgendwann als mich der Durst so sehr überkam, zog ich meinen Slip aus. Ich knäuelte ihn zusammen und hockte mich über ihn. Als ich langsam meinem Harndrang nachgab, weinte ich gleichzeitig, weil ich das was ich vor hatte selber entwürdigend fand. Zwar versuchte ich auch die Tränen aufzulecken, aber das stillte nicht diesen Durst. So nahm ich meinen durchnässten

Slip und saugte angewidert meinen eigenen Urin auf. Ich kämpfte damit mich nicht zu übergeben. Allerdings hoffte ich auch, dass es den Durst zumindest ein wenig lindern würde. Irgendwann hörte ich auf, zog meinen Slip wieder an und kauerte mich auf meiner Pritsche zusammen. Wieder weinte ich verzweifelt und betete zum erstenmal dass man mir doch helfen möge. Aber an diesem Ort war keine Hilfe zu erwarten.

Die nächsten zwei Tage schrie ich mir die Lunge aus dem Leib. Ich musste irgendwas tun da sonst nichts fruchtete.

Doch das half nicht. Es half nichts. Und ich war nicht dazu im Stande mich selber zu töten. Ich dachte dass ich es könnte, aber ich konnte es doch nicht. Ich hatte einfach nicht den Mut dazu diesen endgültigen Schritt zu gehen.

Mittlerweile war ich entkräftet und ich konnte mich kaum noch bewegen. Hunger und Durst machten mich wahnsinnig. Ich lag auf der Folterbank und sah regungslos zur Decke. Ich hatte den Glauben an allem verloren. Als ich darüber nachdachte wie mein Ende wohl aussehen würde, begann erneut die Erde zu beben. Ich blieb einfach auf der Folterbank liegen. Es war mir

gleichgültig was geschehen würde. Ich konnte zwar nicht mein Leben beenden in dem ich den letzten Schritt dazu selber ausführte, aber ich dachte wenn mich ein herunterstürzender Steinblock erschlägt wäre es höhere Gewalt gewesen und nicht mein Handeln.

Tatsächlich rissen die Wände weiter auf und Steinbrocken stürzten herab. Doch keiner fiel auf die Folterbank. Selbst als ich aufstand und mich gegen sie lehnte traf mich nichts. Dafür fiel plötzlich doch ein massiver Stein auf die Bank und ich sprang erschrocken ein Stück zurück. Allerdings nicht weit genug, denn die Bank wurde so hart getroffen,

dass sie mir entgegenschleuderte und auf mich fiel. Das Beben beruhigte sich, doch ich war unter der Bank eingeklemmt und fiel zu schwach um sie von mir runterzustemmen.

Ich sah an mir hinab. Irgendetwas musste in mir verletzt sein, auch wenn man augenscheinlich keine Wunde sah. So sollte also mein Ende aussehen, dachte ich mir und wirkte auf mich selbst dabei erschrocken gleichgültig. Der Schmerz war unvorstellbar, aber selbst zum Schreien fehlte mir mittlerweile die Kraft. Würde man mich je finden? Und wenn ja, wie ironisch wäre es wohl wenn es bald geschehen

und ich kurz vor meiner Rettung sterben würde? Ich durfte nicht aufgeben, beschloss ich. Zu keinem Zeitpunkt.

Was ich tat war, dass ich meine Atmung zu regulieren versuchte. Ich hoffte dass ich dadurch etwas länger durchhalten würde. Zudem ich überschritt ich die nächste Hemmschwelle. Da meine abgetrennten Finger in Greifweite waren, schnappte ich sie mir irgendwann. Ich nagte an ihnen um den Hunger zu stillen. Lutschte an ihnen um den Durst zu bewältigen. Autokannibalismus ist dafür der Fachausdruck, wie man später sagen wird. Später. Als ich gefunden wurde. Nach all meinen vergeblichen

Bemühungen. Tot. Und nur dem Zufall geschuldet.

Wie ich zu Beginn schon sagte, der Zeitpunkt um mich zu finden war zu spät. Und ich hätte es niemals lebendig schaffen können. Es sollten zwei Jahre vergehen nach meinem Tod bevor man mich fand. Aber falls es eine Sache gibt die man dem Ganzen abgewinnen sollte, dann ist es die Sache dass man niemals aufgeben sollte. Immerhin bestand so noch Hoffnung. Und sie muss nicht immer so zerschlagen werden wie in meinem Fall.

Falls Sie jetzt gehofft haben, dass ich

aus diesem Verlies entkomme, so will ich Ihnen wirklich dafür danken dass Sie an mich glaubten. Dass Sie eventuell sogar mit mir litten. Auch wenn ich für Sie nur eine Namenlose sein mag, so zeigt mir das dass Sie mit mir kämpften. Also tun Sie mir einen Gefallen:

Überleben Sie für mich! Leben Sie und genießen Sie es!

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punkpoet
Ich bin nur ein Mensch wie jeder Andere auch.

Macken und Fehler gehören ebenso zu mir wie meine Qualitäten, aber ich werde euch weder mit dem Einen noch mit dem Anderen in den Ohren liegen bzw. eure Augen dazu nötigen darüber etwas zu lesen. Man kann mich kennenlernen, aber auch hierzu werde ich euch nicht auffordern. Ihr sollt es schließlich nicht tun weil ich euch darum bitte, sondern weil ihr selbst empfindet dass ihr das tun wollt.

Mensch sein! Das ist es was wir alle tun. Doch dabei befassen wir uns nicht damit was es wirklich bedeutet. Wir verlieren den Fokus weil die Welt immer schnelllebiger wird und lassen viele Dinge ausser Acht. Sonnen- wie auch Schattenseiten durchleben wir gleichermaßen beiläufig. Und das lässt unsere wahre Menschlichkeit immer mehr in den Hintergrund rücken. Ich schreibe das hier nicht um zu belehren, sondern weil ich genauso wie ihr dieses Leben lebe.

Ich versuche daher das Leben einzufangen. Mit Worten. Verpackt in verschiedenste Emotionen. Nicht nur die schönen Seiten des Lebens, welche unsere Sinne sanft umspielen können und die Seele streicheln, sondern ebenso die bitteren Seiten, welche wie ein Schlag in die Magengrube wirken können.

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Laruma Wow... Wirklich gut geschrieben ... Habe aber von dir auch nichts anderes erwartet :-D sehr beklemmende Atmosphäre aber es kommt gut rüber dass die Hoffnung zuletzt stirbt und zeigt was man doch aushalten kann auch wenn man es nicht für möglich hält wenn man nicht in so einer Situation ist. Und man hofft dass man selbst nie in so eine Situation kommt.
Vor langer Zeit - Antworten
punkpoet Na du! ;)

Dann hast du aber eine echt große Erwartungshaltung von mir.^^ Ich schreibe durchaus nicht immer nur gute Sachen. :)

Freut mich, dass die beklemmende Atmosphäre tatsächlich gut zur Geltung kam. So eine Extremsituation ist natürlich die harte Variante um die Hoffnung nicht zu verlieren. Soll aber nur verdeutlichen, dass man es dann bei scheinbar kleineren Dingen erst Recht nicht tun sollte. :)

Man sollte in einem gewissen Grad immer an sich selbst glauben. :)

Liebe Grüße,
Daniel
Vor langer Zeit - Antworten
Clairchen Puh ... das war jetzt doch etwas ... Hart !
Ganz schön Krass wozu man in der Lage ist, wenn man in einer Ausweglosen Situation steckt. Bis zum Schluss habe ich gehofft das das Opfer doch noch gerettet werden kann. Das es irgendwie Möglich ist, doch noch zu Entkommen. Aber andererseits ... könnte man wirklich mit all diesen Empfindungen, diesen Schlimmen Erlebnissen danach fertig werden ? Könnte man wirklich noch einmal Glücklich werden wenn man solch Grausames erlebt hat ? Ich weiß es nicht und mag es mir auch nicht vorstellen !
Mehr kann ich hierzu gerade nicht sagen ... außer ...
Wirklich gut geschrieben. Du schaffst es einem zu vermitteln das man die Hoffnung nie verlieren sollte. Das man alles aus sich herausholen kann was in der eigenen Macht steht wenn man nur will/muss/kann !
Vor langer Zeit - Antworten
punkpoet Hallo Clairchen! :)

Ich hoffe es war insgesamt nicht zu hart, da ich sagen muss dass ich einige Elemente sogar noch weg ließ um es nicht zu brutal zu schildern.^^

Das Mitfiebern oder sich ins Opfer versetzen war durchaus so gewollt und es freut mich wenn das tatsächlich gelungen ist. Ob man danach mit dem Erlebten fertig werden kann, ist wieder eine andere Frage. Manche wahrscheinlich schon, auch wenns ein schwerer Weg wieder zurück in ein halbwegs normales Leben wäre. Es läge an der psychischen Stärke der Person letztendlich.

Danke sehr, dass es dir so gut gefiel. Und auch dafür, dass die Kernaussage die dahinter steckte auch erkannt wurde! :)

Liebe Grüße,
Daniel
Vor langer Zeit - Antworten
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