Sonntag
Ich war pünktlich am ausgemachten Treffpunkt, dem Café, und wartete auf Claude, der nicht ganz so pünktlich war wie ich.
Eine Weile trat ich von einem Fuß auf den anderen und reib meine eisig kalten Hände aneinander, damit sie zumindest ein bisschen wärmer wurden.
"Hi, Lina!"
Sofort wirbelte ich herum und wir umarmten uns. "Hallo...", flüsterte ich Claude zu.
Sofort stieg mein Puls und sorgte für mehr Wärme.
Nach kurzer Zeit lösten wir uns und
versanken in den Augen des anderen. Claude strich mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht und drückte mir einen leichten Kuss auf.
"Wegen gestern...", begann er und sofort wurde mir wieder etwas mulmig. Das hier war schließlich immer noch inoffiziell. "Ich habe noch mal nachgedacht. Genau genommen kann es mir egal sein, was Aimée sagt und sich anzutun droht. Damit bestraft sie sich im Endeffekt nur selbst, tut nur sich selbst weh. Einfach weil ich schon so lange nichts mehr an ihr finde." Er lächelte mich an. "Ich habe mich gestern Abend endgültig getrennt. Sie hat einen riesen Krawall veranstaltet, aber das war
mir egal. Mir ist egal, was sie ihren Eltern erzählt. Weil ich... Weil ich dich liebe."
Für einen Moment stand alles um uns herum still. Hatte er das gerade wirklich gesagt?
Er musste es gesagt haben! Es gab keine andere Möglichkeit, ich hatte mich nicht verhört!
Das Blut schoss mir in die Wangen und ich begann zu zittern. Das erschien irgendwie so surreal.
"Kannst du das nochmal sagen?"
"Natürlich. Ich liebe dich, Lina."
Er hatte es tatsächlich gesagt! Glücksgefühle wurden von einem Moment auf den anderen ausgeschüttet
und ich murmelte: "Ich dich auch."
Claude beugte sich vor und küsste mich noch einmal, lang und leidenschaftlich.
Ich hatte zwar noch keine Ahnung, was ich Katja und Julienne sagen würde, aber ich hatte später sicherlich noch genug Zeit, mir das zu überlegen...