Romane & Erzählungen
Einst hieß ich Mambo

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"Einst hieß ich Mambo"
Veröffentlicht am 06. Februar 2014, 60 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Seit frühster Kindheit schreibe ich sehr gerne Geschichten. Ich liebe es, weil ich mich darin frei entfalten kann und meine Welt so gestalten kann, wie ich sie gerne sehen möchte. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und beim Eintauchen in meine Welt.
Einst hieß ich Mambo

Einst hieß ich Mambo

Vorwort

Wenn Du mal durch die Hölle gehst,

dort selbst deren Feuerwind nicht überstehst,

so gib nicht auf.

Es wird kommen ein Licht,

das dir Besserung vespricht.

einst hieß ich mambo

Zunächst möchte ich mich vorstellen.

Mittlerweile bin ich ein ausgewachsener Malinois.

Mein Frauchen, das ich über alles auf der Welt liebe und schätze, gibt mir Wärme, Liebe und Geborgenheit.

Auf Grund meiner stolzen Körperhaltung, meiner kämpferischen Natur und der dennoch endlosen Treue, gab sie mir den Namen Tysen und ich sehe sie nicht nur als mein Frauchen an, sondern als meine Mama.


Doch nun zu meiner Geschichte.


Ich kann mich noch gut an das kuschelige Fell meiner Hundemama Lotte erinnern. Wir waren sechs Welpen und wir waren alle so vertraut miteinander.

Mama musste mich hin und wieder zwar mal etwas tadeln wenn ich zu frech wurde, doch sie liebte mich vom Herzen.

Als Bestrafung zeigte sie mir mal ihre Zähne, oder knipste mir mit ihren kräftigen Zähnen dezent in den Po, oder ergriff mit ihrer Schnauze die meine, wenn ich beim Toben etwas zu doll zubiss.

Meine Mama strafte mich konsequent, aber dennoch mit voller Liebeskraft und einem Hauch Freundlichkeit.

Immerhin wusste sie, das ich noch ein kleiner Knirps war und in meinem Leben noch viel lernen musste.

Ach, war diese Zeit schön!


Die schöne Zeit mit meiner Mama und meinen Geschwistern, nahm bald ein schreckliches Ende.

Draußen wurde es immer kälter und vom Himmel vielen dicke Schneeflocken herab. Alles wurde immer weißer und immer wieder kamen unbekannte Personen zu Besuch.

Wir lebten auf einem Bauernhof und hatten als Auslauffläche genügend Platz.

Die einzigen Menschen die ich kannte, waren die Hofbesitzer, die immer wieder

nach uns gucken kamen.

Doch nun wurde die Bauersfrau von unbekannten Personen begleitet und fast jedes Mal wenn sie fort gingen, fehlte eins meiner Geschwister.

Irgendwann war nur noch ich da und musste den fremden Menschen folgen.

Ich wusste ja nicht, das dieser Schritt, der Abschied von meiner Mama sein sollte. Ich habe nur gesehen, das der Bauersmann, sie feshielt und sie kläglich nach mir bellte.

Sie wusste, das es ein Abschied war.


Mit den fremden Menschen stieg ich nun in einem Auto und fuhr mit ihnen davon.

Es war ein Ehepaar und der Mann sowie die Frau, waren etwa 35 Jahre alt.

Ich saß auf der Rückbank und konnte sehen, das wir weit von zu Hause weg fuhren.

Nach einer mir endlos erschienenden Zeit, hielten wir an und verließen das Auto.

Als sie mich von meine Mama holten, war es hellichter Tag und nun war es stockdunkel.

Ich musste die ganze Fahrt so dringend Pipi machen, doch sie hielten nicht einmal an.

Bevor ich allerdings aus dem Auto durfte, legten sie mir ein Halsband an und banden mich an eine Leine.

Ich wusste nicht, wie man an eine Leine laufen muss, denn auf dem Bauernhof brauchte ich sowas nicht.

Sie belustigten mich, weil ich noch tapsig mit der Leine umging.

Auf ein kleines Stück Wiese, durfte ich endlich Pipi machen und nach wenigen Schritten, betraten wir nun ein Haus.

Schon beim öffnen der Tür roch es hier gut nach Zimt, süßen Sachen und nach einem Braten.

Sie leinten mich an der Haustür ab und ich striff durch die Wohnung.

Stets mit der Nase auf den Boden, beschnüffelte ich alles und schaute mir jeden Raum an.

Aus der Küche trat eine alte Frau, die

etwas dampfendes in den Händen hielt und ins Wohnzimmer ging.

Wegen dem tollen Duft folgte ich ihr und dort stellte sie das dampfende Ding auf einen robusten Holztisch, der mit Tellern, Gläsern und anderen dampfenden Sachen hübsch bedeckt war.

Außerdem sah ich einen buschigen Tannenbaum, der geschmackvoll mit Kugeln, Lichtern und Lametta geschmückt war.

Jetzt begriff ich, das Weihnachten war.

Nachdem die alte Frau das Dampfding abgestellt hatte, widmete sich ihre Aufmerksamkeit mir zu.

Sie rief mich zu sich und streichelte mich.

Von mein wuscheliges Fell war sie sehr begeistert.

Und plötzlich band sie mir eine rote Schleife um den Hals.

Danach hörte ich die Frau, die mich hier her geholt hatte, zwei Namen rufen.

Einmal Mia und einmal Emma. Sie sollten kommen um sich ihre Ãœberraschung anzusehen.

Kurz darauf betraten nun zwei Mädchen das Wohnzimmer. Ich schätze, eine war neun und die andere zwölf Jahre alt.

Als die beiden mich sahen, stürmten sie lauthals quiekend auf mich zu und dann streichelten sie mich.

,,O, ist der süß!" hörte ich die Ältere

quieken und die andere drückte mich plötzlich so fest an sich, das ich kaum mehr Luft bekam.

Ich wusste gar nicht, wie mir geschah und hörte ich von dem Mann sagen, das mich das Christkind gebracht hat.

Also war ich wohl deren Weihnachtsgeschenk und dieses sagte mir, das ich hier wohnen werde.

Die Ältere riss mir die Schleife vom Hals und drückte mich dann anschließend an sich.

Ebenfalls so fest, das mir die Luft weg blieb.

In diesem Moment der Umarmung, bekam ich schon etwas Panik!

Dabei sprach sie aus, das ich Mambo

heißen soll.

Dann setzten sich alle an den Tisch und begannen zu essen.

Es duftete so herrlich, das ich mich neben Herrchen setzte und ihn anschaute.

Vielleicht würde er mir ja dann von der Leckerei etwas abgeben.

Weil er mich nicht anschaute, dachte ich, er weiß gar nicht, das ich neben ihm sitze und gab ein kleines Jaulen von mir.

Sofort schaute er mich mit finsterem Blick an und brüllte mich an, ich solle verschwinden!

Ich zitterte am ganzen Körper und rannte aus dem Wohnzimmer.

Ich wollte ihm sein Essen doch nicht wegnehmen. Ich wollte doch nur ein Stück probieren.

Er hatte mich wahrscheinlich nur falsch verstanden. Doch weil er so böse wurde, hatte ich Angst, ihm mein Anliegen zu zeigen.

So blieb ich im Flur.


Sie brauchten mit ihrem Essen sehr lange und ich musste auf einmal ganz dringend Aa machen.

Bestimmt zwei Stunden verbrachte ich im Flur und dann habe ich dort meinen Haufen gemacht.

Ich hatte eben solch eine Angst, das ich mich nicht getraut hatte, allen zu zeigen,

das ich musste.


Nach einer ganzen Zeit, trat auf einmal Frauchen in den Flur und schimpfte mit mir ganz laut.

Der Ton war so laut, das ich mich in eine Ecke drängte und mich ganz klein machte.

Sie kam mit großen Schritten auf mich zu, packte mich im Nacken und schliff mich zu dem Haufen, den ich gemacht habe.

,,Was ist das?" schrie sie mich an und schüttelte mich feste.

Dann zog sie ihren Schuh aus und haute ihn mir auf den Hintern.

Vor Schmerz quiekte ich auf und

versuchte vor ihr zu fliehen.

Glücklicher Weise ließ sie mich los.

Wieder eilte ich in die Ecke und machte mich klein. Ich zitterte am ganzen Körper.

Was hatte ich denn nur falsch gemacht?

Mein Hintern tat so schrecklich weh und ich wurde richtig traurig.

Meine Mama fehlte mir auf einmal ganz doll.

Wo war sie nur?

Sie würde mich jetzt beschützen.

Ich hatte solch eine Angst.

Angst vor den Leuten, die mich hergebracht hatten!


Und so wie ich vor Angst in die Ecke

hockte, stürmten schon wieder die Mädchen auf mich zu.

Sie hockten sich vor mir und streichelten mich.

Ich wusste nicht, wem ich anfangen sollte, zu vertrauen. Herrchen brüllte mich harsch an, Frauchen schlug mich und die Mädchen waren mit ihren Streicheleien so grob.

Die alte Frau war vorhin zwar ganz nett, doch ich wusste nicht, ob ich lieber ihr mein Vertrauen schenken sollte. Doch sie verließ schon bald das Haus.


Mama hätte mich nie so behandelt. Wenn ich etwas falsch gemacht habe, hat

sie zwar gemeckert, doch sie war nie grob zu mir.


Und hier sollte ich nun für den Rest meines Lebens wohnen bleiben?


Ich musste mir etwas anderes überlegen, wie ich ihnen zeigen kann, das ich ein ganz nettes Kerlchen bin.

Vielleicht dachten sie ja nur, das ich böse bin, doch in Wirklichkeit versuchte ich doch nur, Vertrauen zu fassen.


Am nächsten Tag hatte ich mir vorgenommen, allen zu zeigen, das ich nichts böses will.

Erstmals gingen die Mädchen mit mir

spazieren um das ich Pipi und Aa machen konnte.

Sie liefen lange mit mir und mit der Zeit, lernte ich, wie man an die Leine läuft.

Es war eigentlich ganz einfach.

Die Schnur sagt mir, wo ich zu laufen habe und am sonsten kann ich vorausgehen.

Es war ein stressiger Spaziergang, denn ich lief so schnell ich konnte um die Welt zu entdecken und die Mädchen liefen nur halb so schnell hinter mir her. Deswegen habe ich die ganze Zeit immer das Gefühl gehabt, als würde mich das Halsband erwürgen.

Keuchend und nach Luft ringend, betrat

ich mit ihnen nach einer Weile wieder das Haus.

Herrchen saß auf die Couch und Frauchen putzte das Küchenfenster.


Ich rannte auf Herrchen zu, um mit ihm zu spielen, doch er stieß mich weg.

Ich dachte er macht nur Spaß und so sprang ich zu ihm auf die Couch.

Mit harschem Ton schrie er mich plötzlich an, das ich die Couch verlassen soll.

Ich hatte nicht verstanden, was er meinte.

So griff er nach die Zeitung die auf dem Couchtisch lag, rollte sie zusammen und schlug damit mehrmals auf mich ein.

Ich bekam so eine Angst, das ich wieder in den Flur floh.

Ich wollte doch nur spielen und dafür schlägt er mich!

Wenn Herrchen der Meinung ist, das ich falsch gespielt habe, hätte er mir das doch freundlich zeigen können!


Ich warf jedoch die Flinte nicht ins Korn und wollte nun mit Frauchen spielen.

Sie polierte grad das Fenster auf Hochglanz als ich mich spielauffordernd vor sie stellte.

Überraschender Weise lächelte sie mich freundlich an, nahm den Lappen und ging auf meine Spielaufforderung ein.

Gemeinsam rauften wir und mein spielerisches Knurren wurde lauter und lauter. Ich bekam richtige Glücksgefühle und auch Frauchen schien Spaß zu haben.

Doch dann geschah etwas, das ihr nicht gefiel.

Ausversehen zerriss ich den Lappen und sie wurde unheimlich böse.

Sie haute ihn mir auf den Kopf und es tat wirklich weh.

So hatte ich keine Lust mehr zum Spielen und eilte aus die Küche.

Jetzt stieg ich zum ersten Mal die Treppe des Flures hinauf, der zum Kinderzimmer führte.

Die Tür stand offen und ich betrat dieses

Zimmer, in dem die zwei Mädchen auf den Boden saßen und mit Puppen spielten.


Freudig schauten sie mich an und riefen mich herbei.

Ich stürmte auf die beiden zu und schleckte ihnen eifrig mit meiner Zunge durch ihr kleines zierliches Gesicht.

Weil sie sich so quietschend wehrten, machte es mir unendlich Spaß, weiter zu machen.

Plötzlich holte das große Mädchen einen kleinen Koffer hervor, in dem jede Menge Schminke drin war.

Sie machten sich einen Spaß daraus, indem mich die Kleine festhielt und die

Große malte mein Gesicht mit Lippenstift, Rouge und Lidschatten bunt an.

Anschließend zogen sie mir ein Kleidchen an und sprühten mich wenig später mit einem Zeug ein, das mir wirklich stinkte.

Ich wollte mich wehren doch der ekelige Geruch klebte nun an meinem ganzen Körper.

Sie meinten, es wäre Parfüm.

So schnell ich konnte, rannte ich aus dem Zimmer und eilte wieder

in meine Flurecke.

Noch immer hatte ich dieses Kleidchen an und es war so eng, so das ich kaum Luft bekam.


Als mich Herrchen mit dem Kleid sah und zudem noch mein buntes Gesicht, rief er seine Kinder zur Ordnung.

Ich bekam mit, das er mit ihnen schimpfte und sie danach traurig wieder ihr Zimmer aufsuchten.

Dann stampfte er zu mir, griff mir in den Nacken und trug mich ins Badezimmer um mich in der Wanne abzuwaschen.

Er riss wütend das Kleid von mir und stellte dann das Wasser an.

Ich war stets daran interessiert, den ekeligen Geruch und das bunte Gesicht von mir weg zu bekommen.

Herrchen wusch mich ja auch, doch

während er mich einseifte, wurde das Wasser immer heißer und ich versuchte ihm klar zu machen, das er das Wasser doch bitte etwas kühler machen soll.

Immerhin bekam er das ja gar nicht mit, dass das Wasser heiß wurde.

Er war mit seinen Fingern immerhin in meinem Fell.

Ich stand aber mit meinen Füßen in die heiße Brühe.

Immer wieder sprang ich heulend auf und anstelle mein Verhalten zu überprüfen, schrie er mich an.

Ich verstand nicht, was er sagte, doch ich hörte, das es wie sonst auch, ein böser Ton war.

Irgendwann haute er mich.


Ich verstehe die Sprache der Menschen leider nicht. Aber ich kann erkennen, ob es liebe oder böse Worte sind.

Seit ich hier wohnte, habe ich nur die bösen Töne wahrgenommen.

Ich wusste nicht, wem ich hier mein Vertrauen schenken sollte.

Und irgendwie verstand mich meine Familie auch nicht.

Immer wenn ich ihnen etwas sagen wollte, kamen die bösen Töne oder es wurde gar die Hand gehoben.


Als ich noch bei meiner Hundemama war und die Bauersfrau immer wieder nach dem Rechten schauen kam, reichte

sie mir die Hand, um mir mal ein Leckerchen zu geben oder um mich zu streicheln.

In diesem Haus, tat mir deren Hand jedoch weh.


Die weiter folgenden Tage waren ebenso wenig schön, wie die davor.

Immer wieder bekam ich Schläge, weil ich irgendwelche Fehler gemacht habe.

Ich war mir aber nie einer Schuld bewusst. Man hatte mir die Fehler auch nie erklärt.

Sehr oft kam die Hand, dann mal der Schlappen und genau so viel wie mit der Hand, bekam ich es mit der Zeitung zu spüren.

Die Spaziergänge waren eine echte Qual.

Jedes Mal lief ich so weit voraus, das mir die Luft weg blieb. Denn ich eilte immer so schnell voraus und die Menschen liefen so unendlich langsam.

Dabei versuchte ich sie immer zum schneller Laufen zu animieren.

Eines Tages verpassten sie mir ein Stachelhalsband, der dann sogar richtig weh tat.

Immerhin war ich immer derjenige der luftringend nach hause kam.

Und durch das Stachelhalsband wurde alles noch verschärft.


Bis ich ein Jahr alt wurde, erlebte ich

allerlei Schläge.

Ab sofort, musste ich meiner Familie klar machen, das ich mir das nicht mehr gefallen lasse und ich kam auf die Idee, ihnen in Zukunft die Zähne zu zeigen.

Immerhin war ich jetzt schon ein großer ausgewachsener Malinois und jetzt sollte meine Zeit gekommen sein.

Auch hatte ich keine Lust mehr darauf, den ganzen Tag mit eingekniffenem Schwanz und mit einer geduckten Körperhaltung durch die Wohnung zu laufen.

Mein Plan schien sogar auf zu gehen.

Als mir wieder mal Schläge durch die Hand drohten, richtete ich mich auf, machte mich noch größer als ich war und

zeigte ihnen mit knurrender Unterstreichung meine Zähne.

Sie konnten sogar mein Zahnfleisch sehen.

Es war wieder mein Frauchen, die mir weh tun wollte.

Sie meinte nun, ich sei gefährlich und unberechenbar, weil ich ihr so plötzlich gedroht hatte.

Sowas kannte ja niemand von mir.

Dabei wollte ich ihr keine Angst machen.

Ich wollte nur klar machen, das sie mir nicht mehr weh tun sollte.

Die ganze Zeit über, hatte ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als nette Worte und Zuneigung.

Dabei war es sicherlich nicht sie, die Angst hatte, sondern das war immernoch ich.

Doch ich machte mich seitdem nicht mehr klein.

Frauchen war lediglich geschockt.


Selbst meinem Herrchen und den zwei Mädchen zeigte ich die Zähne wenn sie auf mich zukamen.

Ich konnte es einfach nicht mehr einschätzen, ob sie mir weh tun wollten oder nicht.


Selbst Besuchern zeigte ich meine Zähne wenn sie mich streicheln wollten.

Und der Nachbarin biss ich sogar in die

Hand.

Ich konnte es nicht mehr zulassen, das man mich anfasste.


Seitdem galt ich als bissig.

Doch selbstverständlich war ich kein bissiger Hund. Ich konnte den Menschen nur einfach nicht mehr vertrauen.


Fünf Tage nach dem Biss, setzte sich meine Familie beisammen und ich bekam mit, das sie über mich sprachen.

,,Mambo ist ein unberechenbarer Hund. Der muss hier verschwinden!" sagte Herrchen.

,,Ich mag ihn auch nicht mehr," hörte ich die Jüngere sagen ,,Weihnachten war

er noch so klein und süß. Jetzt ist er groß und böse!"

,,Und er lässt sich nicht schminken!" meinte dann das ältere Mädchen.

,,Ein Hund ist auch nicht zum Schminken da," tadelte Frauchen sie ,,aber wir müssen ihn abgeben bevor er noch eins unserer Kinder beißt!"

,,Sollte der Köter das tun, erschieß ich ihn!" brummte Herrchen.

Ich verstand zwar nicht jedes Wort, aber die Worte von ihm, zerbrach mein Herz.


Am nächsten Tag wurde ich von Herrchen angeleint. Ich dachte, er geht mit mir spazieren, doch wir stiegen ins Auto.

Wir fuhren weit von zu Hause weg und ich freute mich schon darauf, meine Mama wieder zu sehen. Nach so langer Zeit würde sie sich bestimmt riesig freuen, mich wieder zu sehen. Ach, ihre Wärme spürte ich jetzt schon, die ich seit langem vermisste. Doch irgendwie hielten wir vor einem abgezäunten Gelände und ich hörte schon das laute Gebell von sehr vielen Hunden als wir noch im Auto saßen. Wir betraten kurz darauf dieses Gelände. Eine Frau kam zu uns und Herrchen drückte ihr meine Leine in die Hand. „Wir müssen ihn leider schweren

Herzens abgeben,“ sprach Herrchen dann „er ist ein Rüde, ein Jahr alt und sehr aggressiv. Weil ich um meine Kinder Angst habe, muss ich mich von ihm trennen und er heißt Mambo. Dazu ist er sehr ungehorsam.“ „Wir werden gut für ihn sorgen!“ erwiderte die Frau. Und danach verließ Herrchen das Gelände und ließ mich zurück. Jetzt wusste ich, das mein neues Zuhause ein Tierheim war. Die Frau führte mich zu einem Zwinger und sperrte mich darin ein. Rechts und links neben mir befanden sich jeweils zwei Hunde, die mich böse

anknurrten. Es gefiel mich überhaupt nicht. Es war ein Schock, das ich hier zurück gelassen wurde. Doch was dann im Leben auf mich zu kam, war schlimmer wie vorher.

Eine Woche verbrachte ich im Tierheim, bis mich ein Mann zu sich nach hause holte. Ich betrat mit ihm ein riesengroßes Haus. Nein, es war kein Haus, sondern eine Villa. Er war sehr nett zu mir und hier fühlte ich mich gleich pudelwohl. Im Zwinger bekam ich schon richtige Depressionen und es war toll, wieder ein

warmes Zuhause zu haben. Klar führte man mich im Tierheim hin und wieder mal aus, doch immer wieder musste ich hinterher in den Zwinger zurück. Dort verbrachte ich unerträgliche Stunden sogar bei Nässe und Kälte.

Ich lernte nun eine Hand kennen, die mich mit Leckers belohnte und sie streichelte mich äußerst sanft. Er stellte ganz schnell fest, das ich gar nicht so böse war, wie mich mein voriges Herrchen betitelt hatte. Und ich hatte auch nicht den Eindruck, ihm aus Angst meine Zähne zeigen zu müssen. Er spielte mit mir jeden Tag, kämmte mich, ging mit mir spazieren, brachte

mir bei, wie man vernünftig an die Leine lief und ich durfte sogar zu ihm auf die Couch. Das Gefühl, endlich von einem Menschen verstanden zu werden, war richtig toll. Seit er mir beigebracht hatte, wie man richtig an die Leine lief, kam ich seitdem auch nie mehr luftringend wieder nach Hause. Ich liebte diesen Mann über alles. Und dann kam der Tag, an dem er zwei Koffer packte. In einem packte er seine Sachen und in dem anderen meine Sachen hinein. Bei ihm hatte ich sogar allerlei Spielzeuge, die mir meine vorige Familie

niemals gegeben hatte. „Tja mein Guter,“ sagte der Mann dann als er fertig war „wir werden zusammen in den Urlaub fliegen.“ Dann kam er zu mir und streichelte mich.

In wenigen Stunden befanden wir uns am Flughafen und als ich in eine enge Box musste, bekam ich es doch mit der Angst zu tun. Ich wurde mit den Koffern auf ein Transportband gestellt und kurz darauf setzte sich das Band in Gang und fuhr mich mit den Koffern von Herrchen fort. Ich heulte und jaulte, weil ich Panik bekam.

Am Ende des Bandes warteten zwei richtig kräftige Männer, die mich auf die Ladefläche eines Lasters stellten. Als die Ladefläche mit unendlich vielen Koffern beladen war, fuhren wir los. Vor einem Flugzeug, das laute Geräusche abgab, hielten wir an und ich wurde mit samt der ganzen Ladung erneut auf ein Band gestellt, das mich in das Flugzeug hinein fuhr. Und dort wurde ich irgendwo im Gepäckraum verladen. Irgendwann merkte ich, das das Flugzeug los rollte und das es immer schneller wurde. Kein Mensch war hier, der mich

beschützen konnte und ich hatte so eine Angst. Ich heulte so laut ich kann, doch niemand hörte meine Hilferufe.

Nach mir unendlich erscheinenden Stunden wurde mein Leid erlöst und ich konnte mein Herrchen endlich wieder sehen. Wo wir jetzt waren, war es sehr warm und mein Herrchen sagte, das wir in Bulgarien sind und gemeinsam einen wunderschönen Urlaub verbringen werden.

Nach langer Zeit betraten wir das Hotel und bezogen unser

Zimmer. Herrlich war es hier und in mir stiegen regelrechte Glücksgefühle auf. Denn so ein Tapetenwechsel, sowie die Erholung meiner damaligen Familie, taten mir jetzt schon gut, obwohl der Urlaub grade erst angefangen hatte. Drei Tage lang, erlebten wir tolle Momente. Gemeinsam verweilten wir am Strand, wo ich nach Herzenslust im Sand buddeln, ins Meer springen und mich neben Herrchen am Ufer ausruhen konnte. Doch dann musste ich feststellen, das für mich dieser Urlaub fast ausschließlich im Hotelzimmer stattfand. Herrchen war oft weg und blieb

stundenlang fort. Er ließ zwar immer die Balkontür auf, so dass ich mich mehr oder weniger außerhalb des Zimmers aufhalten konnte, doch irgendwie hatte ich mir den Urlaub anders vorgestellt. Ich hatte mir erhofft, das er weiter so toll verläuft. Jedes Mal wenn ich Herrchen vom Balkon aus fortlaufen sah, bellte ich ihm lauthals hinterher.

Eines Tages nahm er mich tagsüber an die Leine und wir verließen das Hotel. Ich hoffte, es ginge wieder zum Strand, doch unser Weg führte zu einer abgelegenen und menschenleeren

Gegend, wo noch nicht mal ein Haus stand. Nur freie Felder, Büsche und vertrocknete dürre Bäume. Plötzlich leinte er mich ab und sagte, ich solle hier auf ihn warten. Es was dasselbe Spiel wie zu hause. Irgendwann rief er mich immer und ich raste mit Vollgas zu ihm und manchmal holte er mich ab. Auch hier wollte ich meinem Herrchen Artigkeit beweisen, setzte mich hin und schaute ihm aufmerksam nach, als er fort ging. Dieses Mal schien er einen richtig großen Abstand zu nehmen. Ich freute mich schon riesig darauf auf ihn zu zu rennen sobald er mich rufen

würde. Doch irgendwie hörte ich seine Stimme nach einer ganzen Weile nicht. Ich wollte nicht unartig sein und blieb weiterhin brav sitzen. Mit der Zeit wurde es immer dunkler und so stand ich auf um gucken zu gehen, wo mein Herrchen war. Mochte ja sein, das ich sein Rufen nicht gehört hatte. Doch so wie ich seines Weges nachlief, war er nirgends zu sehen. Er hatte mich wahrscheinlich gerufen und ist beleidigt fort gelaufen weil ich nicht kam. So orientierte ich mich an seine Fährte, die bis zum Hotel führte.

Herrchen war nirgends zu sehen. Ich beschloss, vor dem Hotel zu warten und mein Warten dauerte einige Tage lang. Ich hatte immer aufgepasst, wer im Hotel ein und aus ging, doch Herrchen war nie dabei. Glücklicher Weise gaben mir fremde Leute hin und wieder was zum Fressen, denn ich war sprichwörtlich ausgehungert. Weil ich irgendwann echten Hunger hatte, beschloss ich so laut zu bellen, wie ich nur konnte. Herrchen hätte mich doch hören müssen, doch er kam nicht.

Stattdessen trat eine Frau aus dem Hotel und bewarf mich mit allerlei Sachen, die mir weh taten.

So suchte ich rasch das Weite.


Dann suchte ich den Strand ab, doch auch dort war Herrchen nirgends zu finden.


Es vergingen nun Tage und Wochen an denen ich immer wieder zum Hotel und Strand eilte, doch irgendwann merkte ich, das Herrchen nicht mehr da war.

Auch suchte ich immer wieder den Ort ab, an dem ich auf ihn warten sollte.


Irgendwann schloss ich mich einem Rudel an, der aus kleinen und großen Hunden bestand und ein Windhund führte dieses Rudel an.

Er wusste genau Bescheid, wo Fressen und Wasser zu finden war.

Grade jetzt zur heißen Sommerzeit war seine Kenntniss über diesen Ort Gold wert.

Obwohl ich Mülltonnen durchsuchte um etwas zum Fressen zu bekommen, wurde ich nie richtig satt. Lediglich befanden sich darin nur kleine Häppchen.


Manche Menschen gaben mir auch mal was.

Doch ich lernte auch Menschen kennen, die mich prügelten, nur weil ich deren Brötchen haben wollte.

Manche betitelten mich als jemanden der zubeißt, nur weil ich sie in den

Hosenbeinen biss.

Dabei habe ich noch nicht mal deren Haut getroffen. Ich wollte sie nur anhalten und flehen, mir etwas zu geben, weil ich doch so einen unerträglichen Hunger hatte.

Ich bekam dann sogar Schläge und Tritte, die mir wirklich sehr weh taten.

Ich wollte den Menschen doch nichts böses.

Die, die mich schlugen und vertrieben, wussten gar nicht, wie sehr mein Magen doch knurrte.


Mit der Zeit nahmen die Menschenmassen ab, weil es wettermäßig immer kühler wurde.

Die Menschen die dann zu sehen waren, wurden stets zum Alptraum vieler meiner Hundefreunde, die ich im Laufe der Zeit kennengelernt hatte.

Auch ich bekam diese Art von Menschen zu spüren.

Mit langen Knüppeln schlenderten sie durch die Straßen und schlugen einfach auf meine Kumpel ein.

Mich hatten sie damit auch geprügelt doch ich konnte rasch fliehen, was vielen anderen Hunden nicht gelungen war.

Auch meine Freundin, die meine Babys in ihrem Bauch trug, erlag den Schlägen dieser Leute und ich konnte ihr nicht helfen.

Traurig musste ich aus der Ferne mit ansehen, wie sie meine Freundin totschlugen.

Ich habe zwar versucht zu helfen indem ich einem Mann in den Arm biss, doch als vier Männer mit ihren Knüppeln auf mich einschlugen, musste ich fliehen um mein Leben zu retten.

Das Leben meiner Freundin und der Babys, die nie eine Chance bekamen zu leben, wurde beendet.

Mein ganzes Rudel wurde ausgelöscht, das ich im Laufe der Zeit so lieb gewonnen hatte.

So zog ich alleine weiter.


Weil die netten Menschen fehlten, waren

die Mülltonnen leer und ich hatte so einen erbärmlichen Hunger. Ich traute mich schon nicht mehr auf den Straßen, denn dort wurden wir Hunde einfach zu Tode geknüppelt.

Woher ich nun etwas zum Fressen bekommen sollte, wusste ich nicht, denn unser Anführer war tod.

Die schrecklichen Bilder wollten einfach nicht aus meinem Kopf, wie sie jeden meiner Freunde töteten.

Die lauten Schreie und die weit aufgerissenen Augen die voller Angst und Panik waren, waren unerträglich.

Ich wusste, das auch mein Tod nah war, denn woher sollte ich Nahrung bekommen?


Seit Tagen lag ich irgendwo in der Nähe eines abgelegenen Strandes und gab mich auf. Ich wollte einfach nicht mehr.

Mein Magen knurrte so sehr, das er schon weh tat und meine Kräfte schwanden zunehmend.

Und Durst hatte ich mittlerweile auch ganz enorm.

Ich hatte jetzt die Wahl, entweder zur Straße zu gehen um doch noch mal auf Nahrungssuche zu gehen. Doch dort warteten böse Menschen die mich sowieso töten wollten.

Und so entschied ich mich, allein zu sterben.

Mich wollte eh niemand auf dieser Welt

haben. Meine erste Familie prügelte mich, dann kam ich ins Tierheim und mein letztes Herrchen das ich liebte, ließ mich hier in Bulgarien einfach zurück.

Was hatte ich schon zu verlieren ?


So schloss ich die Augen und wartete auf meinen Tod.


Nach gespürten drei Tagen hörte ich Schritte neben mir und ich schrak zusammen, als ich einen Mensch neben mir sah.

Ich schrie so laut ich konnte und drehte mich flehend auf den Rücken wodurch ich gleichzeitig darum bettelte, mich

hier allein sterben zu lassen ohne das dieser Mensch mich zu töten vermochte.

Doch dieser Mensch hockte sich neben mir und sprach mit sanfter Stimme.

,,Hab keine Angst, ich tue dir nichts!"

Mein Herz raste mir dennoch bis zum Hals.

Dann fasste dieser Mensch mich sogar an und ich machte mich so steif, wie ich nur konnte, weil ich Panik hatte.

,,Du bist ja ganz dünn!" hörte ich sagen.

Eindeutig war es eine Frau die mit mir sprach.

Und diese Stimme klang so herzlich, das ich mich irgendwann beruhigte.

,,Ich bringe dich jetzt erst mal in ein Tierheim, wo du was zum Essen

bekommst!" sagte die Frau und eh ich mich versah, trug sie mich vom Strand.

Warum tat sie das?

Ich wollte doch einfach in Ruhe sterben!


Eine lange Zeit später befand ich mich in einem Tierheim und wurde in einen Zwinger gesperrt.

Kaum war ich im Tierheim eingezogen, bekam ich etwas zum Fressen und zum Trinken, das ich sofort annahm.

Ich bekam sogar einen Nachschlag und es tat gut, einen gefüllten Magen zu haben.


Vier Tage später hatte ich schon wieder so viel Kraft, so dass ich mit vielen

Hunden auf einer großen Spielfläche toben durfte. Trotz das es ein Tierheim war, hatte ich das Gefühl, mich hier wohlfühlen zu können.


Doch zwei Wochen später wurde ich schon wieder in ein Flugzeug verfrachtet und nach Deutschland geflogen.

Wieder war es für mich eine Qual, im Gepäckraum zu sitzen, doch wer mich dann am Flughafen erwartete, war eine echte Überraschung.

Die Frau die mich selbstaufgebend am Strand gefunden hatte, nahm mich im Empfang und nahm mich bei sich zu Hause auf.

Seitdem sind wir unzertrennlich und leben jetzt schon einige Jahre glücklich zusammen.

Sie gibt mir Wärme, Liebe, Geborgenheit, wir gucken zusammen Fernsehen, wir schmusen zusammen, gehen tolle Spaziergänge und wir erleben allerlei wunderbare Dinge.

Ich habe habe jetzt sogar ein eigenes Körbchen.

Meine Wunden sind zwar verheilt, doch ich vergesse das Erlebte nicht so wirklich.

Mein Frauchen nennt mich nun Tysen, weil ich so mutig bin und mein Hundeherz sagt, das ich auf Ewig mit ihr zusammen glücklich werde.


~ Ende ~



Ich bedanke mich für das Coverbild, das ich von Jaqueline Schröder verwenden durfte. Alle beteiligten Personen sind in der Geschichte frei erfunden. Die Geschichte selbst, ebenso.

Tatsächlich heißt der Malinois Tysen und hieß aber von Anfang an schon so.

Und ihm ging es von Anfang an gut :-)

Er hat nur so super in die Geschichte hinein gepasst.

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Hörbuch

Über den Autor

Yellowjacket26
Seit frühster Kindheit schreibe ich sehr gerne Geschichten. Ich liebe es, weil ich mich darin frei entfalten kann und meine Welt so gestalten kann, wie ich sie gerne sehen möchte.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und beim Eintauchen in meine Welt.

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zuckerschlampe Es ist echt grausam wie manche Menschen mit Tieren umgehen. Ich kann es einfach nicht verstehen und es geht auch nicht in meinen Kopf. Tiere sind so wundervolle Geschöpfe
LG Janine
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