Fantasy & Horror
Dragon Slayer in Gefahr - The Adragon Arc

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"Fairy Tail Fanfiction"
Veröffentlicht am 08. Januar 2014, 224 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich bin ein pessimistisches Fräulein, dass schon seit ihrer Kindheit einen Narren an der asiatischen Kultur als auch der Sprache gefressen hat. Demnach lerne ich fleißig japanisch. Eine Weile lernte ich auch zusätzlich koreanisch aber, das ist dann unter dem ganzen Stress untergegangen. Außerdem habe ich gemerkt, dass mich die japanische Sprache doch mehr fasziniert. Genauso wie ich verrückt nach Asien bin, liebe ich auch den Sport Basketball. ...
Fairy Tail Fanfiction

Dragon Slayer in Gefahr - The Adragon Arc

Inhaltsangabe


Vor langer Zeit zogen Drachen menschliche Kinder auf und lehrten sie ihre Magie. So auch die weise Fontana. Behutsam wachte sie in den Tiefen des Ozeans über der kleinen Nozomi, konnte sie nicht einfach so ihrem Schicksal überlassen wie Igneel. Lehrte sie die Wasserdrachenkräfte, brachte ihr das Atmen und Überleben im Wasser bei bis sie sie eines Tages, wie alle anderen Drachen auch, mutterseelenallein auf der Erde zurückließ. Zuvor aber befahl sie der kleinen folgendes: „Du hast einen Zwillingsbruder, der unter Igneel

aufgezogen wurde. Finde ihn!" Daraufhin zog sie aus ihrer kleinen Brust einen Stein heraus, der hell und grün leuchtete. „Das ist ein Staligma, mein Kind. Das Herz der mächtigen Mundaria höchstpersönlich. Anders als alle anderen Kinder hast du kein normales Herz das schlägt, sondern genau dieses Staligma inmitten deiner Brust. Wenn ihm Schaden zukommt oder es zerstört wird stirbst du demnach auch."

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Rights

Fairy Tail ist ein von Hiro Mashima erdachter Manga, der später in einen Anime umgesetzt wurde.

Ich leihe mir seine Charakter lediglich aus.

Diese Fanfiction dient nicht zum gewerblichen Zwecke und ich möchte ebenfalls kein Geld damit verdienen.

Vorwort

~Willkommen veehrte Fairy Tail Fans. Dies ist mein Beitrag zur wohlmöglichst verrücktesten und faszinierendsten Anime-Serie, die es je gegeben hat. Ich dachte mir ich lasse die wundertollen Charakter Hiro Mashimas in der von mir erdachten Idee und Welt erblühen mit einem großen und spannenden Abenteuer, dass sehnsüchtig darauf wartet sie zu verschlingen~ Für die, die diese Anime-Serie nicht kennen. Ihr könnt unter Youtube, wenn ihr "Fairy Tail AMV - True Power of Family"eingibt, eine wunderbaren Trailer finden, der die Serie super zusammenfasst.



Bevor es losgeht, noch ein paar wichtige Bemerkungen, die beim Erfassen des Textes hilfreich sein könnten. kursiv = Ausschnitt aus der Vergangenheit sowie

Handlungen aus der Traumwelt und Gedanken, die man nicht direkt ausspricht. Stimmen, die man im Kopf hat. Ob es sich beim Geschriebenen nun um einen Traum handelt oder um etwas wirklich Geschehenes aus der Vergangenheit, können meine schlauen Leser/innen sicherlich selbst logisch erschließen ;) Ansonsten bitte ich euch was die Kritik anbelangt, hart mit mir zu sein. Keine Sorge ich heule nicht. Kann so was verkraften :D Möchte mich ja verbessern. Also falls euch etwas stört, auf die Nerven geht oder ihr sagt "Oh Mann, was schreibt die denn bitte fürn Blödsinn!" einfach im Kommi sofort erwähnen. Und hiermit wünsche ich euch nun viel Spaß in Earthland beim Erleben von spannenden Abenteuern mit Natsu und seiner Crew ;)

Wir bleiben für immerzusammen



„Lass sie los, Alexus! Hör auf! Du bringst sie noch um!", schrie Natsu voller Angst um seine jüngere Schwester, die ein weiteres Mal unter den starken Hieben des mächtigen Gewebe-Magiers Blut kotzte. Ihre Rippen waren völlig zerstört und stachen mit ihren messerscharfen Kanten in ihre Organe. Natsu selbst konnte sich kaum mehr bewegen. Über die eigene Nutzlosigkeit beschämt seine Schwester nicht retten zu können, starrte er mit verheulten Augen auf ihren

zertrümmerten Körper.

„Verdammt!", hauchte er in Tränen aufgelöst auf den demolierten Boden. „Was soll ich nur tun? Er hat sie alle der Reihe nach erledigt. Sogar Erza! Meine Drachenkräfte prallen ungehindert an ihm ab. Es tut mir so leid, Nozomi. Ich bin der schlechteste große Bruder, den man überhaupt haben kann."

„Natsu", kam es aus der verblutenden Person, die vor ihm lag schwach hervor. „Du bist der beste große Bruder, den man sich je wünschen könnte. Ich bin so froh dich damals gefunden zu haben. Wir werden das schon irgendwie schaffen!", blickte sie ihm hoffnungsvoll in die Augen.

„Nicht weinen. Sonst muss ich auch. Das weißt du doch", lächelte sie ihm bitter zu. „Genug!", trat Alexus auf ihren Bauch, aus dem man daraufhin das leise Zerbarsten der Knochen vernehmen konnte. Er war nun vollkommen am Ende seiner Geduld angelangt. Nozomi biss die Zähne zusammen, während das Blut gleichmäßig aus ihrem Mund rann. „Entweder du überreichst mir den Stein freiwillig oder er und alle anderen im Umkreis müssen dran glauben." Alexus hatte sie nun mit nur einer Fingerbewegung in die Luft gehoben. „Na, wirds bald!"

„Du wirst sie doch sowieso alle

umbringen", entgegnete sie ihm schwach.

„Du spielst mit Feuer junge Dame", knurrte er genervt und schleuderte sie gegen die nebenstehende Wand des halbwegs zerstörten Gebäudes und drückte seine Hand im nächsten Augenblick fest inmitten ihre Brust. „Her mit dem Stein! Sonst kann es sehr schmerzhaft werden!"

„Das ist es schon die ganze Zeit", hauchte sie dem jungen braunhaarigen Mann entgegen und sah mit ihren Tränen benetzten Augen in die seinen. Sie wusste, dass Widerstand bei ihm, einem Magier des großen Rates zwecklos war. Doch wollte sie ihm den Stein auch nicht

einfach so aushändigen. Sie wollte durchhalten. Sie musste durchhalten. Wenigstens bis die Kräfte ihres Bruders regeneriert wurden.

„Ich muss es schaffen. Ich muss ihm diese eine letzte Chance auf einen Kampf ermöglichen. Er ist unsere einzige Hoffnung", dachte sie sich und sammelte ein letztes Mal all ihre übrig gebliebene Kraft und sandt diese auf direktem Weg an Natsu. Sein Körper wurde von einem grünen, weichen Licht erfüllt, dass all seine Verletzungen kurrierte und ihn auf ein abermals energiereiches Level brachte. Alexus war über diese Entwicklung wenig begeistert.

„Du willst es nicht anders, oder?!", schrie er und entzog ihr mit seiner gesamten magischen Macht den Stein aus dem Körper. Nozomi konnte unter den brennenden Schmerzen, die in ihrer Brust loderten schwer einen Schrei unterdrücken. Es war schließlich ihr Herz, das gerade drohte aus ihrem Leibe rausgerissen zu werden. Verzweifelt umklammerte sie mit beiden Händen seinen starken Arm, um seine Hand von sich wegzudrücken. Die stechenden Qualen in ihrer Brust verwandelten sich in Tränen, welche leise auf Alexuss Hand aufschlugen und eine warme Spur hinterließen.

„Das ist völlig sinnlos. Glaubst du du

kannst mit dieser lächerlich, schwachen Aktion noch was gegen dein Schicksal ausrichten?", lachte er hämisch und hielt nun den Stein in all seiner grün-leuchtenden Pracht in der Faust. Nozomi aber war immer noch am Leben und sah ihm enttäuscht in die Augen. „Bitte gib ihn mir wieder, Alexus!", bat sie leise. Ihre Hände umklammerten noch immer seinen Arm und zitterten allmählich.

„A-aber wieso bist du nicht tot? Ich habe ihn dir doch genommen." „Solange der Stein nicht vernichtet wird und sich in meiner Nähe befindet darf ich weiterleben. So ist das Gesetz." Schockiert, ballte er die Fäuste und

zerquetschte den Stein wutentbrannt in seiner Faust. Nozomi sackte gleichzeitig krampfhaft zusammen und rang schwer nach Luft.

„Hör bitte auf, Alexus!", hyperventilierte sie. Ihre Finger umschlossen schmerzerfüllt das umliegende Gestein, während ihre Lider langsam schwer wurden.

„Nii-san", stieß sie zuletzt leise hervor. Die Luft wurde immer dünner bis sie fadengleich riss und sich vollends in der ewigen Dunkelheit auflöste.

„Bring sie weg, Gajeel! Weit weg von hier. Es ist dir überlassen, ob du mit ihr weiterhin spielen oder sie gleich zur Strecke bringen möchtest!"

„Geht klar!", antwortete er gelangweilt und warf ihren leblosen Körper unsanft über die Schulter. „Das ging ja einfacher als gedacht", gähnte er noch bevor er sich auf den Weg machte.


~Flashback~

Behutsam nahm Fontana die kleine sechsjährige Nozomi mit ihren Lippen an der Kleidung und legte sie sanft auf dem Boden ab. Zu ihren Füßen war Igneel. Völlig regungslos lag er da. Hatte den Kopf auf seine, vor sich überkreuzten Arme gelegt und schien friedlich zu schlafen. Als sie ihren überwältigten Blick über seinen starken Drachenkörper schweifen ließ, erkannte

sie inmitten seines eingerollten Drachenschwanzes einen Jungen, der es sich darin gemütlich gemacht hatte und ebenfalls seines Meisters gleich in dessen mächtiger Obhut tief und fest schlummerte.

„Das ist dein älterer Bruder, Natsu", sprach Fontana sanft und gab ihr die letzte und einzige Möglichkeit fürs Erste ihn zu sehen. Das kleine Mädchen trat ihrem Bruder näher, um ihn genauer betrachten zu können.

„Ihr seid Zwillinge", fügte Igneel nun hinzu und blickte auf die kleine schmächtige Gestalt herab, die neugierig ihre andere Hälfte musterte. „Zwillinge?", schaute Nozomi die

imposanten Wesen fragend an.

„Ja", antwortete Fontana. „Zwei Menschen, die am selben Tag geboren wurden. Sie sind dafür bekannt, dass sie sich äußerlich ähnlich sind. Bei euch beiden ist es jedoch so, dass ihr aus zwei verschiedenen Eiern geschlüpft seid. Aus diesem Grund seht ihr euch nicht ähnlich. Ihr seid aber trotzdem Geschwister", lächelte der Wasserdrache ihr lieblich zu. Nozomi nickte. „Nii-san", murmelte sie. „So spricht man doch ältere Brüder an, oder?", sah sie ihnen glücklich in die Augen. Igneel warf Fontana einen ungeduldigen Blick zu, woraufhin diese sich räusperte. „Nozomi, da ist etwas, was ich dir

unbedingt noch erklären muss."

„Kann das nicht warten, Fontana, ich wollte gerade-"

„Nein, kann es nicht mein Seepferdchen. Du musst mir jetzt gut zuhören, ja." Nozomi fiel es nicht leicht. Zu gern wollte sie lieber ihren Bruder wecken und mit ihm reden. Trotzdem. Fontana wusste immer was für sie das Beste war. Also schob sie ihre Neugierde bei Seite und hörte ihrer Meisterin aufmerksam zu.

„Du hast außer der Drachen- und Windkraft noch eine ganz andere Macht in dir." Daraufhin zog sie aus der kleinen Brust des Mädchens einen Stein heraus, der hell und grün leuchtete.

Nozomi war schockiert und hatte Angst. Was war das? Und wieso kam es aus ihrem Körper heraus?

„Das ist ein Staligma, mein Kind. Das Herz der mächtigen Mundaria höchstpersönlich. Mundaria war eine sehr starke Heilerin, die vor tausenden von Jahren gelebt hatte. Ihre Seele und ihre Herz sollen so rein gewesen sein, dass sich eines Tages ihre gesamte Unschuld und Sauberkeit in ihrem Herzen sammelte und es zu jenem Staligma verwandelte. Damit konnte sie all die Menschen in unmittelbarer Nähe heilen. Nur sich selbst, ihren eigenen Körper konnte sie mit ihrer neu gewonnen Kraft nicht vor jeglichen

Verletzungen retten. Anders als dein Bruder und alle anderen Kinder hast du kein normales Herz, das schlägt, sondern genau dieses Staligma inmitten deiner Brust. Und jetzt kommt der wichtigste Teil, mein Kind, hör gut zu! Wenn dem Staligma Schaden zukommt oder es zerstört wird, stirbst du demnach auch. Deine Aufgabe ist es diesen Kristall wie deinen Augapfel vor habgierigen Händen zu behüten. Es wird nämlich bald eine Zeit kommen, in der die Menschen dieser Legende Glauben schenken und nach ihm suchen werden. Nutze die Kraft des Kristalls und beschütze ihn gut, Nozomi. Sorge dafür das Mundaria ihre Wanderung auch in

den nächsten kommenden hundert Jahren fortsetzen kann." Mit diesen Worten erhob sich die mächtige Herrscherin der Meere mit kraftvollen Flügelschlägen in die Lüfte empor.

„A-aber wohin gehst du?", schrie sie ihr ängstlich hinterher. Sie wollte sie doch nicht verlassen? Mutterseelenallein zurücklassen? Wie sollte sie weiterleben ohne sie? Vor allem überleben?

„Es tut mir leid, mein Seepferdchen. Von nun an wirst du alleine klarkommen müssen. Bitte gib gut auf dich Acht. Wenn du mal traurig sein oder Hilfe brauchen solltest, denk daran in solchen Momenten das Meer aufzusuchen. Und vergiss eines niemals!" Nozomi rannen

dicke Tränen ihre rosigen, weichen Wangen hinunter. Dennoch hörte sie ihrer Meisterin respektvoll zu und schaffte es sogar unter all dem Schluchzen und Schniefen ein klägliches "Das wäre?" herauszubringen.

„Ich werde immer bei dir sein. An deiner Seite. Für immer. Egal wo du bist."

„Fontana, es wird langsam Zeit", drängte sie Igneel mit einem heftigen Knurren und ließ das Gespräch sofort beenden.

„Wenn ich für dich von hier aus nicht mehr zu sehen bin, dann spring ins Meer und schlage den Weg ein in welche Richtung ich geflogen bin."

„Bitte lass mich nicht allein! Fontanaaaa!"

~Flashback Ende~


„Nii-san", nuschelte Nozomi schwach, als sie spärlich den erdigen Boden unter sich erkennen konnte. Mit jeder weiteren Sekunde, die verging merkte sie schließlich, dass sie über der Schulter einer Person getragen wurde. Als sie sich wieder an ihren Traum von vorhin erinnerte, rannen ihr warme Tränen über die Wangen und zerbarsten auf der fruchtbaren Erde in tausend winzige Tröpfchen.

„Fontana, wo bist du? Du hattest es mir doch versprochen!", hauchte sie

verzweifelt. „Ich habe keine Kraft mehr und auf den Stein konnte ich auch nicht Acht geben, so wie du es mir aufgetragen hattest. Ich bin und bleibe ein Tollpatsch! Nicht eine Sache konnte ich richtig ausführen ohne für noch mehr Probleme zu sorgen." „Würdest du endlich die Schnauze halten! Das ist ja kaum auszuhalten." „Gajeel." Weiter konnte sie nicht reden als nur seinen Namen auszusprechen. Sie wollte ihm so viele Fragen stellen: Wieso er sich auf die Seite ihres Feindes gestellt und sie alle verraten hatte? Wieso er Alexus bei seinem Vorhaben alle Magier umzubringen und Mundarias Grab ausfindig zu machen half? Was war

los mit ihm? Wieso hatte er sich auf einmal so sehr verändert? Ein verächtliches Lachen drang plötzlich aus seiner Kehle und unterbrach Nozomi in ihren Gedanken.

„Was ist denn mit dir los? Hat es dir etwa die Sprache verschlagen? Sag mir nicht, dass dir meine neue Art Angst eingejagt hat", lachte er, blieb vor einem riesengroßen, sehr alten, knorrigen Baum stehen und ließ sie unsanft zu Boden fallen. Nozomi schlug mit ihrem Kopf hart auf einer dicken Wurzel auf, die wie zahlreiche andere aus dem Boden ragten. Schmerzhaft ächzte sie auf und steckte auch diese tiefe Erschütterung, die sich fest in ihrer

Seele verankerte mit würgendem Gefühl weg. Dass sie sich übergeben musste, lag aber zum Teil nicht nur an Gajeels erschreckender Veränderung und diesem Schlag, sondern weil sie der Innenblutung nicht mehr länger die Stirn bieten konnte.

„Was für ein erbärmlicher Anblick!", rümpfte dieser angewidert die Nase als er sah wie sie sich mit letzter Kraft das aufstauende Blut aus dem Magen erbrach. Nozomi konnte regelrecht den hässlichen Gestank ihrer eigenen Innereien dabei riechen: ihren mitgenommenen Magen, ihre zerfetzte Niere. Ein Glück, dass ihre Lungen einigermaßen verschont blieben von den

Splittern ihrer zerbrochenen Rippen. Die Worte Gajeels gaben ihr noch dazu den Rest. Sie schämte sich selbst unermesslich für ihren jetzigen Zustand. Es war mehr als nur demütigend und beschämend.

„Wieso konnte ich nicht einfach sterben? Das ist so erniedrigend." Vereinzelte Tränen schlugen auf der roten Pfütze auf, die sie so eben aus ihrem Körper ergossen hatte und mischten sich zu einer salzig-süßen Mischung aus Tränen und Schmerz. Nii-san.

„Bitte bring mich zurück zu meinem Bruder, Gajeel! Ich flehe dich an!", ergriff sie dann im nächsten Moment den

Mann mit den Eisendrachenkräften und blickte ihm inständig in die Augen. Dieser schaute jedoch ungerührt weg. „Tz, wieso sollte ich das tun? Du hast sie wohl nicht mehr alle!"

Daraufhin packte Nozomi ratlos eine Giftnadel aus ihrer Kleidung und schloss seine Hände um diese. Es war ihre letzte gewesen, nach den unzähligen Versuchen Alexus lahmzulegen.

„Dann bring mich hier an Ort und Stelle um!"

Gajeel sah schockiert auf seine Hand, in der er nun die kalte Nadel hielt. Doch dann stahl sich ein schäbiges Lächeln auf sein Gesicht.

„Du bist tatsächlich erbärmlicher als

gedacht. Wenn ich dich töten wollte, würde ich das schon selbst tun mit meinen eigenen Waffen. Was soll ich mit diesem Scherzartikel? Du willst mich wohl verarschen!", stieß er sie so weit wie nur möglich von ihm weg, in dem er mit dem Knie ausholte und sie mit einem lauten Knall am alten Stamm des hochgewachsenen Baumes zusammenbrach.

„Ich habe es echt satt mit dir!", kam er auf sie zu, warf dabei die Nadel schwungvoll über die Schulter.

„Dann bring mich doch um verdammt! Tus doch einfach! Was hält dich davon ab?", sah sie ihm unter all den stechenden Schmerzen mutig in die

zornigen Augen. Der hob sie, nun, noch wütender als zuvor am Kragen und drückte sie mit all seiner Kraft gegen den knorrigen Stamm.

„Vielleicht gefällt es mir dich leiden zu sehen. Vielleicht habe ich Gefallen daran, wenn du mich um Erlösung deiner Qualen bettelst. Wenn du mit Fortschreiten der Zeit Stück für Stück mehr deinen Mantel an Würde fallen lässt", flüsterte er mit solch einer amüsierten und dennoch aufgeregten Stimme in ihr Gesicht, wovon sich Nozomi aber nicht einschüchtern ließ. „Schreib dir eins fett hinter die Ohren! Das war das letzte Mal, dass du Natsu gesehen hast. Du wirst ihn nie wieder in

die Arme schließen oder Nii-san sagen können geschweige denn ihn zum Weiterkämpfen motivieren! Ihr werdet-" „Wir werden für immer zusammen bleiben!", protestierte sie nun mit einem lauten Schrei und sah ihm fest in die Augen.

„Keine Macht dieser verfluchten Welt kann uns jemals wieder trennen. In uns fließt dasselbe Blut. Er ist mein Bruder und ich bin seine Schwester. Wir sind eine Familie. Wir sind etwas, was du niemals haben wirst und hattest, Gajeel!" KLATSCH!!!! Ihre Wange brannte fürchterlich aber das war es Wert. Jeder sollte es wissen. Die ganze Welt sollte wissen, dass niemand

dieses Drachenduo auseinanderbringen konnte. Sich niemals dazu ergötzen sollte. Seine Atmung war unregelmäßig geworden.

„Deine Worte sind verletzend."

Das Blatt hatte sich nun gewendet. Auch wenn immer noch Nozomi diejenige war, die weiterhin physischen Schaden einstecken musste und so mehrere Meter fortgeschleudert wurde, auf dem Boden brennende Schürfwunden holte, hatte sie dennoch seine schwache Stelle erwischt. Gajeels Fäuste zitterten und sein Blick wurde rasend vor Wut. Nozomi ergriff die Chance. Mit peinigenden Schritten ging sie schleichend auf ihn zu und hielt sich dabei ihre Seite.

„Was denn? Ist es verletzend, dass du niemals das Glück einer Familie am eigenen Leibe erfahren wirst? Ist es verletzend, dass ich dir die Wahrheit sage? Ist es verletzend, dass ich wenigstens 'meine' Familie nicht verlieren möchte. Dass ich dafür mit meinem Leben und Namen bis aufs letzte gehe?"

Ihre Schritte wurden immer entschlossener bis die beiden nur noch eine Kopfesbreite trennte.

„Sei endlich still!"

Gajeels Stimme schwankte. Worte waren tatsächlich verletzender als Hiebe. In seinem Hals bildete sich merkwürdigerweise ein starker Kloß, der

ihm das Atmen und vor allem Schlucken erheblich erschwerte. Seine Augen musterten ihren zierlichen, schwachen Körper, der völlig am Ende war, zitterte und jede Minute in sich zu zerfallen schien. Es war für ihn keine Meisterleistung zu erkennen, dass sie mit jeder einzelnen kleinen Kraft, die sie noch aus den gesunden Zellen ihres Leibes schöpfte, versuchte sich gegen ihn zu sträuben. Gegen seine tödliche Gewalt. Gegen seine starken Hände, die ihre Gefangenschaft bedeuteten und das Ende für ihren Bruder und sich selbst. Abertausende Gedanken flogen um seinen Kopf als er ihr dann schlussendlich in die feurigen Augen

sah, die vor Tatendrang und Sorge förmlich verglühten. Nozomi. Wenn er sie jetzt laufen lassen würde, ihr helfen würde ihren Bruder aufzusuchen und ihn zu retten, würde das als Betrug in Alexuss Buch eingehen. Und was würde dann aus seinem Grund und Ziel werden, weshalb er Alexus half? Seine Rache wäre dann auch Geschichte. Ratlos legte Gajeel den Kopf in den Nacken und sog die klare frische Luft so tief wie nur seine Lunge fassen konnte, ein. Seine Brust hob sich dabei bedrohlich und senkte sich wieder als er ausatmete. Der Himmel war klar und blau. Keine einzige Wolke nahm ihr diese Unschuld, die sie ausstrahlte. In seinem Blick lag

Verzweiflung, Trauer und Hilflosigkeit. Sein Beitritt in diese verrückte Gilde, die sich als Familie bezeichnete war von Anfang an Teil seines und vor allem Alexuss Plan gewesen. Er sollte ihr Vertrauen gewinnen, wie ein Bruder für sie alle sein, was er letztendlich auch schaffte. Mit Natsu schloss er kürzlich eine wirklich kindische Blutsbruderschaft ab, prügelte sich oft mit ihm spaßeshalber und diskutierte über die Schmackhaftigkeit von Gerichten. Aber war das alles wirklich nur, um seiner Rolle als "vermeindlicher Freund" gerecht zu werden? Empfand er nicht mal in einer Prügelei Spaß oder gar Freundschaft für diesen Hitzkopf?

Sein Körper spielte verrückt und war erfüllt mit solch einer immensen Energie wie noch nie zuvor. Ausgelöst durch die Worte dieses rätselhaften Mädchens, die hauptsächlich der Grund für allen Übels auf der Welt war, das zur Zeit passierte. „Hör auf dich selbst zu bescheißern!" Ruhig richtete er seinen Kopf nun wieder auf und blickte runter zu ihrer starrköpfigen Mine.

„Wärst du doch nicht", hauchte er. „Dann wäre alles anders gekommen. Du bist der Grund allen übels. Wärst du nicht, dann wären Natsu und ich vielleicht-" „Freunde!", unterbrach sie ihn und ein sanftes Lächeln formte sich auf ihren

aufgeschlagenen, blutigen Lippen.

„Ich habe dir so oft die Möglichkeit gegeben mich umzubringen, um dir wohlmöglich die Freiheit zu geben, aber du hast entweder gezögert oder dich geweigert. Wäre es für dich dann wirklich einfacher mit meinem Bruder Freundschaft zu schließen, wenn ich nicht da wäre?"

Gajeel besann sich für einen kurzen Moment. Diese ganze Angelegenheit verwirrte ihn zu sehr. Wem sollte er Glauben schenken und vor allem auf wessen Seite sollte er stehen? Alexus nahm ihn in seiner schwächsten Phase auf. Breitete seine Arme schützend um ihn aus. Stärkte ihn. Half ihm über den

Verlust seines jüngeren Bruders hinwegzukommen. Später erfuhr er dann von ihm, dass genau diese vermeindliche Gilde ihn auf dem Gewissen hatte. Und ausgerechnet diese Gilde wuchs ihm je mehr er mit ihnen Zeit verbrachte größer ans Herz. Er wusste nicht welche der zwei kollidierenden Seiten Recht hatte. Aber eines wusste er ganz genau: Er brauchte Klarheit und vor allem die Wahrheit. Fest entschlossen nahm er im nächsten Moment Nozomi in die Arme. „Wage es nicht irgendwas zu sagen oder dies hier zu kommentieren!", warnte er sie barsch und machte sich mit Höchstgeschwindigkeit auf den Weg zum Kampfschauplatz von Natsu und seinem

Gebieter Alexus. Die kleine Wasserdrachenmagierin aber merkte die Entwicklung, die sich in ihm ausbreitete.

„Gajeel?", sah sie ihm prüfend ins Gesicht.

„Sagte ich nicht du sollst die Klappe halten?!"

„Danke", flüsterte sie und lehnte sich erschöpft an seine starke Brust. „Närrin!"

Die Wahrheit und nichts als die wahrheit


„Du elender Mistkerl hast nichts als Schmerzen hinterlassen. Egal wo du hingegangen warst. Zurück blieben nur Trümmer und blutige Straßen, in denen sich die weinenden Gesichter der Sterbenden zeichneten", schrie Natsu und wandt wieder seinen Feuerdrachenatem gegen seinen Feind an, der sich nun mit dem heiligen Stein von jeder Attacke sofort regenerieren konnte. Verdammt! Er saugt mir auf diese Weise nur meine Magie aus bis ich bewusstlos umkippe. Aber ich gebe nicht auf! Das würde Nozomi niemals von mir

wollen!

„Findest du nicht, dass es langsam aber sicher langweilig wird?", gähnte Alexus und lehnte sich gelassen an eine Wand aus sandfarbenen Steinen, die mal mit unzähligen anderen die Festung des hohen Rates bildete, die er ohne mit der Wimper zu zucken dem Erdboden gleich gemacht hatte.

„Gajeel, müsste ihr jetzt schon alle Gliedmaßen rausgerissen haben oder was meinst du, kleiner Drache?", lachte er höhnisch und sah ihm provizierend in die ermüdeten Augen.

„Für was kämpfst du hier eigentlich, Kleiner? Deine Schwester ist schon längst tot und du machst immer noch

weiter. Willst du denn gar nicht wissen wieso ich das alles hier mache? Wieso ich allen Magiern sofort die Lebenskraft auspuste? Wieso ich deine Schwester unbedingt töten wollte?"

„Halt die Fresse! Sie ist nicht tot, verstanden? Gajeel würde das nicht tun! Niemals!", schrie Natsu und packte ihn in windeseile energisch am Kragen, presste ihn mit aller Macht gegen die Wand, sodass diese bald nachgab und er seinen Feind rücklings auf den Boden drückte. Mehrere Schläge regneten nun hintereinander auf Alexuss Gesicht herab. Eine Faust nach der anderen schnellte unaufhörlich auf ihn ein. Alexus aber regenerierte sich bei jedem

Hieb aufs Neue.

„Armer, blinder Drachenmagier", entgegnete er darauf nur und schüttelte bedauerlich den Kopf.

„Gajeel war schon von Anfang an auf meiner Seite. Er hat euch alle gehasst, weil Makarov seinen Bruder tötete. Dein alter Pate."

„Das hat du Bastard ihm eingeimpft. Ich werde dir so dermaßen in den Arsch treten, dass du dir wünschen wirst, das Herz meiner Schwester niemals rausgerissen und verschlungen zu haben. Du wirst es herauswürgen, hörst du?", schrie Natsu völlig engeistert und schüttelte seinen Feind auf und ab. Blickte ihm dabei mit seinen teuflisch

wahnsinnigen Augen ins widerliche Antlitz.

„Du träumst wohl", lachte dieser.

„Aber lass dir doch mal eine andere Geschichte von mir erzählen!"

Natsu ließ unwillkürlich von ihm ab und erhob sich.

„Bevor ich wusste, dass deine Schwester das Herz Mundarias in sich trug, verging kein Tag an dem ich nicht an sie gedacht hatte. An ihre strahlend braunen Augen und ihr wunderbar duftendes, weiches Haar, dessen Geruch mich betörte. Der Geruch des Meeres und der Freiheit lag in ihr. Ich hatte ihr aus der Ferne mein Herz geschenkt und erfuhr, dass sie dasselbe Schicksal wie mich ereilte. Ihre

Gutmütigkeit erhellte meine Sicht in der Dunkelheit und half mir mich aufzurappeln und den richtigen Weg zu Stärke und Selbstbewusstsein zu finden."

Ein Lächeln bildete sich auf Alexuss Gesicht.

„Damals waren wir natürlich noch sehr jung. Wir waren Kinder und sie wusste nichts von den Gefühlen, die ich für sie hegte. Meine unschuldigen Träume aber zerbrachen an jenem Tag, als ich ihre wahre Identität in Erfahrung brachte. Nämlich, dass sie die vermeintliche Person war, die das Staligma besaß, zielstrebig versteckte und ebenfalls von einem dieser gottverdammten Drachen

aufgezogen wurde. Dass sie die Person war, die ich eigentlich so sehr hasste und jagte."

„Halt endlich dein beschissenes Maul!", unterbrach ihn Natsu und hielt mit beiden Händen die Ohren zu. Sein Körper bebte.

„Du wagst es ..." aber weiter kam er nicht, da seine letzten Energiereserven verbraucht waren und er kraftlos mit den Knien auf dem Boden aufschlug. Er konnte einfach nicht mehr. Das alles war zu viel für ihn. Mehr als seine starken Schultern, die nun schlaff hingen, tragen konnten. Sein Mut und seine Kraft schwanden fortwährend mit jeder Sekunde. Wie besessen schüttelte er den

Kopf hin und her, um die dunklen Worte des ihm unbekannten Feindes zu vernichten. Diese erschütternden Worte, denen er ungern Glauben schenken wollte. Diese Worte, die nur so aus seinem hinterlistigen Munde sprudelten und ihren Weg durch sein Gehör in sein Gehirn schlichen und dieses völlig taub stellten. Der sonst so starke Dragon Slayer, dessen Ausdauer und Durchhaltevermögen unendlich waren, konnte ausgerechnet jetzt nicht mehr. Konnte nicht mehr auf den Beinen stehen. Seinem Feind nicht mehr selbstbewusst, wie er immer war in die Augen sehen. Ihn nicht mehr mit seinem frechen Mundwerk provozieren und dann

in den Arsch treten. Nur noch Gajeel und er standen mit vollem Bewusstsein als einsetzbare Figuren auf dem Schlachtfeld. Gajeel. Ob sein Kumpel für das er ihn bis zu diesen Zeitpunkt gehalten hatte seine Schwester wirklich umgebracht hatte? Seine Hände mit ihrem Blut getränkt hatte. Mit ihrer Schuld. Gajeel du hilfst doch nicht wirklich diesem Arschloch dachte Natsu verwirrt, wurde dann aber von brennenden Schmerzen, die in seinen Knien pochten, wieder in die Gegenwart gerissen. Schmerzverzerrt blickte er auf den sandig, steinigen Boden, den dünne rote Spuren zierten. Das Blut quoll unaufhörlich aus seinen Knien heraus,

die vom harten Aufprall völlig aufgeschlagen waren. Er spürte wie die winzigen Steine sich in sein Fleisch bohrten und die Wunde noch mehr strapazierten.

Bist du mal traurig, dann sieh in den Himmel und beobachte wie die Wolken ihre Form verändern. Vergiss niemals die Wolken, Natsu!

„Igneel", wisperte er leise und legte den Kopf erschöpft in den Nacken. Seine Augen fixierten hoffnungsvoll die blaue Kuppel. Ein kühler Windhauch verschaffte ihm für ein paar Sekunden Erfrischung und ließ seine Drachenschuppen aufsträuben. Blau. Wunderschönes, beruhigendes Blau

leuchtete ihm entgegen, parallel zur erwärmenden Anwesenheit der Sonne. Schweißtropfen rannen sein ermattetes Gesicht entlang bis sie an seinen Lippen stoppten und um Einlass baten. Seine Zunge schmeckte den salzigen Geschmack, die seine Anstrengungen aus seinem Körper hervorgebracht hatten. Die Sonne, der Himmel aber keine einzige Wolke, zeichnete sich auf dieser gewaltigen, blauen Fläche. Enttäuschung, Wut und Verzweiflung brodelten langsam in ihm auf. Enttäuschung über Igneels Worte. Wut über sich selbst dieses Schwein immer noch siegreich grinsen zu sehen. Verzweiflung, weil er alles aber wirklich

alles versucht hatte, was in seiner Macht stand und er nun kein weiteres Ass aus seinem Ärmel schütteln konnte. Verzweiflung, weil die Situation total unkontrolliert aus seinen eigentlich starken Händen zu gleiten schien. Verzweiflung, weil sie sich vor Kurzem fanden und jetzt wieder auseinandergerissen wurden. Weil sie seine andere Hälfte war, auf die er gut aufpassen müsste. Weil sie einfach seine Schwester war. „Chikushooo", brüllte er mit aufschäumender Wut in den Himmel. Seine Fäuste zitterten, in denen sich unbemerkt der Pein schlich und dort einnistete.

„So ist es gut. Lass alles raus."

Alexus verdrehte gespielt die Augen.

Er hatte sich auf die Spitze einer Säule gesetzt, die jeden Augenblick zu stürzen drohte. Natsu hörte seine teilnahmslosen Worte und blickte zu ihm empor. Das war mal der Turm gewesen dachte er, dessen mitgenommener Anblick ihm einen weiteren Stich ins Herz versetzte. Stumm ließ er den Blick über das Schlachtfeld schweifen. In jeder Ecke und unter jeden Trümmern lagen Leichen. Er wusste, dass seine Freunde noch am Leben waren. Alle waren noch am Leben außer einer Person. Was dachte er da gerade? Ging er wirklich davon aus, dass sie tot war?

„Was hast du denn jetzt vor, Kleiner?" Alexus nahm einen Apfel aus seinem Mantel und rieb ihn an seiner Kleidung ordentlich sauber, bevor er schließlich herzhaft hineinbiss. Den Blick stur auf seinen schwachen Gegner gerichtet, wartete er auf eine Antwort. Es war ihm egal, was sie beinhaltete. Er würde es mit jeder Herausforderung aufnehmen, wenn man Natsus Zustand noch als Herausforderung bezeichnen konnte. Dieser sah ihn zornerfüllt an und versuchte sich mit letzter Kraft aufzurappeln. Mit schwankenden Schritten schlug er die Richtung ein, in der sein Feind war.

„Sagtest du nicht du kämpfst fair? Was

ist daran fair, wenn du einem die Fähigkeit raubst, um sie selbst zu besitzen und gegen andere einzusetzen?" „Du redest von dem Staligma, was", lachte er amüsiert und klopfte sich mit der Faust stolz auf die Brust, bevor er dann wieder genüsslich an seinem Apfel knabberte.

„Spuck ihn aus und kämpfe aus eigener Kraft. Ich möchte sehen, was du wirklich drauf hast und keine feige Memme, die sich hinter den skills anderer versteckt. Oder hast du gar nichts auf dem Kasten?", provozierte ihn der rosahaarige Slayer weiterhin mit einem feschen Grinsen. Er hatte sein Selbstbewusstsein wieder erlangt. Vor

allem aber sein ungestümes Mundwerk. Er wusste nicht, was er vor hatte und wie es nun weitergehen sollte aber spürte in sich plötzlich eine neue Kraft aufkeimen, dessen Fluss er sich voll und ganz hingab. Alexus spuckte empört den Bissen aus.

„Was hast du gerade gesagt?!", fragte er ihn drohend. Seine Stimme nahm keinen gemütlichen Ton an und sein Blick schien seinen Gegner durchbohren zu wollen. Dann aber umspielte ein lustiges Lächeln seine Lippen.

„Naja, was habe ich denn zu verlieren? Du hast dich als einziger von diesem erbärmlichen Haufen von Versager-Magiern gegen mich behaupten können.

Sieh dich doch mal an! Immerhin schaffst du es noch auf beiden Beinen zu stehen", sprach er ruhig und richtete sich vom zertrümmerten Gebäude auf. „Danke, das nehme ich gern als Kompliment an. Das ändert aber trotzdem nichts daran, dass du ein stinkiges Arschloch bist."

Alexus drückte den Stein aus seiner Brust hervor und verstaute ihn gut in seiner Ledertasche am Gürtel.

„Dann lass uns doch mal sehen, wie dir dieses stinkige Arschloch die letzte Kraft aus den Fäusten saugt", rief er ihm entgegen als er blitzartig zu ihm runterflog.

„Das will auch ich sehen, Bastard", rief

Natsu und blockte seinen Angriff mit einer gekonnten Flammendrehung ab. „Ziemlich starke Worte, für einen Schwächling, findest du nicht?" „Wenigstens bieten sie mehr als deine Attacken. Willst du mich einschläfern?" „So viel Hirn habe ich dir gar nicht zugetraut. Einschläfern und zwar für ewig. Genauso wie deinen Vater du Missgeburt."

Igneel entging es Natsu im selben Augenblick. Hatte er ihn etwa....Nein das hat er nicht! Das konnte er nicht! Igneel war unschlagbar. Der Mächtigste unter den sieben seinesgleichen. Der Herrscher der Lüfte, der Erde, der Meere, der Wälder. Der Herrscher über

jeden erdenklichen Fleck auf diesem Universum. Er konnte ihn nicht einfach so mit Leichtigkeit aus dem Weg geräumt haben. Das war unmöglich!!! Unmöglich!

„Du bist mein Sohn, Natsu. Du brauchst deinen Namen nicht in die Welt zu setzen. Es reicht, dass du weißt von wessen Wurzeln du kommst. Kämpfe schlau und bleibe im Herzen dennoch bescheiden! Es braucht nicht viele Worte, um Freunde zu gewinnen. Sieh in dein Herz und behalte es rein. Du wirst sehen. Sie werden von alleine kommen. Habe keine Angst vor dem Tod, mein Junge, denn du musst wissen wahre Krieger sterben nie, egal wie tief sie

fallen, egal wie viel sie einstecken müssen. Sie stehen immer wieder auf und machen weiter. Es gibt für Wesen unseres Kalibas kein Ende. Also atme tief durch, fixiere dein Ziel und mache neuen Mutes weiter."

„Aber Igneel ich bin kein Drache wie du?", widersprach der kleine Junge und wollte sich nicht von seinem Platz rühren.

„Ich bin ein Mensch. Meine Knochen tun weh und überall zuckt es in meinem Körper. Ich kann nicht mehr! Ich denke diese Regel gilt nur für Drachen", beschwerte er sich und zeichnete betrübt mehrere Kreise in den Sand.

„Willst du wohl aufstehen!", knurrte die

mächtige Kreatur erzürnt. Natsu stand über dieses erschütternde Gebrüll sofort auf und sah ihm angespannt in die Augen.

„Glaubst du das macht einen Unterschied, dass du ein Mensch bist. Du bist mein Sohn. Igneels Sohn. Du hast meine Kräfte. Meine erschreckenden Züge spiegeln sich in deinem Gesicht wider. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht bist du mein perfektes Abbild. Du bist ein Dragon Slayer, Natsu. Denkst du wir Drachen verspüren keinen Schmerz wenn wir kämpfen? Es ist als ob mir jede Schuppe einzeln aus dem Körper gerissen wird. Doch wir geben nicht auf.

Dafür sind wir viel zu Stolz. Und weißt du warum? Weil wir wissen, was wir drauf haben. Wenn wir wollten könnten wir die ganze Erde vernichten. Und da kommst du zu mir und beschwerst dich über das bisschen Training? Bereite mir keine Schande, mein Junge. Du magst zwar ein Mensch sein aber du bist mit Drachenkräften ausgestattet. Mit meinen Kräften. Vergiss niemals wer ich bin, Natsu. Und vergiss niemals woher du kommst und wessen Sohn du bist, verstanden? Es stimmt. Manchmal fühlt man sich schwach. So schwach, dass die Schmerzen dich davon überzeugen es nicht schaffen zu können und am Besten aufzugeben. Aber das ist ein

heimtückisches Spiel, dass dir dein Körper spielt. Wenn du es schaffst wieder auf die Beine zu kommen, dann kannst du auch weiterkämpfen. Und ein Dragon Slayer kann das immer, kapiert. Und jetzt mach weiter!" „Ich werde deinen Namen wieder in die Lüfte erheben.....Vater."

Natsu befreite sich mit entschlossener Stimme von seiner Weste und stand nun mit nacktem Oberkörper seinem Gegner gegenüber. Sein freches Grinsen von vorhin verschwand. Ersetzt wurde sie von seinem kranken aggressiven Blick. Sein Mund verzog sich zusammen und verstummte gänzlich. Er musterte Alexus von oben bis unten, von rechts

nach links. Schweifte mit seinen Augen langsam über seinen gesamten Körper und bewegte sich dann mit stillen Schritten auf ihn zu. In seinen Fäusten konzentrierte er seine gesamte Wut und wandelte sie in lodernde Flammen um. Nicht ein einziges Mal blieb er stehen. Unentwegt fixierte er seinen Feind und kam ihm mit seinen flammenden Fäusten bedrohlich näher.

„Was wird denn das jetzt? Glaubst du, du kannst mich mit diesem Spaziergang besiegen? Lächerlicher gehts echt-" Doch weiter kam er nicht, denn eine der flammenden Fäuste schnellte sofort und fand sein Ziel in seinem Gesicht. Fassungslos starrte Alexus zu Natsu

empor, der nun vollständig in Flammen aufgelöst auf ihn herabblickte. Beigleitet von einem beängstigenden Knacken, dass man aus seinen Fingern vernehmen konnte, grinste er seinen Feind mit roten Augen verrückt an. „Was hattest du gerade gesagt?", fragte er ihn. Seine Stimme hatte nun einen diabolischen Unterton angenommen und klang rauchig. Alexus bekam es bei seinem Anblick merklich mit der Angst zu tun. Ohne den Stein würde es wirklich ein harter Kampf gegen diesen Typen werden. Aber wollte er es nicht mit jeder Herausforderung aufnehmen, um an sein Ziel zu gelangen? Dies war nur einer der Hindernisse von zahllosen

anderen, die er bis jetzt bezwungen hatte. Dieser hier würde zwar nicht so leicht zu bewältigen sein aber ...

Ich bitte dich du bist Alexus. Der gigantischste Magier, dessen Macht unermesslich ist. Du lässt dich doch nicht von solch einem Feuerspeier in die Knie zwingen. Da muss viel mehr passieren, damit ich den Dreck vom Boden zu schmecken bekomme! Ich bin nicht wie sie. Wie er. Wie alle anderen schwachsinnigen Magier, die ihre Kraft verschwenden ohne an das Wohl der Erde zu denken. Wenn es einer verdient mit Magie ausgestattet zu sein, dann nur meine Wenigkeit.

Beeindruckt wischte der Mörder

abertausender unschuldiger Menschen das Blut von seiner aufgesprungenen Lippe und richtete sich auf.

„Nicht schlecht!", lächelte er achtungsvoll und musste dann aber wieder über die Frage des Dragon Slayers hin lachen.

„Natürlich, habe ich Igneel besiegt. Oder dachtest du, ich lüge dich an?" „Ich kann ihn spüren, Gajeel."

„Hm, was meinst du?", fragte dieser und sah eindringlich ins Gesicht der Geisel. „Den Stein, ich kann das Staligma spüren. Wir sind bald da", antwortete diese total aufgeregt. Würde jetzt alles wieder besser werden? Würden sie

vielleicht doch eine Chance haben? Sie sah Gajeel hoffnungsvoll in die Augen. Bitte unterstütze meinen Bruder. Hör nicht auf diesen, Mistkerl! Bitte Gajeel! dachte sie. Machte den Mund aber nicht auf um seine Ohren mit ihrem Wunsch zu segnen, sondern senkte bedrückt den Blick im nächsten Moment, faltete die Hände vor der Brust und schloss die Augen.

Beten. Jetzt hilft nur noch beten. Bitte helf uns Mundaria! Fontana! Igneel! Grandine! Und auch du Metalicana! Helft uns. Unterstützt meinen Bruder und erhellt Gajeels Herz, um endlich die Wahrheit zu erkennen. Bringt Licht in seine wirren Gedanken. Soremna,

Soremna, Soremna mun deliz. Kalin et zurejo. Hejna zut tuele ur. Gemno kel Dragneel e Redfox.

Ohne dass sie es merkte, sprach sie ihr Gebet etwas lauter als gedacht, sodass ihr Entführer alles mitbekam. Neugierig lauschte er ihren Worten und konnte sich daraufhin ein lustiges Schmunzeln nicht verkneifen. Die Kleine betete tatsächlich zu den Drachen. Als er den Namen seines Vaters hörte, wurde ihm etwas mulmig zumute. Sie war eine Heilige. War auf seiner Seite. Auf Natsus Seite, auf Wendys Seite. Sie war die einzige, die ihre Eltern auf telepathischem Wege erreichen konnte. Wenn auch ihr Licht nicht immer zu

ihnen durchdrang. Was tat er da? War er übergeschnappt? Er hätte sie fast um ein Haar umgebracht. Die Person, die die Brücke zu Metalicana bildete. Das wurde ihm erst jetzt schmerzhaft bewusst. Instinktiv schloss er seinen Griff um ihren Körper fester und drückte sie schützend an sich. Nozomi schlug daraufhin die Augen überrascht auf und blickte zu ihm empor.

„Was ist?"

„Wir sind gleich da. Es wäre nicht besonders angenehm für mich, wenn du mir jetzt aus den Händen rutschen solltest. Immerhin müsste ich dich längst beseitigt haben. Alexus würde mir den Kopf abreißen, wenn ich dich

jetzt verliere", log er ungeschickt und beförderte sich mit seinem Eisendrachenatem in den Himmel. Von hier aus konnte er sehr gut erkennen, wie weit es noch zu den Ruinen des hohen Rates war.

„Da ist Natsu!", schrie die kleine Priesterin und zeigte mit ihrem Finger auf eine lodernde Gestalt inmitten des zerstörten Gebäudes.

„Und er lebt!", fügte sie überglücklich hinzu und wischte sich dabei ihre Augen schnell trocken, bevor die Tränen ihren Weg über ihre Wangen finden würden. „Würdest du bitte aufhören zu flennen! Das ist gerade so unnötig!", verdrehte der Eisendrachenmagier genervt die

Augen. Sie befanden sich immer noch in der Luft.

„Halt dich jetzt gut fest, hörst du. Wir werden jetzt eine Abkürzung nehmen", ordnete er Nozomi ernst an und hielt sie so fest wie nur irgendsmöglich. Diese schenkte ihm lediglich einen verwunderten Blick und krallte sich sicherheitshalber fester an sein Oberteil. Wenn ich noch länger zögere wird dieser Schwachkopf das nicht überleben. Ich darf keine Zeit verlieren. Jede Sekunde zählt.

Im Nu konzentrierte er seine Magie in seinen Fußsohlen, spannte seinen Oberkörper nach vorne und stieß sich mit voller Kraft mitten in der Luft ab.

Nozomi brachte keinen Mucks heraus, obwohl diese Geschwindigkeit extrem angsteinflößend war und ihren Adrenalinspiegel auf die höchste Ebene beförderte. Reflexartig versteckte sie ihren Kopf in seiner Brust, um dem reißenden Luftstrom zu entfliehen. „Sagen wir, er ist so gut wie tot!", lachte Alexus.

„Sein Leben hängt an einem seidenen Faden", zwinkerte er Natsu siegreich zu. „Ach ja und noch etwas...", sprach er weiter, zog ihn dabei mit einer Handbewegung in der Luft aprubt zu sich. „Wie du mir, so ich dir", und verpasste ihm einen Schlag mitten ins

Gesicht, sodass er nach hinten geschleudert wurde. Auf Alexuss Hand spritzte etwas Blut, das beim Aufprall aus Natsus Nase floss.

„Ich lasse mich nicht von so einem Versager wie dir aufhalten, hörst du? Ich hasse euch alle. Dich, Wendy, Nozomi und letztendlich auch Gajeel. Ich werde euch alle vernichten. Durch euch gibt es auf dieser Welt so viel Leid. Wegen euch arroganten Volltrotteln sterben unschuldige Kinder. Familien werden zerstört und auseinandergerissen. Ihr macht alles nur noch schlimmer", schrie er, während er auf den Dragon Slayer unaufhörlich einschlug und sich zwischendurch teleportierte. Natsu

konnte seine Attacken nicht vorhersehen. Dieser Mistkerl war einfach viel zu schnell für ihn. Es war nicht zu leugnen. Auch ohne den Stein war dieser Typ unbesiegbar. Allein würde er es nicht schaffen. Niemals. Das war ihm schon die ganze Zeit über klar gewesen aber es musste jetzt etwas passieren bevor er sich endgültig von dieser Welt verabschieden würde. Alexus zückte in sekundenschnelle einen Dolch aus seinem Ärmel hervor, um Natsu den letzten Atem zu nehmen. „Neeeeiiiin!", schrie jemand plötzlich gellend auf. Aber die Klinge war schneller .....

Doch bevor Alexus die todbringende

Waffe von hinten in seine Brust rammen konnte, wurde er von Gajeels verlängertem Eisenarm in letzter Sekunde weggeschleudert.

„Alles klar bei dir?", sah er Natsu schuldbewusst in die Augen. Dieser aber konnte keinen Laut von sich geben. Gajeel stand tatsächlich vor ihm und hatte ihm soeben das Leben gerettet. Ohne ihn wäre es garantiert zu Ende gegangen. Voller Abscheu starrte sein Retter Alexus an.

„Du hast mich also auch die ganze Zeit über gehasst. Gibt es noch etwas, was ich vielleicht noch nicht weiß?", knurrte er zornig. Er war enttäuscht. Von ihm. Von dem Kerl, dem er voll und ganz

vertraut hatte. Ihn mit seinem Leben beschützte. Für seine Aufrichtigkeit sogar seine Hand ins Feuer legen würde. Und jetzt das! Er fühlte sich eiskalt benutzt. Betrogen und benutzt.

„Wegen dir Arschloch, hätte ich fast Nozomi umgebracht", schrie er ihn nun an und zeigte auf die Person, die sich um Natsus Nasenbluten kümmerte. Allmählich übermannten ihn die Gefühle. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle.

„Was willst du von ihr? Was willst du von Natsu? Was willst du von Fairy Tail, verdammt?"

Alexus hörte seinen Worten mit einem verächtlichen Lächeln zu und sprach

dann.

„Du bist unter all diesen Idioten tatsächlich der Erbärmlichste, Gajeel. Was erwartest du von mir? Eine Erklärung? Es ist alles so wie du es hier siehst. Ich will rein gar nichts von Fairy Tail. Sie ist eine beschissene Gilde wie jede andere, die es gilt aus dem Weg zu räumen, um für Frieden zu sorgen. Außerdem...", funkelte er ihn jetzt verschmitzt an „war das ja auch in deinem Sinne, nicht wahr?"

Ein lustiges und zugleich unheimliches Lachen wallte nun über den Platz.

„Ich wusste, dass du zu weich für diese Aufgabe bist, Ga- Gahahajeel. Dein Äußeres ist zwar hart wie Stahl aber dein

Inneres kann man leichtfertig mit Schuhen zertrampeln. So erbärmlich!", lachte er weiterhin und trocknete sich die aufkommenden Lachtränen weg.

„Du Mistkerl! Wagst du es auch noch dich über mich lustig zu machen?!", ballte der Eisendrachenmagier wutentbrannt die Fäuste und wollte sich ohne irgendwelche Widerrede auf ihn stürzen.

„Gajeel nicht!", unterbrach ihn Natsu „er ist viel zu stark. Du kommst alleine gegen ihn keineswegs an. Er wird dich zerschmettern." Ratlos ergriff ihn der Eisendrachenmagier am Kragen.

„Und was sollen wir deiner Meinung nach machen? Uns ergeben und den

anderen in die Niederlage folgen? Nerv mich nicht, Natsu! Du hast noch keine Ahnung wie brutal Alexus sein kann." „Doch habe ich. Was glaubst du warum ich wohl gerade so aussehe? Hast du mich jemals in so einem Zustand gesehen? Er wollte Nozomi umbringen, du Pfosten. Er hat alle umgebracht. Er hat Fairy Tail vernichtet. Merkst du eigentlich nicht, dass wir die einzigen Überlebenden sind. Und das alles nur wegen deiner Unachtsamkeit. Weil du so blind warst und nicht hören wolltest. Wärst du doch nicht so stur gewesen, hätten wir eine Chance gehabt", schrie der Dragon Slayer außer sich und sah ihm ärgerlich in die

Augen. Nozomi bekam die Streitigkeit zwischen den Zweien mit. Sie schien zu glauben was Alexus wollte und vor hatte. Entschlossen ging sie auf ihn zu, ignorierte die Stiche, die ihren Körper auseinandernahmen, blieb genau vor ihm stehen und blickte ihm mutig in die Augen.

„Wenn ich mitkomme, lässt du die zwei dann in Ruhe?"

Das waren genau die Worte, die er eigentlich hören wollte. Früher hätte er sich noch darüber wie ein kleiner Junge gefreut und sie glücklich an der Hand genommen, wenn sie ihm diese Worte offenbart hätte. Aber heute sah alles

anders aus. Wie konnte man die Person, die man einst so sehr geliebt hatte jetzt abgrundtief hassen? Schmunzelnd legte er den Kopf schief.

„Das waren die ersten Worte heute, die mich aufheitern konnten. Dir ist schon klar, dass das dein Ende bedeutet?", hakte er noch einmal nach und hob eine Augenbraue in die Höhe.

„Rede keinen Müll! Du hättest mich sowieso umgebracht. Ich weiß was du vor hast. Aber du wirst es ohne meine Hilfe nicht schaffen. Um die Pforte zu öffnen braucht es mehr als nur den Stein. Ich denke nicht, dass du die heiligen sieben Gebete kannst. Im Gegenzug dafür versprich mir, dass du

den zweien kein Haar krümmen wirst." Nozomi war wie immer direkt, wenn es wirklich ernst wurde und die Situation sich aufs Übelste zuspitzte. In ihren Augen ruhte die Beherrschung höchstpersönlich. Wenn sie sich etwas vornahm, zog sie es auch bis zum Ende durch.

„Sprich weiter! Aus deinem Mund kommen interessante Dinge heraus. Und dir ist auch wahrscheinlich klar, was ich dann hinter dieser Pforte vor habe?", grinste er nun genüsslich über diese wundersame Wendung. Nozomi senkte bedrückt ihren Kopf. Allein der Gedanke, dass er dort ...

Aber sie waren stark. Sie würden das

nicht mit sich machen lassen. Sie setzte ihre letzte Hoffnung in die Stärke und Fähigkeiten ihrer mächtigen Paten und sprach weiter.

„Ja, ich weiß was du dann dort vor hast. Das ist mir durchaus bewusst."

Das heitere Grinsen auf Alexuss Gesicht wurde bei diesen Worten immer breiter und wollte nicht mehr verschwinden. „Dann ist es beschlossen!", antwortete er, ergriff sie grob bei der Hand, zog sie rücksichtslos hinter sich her und beendete somit die Verhandlung.

„Dein Leben für die ganze Menschheit. Du bist zwar die Schwächste unter diesen Trotteln aber dafür die Vernünftigste", grinste er weiter.

„Nozomiii", schrie Natsu ihr hinterher. „Das ist nicht dein Ernst? Sag mir, dass du Scherze machst! Komm sofort zurück!"

„Wenn du nicht sofort zurückkommst, verpasse ich dir eine weitere Ohrfeige, hörst du? Die wird garantiert heftiger weh tun als die erste", fing auch Gajeel verzweifelt an. „Dummes Mädchen! Ich werde wirklich niemals eine Familie haben, wenn du mich mit diesem Mistkerl hier allein lässt. Ohne dich ist Natsu nicht Natsu. Verdammt Nozomi. Ihr seid doch meine Familie. Bitte komm zurück!", schrie er. Bittere Tränen überfluteten bei diesen lieblichen Worten ihr Gesicht. Sie konnte

es nicht glauben, dass Gajeel auch ....

„Es ist nur für euer bestes, Leute. Bitte verzeiht mir!", flüsterte sie leise, während ihr die Tränen die Sicht nahmen.

„Nein, ich lasse das nicht zu!", schrie Natsu und rannte so schnell er konnte seiner Schwester hinterher, um sie von diesem Verrückten loszureißen. Gerade als er ihre Finger streifte, wurde er von Alexuss Schockwelle heftig weggeschleudert und schlug hart auf dem Boden auf. E aber richtete sich sofort wieder auf für einen nächsten Versuch.

Ich darf nicht nach hinten sehen! redete sich Fontanas Erbin immer wieder ein.

„Wie stur kann man sein", verdrehte Alexus ungeduldig die Augen.

„Siehs ein Kleiner. Sie kommt jetzt mit mir. Sei froh drum, dass du eine so schlaue Schwester hast. Dank ihr bist du jetzt noch am Leben", rief er ihm entgegen, bevor er ihn abermals mit einer Schockwelle ins Weite beförderte. „Noch einmal und ich paralysiere deinen Körper, verstanden!", warnte er ihn gelangweilt und trieb die Wasserdrachenmagierin immer weiter mit sich. Natsu aber riss sich zusammen und ließ nicht locker. Jedoch war auch diese verzweifelte Bemühung vergeblich, denn Alexus verschwand in Sekundenschnelle mit seiner Schwester

an der Hand hinter einer grell leuchtenden Pforte, die er aus einer Schriftrolle heraufbeschworen hatte.

„Es reicht jetzt, Natsu!", brüllte Gajeel. Er hatte ihn mit den Armen von hinten fest umschlungen, um ihn vor weiteren unüberlegten Dummheiten aufzuhalten. Natsu zitterte. Er konnte es nicht glauben. Er hatte die Schlacht um seine Schwester tatsächlich verloren. Sie war von ihm gegangen. Die Zeit mit ihr war so kurz und doch so real, obwohl es eher einem wundersamen Traum glich. Warme Tränen schlugen auf Gajeels Haut auf und tropften an ihr leise auf den Boden. „Wieso lässt du mich nicht gehen? Lass mich, Gajeel!", hauchte er wimmernd.

„Ich will bis ans Letzte gehen. Lass mich bitte!"

Doch dann wurde ihm klar, dass sein Freund recht hatte und das "Letzte" so hart es auch klingen mochte, sein Ende gewesen wäre. Der Körper des Feuerdrachenmagiers war völlig angespannt. In jede seiner Adern pulsierte Trauer und durchströmte wie ein Virus seinen Körper.

„Hör schon auf zu Weinen, Idiot!", sprach Gajeel leise und kalt.

„Du hast doch keine Ahnung wie es ist jemanden, den man sehr gern hat zu verlieren. Das ist nicht so einfach. Du bist der vermeindliche Idiot", schluchzte Natsu stockend und konnte kaum die

Stimme finden, um sie gegen ihn zu erheben. Still tropfte abermals eine Träne auf. Diesmal aber auf Natsus Haut. Überrascht blickte Natsu nach hinten zu seinem Kumpel. Er weinte doch nicht?!

„Was glotzt du so behindert?", schnauzte dieser ihn schmerzvoll an. Das war das erste Mal, dass Natsu Gajeel weinen sah. Er versuchte zwar die Schmerzen in Eis zu umhüllen und vor ihm zu verbergen aber das gelang ihm nicht wirklich gut. Ein Lächeln schlich sich auf Natsus Mund in Begleitung eines traurigen Schluchzens. „Lass es raus, Gajeel! Du darfst es nicht in dich hineinfressen. Wenn wir lachen

reißen wir den Mund weit auf und sind fröhlich, wenn wir wütend sind schreien wir.....

aber wenn wir traurig sind versuchen wir nicht zu weinen. Wieso? Lass es zu, mein Freund!", sprach er aufmunternd, während seine Stimme dabei vor Erschöpfung brach. Die Worte des rosahaarigen Freaks berührten diesen eigentlich so kaltherzigen Schwachmaten, als den er sich immer gab. Er hatte recht. Er empfand gerade Trauer. Tränen gehörten nun einmal dazu. Wieso sollte er diese verbergen? „Es tut mir so leid, Natsu." Augenblicklich umarmte er seinen Freund und schluchzte jämmerlich in

seine Schulter.

„Ich hätte sie beinahe umgebracht. Ich...

Natsu es tut mir so verdammt noch mal leid", winselte er und schämte sich zutiefst für seine Schandtaten. Gajeels Körper wurde von einer Trauerwelle erschüttert und bebte unaufhörlich. Alles was er in den letzten Jahren gefressen hatte, kam jetzt heraus, musste heraus.


„Sie ist so ein netter Mensch. Genauso wie du. Was habe ich mir nur dabei gedacht? In was habe ich mich nur reingeritten? Sie. Sie. Du. Ich...verzeih mir, bitte Natsu!"

 

Fairy Tail gibt niemals auf!


Sekunden verstrichen und wurden allmählich zu Minuten. Natsu und Gajeel standen aber immer noch mitten auf dem Schlachtfeld in einer innigen Umarmung. Einfühlsam hatte der rosahaarige Dragon Slayer seinen Kumpel in die Arme geschlossen und spendete ihm Trost und Vergebung für seine schlimmen Taten. Eigentlich war es unverzeihlich, was er getan hatte. Aber Natsu kannte das Wort "Verbannung" nicht. So etwas stand nie in seinem Buch.

„Jeder hat eine zweite Chance verdient",

flüsterte er gedankenverloren und löste sich dann langsam von ihm. Gajeel schämte sich zu sehr ihm ins Gesicht zu blicken. Noch nie hatte er solch demütigende Gefühle verspürt. Es nagte schrecklich in seiner Brust und zerfraß ihn regelrecht.

„Das hätte jedem passieren können, mein Freund", munterte Natsu ihn mit einem aufrichtigen Lächeln auf und packte ihn sanft an den Schultern.

„Ich hätte genauso in seine niederträchtige Falle tappen können. Mach dir nichts draus. Wir sind alle mittlerweile zu seinen Marionetten geworden, die ihm Vergnügen schenken und ihn noch mehr erfreuen, dass sein

Plan aufgeht."

Noch immer starrte der Eisendrachenmagier beschämt auf den Boden.

„Du meinst, dass war sein Ziel, Nozomi dazu zu verleiten aus freiem Willen nachzugeben und mit sich zu verschleppen?"

„Genau das denke ich!", bestätigte Natsu mit einem Nicken.

„Was sollen wir jetzt tun?", fragte Gajeel und ließ ein wütendes Brummen ertönen. Natsu wischte noch die letzten Tränen mit seinem Arm von seinen Wangen weg und ließ den Blick über die Trümmerhaufen schweifen.

„Wir müssen als erstes unsere Freunde

finden und retten. Sie sind alle schwer verwundet."

„A-aber Nozomi?", protestierte Gajeel entrüstet. „Ihre Rettung hat oberste Priorität, Natsu."

Der Feuerdrachenmagier stand mit dem Rücken zu ihm und schluckte schweren Herzens die aufkommenden Tränen schmerzvoll runter.

„Sie ist stark. Sie kann das noch aushalten. Außerdem glaube ich daran, dass sie diesen Arsch in seinem Vorhaben hinhalten wird."

„Sie wird sterben, Natsu! Hast du nicht ihre Verletzungen gesehen? Hast du nicht ihre Verfassung gesehen? Nozomi ist nicht mehr in der Lage klar zu denken

geschweige denn ihre Gedanken zu sammeln und logische Entscheidungen zu treffen."

Noch immer stand der Angesprochene ruhig mit dem Rücken zu ihm gewandt. „Im Moment brauchen uns unsere Freunde dringender. Das hätte auch meine Schwester getan. Ich trete nur in ihre Fußstapfen, damit sie später stolz auf ihren großen Bruder sein kann", antwortete er neutral und ging fest entschlossenen Schrittes auf die Trümmer zu.

Du Idiot. Auf diese Weise wird es vielleicht kein Später für sie geben dachte Gajeel, folgte ihm aber schweren Herzens. Am Liebsten wäre er jetzt

Nozomi gefolgt, jedoch wusste er nicht wo genau Mundarias Grab lag, denn er ging davon aus, dass das Alexuss nächstes Ziel war für die Beschwörung und damit der endgültigen neuen Friedensordnung auf der Welt. Wie er das aber nun anstellen wollte, war ihm noch immer ein Rätsel gewesen? Was hatte das mit den Drachen zu tun und mit Mundaria? Er dachte immer, dass er einfach nur das Staligma für die ultimative Herrschaft brauchte, um sämtliche Gilden zu beseitigen. „Graaaay, Erzaaaa, Luuuucy, Haappyyy...wo seid ihr? Gebt mir ein Zeichen!", schrie Natsu so laut er konnte

über den Platz und schob mit letzter Kraft den einen oder anderen Brocken zur Seite, wo er dachte, dass dort einer seiner Freunde verschüttet liegen könnte.

„Statt blöd rumzustehen, kannst du ruhig mitanpacken", maulte er ihn noch von der Seite an.

„Ich komm ja schon. Mein Gewissen ist aber dennoch nicht beruhigt, merk dir das Natsu", brummte Gajeel und fasste an einem großen Felsen mit an.

„Wir müssen als erstes Wendy finden. Wenn wir ihre Unversehrtheit überprüfen können, kann sie die anderen heilen", ächzte der rosahaarige Dragon Slayer unter dem schweren Gewicht des

Brockens und warf es dann mit seinem Kumpel ruckartig auf die Seite.

„Gray! Da liegt Gray", stieß plötzlich eine niedlich quieckende Stimme aus und umarmte seinen besten Freund überglücklich von hinten.

„Ich bin ja so froh, dass alles vorbei ist, Natsu", winselte er schluchzend in seinen Rücken. Happy.

„Ich wünschte es wäre so Happy", lächelte ihn Natsu bitter an, während er ihn in seine Arme schlang. „Ein Glück, das wenigstens du unversehrt geblieben bist, mein Freund", sprach er leise. Das freudige Wiedersehen aber dauerte nicht lange an, denn auch Gray erlangte allmählich sein Bewusstsein wieder.

„Was? Wie? Was ist denn los?", flüsterte er kaum hörbar, bevor er von einem heftigen Hustenanfall überfallen wurde. Sein rechtes Bein wurde gänzlich von eines der Gebäudefragmente zerschmettert, sodass er beim Aufrichten unter höllischen Schmerzen gnadenlos auf den Boden zurückfiel.

„Mein Körper fühlt sich richtig schwach an....so ausgelaugt", wisperte er kleinlaut. Fieberhafte Schweißtropfen machten sich auf seiner Stirn bemerkbar. „Idiot, du sollst dich nicht bewegen bis wir die anderen gefunden haben, kapiert?", rügte ihn Natsu genervt. Jedoch fiel ihm schnell auf, dass die Fortsetzung der Suche gar nicht mehr

von Nöten war. Wie es schien, hatte Gajeel, Wendy gefunden, die mittlerweile nicht nur das Heilen perfekt beherrschte, sondern auch eine neue Fähigkeit erlernt hatte: Das Aufsuchen bekannter Auren. Dazu brauchte es einer Menge Konzentration und Geschick, denn die Sinnesfäden in die Umgebung auszuwerfen und jeden einzeln zu lenken war nicht besonders einfach. Vor allem nicht, wenn sie ebenfalls, wie all ihre anderen Kameraden auch, kaum Energie in ihrem Körper auftreiben konnte.

„Wendy!", eilte Natsu zu ihr. „Glaubst du, du kannst sie finden?"

„Jetzt mach mal halblang, Natsu. Sie

selbst ist in keiner zumutbaren Verfassung. Sie kann ihren linken Arm fast nicht spüren und ihr rechtes Auge macht ihr arg zu schaffen", erklärte ihm Gajeel ruhig und betrachtete dabei sorgenvoll seine kleine Freundin.

„Ist schon gut, Gajeel", lächelte diese beschwichtigend zurück. „Wenn nicht jetzt, dann nie. Ich weiß in welch gefährlicher Situation wir uns gerade befinden. Ich werde unsere Freunde finden. Ganz sicher!", versprach sie und schloss ihre Augen. Jetzt war völlige Ruhe angesagt. Das leiseste Geräusch konnte ihre Konzentration stören und somit ein Ungleichgewicht beim Auswerfen der Sinnesfäden verursachen.

Langsam erhob sie ihren rechten Arm und spreizte leicht ihre Finger auseinander.

Ist ihr linker Arm dermaßen unbrauchbar und beschädigt worden? Er hätte wirklich jeden Einzelnen von uns mit Leichtigkeit umbringen können. Wie töricht von mir, zu denken ihn ganz allein auszuschalten dachte Natsu als er Wendy bei ihrer Arbeit zusah und bemerkte wie sie ihren linken Arm schonte. Die kleine Heilerin nahm nur noch Energien wahr. Schwache Energien, beinahe erloschene Energien. Energien, die nebelartig in der Ferne leuchteten. Sie atmete tief ein und aus, nachdem sie sich in diesem dunklen

Chaos orientiert hatte und warf dann ihre unsichtbaren Sinnesfäden aus. Vorsichtig ertastete sie mit jedem einzelnen blind den Boden. Je weiter sie die Fäden vorangehen ließ, desto schwieriger wurde es für sie die Balance unter diesen unterschiedlichen Entfernungen aufrechtzuerhalten, denn jeder Faden hatte ein anderes Energiefeld im Ziel, auf welches sie diese mühselig lenkte. Schweiß rann ihre Schläfen entlang, während ihr Arm langsam anfing zu zittern.

Sie ist völlig erschöpft entging es im selben Augenblick Gajeel.

„Ich habe Erza gefunden!", unterbrach sie dann feierlich die Stille und gewann

durch ihren Fund neuen Mut und Kraft auch die anderen zu finden.

„Erza ist von hier aus in 2 Uhr. Gleich in ihrer Nähe befindet sich Mirajane. Lucy ist in der entgegengesetzten Richtung hinter den Trümmern des Eingangs des hohen Rates."

Sie hielt kurz inne um Luft zu schnappen. Schließlich war es nicht einfach zwischen all den Fäden Vergleiche aufzuschöpfen.

„Es tut mir leid, Freunde für die Unterbrechung. Elfman ist auf 6 Uhr von Gray entfernt. Und Fried ....Fried ist 4 km westlich von hier. Es ist erstaunlich aber er scheint keinen Schaden abbekommen zu haben. Aber

dennoch ist er nicht bei Bewusstsein", beendete sie die Suchaktion und öffnete erschöpft ihre Augen.

„Vorsicht!", fing sie Natsu auf als sie drohte ohnmächtig auf den Boden zu fallen. „Du hast mehr gegeben als es dir dein Limit erlaubt hat. Ich danke dir vielmals dafür, Wendy. Ruh dich jetzt bitte hier aus! Gajeel und ich kümmern uns um den Rest. Du hast große Arbeit geleistet, kleines Mädchen", lobte er sie und tätschelte fürsorglich ihren Kopf. „Lass uns gehen, Natsu."

„In Ordnung."

Es dauerte nicht lange und da hatten die zwei unermüdbaren Dragon Slayer auch die anderen gefunden und neben Wendy

und Gray versammelt.

Gajeel erzählte ihnen alles was er über Alexus wusste, inspizierte zuvor aber mit Natsu den Grad ihrer Verletzungen. Viel konnte man leider zwischen Ruinen und in den weiten der Einöde nicht ausrichten. Wendy war viel zu schwach als dass sie jeden von ihnen heilen könnte und Charle und Happy hatten ebenfalls keine Kraft mehr für längere Flugreisen. „Das war so was von abzusehen, dass dieser Mistkerl uns überlegen war. Schaut doch einmal unseren Zustand an! Aber Gray und du mussten es mal wieder übertreiben und ihn provozieren, stimmts?", schrie Erza Natsu

erbarmungslos an und bebte vor Wut am ganzen Körper. „Jetzt komm mal runter, Erza. Wir konnten doch nicht-" „Sei still! Du warst kein Stück besser, Gray! Ist euch eigentlich klar in welch bescheuerten Lage wir gerade stecken?! Wir alle sind verwundet und die Einzigen, die uns noch Energie geben könnten, um uns aus dieser Wüste wieder rauszuschleusen sind lediglich Wendy und Nozomi", beharrte sie weiterhin auf ihrer Standpauke. Wie ein wild gewordenes Tier atmete sie ein und aus. Bemerkte dann aber als sie sich an ihre Worte erinnerte, dass hier etwas nicht stimmte. Als einzige mit Fried,

Natsu und Gajeel, die keine Knochenbrüche aus dem Kampf gezogen hatten, sprang sie plötzlich wie von der Tarantel gestochen auf und ging abwechselnd von einer Richtung in die andere, überprüfte wer alles unter ihren Kameraden da war.

„Natsu?", fragte sie dann und ging stürmisch auf ihren Kumpel zu.

„Wo ist Nozomi?"

Sobald sie diese Frage gestellt hatte, hielten alle anderen den Atem an und starrten wie gebannt auf den Angesprochenen, der bestürzt den Blick senkte.

„Sie ist mit Alexus gegangen", antwortete er leise. Die Worte glitten

ihm so schwer über die Lippen. Wutentbrannt packte ihn Erza am Kragen.

„Und hast du ihr noch schön hinterhergewunken? Bist du jetzt total übergeschnappt? Wie kannst du das zulassen?", schrie sie ihn weiterhin an und konnte es selbst kaum fassen, wie dämlich er sich doch manchmal anstellen konnte.

„Was für ein Bruder bist du eigentlich?" Völlig entsetzt schauten alle nun auf Natsus glühende Wange.

„Erza, übertreibst du es nicht ein wenig?", warf Lucy mitleidig ein.

„Eine Ohrfeige macht die Situation nicht besser und bringt Nozomi auch nicht

zurück", verteidigte Gray seinen Freund und hob dabei verabscheuend eine Augenbraue hoch.

„Es reicht jetzt Erza!", ergriff Gajeel Titania am Arm und schob sie hart aber dennoch sanft zur Seite.

„Woher willst du wissen, dass er nicht alles gegeben hat? Natsu brennt innerlich vor Sorge um sie. Ich schwöre dir, du wolltest ganz sicher nicht mit ihm gerade tauschen."

Erza war fassungslos. War diese Person vor ihr tatsächlich Gajeel? Seit wann setzte er sich für jemandes Gefühle ein? Und dann auch noch ausgerechnet Natsus. Mitfühlend betrachtete der Eisendrachenmagier seinen besten

Freund. Nein. Seinen Blutsbruder. „Alles in Ordnung?", fragte er ruhig und legte wärmend eine Hand auf seine Schulter. Dieser nickte lediglich nur und schluckte den schweren Klos, der schon seit Nozomis bitterer Entscheidung in seinem Hals stecken blieb, schmerzvoll runter. Gajeel schenkte ihm daraufhin ein aufheiterndes Lächeln und drehte sich dann mit einer ernsteren Mine zu seinen Freunden um.

„Durch euch habe ich gelernt, was es heißt ein Magier zu sein. Durch euch habe ich gelernt, was eine Gilde wirklich ist. Durch euch habe ich endlich zu mir selbst gefunden. Bis dahin war ich blind und wurde wie eine

Marionette von anderen geführt. Habe meine Entscheidungen und Gefühle nicht teilhaben lassen. Ich hatte die Einsamkeit bevorzugt anstatt die Nähe von Freunden. Aber um ehrlich zu sein konnte ich niemals mit ihr zurechtkommen. Und ich denke das kann Alexus auch nicht. Er träumt von einer neuen Friedensordnung. Einer neuen Welt ohne Hass, Krieg und Verluste. Aber ich glaube er träumt vor allen Dingen von einer Welt, in der er nie mehr einsam zu sein braucht-"

„Halt die Klappe, Gajeel! Verteidigst du jetzt auch noch diesen Bastard vor uns?", unterbrach ihn Elfman zornig. „Nein, ich denke nur, dass es etwas viel

wichtigeres gibt, das es gilt zu beschützen. Und zwar den Menschen an sich. Ich denke das ist auch eines der Gründe weshalb Nozomi sich bereit erklärt hat mit ihm zu gehen. Nicht nur um Fairy Tail zu beschützen, sondern auch ihn vor sich selbst. Alexus stellt nicht nur für uns eine Gefahr dar, sondern er gefährdet auch sein eigenes Leben. Nozomi versucht das mit allen Mitteln zu verhindern, egal ob mit oder ohne Magie."

„Was redest du da für einen Unsinn?! Dieser Mistkerl wollte sie umbringen. Wieso sollte sie das Verlangen haben ausgerechnet ihm zu helfen?! Das macht überhaupt keinen Sinn, Gajeel", erklärte

Gray verwirrt und schüttelte heftig den Kopf.

„Das ist völlig ausgeschlossen!", fügte auch Erza empört hinzu.

„Ist es nicht!", widersprach nun Natsu kalt mit erhobener Stimme. „Sie trägt ein reines und unschuldiges Herz in sich. Und zwar das jener Priesterin, die nicht einmal einer Fliege etwas zu leide tun konnte. Nozomi ist viel zu gutmütig und ihre Gedanken sind tiefgründiger als von irgendwelchem Weisen sonst. Sie würde sich sogar selbst opfern, um ihren ärgsten Feind vor dem Tode zu bewahren."

Stille brach nach diesen Worten unter den Gildenmitgliedern aus. Niemand

traute sich mehr etwas zu sagen oder den Mund hierzu aufzumachen. Jeder dachte darüber nach, wie es nun weitergehen sollte.

„Also Alexus hin oder her. Eins weiß ich ganz genau. Wenn wir zusammen sind macht es am Meisten Spaß und da gehört eben Nozomi auch dazu. Sie ist ein Teil von uns", sprang Lucy mit einem lustigen Lächeln auf und erheiterte die Stimmung. „Es steht doch gar nicht zur Debatte was wir tun werden. Wir werden Nozomi retten. Denn nur so können wir wieder gemeinsam ausgiebig lachen und uns an den kleinen Dingen der Welt erfreuen." „Genau!", hielt Mirajane zu ihr und sah

hoffnungsvoll mit allen anderen, die es den beiden gleich taten in Natsus Gesicht. Gajeel musste über diesen herzergreifenden Eifer und Tatendrang seiner Freunde schmunzeln. Es wurde ihm ein weiteres Mal klar wie blöd und vor allem blind er gewesen war.

„Da siehst du es, Natsu. Wir werden sie retten. Sie wird wieder unter uns weilen und wir werden als die glücklichste und vor allem Stärkste Gilde unseren Namen setzen. Verlass dich drauf!", sprach er aufmunternd zu seinem Freund und nahm Wendy in die Arme.

„Natsu, Erza und ich werden einige von uns tragen und-"

„Ich werde Fried benachrichtigen, dass

er Transportrunen bereitstellen soll. Wir müssen so schnell es geht Polyushka erreichen damit alle genesen können", unterbrach ihn Natsu und war dabei sich auf den Weg zu machen. „Ihr sieht ja alle erbärmlich aus!", ertönte plötzlich eine lachende Stimme aus dem Himmel. Überrascht schauten alle auf und konnten ihren Augen nicht trauen.

„LAXUS!!!", schrien sie alle aus einem Munde.

„Habe ich was in der Fresse oder wieso sieht ihr mich so bedeppert an?"

Er hob genervt eine Augenbraue in die Höhe und stieß sich dann von den Trümmern des hohen Rates ab. Mit einem

ohrenbetäubenden Donnern landete er auf dem Boden.

„Was ist mit euch passiert? Wer hat euch das angetan?", fragte er und lief geradewegs auf seine Gilde zu. „Ich bin den Spuren dieses Bastards gefolgt, der es gewagt hat den Sitz meiner Gilde anzugreifen. Die Hälfte von Magnolia hat dieser Verrückte zerstört. Seine Portalstreifen haben mich hierher geführt. Außerdem roch ich schon aus der Ferne, dass hier ein Kampf stattgefunden haben muss."

„Er hat was? Es ist aber niemand dabei umgekommen oder? Bitte sag mir das alle noch leben!", flehte Erza ihn schockiert an. Laxuss Blick änderte sich.


„Es tut mir leid aber..."

Er verstummte. Laxus hasste es für üblich Blößen zu zeigen. Seine Fäuste zitterten unbändig als er versuchte die Tränen der Trauer runterzuschlucken. Er gab sein Bestes, jedoch war es unmöglich den Verlust seiner Freunde einfach so hinzunehmen ohne ihnen nachgetrauert zu haben. Sie hatten das verdient. Es war das Mindeste was man als treuer Freund und Gildenmeister für sie im Nachhinein tun konnte.

„Nun rede schon Laxus!", schrie Erza. Auch sie war nun den Tränen nahe und blickte ihm schmerzvoll ins Gesicht. Er atmete tief ein und aus, als die erste

Träne seine Wange hinunterglitt bevor er dann seinen Kameraden standhaft in die Augen sah. „Sie sind alle gestorben." Seine Stimme brach mittendrin. „Dieser Kerl hat unsere gesamte Gilde zerstört. Wir sind die einzigen die, dieses grausame Attentat überlebt haben." Mehr als ein zerbrochenes Flüstern konnten seine vor Trauer bebenden Lippen nicht verlassen. Seine Stimme versagte endgültig.

„Das ist unmöglich! Sag mir das, das nicht wahr ist! Sag es mir! Sie sind nicht tot, stimmts? Sie sind nur verletzt. Das ist nur einer deiner verrückten Scherze. Bitte sag mir, dass ich richtig liege!" Bestürzt krallte sich die junge

rothaarige Magierin an seine Brust und weinte sich die Seele aus dem Leib. „Das ist nicht wahr!", schluchzte sie fortwährend „sie können nicht tot sein!" Laxus legte behutsam seine Arme um ihren schwachen Körper und trauerte gemeinsam mit seiner Freundin.

„Es tut mir leid, dass ich nicht bessere Nachrichten überbringen konnte", entschuldigte er sich, während er über die Schulter seiner Freundin, die anderen weinenden Gesichter beäugte. „Ich war leider nicht schnell genug. Alexus erreichte Magnolia vor mir." „Ich will nicht noch einmal diesen verfluchten Namen hören!", unterbrach Natsu die Trauerstimmung. Seine Augen

glühten geradezu vor Zorn.

„Lasst uns auf der Stelle Polyushka aufsuchen. Um diesem Arsch das Handwerk legen zu können, müssen wir stärker werden. Viel stärker. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Gemeinsam können wir es schaffen. Unsere Freunde sollen nicht umsonst ihr Leben für uns geopfert haben." Natsus Worte waren so deutlich und laut, dass sie sogar aus dem noch so feinsten Riss der Trümmer zu vernehmen waren. Sie alle hörten ihm zu und wischten dann neuen Mutes, die durch sein Teamgeist entfacht wurde, ihre Tränen weg.

„Genau, meine Meinung", stimmte ihm Lucy zu, als Natsu sie in seine Arme

nahm.

„Alexus sollte sich lieber in Acht nehmen. Fairy Tail ist nicht bloß eine Gilde. Wir sind eine Familie", schnaubte Gray aufgebracht.


„Wage es nicht die Kraft einer Familie zu unterschätzen, Alexus!", brüllte Laxus.

Öffne das Tor zu Mundarias Grab!


„Würdest du bitte deinen Griff um meine Hand lockern! Du tust mir weh", bat Nozomi leise. Er zerrte sie dicht hinter sich her. Schon seit Stunden hatten sie weder eine Pause eingelegt, noch hatte er ihr was zu Essen oder Trinken gegeben. „Damit du dann fliehst", lachte er auf ihre Bitte hin laut. Doch die Wasserdrachenmagierin hatte ihr Limit erreicht. Ihre Beine versagten endgültig den Dienst und ihr Bewusstsein sah ebenfalls keinen Grund mehr, sich durchzuquälen. Eine große Staubwolke

wirbelte auf, als ihr Körper mit einem dumpfen Knall auf dem Boden aufschlug und ihr Geist in einen tiefen, festen Schlaf verfiel. „Na, toll! Auch das noch!", seufzte Alexus genervt, warf ihren mitgenommenen Körper grob über die Schulter und setzte den Weg zum Brückenportal, das Tenebris genannt wurde fort. „Dein Tod wird in der Tat meine Erlösung sein. Du hast mir mein Leben lang nichts als Ärger bereitet", murmelte er vor sich hin als er nach einer Weile den Ort erreicht hatte, wo man das magische Portal rufen konnte. „Wir sind da, Nozomi", sprach er zu ihr

und versuchte sie gleichzeitig auf der Schulter wachzurütteln. Es regte sich jedoch gar nichts. Kein Zucken, kein Augenblinzeln. Nichts.

„Gut. Meinetwegen", zuckte er gleichgültig mit den Achseln und ließ sie unsanft auf den Boden fallen. Abermals ertönte ein dumpfer Knall. Doch bei Nozomi regte sich trotzdem nichts. Rein gar nichts. Blut breitete sich langsam aus ihrem Kopf aus und sog alles was ihm in den Weg kam auf. Alexus neigte mit seiner Gewebe-Magie ihr Haupt etwas zur Seite und erkannte dann eine Platzwunde. „Tja, wer nicht hören will, muss eben fühlen." Gereizt setzte er sich auf den

sandigen Boden und lehnte sich an den glühend warmen Felsen. Es war nachmittag. „Ich muss wohl warten bis die Dame wieder Bock hat ins Leben zurückzukehren", seufzte er gelangweilt. „Ich hasse dich Nozomi Vitalis." Stunden verstrichen... Die Sonne war bereits hinter dem Horizont schlafen gegangen. Alexus jedoch saß immer noch am verheißenen Platz. Zu seinen Füßen lag nach wie vor der schwache Körper der jungen Priesterin. Sie hatte sich bis jetzt nicht ein einziges Mal geregt. Ihr Gesicht war

durch den enormen Blutverlust leichenblass geworden und ihre Lippen blaulila angelaufen. Ihr ging es ganz und gar nicht gut aber sterben konnte sie auch nicht. Es sei denn Alexus würde den Stein in tausend Stücke zermalmen. Immerhin hätte diese Folter dann endlich ein Ende. Wie gebannt starrte ihr durchtriebener Todfeind auf sie. Er war auf der Lauer wenigstens eine Bewegung von ihr zu erhaschen, um sie ins Diesseits zurückzuholen, denn sie schien in der Traumwelt gelandet zu sein, wo sie offenbar einen Alptraum durchlitt. Mehrmals murmelte sie schwer verständliches Zeugs und winselte kläglich. Ihre Finger gruben

sich in den Sand ein, als ob sie durch irgendetwas weggezerrt wurde und sie eben dagegen Widerstand leistete. Ein weiteres Mal wimmerte sie. Jetzt konnte er im Mondschein auch ein paar Tränen erkennen, die glitzernd ihre Schläfen hinabrannen. Alexus schmunzelte. Ich kann sogar gar nichts machen. Nur dumm rumsitzen und sie leidet trotzdem. Was für ein freudiger Genuss dachte er sich belustigt über ihren bedauernswerten Anblick. „Natsu, nicht!!", schreckte sie plötzlich mit einem lauten Schrei auf. Ihre Augen waren vor Schock weit aufgerissen aber beruhigten sich wieder als sie sah, dass es nur ein Alptraum war und sie sich

Alexus gegenüber befand. Der brennende Druck in ihrer Brust platzte und Nozomi brach in qualvolles Weinen aus. Verzweifelt vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen und weinte. Sie ließ den Tränen freien Lauf. Irgendwann musste sie den Damm öffnen. Es war ihr einfach alles zu viel. Es ging nicht mehr. Immerzu wurde ihr Körper von heftigen Schluchzern erschüttert, die kein anderes menschliches Wesen hörte außer Alexus. Dieser aber stand frustriert auf, denn er hatte schließlich lange genug gewartet. Den Luxus hatte sie ganz und gar nicht verdient. Sie sollte erst einmal ihre Arbeit verrichten und dann würde er sie schon "gerecht"

entlohnen. „Jetzt hör schon auf zu flennen und steh auf! Wir sind an der magischen Brücke Tenebris. Nur du kennst das Gebet, um es sichtbar zu machen und vor allen Dingen zu aktivieren." In seiner Stimme lag maßlose Ungeduld. Wenn sie nicht sofort tun würde, was er von ihr verlangte, würde es ganz bestimmt ungemütlich werden. Nozomi aber dachte nicht daran. Sie vernahm seine Worte, jedoch war sie nicht im Geringsten im Stande gewesen aufzustehen, geschweige denn ihre Stimme zu finden. Sie befand sich gerade in einem emotionalen Kollaps und Alexus war das natürlich herzlichst

egal. Er ergriff sie am Handgelenk, zerrte sie erbarmungslos hoch und versetzte ihr dann mit der anderen Hand eine deftige Ohrfeige. Ihr Klang schallte bis hinauf ins sternenklare Himmelszelt und erschütterte den Frieden, den es über die Menschheit ausstrahlte. An seiner Handfläche klebten die feuchten Tränen, die ihr Gesicht völlig überflutet hatten und nun langsam an seinen Fingern herabglitten. Nozomi sah ihm hasserfüllt in die Augen. Konnte aber immer noch nicht ihre Stimme finden. Das Einzige was die Stille zwischen den beiden ebbte war lediglich ihr unüberhörbares Schluchzen, das sich gegen Alexus sträubte. Mit der anderen

Hand hielt er noch immer ihr Handgelenk fest und ließ nicht locker. „Sprich jetzt sofort das Gebet oder ich kenne schlimmere Methoden dich zum Reden zu bringen", zischte er und kam ihrem Gesicht gefährlich nahe. Die Wasserdrachenmagierin war hilflos. Ihr Schluchzen wollte einfach nicht aufhören und sie spürte innerlich wie ein zweiter Kollaps heranrückte. Sie versuchte zum Reden anzusetzen, um ihm klarzumachen, dass sie nichts für ihre stumme Zunge konnte und es nicht in ihrer Macht lag. Leider aber war das Schluchzen viel zu stark. Verzweifelt biss sie sich auf die Unterlippe und versuchte ihrem Peiniger mit Blicken

klarzumachen, was sie an ihrem Vorhaben hinderte. Alexus jedoch verstand ihre paraverbalen Gestiken falsch. „Du willst nicht Reden. Schön. Von mir aus." Nozomi schüttelte verneinend den Kopf. Sie fühlte, dass er ganz schlimme Sachen mit ihr anstellen würde und krallte sich aussichtslos an seine Brust. Sie hätte so etwas niemals getan. Niemals. Aber sie war einfach zu sehr verzweifelt gewesen. Weitere Hiebe und Schläge könnte sie jetzt nicht mehr ertragen. Ratlos versteckte sie ihr Gesicht in seiner Brust und zitterte unsäglich vor der unbekannten Folter, die sie wohlmöglich erwartete. Sekunden

verstrichen und wurden zu Minuten aber Alexus rührte sich immer noch nicht. Wie erstarrt blieb er stehen und sah völlig gefesselt von ihrer Aktion auf sie herab. Ihre Berührung erinnerte ihn an damals. An die Zeit wo er noch abgöttig in sie verliebt gewesen war. An die Zeit wo sie sich das erste Mal begegnet waren ...


Dein wunderschönes Gesicht in Fiore.

Als ich dich zum ersten Mal sah


Er erinnerte sich daran, wie er ihr zum ersten Mal begegnet war. Es war ein wunderschöner Sommertag gewesen. Naja, der Morgen hatte zumindest so angefangen gehabt. In Fiore war großer Trubel, denn es war ein Samstagmorgen und samstags wurde bekanntlich der große Markt eröffnet, auf dem viele Händler versuchten ihre Ware mit dem größtmöglichen Gewinn loszuwerden. Dabei wurde geschrien, gefeilscht und heiß verhandelt. Die Menschen rannten zwischen den zahlreichen Ständen hin und her. Völlig gleichgültig rempelten sie

dabei im Weg stehende kleine Kinder an und schubsten sie rücksichtslos zur Seite. Schubkarren flitzten gefährlich mitten durch den Markt. Alexus war damals 12 Jahre alt gewesen und schlenderte wie jeden Tag durch die Gassen Fiores, schlich sich unauffällig in die Menschenmenge, um sein morgentliches Frühstück zu stibitzen. Genau, Alexus war nämlich ein Landstreicher und stahl seine Nahrung. Vor sechs Jahren hatte er seine Familie bei einem Brand verloren. Seitdem versuchte er sich ganz ohne Unterstützung von anderen durch das Leben zu boxen. Für die Menschen aus Fiore war er ein Fremder. Sie kannten

ihn nicht und er kannte sie nicht, obwohl er eigentlich ihre Hilfe mehr als brauchte, da er noch ein Kind war. Die Menschen aber mieden ihn wegen seines beschädigten Auges. Alexuss Auge erblindete bei dem Brand, als er versuchte seine kleine Schwester aus den Flammen zu retten. Dabei stürzte ein Balken vom Dach, sodass ein glühender Holzsplitter das Ziel in seinem Auge fand und ihm vollständig die Sicht raubte. Eine Augenbinde wollte er nicht tragen, da er meinte, dass diese ihn beeinträchtigte. Er fühle sich dadurch eingeengt und in seiner Freiheit beraubt. Somit bot sein entstelltes Auge für jeden eine Zumutung

dar. Fürsorgliche Eltern verboten ihren Kindern den Umgang mit ihm, während die Händler ihn für verseucht hielten. Aus diesem Grund durfte er sich keinem Stand nähern. „Bleib fern! Mindestens einen Meter Abstand sollst du halten, verstanden?!" Diese Worte waren tief in sein Gehirn eingebrannt worden. Klar, wenn man es auch tausend Mal am Tag zu hören bekam. Alexus schlich eines Phantoms gleich durch die Menschenmenge und näherte sich einem Stand, um sich einen roten Apfel zu nehmen. Bezahlen tat er nie. Er hatte es auch nicht vor. Diesen Menschen wollte er niemals einen Gefallen tun. Das hatte er sich fest

vorgenommen. Die Menschen, die am Obststand rangelten, um die besten Stücke noch abzubekommen, bemerkten die schmächtige Gestalt gar nicht, die durch den Fluss nach vorne gedrückt wurde und sogleich einen Apfel in seiner Tasche verschwinden ließ. Alexus hatte sich schon daran gewöhnt wie ein Geist behandelt zu werden. Anfangs hatte es noch geschmerzt. Es gab keine Nacht, in der er nicht geweint hatte. So oft hatte er sich gewünscht ein normales Leben führen zu können ohne als ein Niemand angesehen zu werden. Tief im Inneren wusste er aber, dass es ein unerreichbarer Traum war. Dass ihn niemals wieder eine warm lächelnde

Mutter zu Hause erwarten würde. Dass er nie wieder von einer liebenswürdigen kleinen Schwester überrannt werden würde, wenn er "Ich bin wieder zu Hause", rief. Dass alles würde niemals wieder geschehen. Alexus begriff von Tag zu Tag mehr, dass er einsam war. Nicht nur, dass er seine Familie verloren hatte. Es wollte ja nicht mal mehr jemand mit ihm etwas zu tun haben wegen seines abstoßenden Aussehens. Wer wollte schon mit einem Jungen etwas unternehmen, dessen Gesicht zur Hälfte völlig entstellt und halb erblindet war. Von der Melancholie gepackt geisterte er den Markt runter und bog in eine verlassene Gasse, wo er direkt mit

einem Mädchen zusammenstoß, welche einen Kopf kleiner war als er. „Entschuldigung!", keuchte sie und blickte ihm aufrichtig ins Gesicht. „Macht nichts!", lächelte Alexus leicht. Er neigte überrascht den Kopf zur Seite. In ihrem Blick lag keine Furcht. Keine Angst, obwohl bis jetzt jeder bei seinem Anblick sofort das Weite gesucht hatte. Er musterte sie neugierig. „Was machst du denn hier? Kleine Mädchen sollten sich nicht in stillen Gassen aufhalten", rügte er sie. Er fühlte sich gar nicht eingeschüchtert, als er mit ihr sprach. Im Gegenteil. Es machte ihn sogar sehr glücklich endlich mal mit jemandem "normal" reden zu

können ohne wieder als Monster abgestempelt zu werden. Das Mädchen stützte sich nun mit ihren Händen auf den Knien ab und rang schwer nach Luft. „Ich weiß a ..ber...ich...hatte ....keine andere Wahl. Ich werde verfolgt und musste mich hier verstecken. Es war eine reine Notlösung. Was hätte ich denn tun sollen?", fragte sie mit zitternder Stimme und sah ihm hilflos ins Gesicht. „Von wem wirst du denn verfolgt?" Doch sobald Alexus die Frage gestellt hatte, erschienen schon eine Gruppe von vier Jungen. „Also hier hast du dich ganze Zeit über rumgetrieben. Das war nicht nett von dir uns das Brot nicht zu geben", sprach

einer der Jungen, der sogar größer war als ich. In seiner Hand hielt er einen Knüppel und kam bedrohlich auf sie zu. „Das Brot hat mir deine Mutter gegeben als Belohnung, weil ich ihr beim Tragen geholfen habe", setzte sich nun die Kleine zur Wehr. Anscheinend war sie tatsächlich in unserem Alter. Ich hatte sie viel jünger geschätzt gehabt. „Na und. Sie ist seine Mutter. Er hat ein Recht auf das Brot", verteidigte jetzt ein anderer, der hinter seinem Anführer stand, diesen. „Heute ist es das Brot und morgen Almosen. Solche wie du sind lästige Schmarotzer. Entweder du kleine Schleimerin rückst es raus und machst

dich schleunigst vom Acker oder ich muss Gewalt anwenden", drohte er und schlug dabei den Knüppel ungeduldig in einem bestimmten Takt auf die flache Hand. Die Kleine, die vor mir stand, wich ängstlich zurück und knallte dabei unabsichtlich an mich. „Es hat mich gefreut deine Bekanntschaft zu machen aber es wird hier für mich brenzlig." Sie schenkte mir noch ein freundliches Lächeln und war gerade dabei zu fliehen als ich sie reflexartig am Arm packte und zu mir zog. „Bleib hinter mir und sieh am Besten nicht hin, okay", erklärte ich ihr ruhig. „Aber du verstehst nicht. Die sind

gemeingefährlich. Außerdem bist du ganz allein. Du wirst gegen sie nichts ausrichten können", widersetzte sie sich mir mit einem sorgenvollen Blick. Diese wunderschönen braunen Augen. Sie war keine große Schönheit gewesen. In den Augen der anderen war sie wahrscheinlich ein Mädchen wie alle anderen. Aber für mich war sie mein Mädchen. Sie war das Schönste was mein Augenlicht jemals erblicken durfte. Ich löste mein Halstuch und band es ihr zärtlich um die Augen. „Was machst du da?", fragte sie verunsichert. „Ich möchte einfach nicht, dass du hinsiehst", beruhigte ich sie nur. Packte

sie an der Taille und setzte sie auf einem nebenstehenden Fass ab, der an der Wand war. „Ich bin gleich zurück", sprach ich dann zu ihr bevor ich mit verärgerter Mine zu den Typen sah. „Schämt ihr euch nicht Schwächere anzugreifen? Was bildet ihr euch ein?" Meine Stimme war ganz ruhig und neutral. Schreien würde nur die Aufmerksamkeit der Menschen auf dem Markt wecken, der ganz in unserer Nähe abgehalten wurde. „Wie süß. Willst wohl vor der Kleinen imponieren", lachte ihr Anführer. „Wenn ich imponieren wollte, hätte ich nicht ihre Augen verbunden. Ihr verdient

es gar nicht auf der Welt zu leben", sprach ich. Noch immer mit einer gelassenen Ruhe hob ich meinen Arm gegen ihn, konzentrierte meinen Blick auf seine Seele und entzog sie ihm mit einem Ruck. Der Körper des Jungen schlug augenblicklich leblos auf dem Boden auf.

„Sag mal spinnst du?" „Was hast du da gemacht?" „Der ist doch verrückt." „Wenn euch euer Leben lieb ist, macht euch schleunigst vom Acker und vergisst nicht euren Kumpel mitzunehmen. Ich möchte euch nicht noch einmal in ihrer Nähe sehen." Die drei Jungs schluckten heftig, ergriffen so schnell es ging die

Leiche ihres Freundes und machten sich in sekundenschnelle aus dem Staub. Ich seufzte. Es machte mir keinen Spaß Menschen auszuschalten. Aber ich hatte endlich jemanden gefunden, für den ich immer da sein wollte. Den ich mit meinem Leben beschützen wollte. Jemanden, der mich so akzeptierte wie ich war. Nachdem ich die Seele in einem kleinen Gefäß eingeschlossen und in meine Tasche gleiten ließ, ging ich mit leisen Schritten auf meine kleine Freundin zu. Behutsam löste ich mein Halstuch von ihr, passte dabei auf, dass ich nicht an ihren Haaren zog, um ihr nicht weh zu tun. Sie blinzelte paar mal, um ihre Augen an das Tageslicht zu

gewöhnen und sah dann schließlich, dass die Jungs verschwunden waren.

„Sie sind weg. Was hast du getan, dass sie weggelaufen sind?", fragte sie mich glücklich.

„Nicht wirklich viel", lächelte ich schwach. Ich nahm sie wieder behutsam an der Taille und setzte sie auf dem Boden ab. „Mein Name ist übrigens Alexus." Ein warmes Lächeln schmückte wieder ihr Gesicht als sie meinen Namen hörte. Eifrig griff sie in ihre Tasche und holte etwas heraus, dass in Zeitungspapier gewickelt war. „Ich möchte, dass du es nimmst", bat sie inständig, streckte es mir dabei hin. Ich

wusste nicht wie ich reagieren sollte. „Ich...", stammelte ich, während meine Hand zögerlich nach ihrem Geschenk griff. „Ich ..weiß nicht was ich sagen soll", sprach ich verlegen und nahm es in die Hand. „Ein einfaches Dankeschön reicht mir vollkommen aus, Alexus." Als sie meinen Namen aussprach, machte mein Herz einen Sprung. Das war das erste Mal seit sechs Jahren gewesen, dass jemand meinen Namen in den Mund genommen hatte. Es tat gut wieder Gesellschaft um sich herum zu haben. Ich öffnete das Zeitunspapier und erkannte, dass darin das

vermeintliche Brot eingewickelt war, dass sie von der Mutter des Typen geschenkt bekommen hatte. Das Zeitungspaper zerknüllte ich und warf es schwungvoll über die Schulter in ein leeres Fass. Dann trennte ich das Brot durch die Hälfte und gab ihr die eine Seite. Sie nahm es mit einem abermals warmen Lächeln entgegen und biss herzhaft hinein. Den restlichen Tag verbrachten wir zusammen. Sie hielt mich an der Hand und zeigte mir allerlei wundersame Dinge auf dem Markt. Ich lebte schon seit zwei Jahren hier aber ich musste mir eingestehen, dass ich die Stadt nicht wirklich gut kannte. „Ist sie nicht schön?", quiekte sie

begeistert auf als sie eine Spieluhr vor meine Nase hielt, in der eine Tänzerin galante Pirouetten drehte. Ich nickte lächelnd und wollte sie auch in die Hand nehmen jedoch stellte sich der Händler dazwischen und riss sie meiner neuen Freundin entsetzt aus der Hand. „Was denkst du eigentlich was du da tust, junge Dame?", schrie der Händler tollwütig und wandte sich dann an mich. „Wie oft sollen wir dir sagen, dass du einen Meter Abstand von unseren Waren halten sollst?! Du bringst uns noch Unglück übers Geschäft." Er ordnete uns an sofort den Markt zu verlassen. „Das war echt gemein von dem alten

Mann", schimpfte sie und strich sich ihr nussbraunes Haar hinters Ohr. Die Sonne war gerade dabei Earthland auf Wiedersehen zu sagen und beschenkte uns mit einem traumhaft schönen Anblick, in dem sie alles in eine feuerrote Pracht tauchte. „Behandeln sie dich immer so?", fragte sie mich erzürnt. „Ja, schon." Wir setzten uns auf die goldene Wiese auf einem hochgelegenen Hügel und sahen dem Sonnenuntergang zu. „Wieso? Das ist gemein!" „Ich bin nunmal anders als andere Kinder in meinem Alter." „Wenn es wegen deiner Verletzung ist,

dann ist das total unfair. Sie sollten dir eigentlich mit Respekt gegenübertreten und dieselbe Freundlichkeit aufbringen wie sie es auch bei anderen Kunden tun. Das ist doch nicht gerecht." Ich hörte ein leises Schniefen und konnte es dann gar nicht fassen. Sie weinte. „Aber du brauchst doch deswegen nicht zu weinen", tröstete ich sie gerührt und legte ihr wärmend eine Hand auf die Schulter. Sie wischte sich mit beiden Händen die Tränen von den Wangen, jedoch nützte das nicht viel, da sofort eine zweite Ladung salziger Flüssigkeit die erste ersetzte und leise auf ihrem Schoß

zerbarst. „Du verstehst nicht. Die Tatsache, dass so viel Ungerechtigkeit auf der Erde passiert. Es ist einfach traurig. Deine Geschichte ist nur eine von vielen, Alexus", sprach sie mit gedämpfter Stimme. „Darf ich ..." Ich senkte beschämt den Blick, als mir bewusst wurde, was ich sie fragen wollte. „Ja?", fragte sie und schaute mich geduldig an. „Darf ich vielleicht auch deinen Namen erfahren?", murmelte ich kleinlaut. „Nozomi", ertönte es sanft aus ihrem Mund. Ich hob meinen Kopf. „Nozomi", wiederholte ich flüsternd.

Unsere Blicke trafen sich. Es war als ob sie meine Gedanken lesen konnte. Mich verstehen würde. Wissen würde, was in mir vorging. „Lass uns Freunde werden, Alexus", umarmte sie mich daraufhin innigst. Mein Herz klopfte wie verrückt. Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte. Zaghaft schloss auch ich meine Arme um ihren zierlichen Körper. Am nächsten Tag jedoch verschwand Nozomi spurlos. Ich suchte sie mit meiner magischen Kraft überall. Aber es war vergebens. Es war wie ein Traum. Ich traf ein ungeheuer liebenswürdiges Mädchen, das mir sogleich aber wieder abhanden kam und mich wieder eiskalt

der Einsamkeit überließ. Ich liebte sie so sehr aber hasste sie gleichzeitig auch für den Schmerz, den sie meinem Herzen zufügte. Ich redete mir immer wieder zum Trost ein, dass sie vielleicht nichts für ihr Verschwinden konnte. Dass sie vielleicht entführt worden war. Dass sie sich vielleicht verirrt hatte und nun den Weg nach Fiore nicht mehr fand. Ich starb die ersten Wochen mehrmals vor Sorge bis ich mich mit dem Gedanken abgefunden hatte, dass sie nicht mehr existierte und nie mehr wieder zu mir zurückkommen würde bis ich sie nach vier Jahren in der verfluchten Stadt Magnolia wiedersah. Aber ich hatte bis dahin schon vieles über sie in Erfahrung

gebracht gehabt. Geheimnisse, die sie mir damals nicht gebeichtet hatte. Sie war nicht wirklich gewachsen. Ihre Haare trug sie immer noch kurz und ihre Augen strahlten immer noch diese unbändige Ruhe und Sanftmütigkeit aus, mit der sie mich aus der Dunkelheit befreit hatte. Früher wollte ich sie mehr als nur beschützen. Für sie da sein. Sie niemals loslassen. Doch die Wahrheit über ihre wahre Herkunft und ihr wahres Ich zerstörten das idyllische, unschuldige Bild in meinem Kopf. Wegen ihr gab es so viel Leid auf dieser Welt. Sie war die Ursache, die ich schon immer suchte, um es zu beseitigen. Es war meine Bestimmung und Pflicht

Nozomi Vitalis auszulöschen und Mundarias Grab zu zerstören. Bevor ich anfing dich zu lieben Nozomi, hasste ich die, die mir die Liebsten von mir nahmen. Die mich kaltherzig in die Einsamkeit stürzten. Ich hasste also dich Nozomi. Niemanden sonst. Das Schicksal konnte manchmal wirklich grausam sein und heimtückische Spiele mit einem spielen.

Eine schlechte Nachricht


„Ihr sieht ja schrecklich aus", rief Polyushka entsetzt aus als sie die gebrochenen Personen sah, die schwächelnd vor ihrer Tür standen. „Du musst uns helfen Polyushka-san!", flehte Natsu bevor sein Körper mit einem lauten Krachen auf dem Boden aufschlug. Er hatte all seine Kraft bis zum letzten Tropfen aufgebraucht gehabt, um auch wirklich jeden seiner schwerverletzten Freunde sicher hierherzubringen. Unverzüglich kniete die alte Frau neben Natsu nieder und überprüfte seinen

Zustand. „Erzählt mir sofort was passiert ist!", forderte sie die Meute auf, die ebenfalls in keiner blendenden Verfassung war. „Kann das nicht warten? Du siehst doch. Unsere Freunde bräuchten dringend medizinische Versorgung", entgegnete Laxus. Er war sehr angespannt doch bewahrte er dennoch Ruhe. Ein Streit mit Polyushka-san wäre das Letzte was sie jetzt brauchen konnten. „Du hast Recht. Ihr könnt es mir natürlich auch nachher erzählen", willigte sie ein und forderte ihn auf Natsu und alle anderen ins erste Stockwerk ihres Baumhauses zu

transportieren. „Warte, Laxus. Mit meiner Runenmagie geht das viel schneller", schlug Fried vor und schrieb somit auf die Körper ihrer Freunde etwas nieder. „Wir können jetzt reingehen!", meinte er dann und betrat mit ihm gemeinsam das Territorium der alten Heilerin. Als sie im ersten Stockwerk angekommen waren, schlug der grünhaarige die Handflächen aufeinander und erschuf ein rundes, großes, grün leuchtendes, magisches Kreis. „Teleport!", rief er dann aus. Blitzartig erschienen alle anderen und die Runen auf ihren Körpern verblichen langsam. „Gute Arbeit, Fried. Wie immer

eigentlich", lobte ihn Laxus und schenkte ihm ein freundschaftliches Zwinkern. Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu und es dauerte nicht lange da hatte Polyushka jede noch so heftige Verletzung der Magier versorgt gehabt und bettete sie liebevoll zur Ruhe. „Das war ganz schön viel Arbeit, Kinder", klagte sie erschöpft, als sie sich in ihren weichen Sessel fallen ließ. Erza, Laxus und Gajeel saßen ihr gegenüber auf den Sofas.

„Wo ist denn Nozomi?", fragte sie dann überrascht. „Stimmt, in Magnolia konnte ich sie auch nirgends entdecken", bemerkte Laxus bei ihrer Frage. Erza starrte

niedergeschlagen auf ihre gefalteten Hände, die still auf ihrem Schoß ruhten. Sie fand nicht die richtigen Worte. Wie sollte sie es Polyushka erzählen? Wie sollte sie anfangen? Gajeel räusperte sich kurz bevor er zum Reden ansetzte. „Polyushka-san, ich bin nicht der Sensibelste das weißt du sicherlich. Ich möchte dich bitten ganz ruhig zu bleiben, denn was wir drei dir zu erzählen haben ist nicht besonders leicht zu verdauen." Er atmete tief ein und aus. „Ich fange am Besten mit deiner Frage an. Nozomi ist mit einem Kerl namens Alexus weitergezogen." „Alexus? Wer ist das? Ich habe noch nie von ihm

gehört." „Nun ja, er ist ein Gewebe-Magier. Der Beste seiner Art. Nein, der Gefährlichste." „Ein Gewebe-Magier also. Sie können alles was leibt und lebt gegen ihren Willen handeln lassen und bewegen. Eine grauenvolle Magie. Und meines Wissens müsste sie doch schon vor Jahren vom magischen Rat verboten und versiegelt worden sein." „Darüber weiß ich nichts. Als mich Alexus aufnahm war er bereits mit dieser Magie ausgestattet. Er träumte schon immer von einer bestimmten Weltordnung, in der nur Frieden und Gerechtigkeit herrschen sollten.

Poluchka-san..." Gajeel stockte. Jetzt kam der härteste Teil an die Reihe. „In den letzten Tagen sind ganz schlimme Dinge auf Earthland passiert. Vielleicht sind sie dir ja schon an die Ohren gekommen." „Meinst du das sagenhafte Verschwinden der Gilden?" „Das auch a-" „Steckt Alexus dahinter?" „Genau, Polyushka-san. Um es präzise auszudrücken hat er alle Gilden ausgelöscht und dabei unschuldige Menschen, wie Zivilisten umgebracht. Viele Städte mussten an seine gewaltige Macht glauben. Es wird eine Ewigkeit dauern bis sie wieder vollständig

errichtet werden können." „So auch Magnolia", wisperte Erza traurig. „Was sagt sie da?", fragte die alte Frau schockiert. „Es ist wahr", fuhr Gajeel fort „Alexus hat auch Fairy Tail angegriffen. Dabei wurde laut Laxuss Überlieferung die Hälfte der Stadt zerstört und ..." Gajeel konnte nicht mehr weiterreden. Der Verlust der Magier saß ihm noch immer tief in den Knochen. „Und was? Was hat dieser Kerl noch gemacht, Gajeel?" „Leider haben unsere Freunde den Kampf um Magnolia und um unsere Gilde nicht überlebt, Polyushka-san."

Diese Auskunft saß. Und zwar richtig. Polyushka war wie vom Blitze getroffen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie bestürzt den Eisendrachenmagier an. Das alles klang wie ein Alptraum. War das Ende der Welt bereits da und klopfte an der Tür um Einlass? „Ja aber wieso reagiert denn keiner von den Ältesten? Vom magischen Rat?", fragte sie völlig aufgelöst mit erhobener Stimme. „Dazu wollte ich gerade kommen. Wir befanden uns auf einer sehr wichtigen Mission, die uns unser Meister aufgetragen hatte. Wir sollten den magischen Rat vor einer nahenden Infiltration beschützen und jeden

Verdächtigen im Umkreis von einem Kilometer von ihrem Sitz fern halten, damit der Rat auch in Ruhe die Strategie und Bestrafung des Übeltäters besprechen konnte." „Sprich weiter." „Polyushka-san, ihr müsst wissen, dass ich bis heute nicht ehrlich zu meinen Kameraden gewesen war. Ich war ein Spitzel." „Aber das ist doch nicht schlimm. Weißt du wie oft Laxus gesponnen hat? Was er nicht alles angestellt hat, um die Gilde unter seinen Nagel zu reißen", lachte die Alte auf. „Ich war ein Spion unter Alexus." Poluchka verging das Lachen. Entsetzt

blickte sie Gajeel ins Antlitz. „Ist dir eigentlich klar, was du da gerade sagst?", herrschte sie ihn empört an. Gajeel bestätigte lediglich mit einem ruhigen Nicken. „Willst du mich beleidigen?", schrie sie ihn fassungslos an und verpasste ihm im nächsten Moment aus nächster Nähe eine Ohrfeige. Tränen vernebelten die Sicht der rosahaarigen Heilerin. Ihre Hände zitterten. „Wie kaltblütig konntest du eigentlich sein?!", schrie sie ihn weiterhin an.

„Sie haben dir ihre Türen geöffnet. Dich in ihren Kreis aufgenommen. Alles mit dir geteilt. Du warst für sie ein Teil der Familie,

Gajeel." Der Besagte senkte mit brennender Wange reumütig den Blick. „Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede! Herzlos und dann noch feige dazu. Lass mich raten du hast sie in eine Falle gelockt stimmts? Alexus und du habt Natsu und die anderen in eine Falle tappen lassen, um sie von den schwachen Magiern in Magnolia zu trennen, habe ich Recht?" Gajeel hörte ihr weiterhin still zu. Er wusste, dass er Schlimmes angerichtet hatte und eine Vergebung nicht wirklich mitdrin war. „Als Alexus dann mit seiner Arbeit in Magnolia fertig war, gesellte er sich

dann zu dir, um den hohen Rat stürzen zu können. Na, wie mache ich mich, Gajeel?" Polyushka dachte nicht daran mit der Stimme runterzugehen. Im Gegenteil. Wie ein Berserger tobte sie im ganzen Zimmer und ließ die Wände erzittern. „Es stimmt. Es stimmt bis jetzt alles", bestätigte Gajeel unterwürfig mit einem kleinlauten Flüstern. „Alexus hatte es auf das Staligma abgesehen." „Nozomi. Deswegen ist sie mit ihm gegangen. Um noch mehr Leid zu vermeiden." „Nicht direkt. Sie wehrte sich bis sie keine Kraft mehr hatte. Du kennst sie Polyushka-san. Du kennst sie besser als

wir alle zusammen. Als nur noch Natsu und ich auf den Beinen standen aber auch nicht mehr die Kraft zum Weiterkämpfen aufbringen konnten, hat sie sich dann dazu entschieden ihn zu begleiten." Eine erdrückende Stille legte sich über die Anwesenden. „Wir können aber beruhigt sein, denke ich", unterbrach dann Laxus die Ruhe „ich denke nicht, dass Alexus Nozomi umbringen wird." „Wieso nicht? Wieso sollte er sie nicht umbringen? Jetzt wo er wahrscheinlich das Staligma in seiner Gewalt hat. Wieso denn nicht?", fragte die Heilerin den Enkel ihres besten

Freundes. „Ganz einfach. Alexus soll in sie verliebt sein. Deswegen", antwortete er. „Du irrst dich, Laxus", mischte sich nun Gajeel ein „Alexus war mal in sie verliebt gewesen. Aber das ist bereits eine ganze Weile her. Er hasst niemanden mehr als sie. Außerdem kann er sie doch gar nicht umbringen." Gajeel sah nun allen drei Magiern in die Augen „solange das Staligma in seiner ganzen Pracht funkelt und nicht pulverisiert wird, ist auch Nozomi mehr oder weniger am Leben."

„Stimmt ja, dieser Kristall ist ihr Herz. Logisch", schlussfolgerte Erza. Polyushka ergriff Gajeel wütend am

Kragen „Und was schließt aus, dass er sie nicht foltern wird, um das zu bekommen was er möchte. Es muss ja noch etwas geben, weshalb er sie mitgenommen hat. Etwas entscheidendes und sehr wichtiges", zischte sie ihn an. Gajeel traute sich nicht in die Augen der alten Dame zu blicken. Er schämte sich viel zu sehr dafür. „Ich vermute, dass er auf dem Weg zu Mundarias Grab ist. Aber ich bin mir nicht sicher", entwich es ihm zaghaft von den Lippen. Sobald die Worte Gajeels Mund verlassen hatten, ließ Poluchka total entgeistert von ihm ab und schreckte

hoch. „Bist du dir da auch wirklich sicher?", fragte sie ihn besorgt. „Nein, aber es ist sehr wahrscheinlich." Nachdenklich kehrte sie den dreien den Rücken zu und rieb sich nervös das Kinn. „Dann haben wir ein riesen großes Problem", sprach sie leise. „Was für ein Problem?", fragten Erza und Laxus aus einem Munde. Gajeel erahnte, dass die alte Frau nichts Angenehmes zu beichten hatte. „Die Drachen und Earthland sind in größter Gefahr."

Die Brücke Tenebris und Mundarias Grab


Nein! Nein! Das alles war nur ein Traum! Eine Falle, dir mir das Schicksal gestellt hatte! Ich habe sie noch nie geliebt redete ich mir ein. Um meinen Kopf von diesen lästigen Erinnerungen zu befreien, ergriff ich ihn mit beiden Händen und schüttelte ihn heftig. Lass dich nicht von ihr täuschen, Alexus! Vergiss nicht unsere Mission! Niemals! Hörst du? Es gilt die Drachen auszuschalten. Sie zu manipulieren. Du bist auserwählt. Wäre es nicht schade so kurz vor dem Ziel aufzugeben? In ihre lästige Falle zu tappen? Ich bin bei dir,

Alexus. Behalte das immer in deinem Gedächtnis. Ich beschatte dich und beschütze dich wie meinen Augapfel. Du wirst niemals mehr allein sein. Besiege die Drachen und du wirst sehen. Alles wird von ganz allein in die richtigen Fugen kommen. Sie alle hatten dich verlassen. Keiner wollte dich. Vor dir steht die Mörderin deiner Familie. Die Schuldige für alle Missetaten, die auf Earthland geschehen. Wenn die Drachen erst einmal beseitigt wurden, wird wieder Normalität einkehren. Es wird kein Wesen mehr geben, dass stärker ist und die höchste Macht demonstriert. Alle werden gleich sein. Gleichheit ist die Quelle des Friedens. Vergiss das

nicht, Alexus! Vergiss diese Worte nicht! „Diese Stimme.....Zeref", flüsterte ich schockiert. Er war tatsächlich die ganze Zeit über da. An meiner Seite.

Danke, Zeref! Für alles!

Alexus hatte seine Gedanken wieder ordnen können. Er ballte die Fäuste und sah zornerfüllt auf das Mädchen runter, das ihm vorhin alle Sinne nahm. „Lass deine dreckigen Finger von mir und sprich jetzt sofort das Gebet!", befahl er ihr herrschend. Nozomi senkte verzweifelt den Kopf und nickte. Es passte ihr gar nicht Mundarias Ruhe zu stören. Nur sie und die Drachen hatten Zutritt durch dieses Tor. Tenebris. Sie sollte auf Earthland dafür sorgen, dass

sonst keiner jemals davon Wind bekam. Wir werden dich immer so gut es geht unterstützen, wenn es mal brenzlig werden sollte, kleine Priesterin. Wir wissen, dass du eine gute Nachfolgerin bist. Hätte Mundarias Seele dich sonst ausgesucht? Mit leisen Schritten ging sie auf die heilige Energie zu, die aus dem Felsen unaufhörlich sprudelte, an dem sich bis vor kurzem Alexus gelehnt hatte. Sie breitete geschmeidig ihre Hände aus und senkte ihr Haupt, um den nötigen Respekt vor der legendären heiligen Priesterin darzubieten. Warme Tränen flossen über ihre Wangen und überfluteten schlussendlich ihr

ermattetes Gesicht. „Sprich jetzt endlich!", drängte ihr Todfeind. „Es tut mir so leid, Mundaria. Es tut mir so leid Igneel, Grandine, Metalicana und ....und....", ihre Stimme stockte. „Mama!", hauchte sie dann schmerzvoll und sprach mit voller Ehrerbietung die heilige Hymne, dir ihr Fontana immer als Schlaflied vorgesungen hatte. Es schien als ob der Himmel sich weitete als ihre Stimme sein Territorium erreichte. Der Mond leuchtete immer heller und die Sterne tanzten vor Glück aufgeregt über die nachtblaue Kuppel auf und

ab. Iskor te meskum (Hört mich an) Khalit na zufla (Wächter der Meere) Khalit no utia ( Wächter der Luft) Khalit es miracio (Wächter des Landes) Khalit de helio (Wächter des Lichtes) Leise sang ihre Stimme, die vom Wind noch tiefer in die Wüste getragen wurde. Iskor te meskum (Hört mich an) pouz nil Dragneel (schick mir deine Kraft Dragneel) vouz kel Redfox (deine Stärke Redfox) xerca mil Grandinel (deine Ausdauer

Grandine) verde des Ur, Vitalis ( ich bin es, Vitalis) y lez jal ray kun (und brauche euch) zut ben khalak tol Earthland (um Licht und Glück über Earthland zu bringen) Es war als ob ihre Stimme sich verdoppelte. Als ob es zwei wurden. Nein, drei. Vier. Fünf. Sechs. Angsteinflössend und faszinierend zugleich, fand Alexus. Er versuchte die einzelnen Worte zu erfassen, doch so wie er sie hörte, verschwammen sie auch schon wieder aus seinem Gedächtnis. Die Namen der Kinder der Drachen entgingen ihm

keineswegs. Iskon te meskum (Hör mich an) Mundaria (Mundaria) Ihre Stimme wurde nun sanfter und wechselte in eine unmaßliche Hilflosigkeit. Scham spiegelte sich deutlich in ihr wider. lohna mil nercia (segne mich mit) reina ut niab (deiner Kraft) nuz cian (bitte gestatte) Es kostete sie immense Überwindung diese Worte über ihre Lippen zu

bringen. nuz cian (bitte gestatte) enez (Einlass) en las domu (in dein Reich) cuhna (auch) Sie stockte. Noch nie hatte sie sich so gedemütigt gefühlt. Es war eine Schande das unschuldigste Wesen, das zu Lebzeiten existiert hatte, um so etwas zu bitten. Wo sie doch wusste, dass sie nicht allein war. Dass sie ein Monster in ihre Arme trug. Niemand anderes als Alexus. cuhna

(auch) fin verde (wenn ich) reina tel (deine Reinheit) mendal kelat (noch immer nicht erreichen konnte) Katell, Tenebris!! (Öffne dich Tenebris!) „Auch wenn ich es nicht verdient habe", wimmerte sie dann und sackte augenblicklich in sich zusammen. Sie hatte zu viel spirituelle Energie verschwendet und war viel zu unkonzentriert gewesen. Wie sollte sie auch die Beherrschung finden, wenn sie eine große Gefahr in die Arme ihrer Liebsten brachte? Es verging nicht eine

Sekunde und sobald die letzten Worte der Hymne ihren Mund verließen, tauchte ein gigantisches Portal auf. Es war das Größte was ihre Augen jemals sehen durften. Obwohl sie es noch nicht berührt hatte, geschweige denn einen Fuß durch ihre Pforte gelegt hatte, spürte sie eine gewaltige Reinheit und Wärme, die ihr sanft entgegenwehte. Hell und klar wie ein wundersamer Stern leuchtete Tenebris in der Wüste. Es ist als ob ihr Bogen den Himmel berühren würde entging es der jungen Priesterin als sie von der Pracht dieser heiligen Gewalt völlig überwältigt den Kopf hob. Und so etwas sollte ein verrückter wie er überqueren? Aus den Augenwinkeln

betrachtete sie Alexus, der wie versteinert hinter ihr stand und gebannt auf das leuchtende Spektakel starrte. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Verrückt oder nicht. Ich werde ihn retten. Sein Herz vor den Pranken der Dunkelheit befreien. Auch wenn er sich noch so dagegen sträuben sollte. Es ist schließlich auch meine Schuld gewesen, dass er so geworden ist. Wer weiß vielleicht würde Mundaria ihr dabei helfen? Vielleicht wusste sie ja schon, dass sie sie besuchen wollten und an ihrer Pforte klopften. Vielleicht erwartete sie sie bereits. Nozomi wollte die Hoffnung auf Hilfe nicht aufgeben. Neuen Mutes stand sie mit zittrigen

Beinen auf und ging auf das friedliche Tor zu, das wahrscheinlich ihre heilige Anwesenheit spürte, da es sofort anfing noch greller zu leuchten und ein glockenähnliches Klirren von sich gab. Nozomi drehte sich dann an der Scheidestelle um und reichte Alexus freundschaftlich die Hand, der von dem hellen Licht Tenebrises geblendet wurde und blinzelnd sein Auge beschattete. Nozomi hab keine Angst! Komm! Und bring auch deinen Besuch an deiner Seite mit. Meine Türen sind für jeden offen. Auch wenn es jemand aus den Reihen des Dunklen sein sollte. Sei unbesorgt, meine Kleine. Alexus konnte die heilige Stimme nicht

hören. Sie war ihm nicht gestattet, da sein Herz nicht rein genug war. Er konnte nun Nozomis schwache Hand sehen und ihre sanftmütigen, braunen Augen, die ihn heiter ansahen. In der Nähe von Mundaria fühlte sich die junge Priesterin sicher und vor allem sehr wohl. Wie von einer unsichtbaren Macht gelenkt, ergriff der Gewebe-Magier ihre Hand und sie schritten gemeinsam in das Reich der Ruhe, wo Mundaria die beiden zu empfangen gedenkte. Oder doch nicht? Enttäuschung machte sich auf einmal in Nozomis Gesicht breit, denn das, was sie gerade vor sich sah, bedeutete tatsächlich den Untergang

Earthlands. „Zeref!"

Wo ist Mundaria?

„Ze-Zeref!", flüsterte ich schockiert. Ich wusste, dass er es war. Mundaria hatte ihn mir schon so oft in meinen Träumen gezeigt. Mich vor ihm gewarnt.

Wenn du ihn jemals sehen solltest, vermeide jeglichen Kontakt. Das ist sehr wichtig, Nozomi!

Wie gebannt starrte ich auf den schwarzhaarigen Mann, der am Abgrund stand. Direkt neben ihm, konnte ich einen veralteten Grabstein erkennen, der voll beschrieben war mit den heiligen Runen, die nur ich entziffern konnte und durfte. Es schien hier keine Zeit zu geben. Am Firmament strahlten 5 helle

Scheiben und tauchten diesen Ort in ein gedämpftes Rot. Paru die Hellste und Größte Sonne unter den Fünfen berührte sanft den Horizont, während die anderen sich artig hinter sie reihten. Man würde meinen es sei Nachmittag. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir auf einem Berg standen. Genauer gesagt am Rande des Berges Kaymal. Unten schlug die schäumende Gischt des Meeres an der Felswand auf. Mermar war unruhig. Aber wieso? Wieso tobte das heilige Meer so schrecklich? Es sollte eigentlich wie ein weiches, blaues Tuch sanft dahingleiten. Ruhig und friedlich. Der Himmel war glutrot und schwarze Wolken türmten sich auf einmal

bedrohlich in ihm auf. Die Erde des Grabes meiner heiligen Meisterin war total aufgewühlt worden. Dieser Anblick versetzte meinem Herzen einen schmerzenden Stich. Welche brutalen Hände waren das? Wer hatte es gewagt das Grab dieser liebenswürdigen Person mit solch einer Gier zu öffnen und ihre Ruhe zu stören? Was hatte man ihr angetan? Was hatte man ihrem leblosen Körper nur angetan? Das Grab war leer. Man musste ihre Leiche also entfernt und verschleppt haben. Wessen Stimme war das dann aber, die ich am Fuße Tenebrises gehört hatte? Wer hatte mit mir gesprochen? Tränen nahmen mir die Sicht. Es schmerzte einfach alles viel zu

sehr. Wegen mir.....wegen mir würde Earthland tatsächlich bald untergehen. „Gute Arbeit, Alexus", hörte ich eine Stimme reden. Zeref. Ich hörte seine Schritte. Wie er sich langsam mir näherte. Doch hielt ich trotzdem den Kopf gesenkt. Ich wollte diesem Widerling nicht in die Augen sehen. Starr schaute ich auf die, im Wind sich hin und her neigenden, rot-grün leuchtenden, Grashalme. Er blieb direkt vor mir stehen. Eine erdrückende Stille legte sich dann über uns nieder. Keiner redete. Weder Alexus noch er. Den Kopf immer noch eisern gesenkt, wartete ich ab, was als nächstes passieren würde. „Nozomi Vitalis...", sprach er dann. Der

rauchige Klang in seiner Stimme ließ mich erschaudern. Ich zeigte keine Reaktion, was ein fataler Fehler war, wie ich gleich darauf spüren musste, denn seine Faust schnellte mit solch einer Geschwindigkeit in meinen Magen, dass ich auf der Stelle benommen auf die Knie sackte und mich erbrach. „Ich hasse es wenn man mich nicht respektiert und vor allen Dingen nicht ansieht, wenn ich mit jemandem spreche. Du solltest an dieser abscheulichen Art arbeiten, kleine Wasserdrachenmagierin", tadelte er mich böse. Ein hämisches Grinsen legte sich dann aber auf seinen Mund. „Du siehst wahrhaft wundervoll aus.

Alexus scheint wohl richtig viel Spaß mit dir gehabt zu haben. Egal wie viele Knochenbrüche und Innenverletzungen du hast. Dein Leben liegt in meiner Hand. Ich entscheide, wann ich dich von deinen Schmerzen und dieser Folter erlöse." Ich erblickte bei seinen Worten mein Spiegelbild in der roten Pfütze. Um meine Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet. Mein Haar war auf der linken Seite vom Blut total klumpig geworden und klebte, meine Lippen völlig aufgerissen und blutgetränkt. Meine Haut leichenblass. Man könnte meinen, ich würde gerade meine letzten Sekunden erleben. Mir war mein Zustand

aber völlig egal. Ich wollte nur eins: Alexus vor diesem Mistkerl retten und dafür sorgen, dass wieder Frieden auf Earthland einkehrt. Mit zornerfüllten Augen hob ich mein Haupt und zischte: „Wo ist Mundaria? Was hast du mit ihr gemacht?" „In was für einem Ton redest du mit Zeref?!", schrie mich Alexus wütend an und schnürte mir mit seiner Gewebe Magie die Luft ab. Zeref jedoch machte eine abweisende Handbewegung: „Ist schon gut, Alexus." Augenblicklich füllte sich meine Lunge wieder mit Sauerstoff, worauf ich etwas aufhusten musste. „Nun? Wo ist Mundaria? Wo hast du ihre

Leiche versteckt?", schrie ich weiter. Ich wollte nicht locker lassen. Zeref schritt still an den Abgrund und sah auf den brausenden Mermar. „Im Meer", ertönte es dann von ihm. „Du hast was?!" Mir stockte der Atem. Er hatte die Leiche dieser wunderbaren Person kaltblütig in diese aggressive Gewalt unter uns geworfen. Meine Hände zitterten. Meine Arme zitterten. Meine Beine. Alles. Mein ganzer Körper war wie vom Blitze getroffen. Ich stand sofort auf und rannte auf den Abgrund zu. „Was hast du vor?", brüllte mir Alexus hinterher, bevor ich am Rande des Berges absprang und mit tosendem

Gebrüll des Windes in die zischenden Wellen fiel. „Lass sie! Das ist alles Teil meines Plans, Alexus. So ist sie gezwungen Mundaria zu erwecken. Und du wirst sehen. Sie wird das alles von ganz allein machen. Lehn dich zurück und genieße die Show, mein Freund."

Bantera

Nozomi schlug mit solch einer Wucht auf dem Beton aus Wasser auf, sodass eine riesige Fontäne in den dunklen Himmel schoss. Mermar war eisig. Seine Kälte fraß sich regelrecht durch ihre Knochen und betonte ihre Verletzungen um einige weitere Grade. Die Dichte des heiligen Wassers war so schwer wie Blei, dass eine Fortbewegung in ihrer menschlichen Form fast unmöglich war. Außerdem konnte sie nichts erkennen. Gehüllt in unheimliches Schwarz, schwamm sie blind durch die Dunkelheit. Pures Nichts umgab sie. Endlose Finsternis. Sie konnte sich nur

mit ihrem rechten Arm fortbewegen, da sie mit ihrer linken ihre Seite abstützen musste. Aufgrund der eisigen Kälte spürte sie bereits ihren Körper nicht mehr. Ihre Glieder und Gelenke waren ganz taub gestellt. Was soll ich bloß tun? Wieso ist es hier bloß so dunkel? Wieso bist du so dunkel Mermar? Wieso bist du so kalt? Was ist mit dir nur geschehen? Fontana sagte mir immer du seist das weichste und süßeste Wasser. Klar und erfrischend. Was ist nur aus diesem heiligen Ort geworden? Wenn ich mich doch nur in meine Sirenen Form verwandeln könnte. „Mermar bitte, erhelle meine Sicht! Besänftige deine Wellen! Ich bin es,

Nozomi. Nozomi Vitalis. Mundarias Erbin und Fontanas Tochter", schrie die braunhaarige Dragon Slayerin verzweifelt in die Dunkelheit. „Zeref ist hier. Er hat Mundarias Grab geplündert und sie in deine Arme geworfen. Ich bitte dich, helf mir sie zu finden. Ich weiß ansonsten echt nicht mehr was ich tun soll." Ein Schluchzen durchbrach nun Mermars Tiefen. Vijuena! Vijuena! Vijuena! Vijuena Nozomi Vitalis! „Ich soll beten?", flüsterte Nozomi leise. „A-aber zu wem? Zu wem soll ich beten? Mermar bist du es? Hör auf so rumzutoben!

Bitte!" A Mundaria o selga nel vijuena! Vijuena! „Ihre Seele...aber wieso ihre Seele? Meint er etwa...? Nein! Das kann nicht sein!" Bantera! Bantera! „Unmöglich! Bantera wurde mir bislang nur einmal beigebracht. Ich weiß nicht, ob ich es kann. Es ist ein sehr schwieriges Gebet und riskant dazu. Ich könnte, wenn es schief geht die Seelen der verlorenen Herzen rufen. Das würde alles nur noch schlimmer machen." Vijuena! Bantera! Soremna, Nozomi Vitalis! Soremna! Mermar klang sehr traurig und voller Qualen. Er litt schrecklich unter der

Vergiftung, die ihm Zeref zugefügt hatte. „Habe ich denn eine andere Wahl außer Bantera zu singen? Dem schwierigsten Gebet unter den sieben. Anscheinend nicht. Dann mal auf in die Welt der Seelen", spornte ich mich an und faltete die Hände vor der Brust, schloss die Augen und konzentrierte mich als erstes auf meine eigene Seele. Leise fing Nozomi an die ersten Verse zu singen. Klar und hell. Glockengleich schallte der Klang ihrer Stimme durch die Dunkelheit. Die Augen immer noch fest geschlossen und die Hände starr vor der Brust gefaltet versuchte sie sich in der Finsternis durch die verlorenen Seelen zu erkämpfen. Das war das erste Mal,

dass sie Bantera sang. Und je weiter sie drang, desto mehr verstand sie, wieso ihr Fontana dieses Gebet so selten vorgesungen hatte. Es war ein unheimliches Lied, da es die eigene Seele an unheimliche Orte führte. Durch ein Chaos von abermillionen Seelen: guten Seelen, schlechten Seelen und verfluchten Seelen. Letztere wurden in die endlosen Tiefen der Hölle verdammt. Diese waren gemeingefährlich. Nozomi selbst befand sich gerade mit ihrer eigenen Seele in einer Dimension zwischen Raum und Zeit. Zwischen Hölle und Paradies. Im Nichts. Dem Ort, wo man selbst von verdammten Seelen gepackt und in die Hölle gezogen werden

konnte im Austausch ihres Leibes. Sie konnten die Macht über ihren Körper erlangen und ihre eigene Seele für immer und ewig in die furchterregenden Hände der Hölle übergeben. Sie durfte aber diese Dimension nicht verlassen, wenn sie Mundaria finden wollte. Die Dimension zwischen Raum und Zeit. Das Licht der guten Seelen verschwamm immer mehr bis sie gar nicht mehr zu sehen waren. Für einen Moment herrschte absolute Ruhe. Nur die Stimme der kleinen Priesterin hallte. Diese unbehagliche Stille war ihr aber nicht geheuer. Keine einzige Seele konnte sie erspüren. Nur ihre schwebte ruhig daher. Doch ihre grausamen

Befürchtungen wurden real! Sie erkannte plötzlich wie sie von dunklen, rot leuchtenden Augen umzingelt wurde. Von gruseligen Augen der verdammten Seelen. Leise zischten und wisperten sie um Wiedererweckung und Rettung, während ihre Krallen nach ihrer Seele greifen wollten. Nozomis Stimme fing an zu zittern. Sie hatte Angst. Schreckliche Angst. Es war schließlich nicht eine Seele, sondern tausende und alle trachteten nach ihrer eigenen, um sie zu verschlingen

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Hörbuch

Über den Autor

ShiningEnzian
Ich bin ein pessimistisches Fräulein, dass schon seit ihrer Kindheit einen Narren an der asiatischen Kultur als auch der Sprache gefressen hat. Demnach lerne ich fleißig japanisch. Eine Weile lernte ich auch zusätzlich koreanisch aber, das ist dann unter dem ganzen Stress untergegangen. Außerdem habe ich gemerkt, dass mich die japanische Sprache doch mehr fasziniert. Genauso wie ich verrückt nach Asien bin, liebe ich auch den Sport Basketball. Kobe Bryant und Michael Jordan sind meine Idole.
Ich finde im übrigen, dass Sport unbedingt ins Leben integriert werden sollte. Es ist sehr wichtig und vor allen Dingen sehr gesund.
Ich bin wie viele andere aus den 90ern auch mit den Kinderserien aus Japan bzw. Nippon und Toei Animation aufgewachsen. Danke Japan auch dafür.

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