Krimis & Thriller
Kapitel 10

0
"Kapitel 10"
Veröffentlicht am 08. Januar 2014, 12 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
© Umschlag Bildmaterial: Gunnar Assmy - Fotolia.com
http://www.mystorys.de
Kapitel 10

Kapitel 10


Zwischen mir und dem Polizeipräsidenten herrschte ein paar Minuten Stille. Ich konnte nicht so recht beschreiben, was es war. Vermutlich ahnte er schon, dass ich ihm etwas erzählen wollte. Zumindest gab er mir im nächsten Moment das Gefühl. Er legte seinen Kopf schief, musterte mich von oben bis unten und fing plötzlich an zu lachen. „Was geht gerade in Ihnen vor, Jennnings, hm? Überlegen Sie, wie Sie mir am besten ihren Fehler, den Sie vor über zehn Jahren gemacht haben, erklären? Oder ist Ihnen inzwischen eine Ausrede eingefallen, die mich ruhig

stimmt!?“ Ich musste kurz schlucken. Mit allem hatte ich gerechnet, nur nicht mit so etwas. Ich war völlig überrumpelt. „Ich...“ wollte ich beginnen, doch McDavon gab mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich den Mund halten sollte. „Wissen Sie, es ist nichts Neues für mich, dass wieder einmal Polizisten einen Fall manipuliert und einen Mann ins Gefängnis gebracht haben, der vielleicht völlig unschuldig ist. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass alles, so gut es nur geht, unter den Tisch gekehrt wird. Ich bin kein Freund von solchen Aktionen, das müssen Sie wissen.

Als ich vor zwei Jahren hier angefangen habe, ist Ihnen bestimmt aufgefallen, dass ich fast die komplette Einheit in Ihrem Revier ausgetauscht habe.“ „Außer mich und Jonathan!“ McDavon nickte zur Bestätigung. „Ihnen hatte ich nichts vorzuwerfen. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Und zwar als Joanthan und ich uns eines Abends in der Bar unten am Hafen getroffen haben. Ich mag diesen Kerl, verstehen Sie!? Und aus diesem Grund hab ich ihm einen Scotch ausgegeben . Und dann noch einen. Und noch einen. Jon war recht schnell betrunken. Und wie Sie sich vorstellen können, erzählt man in seinem Suff die

ein oder andere Geschichte, die man im Endeffekt lieber für sich behalten sollte.“ Mein Herz schlug schneller. Er wusste es. Verdammt, er wusste es. Wie viel hatte Jon ihm erzählt? Das war mein Untergang. Nie im Leben würde McDavon darüber hinwegsehen, was wir getan hatten. Ich ahnte schlimmes. „Er hat mir erzählt, dass seine Frau vergewaltigt wurde. Dass man den Täter schnell zu fassen bekam. Dexter hieß er, soweit ich mich erinnere. Aber die Beweise reichten nicht aus, um ihn dingfest zu machen. Jonathan war sauer, doch eines Tages bot sich ihm eine Möglichkeit diesen Dreckskerl dran zu

bekommen. Und mit Ihrer Hilfe ist das auch gelungen. Ich verurteile dieses Verhalten. Wiederum kann ich es auch verstehen und deswegen habe ich Sie nicht darauf angesprochen. Vielleicht war ich auch ein wenig zu gutmütig. Wer weiß das schon. Aber eine Frage stelle ich mir immer wieder, Jennings. Haben wir je an die Konsequenzen gedacht?“ „Hören Sie, für Jon und mich war es einfach nur eine Genugtuung, zu erfahren, dass dieser Mistkerl zehn Jahre im Knast versauern würde.“ „Es wäre mir egal gewesen, wenn dieser Scheißkerl seinen Mund gehalten hätte.

Aber verflucht nochmal. Ist Ihnen eigentlich bewusst, was Sie damit angerichtet haben? Ich habe einen Serienmörder, der in einer Schule Geiseln hält. Und wir stehen da und müssen zusehen, wie er sich ins Fäustchen lacht, weil wir zu blöd sind, ihn zu fassen.“ Er war wütend, kein Zweifel. Und ich kam mir vor wie der letzte Idiot. Soeben hatte ich erfahren, dass Lina vielleicht noch lebte und nun das. Hier war jeder Erklärungsversuch zwecklos. McDavon hatte sich bereits ein Bild gemacht, nur war die Frage, wie es weiter gehen würde. „Lassen Sie mich gehen!“ sagte ich leise. „Und dann? Was werden Sie machen? Den nächsten Mist

bauen?“ „Mein Sohn und Lina sind noch da draußen und wir sollten Dexter nicht unterschätzen.“ McDavon zog eine Augenbraue nach oben. „Sie hatten Kontakt mit ihm, hab ich Recht?“ Ich nickte und McDavon seufzte. „Tja, wie soll es auch anders sein. Nun erzählen Sie schon!“ forderte er mich auf. „Er will, dass wir seinen Fall neu aufrollen. Seine Unschuld beweisen.“ „Tzz, für wie blöd hält er uns? In dem er für einen Mord frei gesprochen wird, bedeutet das noch lange nicht, dass er unschuldig ist. Auf sein Konto gehen noch andere Morde, für die er sich vor

Gericht zu verantworten hat.“ „ Er ist der festen Überzeugung, dass er es nicht war.“ „Wie bitte?“ „Ich weiß, dass was er sagt, hört sich im ersten Moment total irrsinnig an, aber ich glaube ihm. Ich vermute, er arbeitet nicht allein. Und das zeigt allein schon die Tatsache, dass in der Schule jemand ganz anderes sitzt, denn als ich vor Linas Haus stand, da war er bei mir. Wie erklären Sie sich das?“ McDavon hielt kurz inne und erhob sich von seinem Stuhl. „Beten Sie dafür, dass Ihre Anwältin Sie so schnell wie möglich hier raus holt. Und beten Sie auch dafür, dass Rames

endlich diesen Dexter schnappt. Denn sonst haben wir ein großes Problem und darüber sehe nicht einfach hinweg, verstanden?“ „Ja, Sir, ich habe verstanden.“ McDavon verabschiedete sich und es war das letzte Mal, dass ich ihn lebend sah. Die Tür wurde aus heiterem Himmel von außen aufgerissen und ich erblickte im ersten Moment die Waffe, die auf McDavon gerichtet wurde. Ich wollte reagieren, doch ich konnte einfach nicht. Wie erstarrt blickte ich nur noch in McDavons überraschtes Gesicht, das im nächsten Moment völlig entstellt wurde. Der Schuss war nicht ohrenbetäubend, doch ich war mir sicher, dass ihn jeder

hier im Revier gehört haben muss. „Wird Zeit, dass wir uns einen Weg nach draußen bahnen, nicht wahr?“ Es dauerte ein Weile, bis ich realisierte, wer hier vor mir stand. „DU?“ sagte ich mit kratziger Stimme. „Komm schon, wir müssen los.“ „Aber wie bist du hier reingekommen? Das ist unmöglich!“ „McDavon hätte dich ins offene Messer laufen lassen. Ihm ist nicht zu trauen. Und jetzt los, wir haben nicht mehr viel Zeit. Die wachen sicherlich gleich auf.“ Jetzt verstand ich überhaupt nichts mehr.

0

Hörbuch

Über den Autor

LinneaHazel

Leser-Statistik
16

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Gast hmmm...rätsel über rätsel... Ich sag mal nichts und lass mich vom nächsten Kapitel überraschen :*
Vor langer Zeit - Antworten
FindYourselF Oooppss sorry Liebes, war ne angemeldet :D
Vor langer Zeit - Antworten
LinneaHazel Na sowas aber auch.:D
Das nächst Kapitel kommt bestimmt am WE! :)
:-*
Vor langer Zeit - Antworten
FindYourselF Ja das der Nachteil, wenn man über Facebook lesen geht und ne merkt, dass man ja gar ne angemeldet ist :D
Cool ;) Ich müsste ja auch mal wieder schreiben, aber du weißt ja, wie das ist :D
Vor langer Zeit - Antworten
PorterThomson Lass mich raten: Es ist...
Oder anders: "Tot geglaubte leben länger?" Sehr schöne Wendung!
LG Porter
Vor langer Zeit - Antworten
LinneaHazel Lass ich jetzt mal so stehen, ja?
aber du könntest mit deiner Vermutung schon Recht haben!:)

Liebe Grüße
Linn
Vor langer Zeit - Antworten
Gaenseblume Sehr unterhaltsam geschrieben,immer wieder gern. LG Marina Gaenseblume
Vor langer Zeit - Antworten
LinneaHazel Vielen lieben Dank.
Ich wünsch dir noch einen schönen Abend.:)
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
8
0
Senden

103922
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung