
Anshale ist ein Mann auf der Suche nach seiner Vergangenheit. In einem Land, zerrissen von einem Religionskrieg zwischen der Numen-Kirche und den Geisterbeschwörern der Kal’ban bleibt ihm jedoch kaum Zeit, seine verlorenen Erinnerungen aufzuspüren. Lediglich Grauer ,der mysteriöse Anführer der Kal’ban, scheint etwas über ihn zu wissen. Als dieser ihn bittet , ihm dabei zu helfen , einige Gefangene zu befreien findet er sich plötzlich direkt zwischen den verfeindeten Fronten wieder. Und auf dem alles entscheidenden
Schlachtfeld von Ebenwald offenbart sich ihm schließlich eine Wahrheit, die ihn zur Entscheidung zwingt.
Nachdem Anshale den Inquisitor in den Backsteinbau verfrachtet und dort eingesperrt hatte, setzten er, Celcine und der Gerettete Alron sich in dessen Hütte zusammen. Das innere bot kaum genug Platz für die Zwei Personen und den Fuchs. Von den Dorfbewohnern zeigte sich nach wie vor niemand. Anshale war mehr als dankbar dafür. Er war sich nicht sicher, was sonst passieren würde. Er spürte wie sich seine Hand um den Schwertgriff klammerte. Die Waffe in seiner Hand
hatte etwas tödlich Vertrautes. Direkt unter der Oberfläche lauerten die Totenglocken. ,, Was wollten diese Männer von euch ?“ , fragte Anshale. ,, Ich bin kein Gläubiger.“ Es klang wie ein Schuldeingeständnis. ,, Die Numen sehen das nicht gerne. Keine Götter neben ihren, ihr versteht Freund?“ Anshale konnte nur den Kopf schütteln. ,, Ich habe Ungerechtigkeit immer gehasst.“ ,, Und das weißt du woher ?“ , wollte Celcine wissen. Er hatte sie fast vergessen. ,, Ich weiß es einfach.“ Es war dieselbe Art von richtigem Gefühl, das ihn fast
gezwungen hatte, sich dem Inquisitor zu stellen. Und es machte ihm Hoffnung. Ein Teil seiner Erinnerungen war noch irgendwo da. Und nicht nur Erinnerungen. Sein Körper schien nicht vergessen zu haben, wer er war. ,, Ich habe selten einen Kämpfer gesehen der es mit drei Gegnern gleichzeitig aufnimmt.“ Anshale antwortete nicht. ,, Kommt ihr denn jetzt zurecht ?“ , fragte Celcine stattdessen. ,,Fürs erste. Ich fürchte aber ihr habt uns keinen Gefallen damit getan. Sie werden mehr schicken. Bis dahin bin ich besser längst weg.“ Anshale sah auf: ,, Wo wollt ihr denn
hin?“ ,, Ich weiß es noch nicht, vielleicht nach Ebenwald und dann weiter nach Dralyn. Nur so weit weg von den Numen wie möglich.“ Celcine musterte Alron nun mit einer Mischung aus Skepsis und Furcht. ,, Ihr wisst von Ebenwald ?“ ,, Ich hätte nichts verraten, da könnt ihr sicher sein.“ Anshale sah lediglich ratlos zwischen dem Fuchs und dem Mann hin und her. ,, Was ist Ebenwald ?“ ,, Eine Zuflucht. Für Leute wie mich. Zumindest war es das bei meinem letzten Besuch noch. Aber ich war schon eine Weile nicht mehr dort, um nicht
versehentlich jemanden hinzuführen. Mir war klar, dass die Inquisition seit einer Weile ein Auge auf mich hatte.“ ,, Wieso seit ihr dann überhaupt noch hier ?“ ,, Ich weiß nicht ob ihr das Versteht. Aber dieses Haus und das dazugehörige Land gehörten meinem Vater, davor meinem Großvater und noch meinem Urgroßvater. Ich lasse mich hier doch nicht von ein paar Idioten in Rüstung vertreiben. Jetzt aber scheint mir kaum eine Wahl zu bleiben.“ Alron sah einen Moment betrübt vor sich hin. ,, Und wohin seit ihr unterwegs?“ , fragte er
schließlich. ,, Ekklesia. Ich… suche dort nach jemanden.“ , antwortete Anshale. ,, Das ist ein Gefährlicher Ort. Vor allem jetzt wo das Blut zweier Inquisitoren an euren Händen klebt. Nicht, das sie es nicht verdient hätten.“ Alron spuckte aus. ,, Aber wenn ich euch irgendwie helfen kann…“ ,, Na ja. Ein paar Vorräte wären nicht verkehrt. Wir haben noch ein Stück Weg vor uns fürchte ich.“ ,, Wenn ihr euch wirklich nach Ekklesia wagt sicher. Ich werde nicht mehr viel brauchen. Alles, was ich entbehren kann, gehört euch.“ Anshale sah sich unsicher in der kleinen
Hütte um. Es gab nicht viel… ,, Danke, aber genug Vorräte für ein oder zwei Tagesreisen sind mehr als genug.“ , erklärte er ruhig und stand auf. ,, Und ich würde gerne weiter. Solange uns noch Tageslicht gibt wäre es verkehrt das nicht zu nutzen.“ Alron nickte ihm zu. ,, Dann kann ich euch nur noch alles Gute wünschen. Und möget ihr finden, was immer ihr dort sucht.“ ,, Das hoffe ich ebenfalls.“ , sagte Anehlas. Ihr Gastgeber wendete sich an Celcine. ,, Passt auf euern Freund hier auf.“ ,, Keine Sorge, das mache tue ich
bereits.“ ,, Nicht, das es mir viel geholfen hätte, als mich einer der Kerle vorhin erdolchen wollte.“ ,, Wenn das so ist, findest du den Weg nach Ekklesia von hier sicher alleine.“ Von der Ansammlung von Hütten, die Barsai bildeten führte ein ausgetretener, nur lose befestigter durch die Umgebenden Felder. Das Korn darauf stand in voller Reife und Sonne Wind und Wolken malten ständig wechselnde Wellenmuster auf der goldenen Oberfläche. Aber neben dem Farbenspiel brachte der Wind noch etwas anderes, neues. Ein Hauch von Salz. Sie näherten sich
dem Meer. Die grauen Wellen brachen sich an den Kaimauern Ekklesias. Der schwarze Stein des Bollwerks war mit Algen überwuchert, die sich wie Adern aus Malachit durch das Gestein zogen. Hinter dem schützenden Wall lag der Hafen der Metropole. Dutzende von Schiffen jeder Größe legten in ständigem Takt an der Kaimauer an oder ab. Dutzende Arbeiter schleppten Kisten hin und her, Händler priesen Waren an und ab und an erhaschte man in dem durcheinander einen Blick auf eine Gestalt in polierter Rüstung, die alles
misstrauisch beobachtete. Hinter dem Hafen schließlich erstreckte sich die Stadt selbst. Haus reihte sich an Haus. Gedrungene wirkende Hütten wechselten sich mit größeren mehrstöckigen Häuser und Villen. Rauch stieg aus den Schornsteinen auf und legte sich in einem Schleier über die Straßen und verlieh dem Himmel beinahe die gleiche Farbe wie das Meer. Regen lag in der Luft. Und über allem thronte auf einem Hügel die Kathedrale der Numen. Der gewaltige Steinbau ragte beinahe wie ein mahnender Finger zum Himmel auf und die Buntglasfenster wurden von innen von tausenden Kerzen
erleuchtet. Kerzen, die von mehreren hundert Händen gehalten wurden, die in dichten Reihen vor dem Altar standen. Gwent Itras musterte das Schauspiel mit einem Ausdruck von Unsicherheit und Abscheu. Wie der Rest hielt auch er eine Kerze in der Hand und wartete. Anders als bei der übrigen Masse blieben seien Augen aber nicht blind am Altar haften. Sie schweiften über die reich verzierten Buntglasfenster, die ihre eigene Geschichte erzählten. Die Geschichte der Numen. Das erste Fenster zeigte drei hoch
aufragende Gestalten umkränz von Licht. Vor diesen wiederum kniete eine Reihe von Menschen mit abgewandten Gesichtern. Die Offenbarung der Götter, überliefert von den Priestern persönlich. Geschichtsbewahrer wie er… Aber wieso konnte er es dann nicht glauben? In der nächsten Szene waren dieselben Männer und Frauen zu sehen, diesmal jedoch umhüllt von einem eigenen Mantel aus Licht. Ihnen gegenüber stand eine zweite Gruppe begleitet von Tieren und einer Gestalt hinter diesen, die komplett in grau gekleidet war. In den darauf folgenden Bildern wendete sich die zweite Gruppe von den
Lichtgestalten ab und in der darauf… Brennende Dörfer und Städte, die vor den in Licht getauchten Gestalten lagen. Das war der einzige Teil, den er Glauben konnte Weil es keine hundert Jahre her war… Das Massaker von Weisfeld. Der Beginn des heiligen Kreuzzuges. Es gab noch Menschen, die von damals berichten konnten. Die die Wahrheit kannten. Hohepriester Ovit war allerdings keiner dieser Männer. Der Mann, der nun langsam hinter den Altar trat trug einen dunklen Talar seine Hände hatte er an den Fingerspitzen zusammengefaltet. Seine grauen Haare hatte er im Nacken
zu einem kurzen Zopf gebunden. Die herabhängenden Augenlieder gaben ihm das Aussehen eines viel älteren Mannes, nicht das von jemand ende vierzig. Gwent wusste genau, was jetzt passieren würde. Die friedliche, beinahe meditative Atmosphäre in dieser Halle würde sich gleich schlagartig ändern. Mit einem Wort der alternden Gestalt würde aus der Masse eine wilde Bestie. Nur aus ihm nicht. Gwent wusste, das jedes Wort, das nun kam eine Lüge war. Oder schlimmeres. ,, Das Wort der Numen hat alle Winkel der Welt erreicht. Und doch gibt es immer noch einige
unter euch, die sich nicht ihrem eigenen Heil beugen wollen. Es ist unsere heilige Pflicht diese verlorenen einzelnen zu finden und ihnen zu helfen. Sonst setzten sie sich selbst dem Feuer aus.“ Und mit helfen meinst du Konvertieren oder töten. Gwent musterte die Gestalt mit zunehmender Abscheu. Und jetzt folgte endlich die größte Lüge von allen. ,, Unsere Verteidigung durch den Wächter Anehlas, unser Kampf ums Überleben steht vor dem Ende.“ Kampf ums Überleben ? Wer hat dir das Lügen beigebracht Ovit ? Und noch mehr, wer hat diesen Leuten so viel mehr Lügen eingetrichtert, dass sie die schon
gar nicht mehr bemerken. Er hoffte nur, dass es bald vorbei war. Ihm blieb nicht viel Zeit seinen Plan umzusetzen und zumindest ein paar Leben vor diesem Wahnsinn zu retten. Und eines, das ihm mehr bedeutete… Eine Bewegung an seiner Seite brachte ihn dazu kurz wegzusehen. Eine Gestalt in grauer Kleidung Drängte sich, scheinbar unbemerkt, durch die Reihen der Anwesenden. Direkt neben ihm kam der Fremde schließlich zum Stehen und richtete die Augen nach vorne, wie alle anderen. Gwent erhaschte einen Blick auf wettergegerbte Haut und Haare, die von ihrer Farbe fast der Kleidung
entsprachen. Die linke Hand des Mannes blieb beständig in der Nähe eines Schwertgriffs mit sechseckigem Knauf. Irgendetwas an dem Fremden war seltsam, doch trotzdem schien ihn niemand wirklich wahrzunehmen. Nur er…. Die Antwort fiel ihm wie Schuppen von den Augen, als er die Gestalt aus dem Augenwinkel betrachtete. Eine durchscheinende Barriere umgab dessen Körper wie eine zweite Haut. Ein Tarnzauber… Unglaublich mächtige Magie, doch aus irgendeinem Grund hatte der Mann eine Lücke in seinem Schild gelassen. Genau für ihn. ,, Ich habe das Gefühl, ihr sucht nach
mir.“ , setzte Gwent an. ,, Ihr habt angeboten zu helfen, das ist mehr als diese Schafe hier je tun würden“, flüsterte der Fremde. Und fügte hinzu, als hätte er seien Gedanken von vorher gelesen: ,, Vergebt es ihnen, sie wissen es nicht besser. Ich bin sicher sie sind ansonsten sehr nette Leute.“ Gwent schüttelte den Kopf. ,, Wüssten sie, das ihr oder jemand wie ihr hier seit, rissen sie euch in Stücke.“ , flüsterte er. ,, Sie würden es versuchen.“ , berichtigte der Fremde ihn. Irgendetwas an der Selbstsicherheit in der Stimme des Mannes machte ihn noch
unruhiger. ,, Ich bin ein Priester, traut ihr mir denn?“ ,, Um ehrlich zu sein unsere Lage lässt nicht zu, das ich Hilfe ablehne. Und ihr wärt nicht in der Lage mich festzusetzen, glaubt mir.“ Gwent musterte den Fremden gründlicher. Er spürte, wie seine Beine anfangen wollten nachzugeben. Der Mann vor ihm, das seltsame magische Schild, das ihn vor den Augen neugieriger verbarg… Er stand keinem einfachen Menschen gegenüber. ,, Ihr seid doch nicht etwa…“ Gwent musste sich zwingen leise zu Sprechen.
,, Wieso kommt ihr persönlich hierher , Wanderer ?“ ,,Folgt mir,“ wies Grauer ihn lediglich an, als die Messe endete und sich die Reihen langsam auflösten. ,, Könnt ihr den etwas tun ?“ , fragte Gwent. ,, Vielleicht. Ich warte allerdings noch auf jemanden. Ich würde euch daher bitten, nach einer ganz bestimmten Person zu suchen…“ Die Morgensonne stand direkt hinter der Stadt und machte es schmerzhaft, längere Zeit hinzusehen Trotzdem musterte Anshale die Silhouette der Metropole mit
zunehmendem Erstaunen. Das ganze kam ihm bekannt vor. Zu bekannt. Als hätte er schon einmal oder gar mehrmals an genau der gleichen Stelle gestanden und die Stadt gemustert, die keine tausend Schritte vor ihnen lag. Das Meer dahinter bildete eine farbliche Einheit mit dem in rotes Licht getauchten Horizont. Es war ein Gefühl von… Heimkehr ? ,, Ist etwas ?“ Er war einen Augenblick nicht in der Lage zu antworten. ,, Ich kenne diesen Ort.“ , sagte er dann. ,, Wie in , du warst schon mal hier ?“ ,, Mehr als das. Ich glaube fast… ich habe hier gelebt. Oder… tue es noch?“
Er gab sich einen Ruck.
,, Wir werden es wohl kaum herausfinden, wenn ich hier herumstehe was ? Und du hast keine Ahnung, wieso Grauer hierher wollte?“
,, Er macht eben immer was ihm Grade in den Kopf kommt. Egal wie dumm das ist.“
| EagleWriter Ich sitz schon dran^^ Heute Abend denke ich lg E:W |