Kurzgeschichte
Wundersame Weihnacht

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"Wundersame Weihnacht"
Veröffentlicht am 25. Dezember 2013, 20 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: olly - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Susanne Ulrike Maria Albrecht hat bereits zahlreiche Werke veröffentlicht und wurde mehrfach ausgezeichnet. Beim vierten internationalen Wettbewerb "Märchen heute" belegte sie den ersten Platz.
Wundersame Weihnacht

Wundersame Weihnacht

Ein wundersames Weihnachtsfest

Susanne Ulrike Maria Albrecht Eitersbergstraße14  

66482 Zweibrücken

Deutschland

Tel.:06332-206580

E-Mail: engel0311@gmx.de http://susanne-ulrike-maria-albrecht.over-blog.de






Wundersame Weihnacht


von 


Susanne Ulrike Maria Albrecht




Mit einem lauten Knall schlug Sebastian die  Tür hinter sich zu. Wütend warf er die Jeansjacke in  die Ecke seines Zimmers und ließ sich traurig aufs Bett fallen. Während er mit den aufsteigenden Tränen kämpfte, schaute er auf den beleuchteten Messingstern. Wie der Stern über Bethlehem  strahlte dieser elektrisch beleuchtete Stern aus blank poliertem Messing in seinem Fenster. Seine  Mutter hatte ihn dort angebracht

und täglich steigerte er seine Vorfreude auf Weihnachten. Morgen  war Heiligabend und draußen fielen sogar die ersten Schneeflocken, alle Voraussetzungen für ein  wunderschönes Weihnachtsfest waren gegeben, nur seine Mutter hatte ihm die Freude daran gründlich verdorben. Gerade heute beim Plätzchen backen hatte sie ihm mitgeteilt, dass er sich  schon einmal mit dem Gedanken anfreunden müsse, dass sein Geschenk in diesem Jahr bei Weitem kleiner ausfallen würde als gewünscht. Bei dieser Ankündigung hatte sie  Tränen in den Augen und  erklärte ihm, dass sie als allein erziehende Mutter, deren Arbeitgeber die diesjährige

Weihnachtsgratifikation gestrichen hatte, ganz besonders sparen müsse. Sebastian wünschte sich  ganz weit weg zu sein und wollte damit all diesen Ungerechtigkeiten, die ihm jetzt widerfuhren,  entfliehen. Aber allem voran wollte er es seiner Mutter heimzahlen, ihr einen anständigen Denkzettel verpassen. Mit seinem Verschwinden würde er ihr sogar einen großen Dienst erweisen.  Denn ohne ihn würde sie bestimmt viel besser zurechtkommen und müsste nicht jeden Cent  zweimal umdrehen, dachte er zornig und erhob sich zu allem entschlossen von seinem Bett. Wenn  er erst einmal nicht mehr da wäre, dann

würde sie die Sache mit dem Geschenk und dem Sparen  mehr als bitter bereuen.



Sebastian setzte sich an seinen  Tisch, nahm ein Blatt Papier und fing an zu schreiben. Obwohl er noch nicht eingeschult war, konnte er bereits lesen und schreiben, was er  seiner Mutter zu verdanken hatte und ihm jetzt zugutekam. Er wollte dorthin, wo sich der  Weihnachtsmann das ganze Jahr über aufhielt mit all den bunten, schönen Sachen und Geschenken,  die so groß waren, dass sie gar nicht eingepackt werden konnten. Solange er seinen Wunsch   persönlich an den

Weihnachtsmann richtete, kullerten seine Tränen aufs Papier und vermischten sich mit der  Tinte. Nachdem er fertig geschrieben hatte, faltete er das Stück Papier zu einem  Flugzeug, öffnete das Fenster mit dem Stern von Bethlehem und ließ es durch den dunklen Nachthimmel mit all den unzählbaren, lautlosen Schneeflocken gleiten. Erst als es nicht mehr zu  sehen war, schloss er das Fenster und legte sich trotzig aufs Bett. 


Der Duft der frisch gebackenen Plätzchen zog durch die ganze Wohnung und machte auch vor seinem Zimmer nicht halt. Obgleich  sein Magen knurrte,

wollte er standhaft bleiben und seiner Mutter die Zähne zeigen. Müdigkeit breitete sich über ihm aus, er schlief ein und wachte mitten im  Traumland wieder auf. 



Ein  wunderschöner, alles überstrahlender Engel nahm ihn bei der Hand und führte ihn an den Ort seiner Wünsche. Der Weihnachtsmann war derweil mit seinem voll gepackten Schlitten unterwegs, um all  die vielen Geschenke pünktlich abzuliefern. Spielsachen, Musikgeräte, Bücher ... so weit das Auge  reichte. Alles lag da, was Sebastians Herz begehrte. Aber sein

besonderes Augenmerk galt dem Kleidungsstück, das direkt vor ihm lag.Genau die Jacke, die er sich schon das ganze Jahr über  sehnlichst gewünscht hatte und die er jetzt nicht erhalten sollte. Er nahm sie auf, zog sie an und  tatsächlich passte sie wie angegossen. Sogar ein Spiegel stand plötzlich da, in dem er sich ausgiebig  

und freudestrahlend betrachten konnte. 


Ein wertvolles und wunderschönes Kleidungsstück von  überaus langer Lebensdauer war dieser robuste Lammfellblouson im Fliegerstil. Für das Modell hatte man die Farbe Sand ausgewählt und mit Antik-Finish

versehen, wodurch der Blouson noch authentischer wirkte. Mit durchgehendem Reißverschluss, zwei Schubtaschen, sportlichen  Schließen seitlich am Bund sowie zwei Innentaschen mit Reißverschluss war er ein treuer Begleiter  durch die kalte Jahreszeit. Sebastian hörte nicht nur die Worte des Verkäufers, sondern sah diesen  geradewegs und zuversichtlich lächelnd hinter sich stehen, während er sich selber im Spiegel  bewunderte. 



Dennoch verging ihm blitzartig die Freude an seinem schönen, teuren Geschenk, als  ihm der Engel zeigte, wie

traurig seine Mutter über sein Verschwinden war und sich aus Verzweiflung über den Verlust ihres über alles geliebten Sohnes von einer Brücke stürzte. Sebastian  zog die Jacke aus und ließ sie achtlos auf den Boden fallen, während er mit tränenerstickter Stimme den Engel bat, ihn doch wieder nach Hause zu seiner Mutter zu bringen, die er mehr als alles und  jeden anderen liebte.


Der Engel nahm ihn gütig lächelnd bei der Hand und erklärte ihm, dass nur allein die Liebe das größte Geschenk im Himmel wie auf Erden sei.



Es war Weihnachtsmorgen.  Sebastian rieb sich den Schlaf aus den Augen und schaute durch das Fenster mit dem Bethlehemstern auf die einladende geschlossene Schneedecke. Bei dem Anblick des Sterns musste  er sogleich an seine Mutter denken, die diesen so liebevoll an seinem Kinderzimmerfenster aufgehängt hatte.


Beunruhigt und angsterfüllt schlich er auf der Suche nach ihr durch die Wohnung  und fand sie glücklicherweise in der Küche vor. Dort war sie noch immer zugange, ganz leise zwar,  um ihn nicht zu wecken. Und wieder stieg ihm der Duft der frisch gebackenen

Plätzchen in die  Nase. Die  Tränen der Freude und Erleichterung liefen ihm bei ihrem Anblick über die Wangen. 


Wie  immer wenn er sie sah, ging die Sonne für ihn auf. Er war Zuhause und seine über alles geliebte  Mutter stand vor ihm. Rasch lief er zu ihr hin und umarmte sie wortlos. Sie zog ihn schweigend und  verständnisvoll an sich. Sie brauchten keine Worte. Sie verstand ihn, so wie sie immer alles  verstand. Sebastian fühlte sich glücklich und geborgen. 


Er hörte wieder die Stimme des wunderschönen, alles überstrahlenden

Engels, der ihm ins Ohr flüsterte, dass nur allein die Liebe  das größte Geschenk im Himmel wie auf Erden sei. 



Als sie am Abend von der Kirche zurückkamen  und es Zeit war für die Bescherung, fand Sebastian unter dem Weihnachtsbaum den  Lammfellblouson, den er sich so sehr gewünscht und den er in seinem  Traum, oder war es gar kein  Traum gewesen, so achtlos hatte zu Boden fallen lassen. Hastig schlüpfte er in die Jacke und warf  sich voll Dankbarkeit in die Arme, seiner nicht weniger überraschten Mutter. 


Die kleinen  goldfarbenen Glöckchen am Baum fingen leise an zu klingen und Sebastian wusste, dass er dieses wundersame Weihnachtsfest niemals vergessen würde.



Copyright Susanne Ulrike Maria Albrecht




Von der Autorin Susanne Ulrike Maria Albrecht erschienen bereits zahlreiche Werke in Anthologien  und Literaturzeitschriften. Ihr Gedichtband „Weiße Hochzeit“ wurde 2010

herausgegeben. Beim 8.  Wolfgang A. Windecker Lyrikpreis 2011 belegte sie den zweiten Platz. Im Mai und im Oktober  2012 wurden vertonte Gedichte von ihr im Radio gesendet. Beim Literaturwettbewerb „Märchen  heute 2013“ erzielte sie den dritten Platz. Auf der Internetpräsenz http://susanne-ulrike-maria- albrecht.over-blog.de finden Sie immer die neuesten Veröffentlichungen, Gedichte, Auszeichnungen  und vieles mehr von der Künstlerin. „Verdächtige und andere Katastrophen“ von Susanne Ulrike  Maria Albrecht wird vom Verlag 3.0 herausgegeben.

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Über den Autor

Delphinpaar
Susanne Ulrike Maria Albrecht hat bereits zahlreiche Werke veröffentlicht und wurde mehrfach ausgezeichnet. Beim vierten internationalen Wettbewerb "Märchen heute" belegte sie den ersten Platz.

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koollook Schöne Geschichte. Obwohl es gerade nicht Weihnachten ist fühle ich doch den Geist dieses Festes nach dem Lesen.
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Eine Geschichte mit schöner Botschaft.
Gefällt mir.

Liebe Grüße
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
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