Fantasy & Horror
Tief in Medusas Augen - Leseprobe III

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"Eine Tragoedie 1. Akt/6. Szene"
Veröffentlicht am 09. Dezember 2013, 18 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Zu schreiben ist für mich etwas vom Schönsten, was man in seiner gegebenen Zeit tun kann. Es hilft mir, mich vom strengen Schulalltag abzulenken und meiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Unglaublich faszinierend finde ich antike Mythologien, vor allem die römische Mythologie. (Daher rührt im Übrigen auch mein Pseudonym Aquilifer, was Adlerträger bedeutet.) Ich bin sehr gespannt auf eure Kommentare und nehme gerne Kritik und ...
Eine Tragoedie 1. Akt/6. Szene

Tief in Medusas Augen - Leseprobe III

Vorwort

Liebe Leser,

Vielleicht haben einige von euch bereits die 1. und 2. Leseprobe von meinem Theaterstück unter die Lupe genommen. Das waren die 1. und die 2. Szene. Nun mache ich aber einen ziemlich grossen Sprung und veröffentliche gleich eine Leseprobe der 6. Szene.


Leider konnte meine Textformatierung nicht ganz übernommen werden, aber es sollte trotzdem recht gut leserlich sein. Die Bemerkungen in den Klammern wären eigentlich kursiv geschrieben, wie auch die kurzen Handlungssätze

zwischen dem Gesprochenen.


Ich bin sehr gespannt auf eure Kommentare und würde mich auch sehr über kritische Bemerkungen und Verbesserungsvorschläge freuen, die mir helfen, das Theaterstück besser zu schreiben.


Ich wünsche euch eine schöne Adventszeit und viel Spass beim Lesen,


Lg Aquilifer

6. Szene

Medusa. Stheno. Euryale. An den Ufern des Amazonas nahe Manaus. MEDUSA. Ach, sie erscheint nie zur Stunde, die vereinbart war, meine älteste Schwester! Nie, obschon sie letztens einem jungen Wilderer eine goldene Armbanduhr abgenommen hat! Wo auch immer sie ist, es scheint mir, als müsse ich ein paar weitere Minuten dem Gott der Geduld dienen. Zumindest ist es hier, an den Ufern des Rio Negro, still, und solange ich dem Wasser nahe sein kann, bin ich in der Gegenwart meiner alten Herrschaften. (lächelt traurig.) Ach,

Vater, der du dich Phorkys nennst, wieso verabscheust du meine Gestalt? Gemächlich windet sich Medusas langer Körper zum äussersten Rand des Ufers heran, wo sie sich niederlegt. Sie hält ihre rechte Hand ins sanft fliessende Wasser und beobachtet dabei nachdenklich, wie es ihre messingenen Krallen umfliesst. MEDUSA. So viele deiner Söhne und Töchter haben das Antlitz eines Ungeheuers. Nenne mir folglich einen Grund, warum du mich nicht so siehst wie meine

Geschwister. Niemand antwortet. MEDUSA. (betrübt.) Wie du willst. Ich werde es ein anderes Mal wieder versuchen, auch wenn du mir wiederum nicht antwortest. Eines fernen Tages wirst auch du mich so akzeptieren wie ich bin. Gewiss verdienst du meine seltenen Tränen nicht, doch trotzdem vergiesse ich nun eine um der Sehnsuchtswillen. Wegen der Sehnsucht nach deiner Akzeptanz, nach meiner für immer verlorenen Zugehörigkeit und nach einem Mann, der weder göttlicher Abstammung ist noch durch meinen

liebenden Blick versteinert. Stheno tritt zwischen den Bäumen hervor. STHENO. Medusa, meine kleine Schwester! Was blickst du so trübe ins schwarze Nass? Bin ich schuld an deinem bekümmerten Gemüt? MEDUSA. (erhebt sich voll Eleganz.) Was redest du denn? Sicher nicht, grosse Schwester! Ich hoffte bloss, dass Vater endlich mein Bitten erhört und mit seiner verfluchten Tochter einige Worte wechselt. Aber dir ist gewiss bekannt, wie Vater zu mir und meiner Gestalt steht. Er meidet mich schon so lange

Zeit. Jahrhunderte, nein, gar Jahrtausende! STHENO. Bei Athenes arrogantem Hintern! Unser Vater hat schon zu viele Äonen auf dem Buckel! Blind durch sein hohes Alter, vermag er deine Schönheit nicht mehr zu sehen. Du magst vor tausenden von Jahren vielleicht diese schlangenhafte Gestalt aufgebürdet bekommen haben, doch dein wunderschönes Gesicht wie auch deine fraulichen Hüften sind wie die von einem Menschen. Schaue mich an, kleine Schwester! Geboren wurde ich mit diesem Körper, der mit grünen Schuppen überzogen und ebenso schlangengleich

wie der deine ist. MEDUSA. Ach, Schwester! Ich möchte doch nur ein wenig Gesellschaft. STHENO. Das verstehe ich, auch wenn mich nicht dasselbe versteinernde Problem plagt wie dich. Du hast mein vollstes Mitgefühl, und wie versprochen werde ich ewiglich dir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die beiden Gorgonen umarmen sich, wobei Medusa sogleich neue Lebensfreude fasst und sogar ein Lächeln zustande

bringt. MEDUSA. Ich danke dir für diese erfreulichen Worte. STHENO. Nicht doch, kleine Schwester! Dank gebührt denen, die ihn verdienen. Doch für mich ist es eine heilige Pflicht, dir in guten wie in schlechten Zeiten beizustehen. Überraschend reckt Euryale ihren Kopf aus dem Wasser und gleitet in Windungen aus dem Fluss auf ihre Schwestern zu. EURYALE. Aus deinem Mund spricht die

reinste Wahrheit, alte Schwester! STHENO. (voller Begeisterung.) Euryale, du kleine, rote Giftschlange! Was treibt dich derart weit weg von unserer geliebten Heimat Libyen? Noch vor Jahrtausenden hattest du mich gezwungen, dich alleine an jenem Ort zurückzulassen, da du nicht gewollt warst, Medusa, deiner kleinen Schwester, in die Verbannung zu folgen. EURYALE. Bitte, vergebt mir meine Feigheit, geliebte Schwestern! Ich fürchtete mich vor dem grausamen Perseus, der doch unsere kleine Schwester gefangen nahm, ihr die Augen

verband und sie nach Griechenland verschleppte. Habt ihr schon von den Geschichten gehört, die sie über Medusa erzählen? MEDUSA. (knirscht mit den Zähnen.) Gewiss! Wie könnt‘ ich das nicht! STHENO. In allen Überlieferungen wurde diese irrtümliche Lüge niedergeschrieben. EURYALE. Grässlich! Mir graust es davor, dich mir enthauptet vorzustellen, Medusa. Ich zittere bloss beim Gedanken

daran. STHENO. Glücklicherweise ist dem nicht so. MEDUSA. Glücklicherweise? Wisst ihr überhaupt, was damals geschehen ist? Zuerst wollte er mir tatsächlich den Kopf abschlagen, aber da erkannte er -wie auch immer - , dass meine versteinernden Augen nutzlos würden, wenn ich tot wäre. Folglich entschloss er, mich mit Gewalt zu seiner Gefangenen zu machen und mich zu demütigen. Ihr habt keine Ahnung, wie ich mich damals fühlte. Zu alldem Übel trug ich zu jener Zeit zwei Kinder,

Pegasos und Chrysaor, von Poseidon in mir. Denn es war erst ein halbes Jahr vergangen, seit ich von der gnadenlosen Athene zu dieser Gestalt verdammt worden war. (erhebt ihre Stimme noch weiter.) Nachdem er mich gefesselt hatte, nahmen er und seine Männer mich auf sein Schiff mit und segelten eben nach Griechenland. An das, was danach geschah, kann ich mich nur noch bruchstückhaft erinnern. Alles war derart finster zu jener Zeit und herzlos… STHENO. (mit sichtlicher Sorge.) Aber, kleine Schwester, aus welchem Grund sprachst du mit mir nie

darüber? MEDUSA. Aus demselben, warum ich auch jetzt nicht mit euch beiden darüber sprechen werde. STHENO. (ungewollt wütend) Hat dich der Wahnsinn schon so sehr zerfressen, dass du nicht einmal Euryale und mir vertraust? Traurig wendet Medusa ihrer ältesten Schwester den Rücken zu und entfernt sich wenige Meter von ihnen. MEDUSA. Lasst mich doch bitte mit meinem „Wahnsinn“ allein! Ich brauche

Zeit für mich! Stheno, du weisst ja, wo sich meine Höhle befindet. Du könntest Euryale liebend gerne dorthin begleiten. STHENO. Wie du meinst, kleine Schwester, aber ich sage dir eines: Du warst viel zu lange alleine, und das hat dich derart verändert, dass ich dich oft nicht mehr wieder erkenne. Euryale und Stheno gehen ab.





© by Aquilifer

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Zu schreiben ist für mich etwas vom Schönsten, was man in seiner gegebenen Zeit tun kann. Es hilft mir, mich vom strengen Schulalltag abzulenken und meiner Fantasie freien Lauf zu lassen.
Unglaublich faszinierend finde ich antike Mythologien, vor allem die römische Mythologie. (Daher rührt im Übrigen auch mein Pseudonym Aquilifer, was Adlerträger bedeutet.)


Ich bin sehr gespannt auf eure Kommentare und nehme gerne Kritik und Verbesserungsvorschlage entgegen.

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