,, Die größte Gefahr für einen Seher ist letztlich seine eigene Gabe. Im Voraus zu wissen ob man scheitert macht es schwierig die Richtigen Entscheidungen zu treffen“ Varis Galeron Wirbelnde Dunkelheit, Farben. Ein Ufer schälte sich aus dem Nebel in seinem Verstand. Er hatte es schon mal gesehen.
Eine Vision von sich selbst an einem Sees, den der Sonnenaufgang Rot färbte. In der rechten Hand hielt er ein Schwert. Die Linke hatte er lose in die Hüfte gelegt. Er stand mit dem Rücken zum See. In der Ferne näherte sich etwas. Eine Gruppe von Reitern kam mit gewaltigem Tempo auf ihn zu. Die Staubwolke verdeckte seine Sicht. Kurz bevor die Kavallerie ihn erreichte, endete seine Vision. Als Jaret aufwachte wusste er einen kurzen Moment nicht wo er war. Dann brachen die Ereignisse der letzten Nacht über ihn herein wie eine Flut. Mit einer Hand tastete er nach dem Bolzen. Ein
weißer Verband spannte sich über die Wunde. Dort wo er getroffen worden war befand sich lediglich ein roter Fleck. Auch an seiner linken Hand befand sich ein Verband Langsam setzte Jaret sich auf und sah sich um. Er lag in einem kleinen Bett, das in einer Holzhütte stand. Durch ein einzelnes Fenster konnte er sehen, dass er sich noch immer in den Bergen befand. Ich durchfuhr nur eine einzige Frage als er an seine letzte Vision dachte. Hatte er seinen Tod gesehen? Und während sein Verstand langsam begann seine Bruchstückhafte Erinnerung zusammenzusetzen, keimte in ihm eine weitere Frage auf. Wer hatte sie
gerettet? Er versuchte aufzustehen und obwohl er immer noch ein wenig wacklig auf den Beinen war, ging es ihm doch besser als er selbst vermutet hatte. Eigentlich sogar besser als seit Tagen. Seine Sachen lagen, ordentlich zusammengefaltet, auf einem Stuhl in der Nähe der Tür. Sein Rucksack stand daneben. Sein Wanderstab lehnte an dem Stuhl. Nachdem er sich angezogen hatte, durchsuchte er den Rucksack. Das Buch der Seher fehlte.... Er durchsuchte den Rucksack ein weiteres Mal. Nichts. Das Buch war
Weg. Jemand musste es herausgenommen haben. Vielleicht waren es Revan oder Jade gewesen oder der Mann der ihnen in der Schlucht geholfen hatte. Er hatte nur ein paar Bruchstückhafte Erinnerungen an die Zeit nach dem er von dem Bolzen getroffen worden war. Regen, ein vom alter und Wetter gezeichnetes Gesicht, die Worte..... Hatte ihr Retter tatsächlich gesagt er habe die Seher-Magie studiert? Möglicherweise… Er würde es bestimmt nicht durch Rumstehen herausfinden. Jaret verließ das Zimmer und fand sich in einem
großen Zimmer wieder. An der Wand stand ein Kamin in dem ein kleines Feuer brannte. Ein kleines Bücherregal, in dem neben drei Wälzern noch ein Sammelsurium aus Kleinkram gestapelt lag. Ein Kristall, dessen glasklare Oberfläche das Sonnenlicht brach, das ihn traf. Mehrere versiegelte Schriftrollen… und ein goldener Globus, der bequem in Jarets Hand passte. Fasziniert betrachtete er einen Moment die Oberfläche, in die die Umrisse des Kontinents und die Grenzen der drei Länder eingearbeitet waren. Raven hoch im Norden, wo die Konturen des Landes zerfaserten zu Inseln und Fjorden, die
die Gegen durchschnitten. Darunter Egarium. Sie mussten jetzt bereits ziemlich nah an der Grenze sein, wenn er darüber nachdachte. Und parallel dazu gelegen Arbitrium. Darum befand sich nur der Ozean. Jaret legte die Kugel zurück. Von einer weiteren Tür hörte er Stimmen. Er trat hindurch und wurde einen Augenblick lang von der Sonne geblendet, die ihm entgegenschien. Vor der Hütte saßen Revan, Jade und der Mann aus der Schlucht an einem grob gehauenen Tisch. Das Irrlicht Lis kreiste in einigem Abstand um ihre Köpfe. Das Buch der Seher hatte der fremde
Mann aufgeschlagen vor sich liegen. Seine grauen Augen wendeten sich Jaret zu, als er diesen in der Tür stehen sah. Ein von Wetter und auch Alter gezeichnetes Gesicht sah ihm entgegen. ,, Sieh mal einer an wer da von den toten Auferstanden ist. Komm her Junge wir haben einiges zu Besprechen. “, sagte der Alte in einem herzlichem Tonfall, der allerdings auch keinerlei Wiederspruch duldete. Das schlechte Wetter das sie auf ihrem Weg begleitet hatte war verflogen. Stattdessen Schien die Sonne und von dem Vorsprung aus auf dem die kleine Hütte erbaut worden war schien es Jaret so als könnte er unendlich weit sehen.
Was wie ihm natürlich bewusst nicht stimmen konnte. Trotzdem warf der Wetterumschwung eine weitere Frage auf. ,, Wie lange war ich...“ ,, Bewusstlos ?“ , fragte Revan, der grade an einem Stück Käse knabberte. ,, Nur einen Tag und dank der Heilkunst von Gerret hier, war mehr auch nicht nötig.“ Er sah zu dem alten Mann. Das war er also… Gerret Giller, der Magier wegen dem sie hierhergekommen waren. Es gab keine Zufälle mehr. Die Art allerdings, wie Revan den Zauberer musterte gefiel ihm gar nicht. Der Schütze kam ihm plötzlich Fremder vor, als jemals zuvor. Kannte er Gerret
etwa? Dieser schien allerdings nicht zu bemerken oder Revan einfach zu ignorieren: ,, Allerdings, gestern haben wir alle eine Weile gedacht, du würdest gar nicht mehr aufwachen.“ Er sah zu der Tabajaxie, die bisher geschwiegen hatte. ,,Jade hier auch, oder ?“ Einen Augenblick sah sie nur vor sich hin, dann stand sie jedoch auf und umarmte Jaret einen Augenblick. Jaret war von der plötzlichen Umarmung so überrascht, dass er fast rückwärst gestolpert wäre. Aber nur fast. Danach setzte sie sich einfach wieder hin. Ohne ein Wort. Jaret stand einen Augenblick nur da,
dann räusperte er sich verlegen und setzte sich gegenüber von Giller an den Tisch. Er wusste nicht recht wie er beginnen sollte. ,, Wie viel wisst ihr schon ?“ Gerret schmunzelte. ,, Das meiste, aber vielleicht beginnst du noch einmal von vorne. Ich kann nicht ganz glauben, was deine Freunde mir erzählt haben. Du bist ein Seher?“ ,, Es würde keinen Unterschied machen ob ich in dieser Hinsicht Lüge oder nicht.“ , gab Jaret zu bedenken. Der Zauberer nickte. ,, Wenn der Rest auch nur halb wahr ist, nicht.“ Er schlug das Buch der Seher zu und reichte es
wieder Jaret. ,, Aber das hier ist nicht ohne Grund in deinem Besitzt.“ ,, Wenn es euch wirklich nur darum geht, ja. Ich bin was ich bin. Ein Seher.“ Er sah dem Magier direkt in die Augen, hinter denen dasselbe geheime Feuer zu brennen schien wie einst hinter Rubens. ,, Ob ich Angst davor habe ? Oh ja. Aber noch mehr Angst macht mir die Tatsache, dass ein Mann, dem ich dachte vertrauen zu können, die Seelen seiner eigenen Untertanen stiehlt.“ ,, Davor… solltest du tatsächlich Angst haben.“ , erwiderte Gerret ernst. ,, Ich bin nur aus einem Grund hier.“ , fuhr Jaret fort. ,, Um Hilfe zu suchen. Was Ruben tut ist falsch in jeder
Hinsicht. Es gibt nur eines, das mich interessiert. Werdet ihr etwas tun?“ ,, Du bist ziemlich vorlaut.“ , antwortete der Zauberer. ,, Aber das ist gut. Ein Seher sollte das recht haben für andere Voreilig zu sein.“ Er seufzet ,,Das musste ja irgendwann so kommen.“ ,, Was musste irgendwann so kommen ?“ , fragte Jaret. ,, Wisst ihr, ich kenne Ruben schon sehr lange. Er hatte immer eine Schwäche dafür, Grenzen zu übertreten.“ , sagte Giller mit Ernstem Ton. Danach blieb er lange Still. Jaret wollte schon fragen was los war, als der Zauberer anfing zu sprechen. ,, Das Buch des Blutes.“ , setzte er an,
machte dann aber wieder eine Pause, als wüsste er nicht wie er fortfahren sollte. ,,. Das Buch hat die Eigenschaft entwickelt, ich suche nach einem passenden Wort…, den Benutzer zu beeinflussen. Fast wie ein verzauberter Gegenstand. Es ist praktisch das Gefäß für den Willen der Magier von damals. Ich fürchte Ruben hat diese Gefahr maßlos unterschätzt und ist auf dem besten Weg so zu werden wie sie. Und wenn das stimmt, steht das Schlimmste noch bevor. Desto mehr Zeit vergeht desto schlimmer wird es werden.“ ,, Und was bitte sollen wir jetzt tun ?“ , fragte Revan angespannt. Er sah zwischen dem Magier und Jaret hin und
her, als erwarte er jeden Moment, dass einer der Beiden auf ihn losging. Was war nur mit ihm los… ,, Nun vielleicht erzählt er mir , was mit seiner Hand passiert ist ?“ , sagte Giller mit einiger Schärfe und deutete auf Jaret. ,, Falls du nämlich nicht zufällig damit in ein Lagerfeuer gefallen bist ,und ich glaube kaum das du so dumm wärst, gibt es nur eine andere Ursache dafür und die hättest du nicht überlebt, also ?“ ,, Ruben hat mich angegriffen.“ , erwiderte er unsicher. ,, Ich weiß nicht was dann passiert ist.“ ,, Du hast überlebt.“ , antwortete der Magier ,, Interessant. Darf ich die Hand noch mal
sehen?“ Jaret streckte dem Zauberer die Linke über den Tisch hinweg hin. Vorsichtig löste der Mann den Verband darum. Das Brandmuster bildete Mittlerweile Schwarze streifen die sich quer über den Handrücken zogen. Langsam fuhr der Alte mit einem Finger eine der Linien nach. ,, Ich habe versucht es zu heilen aber der Zauber der das hier verursachte hat sich tief eingebrannt. Wirklich Interessant. Bei mir war es ein Sturz von einer Klippe.... War vermutlich weniger Schmerzhaft.“ ,, Was meint ihr damit ?“ , fragte Jaret. ,, Die Begabung zur Magie ist zwar
angeboren , aber es braucht bei dem meisten einen ersten Auslöser, einen Moment, in dem spontane Magie wirken kann, meistens ein Moment in dem man unter großem Stress steht. Bei dir war es Rubens Angriff.“ ,, Mir gefällt nicht, worauf das hinausläuft.“ , bemerkte Revan. Jaret nickte. Er musste ihm zustimmen. Er ahnte die Bedeutung. ,, Du bist ein Magier , Jaret. Nicht verwunderlich. Die Seherbegabung ist nur eine andere Art von Magie. Und du wirst lernen müssen, das zumindest zu kontrollieren.“ Er sah zu Revan. ,, Magie ohne Kontrolle, kann gefährlich sein.“ Gerret streckte ihm die linke Hand
über den Tisch hinweg hin. Eine Erinnerung kehrte an die Oberfläche von Jarets Bewusstsein zurück. Er hatte diese Situation bereits in einer Vision gesehen. Damals hatte er die Hand ergriffen. Hatte er überhaupt die Möglichkeit anders zu handeln? Er wusste es nicht. Er wusste nur dass er letzten Endes Einschlug. Hatte er überhaupt eine Wahl gehabt? Danach zerstreute sich die kleine Runde.
Revan stand beinahe fluchtartig auf und verschwand einen ausgetretenen Weg hinab, der von der Hütte des Zauberers ins Tal führte. Gerret sah ihm einen Augenblick nach, bevor er sich ebenfalls erhob. ,, Es gibt wohl… einiges zu klären.“ Er klang angespannt, bevor er ohne eine weitere Erklärung dem Schützen folgte. Jaret und Jade sahen sich nur einen Augenblick an. Jaret zuckte mit den Schultern. ,, Was immer das jetzt grade war…“ ,, Er hat Angst.“ , antwortete Jade, die kaum aufsah. ,, Wer, Revan ?“ Sie nickte. ,, Ich schätze, ab hier ist für
uns alles vorbei. Ab jetzt ist es dem Zauberer überlassen.“ ,, Nein. Ich könnte nicht einfach gehen, bis ich weiß, dass Ruben aufgehalten ist“ Wie immer das aussehen würde. Er bemerkte wie seine linke Hand anfing zu zittern. Es schien nur eine Möglichkeit zu geben. Aber wenn Gerret Recht hatte, war der Zauberer nicht selbst für seine Taten verantwortlich. Nicht ganz zumindest… Ein Erleichternder Gedanke. Auch wenn er akzeptieren musste, das der Mann, den er einmal gekannt hatte vielleicht nicht länger existierte. ,, Du kannst dich nicht um alle kümmern. Das Beste, was du noch
erreichen wirst, ist dich umbringen zu lassen.“ , bemerkte Jade beinahe vorwurfsvoll. ,, Das sollte mich aber nicht daran hindern es zu versuchen. Ich war einmal geblendet.“ Er hatte vergessen, was auf den Straßen Seminiums geschah. Und er hatte Rubens Absichten zu spät hinterfragte wie es ihm schien. ,, Das passiert mir nicht noch einmal. Wenn du gehen willst, steht dir das jedoch frei.“ Jaret versuchte neutral zu klingen. ,, Genau das habe ich vor.“ Er musste ein leises Lachen unterdrücken, als er die Lüge erkannte. ,, Nein hast du nicht. Deine Ohren zucken, wenn du
lügst.“ Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ,, Ich wüsste überhaupt nicht wohin ich sollte. Seminium wäre ein Todesurteil.“ Insgeheim war er froh, dass sie blieb. ,, Sieh es einfach als Neuanfang.“ ,, Das fällt dir offenbar leicht.“ ,, Hey, abwechslungsreich ist es. Abgesehen von den Momenten, wo man versucht mich umzubringen.“ Jade schüttelte lediglich den Kopf. Als sie wieder aufsah lächelte sie jedoch. ,, Du bist ein seltsamer
Mensch.“ ,, Also, wer seit ihr wirklich ?“ , fragte Gerret, als er sich der in schwarz gekleideten Gestalt näherte. Revan schwieg lediglich und sah einen Augenblick den Weg zurück, den sie gekommen waren. Die Hütte des Zauberers war längst außer Sichtweite und um sie herum fiel der Felsen auf drei Seiten steil ab. Ein falscher Schritt und ein unvermeidbarer Sturz in die Tiefe wäre die Folge. Gerret musste gemerkt haben, in welche
gefährliche Position der Mann ihn geführt hatte. Der Magier wurde langsamer und blieb stehen. ,, Ist es wirklich wichtig, wer oder was ich bin ?“ , erwiderte er und wiederholte damit fast Jarets Worte. ,, Wir stehen auf ein und derselben Seite in dieser Sache.“ ,, Tuen wir das ? , fragte Gerret Das Irrlicht schwebte in einiger Entfernung in Schulterhöhe Revans, der dem Zauberer nun den Rücken zudrehte. ,, Und wenn die Situation anders wäre, wären wir dann immer noch auf derselben Seite ? ,, Ich rieche die Magie in eurem Blut bis hierher, aber ihr habt sie nicht genutzt um euch zu
verteidigen.“ , sagte er. ,, Ihr seid nicht, was ihr vorgebt zu sein. Revan lächelte müde. ,, Ich habe dem grauen Orden schon vor einiger Zeit den Rücken gekehrt.“ , erwiderte Revan. ,, Dann gibt es ihn noch?“ ,, Ich weiß es nicht. Ich schätze wen, dann haben nur wenige überlebt.“ ,, Und doch reißt ihr mit einem magischen Wesen zusammen.“ , stellte der Magier fest und sah in Richtung des Irrlichtes. ,, Das ist eine lange Geschichte.“ ,, Die euch nichts angeht.“ , fügte Lis hinzu. ,, Wichtig ist nur, das ich keinen Streit
mit euch habe.“ , sprach Revan weiter. ,, Und ich nicht Plane euch zu schaden.“ ,, Ihr hättet wenig Erfolg damit.“ , versicherte Gerret, dessen Stimme jetzt jedoch weniger streng wurde. Hatte er etwa Mitleid mit der einsamen Gestalt? ,, Was ist mit Jaret ?“ ,, Was soll mit dem sein ? Wir sind uns mehr zufällig begegnet.“ ,, Wenn wir über Seher sprechen gibt es keine Zufälle.“ ,, Ihr setzt voraus, das er die Wahrheit sagt.“ ,, Und ihr Zweifelt daran ?“ , wollte der Magier wissen. ,, Die Zukunft vorherzusehen ist eine Macht, die niemand besitzen sollte.
Würde ich nicht daran zweifeln, hätte ich ihn in Seminium getötet.“ ,, Er ist kaum mehr als ein Junge.“ , meinte Lis. ,, das hättest du nicht übers Herz gebracht.“ ,, Mag sein.“ , erwiderte Revan. ,, Aber ein Junge mit einer Macht, die einen Seelenmagier Armselig und Harmlos erscheinen lassen würde.“ Er wendete sich dem Magier zu. ,, Und ihr wisst das.“ ,, Nicht solange es eine andere Option gibt.“ Gerret wendete sich zum Gehen. ,, Ich werde mit Jaret
reden.“ Es war Abend geworden. Jaret saß an einem Feuer auf einem Hügel über Gillers Hütte und wartete. Der alte Magier hatte ihn nach Sonnenuntergang dorthin bestellt, wozu auch immer. Er sah den sich schlängelnden Weg hinab zur Hütte des Zauberers. Eine einsame Gestalt ging den Weg hinauf. Er war noch weit entfernt, aber Jaret wusste wer es war. Über der rechten Hand schwebte eine blaue Lichtkugel die den Pfad vor ihm erhellte. Die Gestalt trug
eine einfache Braune Robe. Giller setzte sich ohne ein Wort zu ihm ans Feuer. ,, Es gibt Dinge über Magie, die du verstehen musst.“ , begann er schließlich.,, Du hast zwei äußerst gefährliche Gaben in dir vereint. Die Begabung zur Magie wie zur Vision.“ ,, Ich möchte keine davon.“ , antwortete Jaret. ,, Ich fürchte, Magie kümmert es selten, was jemand möchte.“ , sagte Gerret. ,, Heb deinen Arm.“ Jaret hielt die Hand unsicher hoch. ,, Versuch dir vorzustellen, wie die Wärme des Feuers in deine Handflächen wandert. Probiere nicht es zu erzwingen.
Manche brauchen Jahre bis ihnen die einfachsten Zauber gelingen.“ Jaret tat wie ihm geheißen. Er konzentrierte sich so gut er konnte auf das Feuer. Doch so sehr er sich auch anstrengte, die Flammen zeigten nicht die kleinste Reaktion. Der einzige Effekt war, das ihm langsam der Arm einschlief. Er sah hoch zu Giller. Dieser Seufzte und schloss für einen Moment die Augen. Feuer schlug aus Jarets offener Handfläche und hinterließ neben dem Lagerfeuer eine zweite kleinere Flamme. Giller öffnete die Augen wieder und lächelte
schwach. ,, Das Potential ist da. Die Umsetzung aber… eher Mangelhaft. Ich habe dir ein wenig geholfen. Diesmal versuch es alleine.“ Sie saßen fast eine geschlagene Stunde vor dem Feuer, allerdings ohne nennenswerten Erfolg. Nichts. Giller unterbrach ihn schließlich. ,, Genug für heute. Wie gesagt: Es braucht seine Zeit. Erzwing nichts. Das kann nur schief gehen.“ Jaret stand auf. ,, Ich fürchte ich habe schon genug mit einer Gabe zu tun, die ich nicht beherrschen kann.“ Ohne ein weiteres Wort ging er den Weg zurück
zur Hütte. Giller blieb am Feuer zurück und starrte verloren in die Flammen. ,, Du wirst es eines Tages kontrollieren müssen.“ , hörte er ihn sagen. Er war sich nicht sicher ob Giller nicht nur laut gedacht hatte. Am nächsten Morgen, nach einem Frühstück bei dem sie ihre letzten Vorräte und Giller einige Dinge aus der Speisekammer der Hütte beisteuerten, erklärte der Magier ihnen seinen Plan. ,, Wenn Ruben das Militär kontrolliert und sich selbst als Regenten eingesetzt hat, ist er praktisch unangreifbar. Selbst
wenn einige möglicherweise die Wahrheit ahnen. Wenn wir eine Chance haben wollen, müssen wir die anderen Länder darüber informieren was vorgefallen ist. Einen Schwarzmagier auf dem Thron werden sie niemals dulden.“ ,, Was genau sollen wir also tun ?“ , fragte Jade. ,, Ganz einfach. Ich habe immer noch Kontakte zu einigen Beamten und Adeligen in Raven und Egarium. Wenn wir es schaffen sie dazu zu bekommen gegen Ruben in den Kampf zu ziehen, haben wir eine Chance. Ich fürchte allerdings, dass wir dabei einige Probleme bekommen könnten. Die Länder wissen, dass Ruben das Buch besitzt und
was es bedeutet. Ein Krieg stellt für sie eine große Gefahr da und wir haben keine Ahnung was Ruben mit dem Buch vorhat oder wozu er inzwischen damit in der Lage ist. An Seelen für Zauber dürfte es ihm ja leide nicht mangeln und jetzt wo der König aus dem Weg ist, muss er sein Vorgehen nicht mal mehr tarnen.“ ,, Dann sollten wir so schnell wie möglich aufbrechen. Desto länger wir zögern, desto stärker wird Ruben werden.“ , stellte Jaret fest. ,, Und was bitte wenn das nicht klappt ? Ihr habt es bereits angesprochen. Sie könnten sich entscheiden einfach aus Angst nichts zu tun.“ , warf Revan
ein. ,, Haben wir eine Wahl ?“ , fragte Giller ihn. Revan sah eine Weile zu Boden. ,, Nein. Ich sage ja nur, dass der Plan ziemlich viele wenn’s enthält. Aber, ihr habt recht, was bleibt uns anderes übrig.“ ,, Nun, “ , Giller war mittlerweile aufgestanden und durchsuchte einen Schrank in der Ecke des Raums, ,, dann sollten wir keine Zeit mehr verschwenden “ , meinte er und warf Revan einen Rucksack zu. ,, Na los. Der füllt sich nicht allein. Es ist eine Strecke von mehreren Tagesreisen bis nach Egarium.“ ,, Wieso als erstes dorthin ?“ , warf
Revan ein. ,, Wisst ihr ich habe nicht grade, das beste Verhältnis zu den Regierenden dort.“ Giller sah ihn einen Moment fragend an. Doch Revan schwieg beharrlich. Er würde wohl nicht mehr dazu sagen. Sie würden früh genug erfahren, was er meinte.