Kurzgeschichte
Der Mann mit dem Teddy

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"Der Mann mit dem Teddy"
Veröffentlicht am 26. August 2008, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Gibt nix zu Berichten...
Der Mann mit dem Teddy

Der Mann mit dem Teddy

Es war ein ganz normaler Tag am Berliner Flughafen. Viele Menschen tummelten sich auf dem Terminal. Geschäftsreisende, Familien, Pauschalurlauber, alle hatten ein Ziel. Mit dem Flugzeug sicher von A nach B zu kommen.  Am Gate 49 C standen zum größten Teil Geschäftsleute, wie auch Karl Meyer. Karl Meyer war ein Typischer  normaler Geschäftsreisender. Sein  normaler grauer Nadelstreifenanzug passte zu seinem normalen klassischen grau melierten Fasson schnitt, zu den normalen polierten schwarzen Lackschuhen und zu seiner normalen Aktentasche die er in der linken Hand hielt. Er war Mitte vierzig und für die Menschen am Flughafen war er ein ganz normaler Flughafenbesucher. Für die Dame am Check in war er ein normaler Fluggast der ein Fensterplatz gebucht hatte. Auch das er gerne eine Reihe für sich haben wollte war ganz normal und kein Problem da die Maschine nach Düsseldorf an diesem Morgen nicht ausgebucht war. Für die anderen Passagiere in der Maschine war er ein ganz normaler Mitreisender der über der Reihe 4 seine Aktentasche platzierte. Für die Stewardessen war er ein ganz normaler Passagier der auf dem Sitz 4D Platz genommen hatte. Nur ein kleines Detail brachte dieses ganz normale Bild zum schwanken.

Ein Teddy.  

Zuerst war der außergewöhnliche Passagier durch seine sehr freundliche Begrüßung aufgefallen. Im Gegensatz zu den anderen Gästen, die maximal durch ein leichtes Brummen signalisierten, die Stewardess bemerkt zu haben, jedoch keinerlei Lust verspürten ihnen einen guten Morgen zu wünschen , kam Karl Meyer mit einem breiten Lächeln und einen fast euphorischen „Guten Morgen die Damen!“ in die Kabine der Boeing 737. Zuerst verwundert, jedoch gleich wieder gefangen erwiderte die Flugbegleiterin die nette Geste des Passagiers.  Als jedoch alle Passagiere im Flugzeug Platz genommen hatten und die Purserett die Gäste auf ihre Anwesenheit überprüfte viel ihr ein kleiner Teddy neben dem Gast auf, dachte sich aber nichts dabei. Sie schlossen die Türen und begannen mit der Demonstration der Sicherheitsausrüstung.  Karl Meyer verfolgte die Vorführung aufmerksam und schaute immer wieder zu seinem kleinen Teddy. Die Stewardess machte zum Schluss der Demonstration noch einmal die Ansage dass die Passagiere sich nun anschnallen müssten und dies  tat auch Karl Meyer. Zuerst schnallte er sich an und dann seinen Teddy der bereits den Platz am Fenster eingenommen hatte. 

Es war ein sehr eigenartiges Bild. Ein gestandener, sympathischer Mann mit Anzug und Aktentasche und daneben ein Teddy. Beide angeschnallt. Nach dem Start berichtete die Flugbegleiterin ihren Kolleginnen von diesem sonderlichen Bild. Zuerst machten sie sich lustig, dann jedoch beschlossen sie es gibt nur eine logische Erklärung. Der Mann hat Flugangst! Sie begannen den Gästen Getränke und kleine Snacks zu servieren und auch Karl Meyer bestellte. „Für mich bitte eine Kaffee und für ihn einen Apfelsaft.“ Dabei zeigte er auf den Teddy der immer noch angeschnallt war. „Gerne.“ erwiderte die verwirrte Stewardess und schenkte zuerst den Saft und dann den Kaffee ein. „Möchten Sie oder ihre Begleitung noch einen kleinen Snack?“ Fragte sie den ungewöhnlichen Gast und unterdrückte ihr kichern. „ Nein Danke. Wir haben bereits gefrühstückt.“  Die anderen Gäste bemerkten von all dem nichts, sie waren zu sehr in ihren Tageszeitungen vertieft um diesem Gast auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu schenken.

Als die Anschnallzeichen ausgeschaltet wurden schnallte Karl Meyer erst sich und dann den Teddy ab. Er nahm den Teddy und drückte seine Knopfaugen und die Plastiknase ganz dicht an die kleine Fensterscheibe.  „Siehst du die vielen Wolken? Schön nicht war?!“ er hielt den Teddy den ganzen Flug über ans Fenster gedrückt. Bis die Anschnallzeichen wieder eingeschaltet wurden. Dann schnallte er wieder zuerst sich und dann den Teddy an.

Der Pilot landete die Maschine sanft auf dem Flughafen von Düsseldorf und Karl Meyer klatsche begeistert Beifall, als einziger.  Als fast alle Gäste das Flugzeug verlassen hatten nahm er seinen Teddy und seine Aktentasche und verließ mit einem äußerst freundlichen „Auf Wiedersehen und einen schönen Tag die Damen!“ die Maschine.

Karl Meyer brauchte nicht zur Gepäckausgabe zu gehen, da er, wie die meisten Geschäftsreisenden nur seine Aktentasche dabei hatte. Er ging zum Ausgang des Flughafengebäudes und nahm zielstrebig den Weg zum Taxistand auf.  Er stieg in das vorderste Taxi, platzierte seinen Teddy und schnallte ihn an. „Ich möchte zum Bittweg 60, bitte“  Schlecht gelaunt fragte der Taxifahrer „Stoffeln?“  „Ja genau da möchte ich hin.“ antworte Karl Meyer während er nun auch sich anschnallte. Der Taxifahrer nahm die Fahrt auf. Er bemerkte den Teddy nicht, denn er war zu sehr auf den dichten Berufsverkehr konzentriert.  Nach circa 20 Minuten Fahrt erreichten sie ihr Ziel.  „Dat macht denn 30 Euro zehn“ Karl Meyer gab den Taxifahren 35,- Euro, bedankte sich freundlich und verließ zusammen mit seinem Teddy das Auto.  Sein Lächeln schwand als er ein großes eisernes Tor durchquerte und mit ernster Miene ging er einen schmalen von Bäumen gesäumten Weg entlang. Es war sehr ruhig an diesem Ort, nur ein Paar Vögel hörte man zwitschern. Nicht zu vergleichen mit dem Krach am Flughafen.  Er lief etwa eine viertel Stunde bis er plötzlich halt machte. Er hatte sein Ziel erreicht. Er stand vor einem, mit bunten Blumen übersäten Hügel, dahinter befand sich ein großer Stein. „Die Englein werden für dich Singen, kleine Marie“ war darauf geschrieben.  Er kniete sich vor das Kindergrab und eine Träne kullerte über seine Wange auf das Grab. „Hallo mein Schatz.“ Er versuchte zu lächeln und wischte sich die nächste Träne mit seinem Anzugärmel ab. „Dein Teddy ist heute geflogen, so wie du es dir immer gewünscht hast!“   Er saß viele Stunden an dem kleinen Grab bis ein Mann auf Karls Schulter tippte.

„Komm Karl! Wir müssen jetzt wieder nach Hause gehen!“
 

Am Abend als die Stewardess Feierabend hatte kaufte sie sich noch schnell an einem Kiosk am Flughafen ein Sandwich und eine Tageszeitung. „Und was gibt es heute für neuen Tratsch von den schönen und reichen?“ fragte die junge Dame den Kioskbesitzer.  Dieser nahm sich eine der Zeitungen und las die dickste der Überschriften vor. „ Karl M. aus Nervenheilanstalt entflohen. Karl M. wurde vor einem Jahr wegen Kindesmissbrauch und Todschlag zu einer Haftstrafe von 10 Jahren Haft verurteilt. Nachdem seine Anwälte auf Unzurechnungsfähigkeit plädierten wurde er in eine Nervenheilanstalt  eingeliefert aus der, der 46 Jährige vor zwei Tagen entflohen ist.“

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franziw2000 Re: Hey Franzi... -
Zitat: (Original von MysticRose am 03.12.2008 - 19:00 Uhr) ... auch mir hat deine Geschichte ganz gut gefallen. Ein paar Rechtsschreibfehler habe ich gesehen, jedoch kaum der Rede Wert.
Greats von MysticRose


Danke!!!! Ja die Rechtschreibung und ich sind nicht gerade gute Freunde :-)))) LG Franzi
Vor langer Zeit - Antworten
MysticRose Hey Franzi... - ... auch mir hat deine Geschichte ganz gut gefallen. Ein paar Rechtsschreibfehler habe ich gesehen, jedoch kaum der Rede Wert.
Greats von MysticRose
Vor langer Zeit - Antworten
Trollbaer Re: Re: Teddy - Hallo Franzi,
nun, die Geschichte anders ausgehen zu lassen ist für mich, als Außenstehenden, im Moment schwierig, weil ich Deine Beweggründe für die Story nicht kenne. Aber ich könnte mir vorstellen, dass sie ein gutes, ein nettes, normales Ende haben könnte, ohne diesen bitteren Beigeschmack. Du hast sie wirklich sehr amüsant geschrieben und es hat echt viel Spaß gemacht sie zu lesen. Das Ende kappt den Lesefluss und die gute Laune, die ich dabei hatte. Hmm...weißt Du was, lass sie einfach so. Ich glaube, dass wir unterschiedlich denken und jeder für sich seine eigenen Vorstellungen hat. Ich finds trotzdem gut, sonst würde ich mich nicht damit beschäftigen. Ein konkretes anderes Ende fällt mir im Moment auch nicht ein, weil ich mich dann da rein versetzen müsste. Und da Du ja schon eine bestimmte Richtung eingeschlagen und auch mit bestimmten Gefühlen gearbeites hast, ist es sehr schwer daran anzuknüpfen. Es bleibt dennoch eine gut gemachte Geschichte.
Gruß Detlev
Vor langer Zeit - Antworten
franziw2000 Re: Teddy -
Zitat: (Original von Trollbaer am 25.10.2008 - 20:52 Uhr) Eine unerwartete Wendung. Eigentlich schade.
Schreib doch diese Geschichte nochmal mit einem anderen Ende...
Du hast einen guten Schreibstil. Mir hats gefallen.
Gruß vom Trollbär


Hey Trollbär,

welches Ende könntest du dir denn vorstellen? Danke trotzdem für Sterne und Kommi.
LG Franzi
Vor langer Zeit - Antworten
Trollbaer Teddy - Eine unerwartete Wendung. Eigentlich schade.
Schreib doch diese Geschichte nochmal mit einem anderen Ende...
Du hast einen guten Schreibstil. Mir hats gefallen.
Gruß vom Trollbär
Vor langer Zeit - Antworten
franziw2000 Re: wie das echte Leben -
Zitat: (Original von Merle am 21.09.2008 - 00:52 Uhr) auch da bleiben einem die Tränen im Halse stecken und das Lächeln erfriert im Gesicht.
Hervorragend!


Oh vielen Dank. Freut mich. LG Franzi
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Re: Re: Re: Re: Echt gruselig -
Zitat: (Original von franziw2000 am 30.08.2008 - 14:22 Uhr)
Zitat: (Original von FSBlaireau am 30.08.2008 - 14:16 Uhr)
Zitat: (Original von franziw2000 am 30.08.2008 - 14:12 Uhr)
Zitat: (Original von FSBlaireau am 30.08.2008 - 13:42 Uhr) und bewegend geschrieben. Ich hatte erst auf Mister Bean getippt aber das war wohl nix. Schaurig *****


Nee war nix ;-) Danke fürs lesen und die Sternchen und den Kommi. LG Franzi

War dies erfunden oder beruht dies auf Tatsachen? VG Falk


Halb-Halb ;-)

Hab ich auch verstanden!
Vor langer Zeit - Antworten
franziw2000 Re: Re: Re: Echt gruselig -
Zitat: (Original von FSBlaireau am 30.08.2008 - 14:16 Uhr)
Zitat: (Original von franziw2000 am 30.08.2008 - 14:12 Uhr)
Zitat: (Original von FSBlaireau am 30.08.2008 - 13:42 Uhr) und bewegend geschrieben. Ich hatte erst auf Mister Bean getippt aber das war wohl nix. Schaurig *****


Nee war nix ;-) Danke fürs lesen und die Sternchen und den Kommi. LG Franzi

War dies erfunden oder beruht dies auf Tatsachen? VG Falk


Halb-Halb ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Re: Re: Echt gruselig -
Zitat: (Original von franziw2000 am 30.08.2008 - 14:12 Uhr)
Zitat: (Original von FSBlaireau am 30.08.2008 - 13:42 Uhr) und bewegend geschrieben. Ich hatte erst auf Mister Bean getippt aber das war wohl nix. Schaurig *****


Nee war nix ;-) Danke fürs lesen und die Sternchen und den Kommi. LG Franzi

War dies erfunden oder beruht dies auf Tatsachen? VG Falk
Vor langer Zeit - Antworten
franziw2000 Re: Echt gruselig -
Zitat: (Original von FSBlaireau am 30.08.2008 - 13:42 Uhr) und bewegend geschrieben. Ich hatte erst auf Mister Bean getippt aber das war wohl nix. Schaurig *****


Nee war nix ;-) Danke fürs lesen und die Sternchen und den Kommi. LG Franzi
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