Fantasy & Horror
Der Seher Kapitel 9

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"Der Seher Kapitel 9"
Veröffentlicht am 01. Dezember 2013, 84 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich.. Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-) Oh und mich gibts auch bei ...
Der Seher Kapitel 9

Der Seher Kapitel 9

Kapitel 9 Flucht


,,Es heißt die Schützengarde von Egarium sei in der Lage ein Ziel noch auf Tausend Meter Entfernung zu töten. Ich bin mir fast sicher das dies übertrieben ist, doch Revan vom grauen Orden wurde diesem Anspruch beinahe gerecht.“ Eintrag in Jarets Tagebuch ,, Was hast du getan ?“ Die Tabajaxie wich ein paar Schritte von ihm zurück,

ohne Jaret dabei eine Sekunde aus den Augen zulassen. ,,Ruhig.“ , erwiderte Jaret nur. ,, Ich erkläre es dir später aber wir bekommen besuch. Hör.“ Die Schritte kamen näher. Es waren keine Schritte von jemand der Rannte, aber es waren viele. Eine Gruppe ob nun Bewohner der Armenviertel oder sonst etwas, bedeutete ärger ,,Was..“ Jade hatte die näher kommenden Schritte jetzt auch bemerkt. ,, Wir müssen weg.“ Sie nickte nur. Jade berührte den Silberring an ihrer Hand lediglich, allerdings konnte Jaret nicht genau erkenne, was den Zauber auslöste. Der Effekt war jedoch sofort

spürbar. Er konnte grade noch sehen, wie eine kleine Gruppe von Männern um die Ecke gelaufen kam. Sie trugen Panzerungen der Stadtwache aber… das konnte nicht sein. Die Wachen gingen nie in die Armenviertel. Es kümmerte schlicht niemanden was hier geschah. Vielleicht nur eine verirrte Patrouille. Allerdings glaubte er einen der Soldaten zu erkennen. Dunik ? Dann schien die Welt um sie herum kurz zu verschwimmen. Jaret konnte nur hoffen, dass sie nicht bemerkt worden waren, Zwei Personen die sich einfach in Luft auflösten waren

etwas, das garantiert jede Wache in der ganzen Stadt alarmiert hätte. Die Umgebung hatte sich ganz klar verändert. Wo eben noch ein freier Platz gewesen war umgaben sie jetzt Holzwände. Die Verzauberung hatte sie irgendwo in eine der umstehenden Baracken geführt, dachte Jaret. Auch Jade sah sich kurz um. Vermutlich war der Zauber eher zufällig und teleportierte einen lediglich in einem bestimmten Radius an einen zufälligen Ort. Das war nicht ganz ungefährlich. Was passierte wenn man genau zwischen einer Hauswand landete? Er wollte lieber nicht darüber

nachdenken und hoffte, dass die Magie so angelegt war, das so etwas nicht passieren konnte. ,, Das war mal was andere…“ Ein Finger legte sich auf seine Lippen. ,, Ein Wort und man hört uns.“ , flüsterte Jade. ,, Ich weiß nicht wie weit wir gekommen sind, aber es kann nicht besonders viel sein.“ Die Hütte war schon länger verlassen wie es aussah. Auf einen Regal, das gleichzeitig die einzige Einrichtung bildete, lag eine dicke Staubschicht. Der Boden bestand aus festgestampfter Erde, aus der hier und da Gras sprießte. Die Tür der Baracke hing nur halb in den Angeln und würde wohl bei der kleinsten

Berührung zusammenfallen. ,, Dann bring uns nochmal weg.“ , erklärte Jaret leise. Die Wolken vom Morgen hatten sich verzogen haben und Sonnenstrahlens suchten sich ihren Weg zwischen den Bretterwänden der Hütte hindurch. ,, Geht nicht. Es dauert schon normalerweise Stunden bis sich der Zauber wiederherstellt. Mit zwei Leuten…“ Damit hatte Jaret fast gerechnet. Auch dauerhafte Zauber mussten sich erst wieder aufladen, wenn sie einmal verbraucht waren. Und wenn der Teleportzauber eigentlich nur für eine Person ausgelegt war würde es nun

umso länger dauern. Ein Wunder, das der Silberring überhaupt so viel Magie speichern konnte. Draußen hörte er jetzt wieder Schritte und durch das Licht, das durch die Lücken der Bretterhütte fiel huschten nun die Schatten der draußen vorbeigehenden Gestalten. Man hatte Sie nicht entdeckt. Trotzdem näherten die Wachen sich der Tür der leerstehenden Hütte. Jaret konnte jetzt sogar einzelne Gesprächsfetzen verstehen. ,, Wie viele diesmal ?“ ,,Wie immer. So viele wie möglich.“ ,, Frage mich was......“ , den letzten Teil konnte er nicht verstehen. Aber was

er gehört hatte reichte um ihn zu beruhigen. Viele ? Viele von was ? Jaret fürchtete, die Antwort zu kennen, auch wenn er es noch nicht zugeben wollte. ,, Wie gut das hier niemand vermisst wird.“ ,, Und selbst wenn wir haben Befehle.“ , die Stimme des letzten Sprechers kam Jaret bekannt vor, aber... das konnte nicht sein, oder ? Vermutlich täuschte er sich. Als der erste der Männer die Tür erreichte, konnte er sich schließlich doch sicher sein. Er hatte sich nicht geirrt. Die Soldaten gehörten wirklich zur Stadtwache und der Mann der

gesprochen hatte war ohne Zweifel Dunik. Besser, dachte Jaret, wenn er den Wachen zuvorkam. Sie kannten ihn. Was hier auch vorging, es war nichts Gutes. Sein einziger Vorteil, ihr einziger Vorteil, war, dass die Soldaten noch nichts von ihnen wussten. Und wenn Dunik dabei war sollte ihnen eigentlich nichts passieren. Der Mann hatte mit Jaret Anfangs vielleicht auf Kriegsfuß gestanden, aber er würde es nicht wagen, Rubens Schützling etwas zu tun. Dafür fürchtete er den Zauberer nach wie vor zu sehr. Jaret ging Richtung Tür. Bist du

verrückt geworden ?“ Jade versuchte ihn zurückzuhalten. ,,Vertrau mir.“ ,, Dir vertrauen ?“ Natürlich war sie erneut misstrauisch. Und dabei hatte er gedacht grade zumindest das Eis gebrochen zu haben. Aber es wunderte ihn nicht. ,, Hast du eine Wahl ?“ , wollte er stattdessen wissen. ,,Nein“ ,, Ich verspreche, ich erkläre alles.“ Jaret hörte hinter sich ein geflüstertes ,, Verdammt“, als er gefolgt von Jade das Haus verließ. Die Stadtwache bemerkte die zwei sofort.

Die mit dem Sonne und Kronen-wappen versehenen Panzerungen waren das letzte Indiz, das er brauchte. Es waren zehn oder mehr, von denen sie bisher aber nur drei bemerkt haben. Dunik unterhielt sich grade mit den übrigen sieben und erteilte vermutlich Anweisungen. ,, Herr, hier sind noch…“ , begann einer der Männer. Bevor er den Satz beenden konnte drehte sich der Hauptmann bereits zu ihnen um. Er schien einen Moment zu brauchen um Jaret wiederzuerkennen. ,, Was macht ihr denn hier?“ , fragte er angespannt. Im Gegensatz zu den

übrigen Wachen trug er einen Federhelm, der seinen Rang wiederspiegelte. Die Augen, unter den Brauen und Nasenschutz kaum zu erkennen, verengten sich einen Moment zu schlitzen. ,, Ich könnte das selbe Fragen.“ , stellte Jaret fest. ,,Aber wenn ihrs Wissen wollt, einen Spaziergang.“ Er grinste weil er wusste, dass der Mann ihm kaum wiedersprechen würde. Dann müsste er zugeben, Jaret nichts anzukönnen, selbst wenn er ihn als Lügner darstellte. So oder so, er hoffte Dunik ruhig zu stellen und einfach mit Jade verschwinden zu können. Der Hauptmann erwiderte einen

Augenblick nichts Sein Blick fiel auf die Tabajaxie. Sie strich sich Nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann aber musterte Jade ruhig die Gruppe Stadtwachen. Jaret war erleichtert. Einen Moment hatte er befürchtet, Jade würde einfach wegrennen. Dann wäre sie möglicherweise wirklich in Schwierigkeiten. Die Wachen waren nicht unbedingt freundlich zu den Tabajaxie, aber so lange es keinen falschen oder noch so geringfügigen Grund gab, würde es keine Probleme geben. Zumindest hoffte Jaret das. Bis auf Dunik

natürlich. ,, Und wie ich sehe in solcher Gesellschafft“ , sagte er boshaft, ,,Doch nicht etwa Eure kleine…“ Jade ließ ihn nicht ausreden, sondern versetzte dem Wachhauptmann eine schallende Ohrfeige, bevor Jaret sie davon abhalten konnte. ,, Narr.“ Einige der umstehenden Soldaten lachten, als der Hauptmann zurückstolperte und sich die Wange hielt Einen Augenblick blitzte Mordlust in den Augen des Hauptmanns, aber eine der Stadtwachen hielt ihn mit einer Hand zurück. ,, Oho, und frech ist… es… auch noch.“

, sagte er mit gedämpfter Wut. Das war genau die Situation, die Jaret vermeiden wollte. ,,Dunik, verschwindet.“ , verlangte er. ,, Ihr habt keinen Grund hier zu sein.“ Noch konnte alles gut werden. Wenn der Wachhauptmann nur vernünftig war. Aber dafür war es jetzt wohl zu spät. Fast wünschte er, Jade hätte Dunik einfach reden lassen. Oder ihn zumindest nicht verletzt. Der Tabajaxie war das wohl auch klar. Sie wich ein paar Schritt in Jarets Richtung zurück, schien aber nach wie vor nicht zu wissen, vor wem sie mehr Angst haben sollte.

Den Stadtwachen, oder dem Mann, der ihrem Hauptmann versucht Befehle zu erteilen. ,, Im Namen des Königs“ , sagte Dunik, ,, Sind alle Bewohner der Unterstadt zu erfassen Jaret. Deine kleine Freundin da ebenfalls. “ Ihm war sofort klar, dass etwas damit nicht stimmte. Wieso sollte es den König plötzlich interessieren, wer hier lebte und wie viele… Es machte keinen Sinn. Und es passte zu gut… Eine größere Gruppe Bewaffneter hatte in den Armenbezirken praktisch freie Hand. Man lernte hier wegzusehen, sobald Waffen im Spiel waren.

,, Wer hat diese Anweisungen erteilt ?“ , wollte er lediglich wissen. ,, Hochmagier Ruben Darelto.“ Jaret konnte einen Augenblick nichts erwidern. Das war doch unmöglich… Das war… Er riss sich zusammen. Dunik log, so einfach war das. ,, Ein letztes Mal, sie geht nicht mit, ich auch nicht und ihr wollt das Ruben nicht erklären müssen. Egal was ihr sagt.“ Einige zögerten. ,, Zurück, sofort.“ , fügte Jaret mit einer Autorität hinzu, von der er bis zu diesem Moment nicht wusste, dass er sie besaß. Die Sekunden vergingen, doch diesmal

erwiderte Dunik nichts. Stattdessen drehte er sich zu den Stadtwachen um und winkte ihnen lediglich ihm zu folgen. Die Angst vor dem Zauberer siegte schließlich,, Also schön… Wir gehen. Fürs erste…“ Jaret sah ihnen mit einer Mischung aus Erleichterung und Verwirrung nach. Er stützte sich an der Bretterfassade einer Baracke ab. Ruben ? Das konnte nicht sein. Genau so wenig, wie das diese Anweisungen vom König stammten. Aber warum sollte Dunik lügen? Er wusste, dass eine Nachfrage Jarets genügte um alles zu entlarven. Jades Stimme riss ihn aus seinen

Gedanken. ,, Warum bei allen gefallenen Göttern hören die auf dich ?“ , fragte sie. Jaret zögerte. Konnte er ihr wirklich vertrauen? Er wusste die Antwort nicht, er wusste nur, es fühlte sich auf eine Weise Richtig an, die ihn ein wenig an seine Visionen erinnerte, allerdings auf eine Angenehmere Art. Und das verwirrte ihn. , ,Ich bin ein wenig mehr als nur Rubens Gehilfe.“ , begann Jaret. Am Ende erzählte er alles, von seinem ersten Zusammentreffen mit dem Zauberer, über dessen Behauptungen er sei ein Seher. Die Jahre die er im Palast verbracht hatte fasste er so kurz wie

möglich zusammen. Jaret zögerte einen Moment das Buch und ihre Reise nach Erane zu erwähnen. Sie muss ihn auch so schon für verrückt halten. ,, Wir fanden ein altes Zaubererbuch in Erane.“ , erklärte er schließlich nur. ,, Danach blieb es Monate lang ruhig und jetzt „ , Er zuckte mit den Schultern ,,Jetzt bin ich hier. Du musst mich für verrückt halten.“ ,, Auch nicht verrückter als die üblichen Geschichten , die einem jeder Reisende auftischen kann.“ Sie wirkte nicht mehr länger misstrauische, sondern besorgt. ,, Aber die Wachen ? Ihr Anführer, dieser Dunik…“ ,, Er muss gelogen haben, als er von

Ruben gesprochen hat, wahrscheinlich…“ Jaret stockte. Selbst wenn Dunik log , irgendjemand hatte den Befehl gegeben, jemand der über dem Wachhauptmann stand, jemand im Palast. ,, Wahrscheinlich was ?“ , fragte Jade. ,, Nichts.“ es passte zu gut mit all den verschwundenen Leuten zusammen. Es war eine Sache, die Armen einfach nicht zu beachten und vor sich hin leben zu lassen. Etwas anderes war das hier. Nein an simple Überprüfungen oder gar an einen Zufall glaubte er keine Sekunde lang. Es gab keine Zufälle mehr… oder zu viele davon. ,, Ich werde Ruben stellen und ihn fragen.“ , entschied Jaret. Könnte er die

Wahrheit durch eine seiner Visionen herausfinden? , überlegte er kurz. Vielleicht, aber nach wie vor: Er würde dem Zauberer nicht so nachspionieren. Nicht wenn sich alles noch klären konnte. ,, Du bist verrückt.“ , stellte Jade kalt fest. ,, Ich bin sicher, das ist nur ein Missverständnis.“ Es musste eines sein. ,, Und ich bleibe solange hier und… was ?“ Jaret brauchte nicht lange überlegen. ,, Warte bei Luther auf mich, ich komme zurück.“ ,, Was wenn du dich irrst und…“ ,, Das tue ich

nicht.“ Jaret sah nicht einmal auf, als er durch die Tore des Palastbezirks trat. Er rannte nicht, ging aber schnell genug, dass die meisten Leute auf den Straßen ihm vorsorglich auswichen. Selbst die Wachen am Zugang des Palastbezirks traten beiseite. Die meisten kannten ihn mittlerweile auch wenn er immer noch ab und an angehalten wurde. Heute wagte das keiner. Es war unmöglich, konnte schlicht nicht wahr sein. Und doch je länger Jaret nachdachte, desto besser passten die Puzzleteile

ineinander, Ruben hielt sich, wie ihm eine der Palastwache ihm mitteilte, in seiner Schreibstube auf. Dabei handelte es sich um die Privatbibliothek des Zauberers wo er seltene Schriften und Dokumente aufbewahrte. Unter anderem hatte er das Buch der Seher, das er ihm an jenem ersten Tag gezeigt hatte, dort verwahrt bis er es schließlich Jaret anvertraut hatte. Als Jaret den weitläufigen Raum, dessen

Wände vom Boden bis zur Decke mit Bücherregalen bedeckt waren, betrat musste er sich zwingen die Tür langsam zu öffnen und respektvoll einzutreten. Es konnte sich noch alles klären… Er wiederholte den Satz in seinem Kopf wie ein Mantra, auch wenn er nicht länger daran glaubte. Es musste sich alles klären. Ruben saß an einem in der Mitte des Raumes stehenden Tisch. Er hatte ihn in der letzten Zeit nur wenig gesehen. Seine Augen wiesen tiefe Ringe auf und seine Haare waren mittlerweile vollständig ergraut. Alles in allem, dachte Jaret, hat er wohl mal wieder ein paar Tage nicht geschlafen. Und er

wirkte deutlich abgemagert auf ihn. Beinahe hatte er Ähnlichkeit mit dem Wächter des Buches den sie in Erane getötet hatten. Jaret schüttelte sich bei dem Gedanken. Ruben trug seinen gewohnten roten Mantel mit vergoldeten Knöpfen und Schließen, aber an ihm wirkte das in seinem jetzigen Zustand, als hätte man einem Bettler eine Krone aufgesetzt. Bestenfalls Makaber. Als er jedoch Jaret bemerkte richtete er sich sofort auf und legte den Band zur Seite den er grade gelesen hatte. Mit der gewohnt freundlichen, aber gleichzeitig kalten Stimme fragte er : ,, Jaret, was ist denn los? Ich habe gehört

du hattest ein kleines Zusammentreffen mit den Wachen?“ ,, Dunik war bereits hier ? Was genau hat er euch erzählt?“ ,, Das du und noch jemand, den er nicht kannte, sich wie formulierte er es ? , Wiedersetzt habt, als er euch aufforderte mitzukommen.“ ,, Das ist Grob zusammengefast aber richtig.“ Jaret dachte über seine nächsten Worte nach. Er entschloss sich die Frage einfach ganz offen zu stellen. Es hatte keinen Sinn es hinauszuzögern. Entweder alles löste sich gleich auf oder… Jaret weigerte sich über das oder nachzudenken. Noch nicht. ,, Wieso

werden Leute aus der Unterstadt weggebracht?“ Die Worte waren schärfer formuliert, als er es beabsichtigt hatte. ,, Wer erzählt denn so was ?“ Klang Ruben grade etwa unsicher? ,, Soweit ich weiß versucht man grade, sämtliche Bewohner der Unterstadt zu erfassen. Sie werden nirgendwo hingebracht.“ Lüge. Mehr konnte Jaret nicht denken. Der Zauberer log und das wusste er instinktiv. Aber warum. Es musste einen guten Grund geben, es musste einfach. ,, Nachdem was ich gehört habe, tauchen viele nicht wieder auf.“ ,, Ich werde mich sobald wie möglich darum kümmern.“ Lüge, musste Jaret

wieder denken. Nein, das konnte einfach nicht sein. Er würde nichts hiervon Glauben bis er einen echten Beweis hatte. Aber was brauchte er noch? Schalt Jaret sich selbst, während Ruben weiter sprach: ,,Aber es ist gut, dass du als erstes zu mir gekommen bist. Jetzt geh und am besten schweigst du darüber. “ Jaret musste sich wegdrehen um die Tränen der Wut, die plötzlich in seinen Augen aufstiegen zu verstecken. Konnte Ruben seine Schuld besser unter Beweis stellen, als durch diese Ausflüchte. Der Zauberer würde keine Nachforschungen betreiben, das brauchte er auch gar nicht. Ruben steckte mit drin, was immer hier

geschah. Er wollte Jaret lediglich zum Schweigen darüber bringen. ,, Schön . Dann wäre das ja hoffentlich… geklärt. Danke.“ Sagte Jaret, als er sich dem Magier wieder zuwenden konnte. Seine Stimme klang überraschend klar für das was in seinem Kopf vorging. Es überraschte ihn selbst. Ihm fiel etwas an Rubens Ärmel auf. Ein Fleck dunkleren Rots auf dem Stoff.. Das war doch nicht etwa Blut..... Ein Sturm aus Bildern riss ihn mit sich, ohne das er sich dagegen wehren konnte. Jaret fand sich auf dem Boden kniend

wieder. Die Hände, die er durch Fremde Augen sah waren gefesselt. Um ihn herum lagen, undeutliche zu erkennen, weitere Gestalten in der Finsternis. Regungslos. Er Blickte nach oben. Über ihm stand jemand. Eine Gestalt in roter Kapuzenrobe, deren Gesicht jedoch im Schatten verborgen blieb. Er musste sie auch nicht sehen. Jaret wusste, wen er vor sich hatte. Und doch konnte ein Teil von ihm es nicht akzeptieren. Der andere hingegen raste, versuchte die Wahrheit, die er akzeptiert hatte irgendwie zu leugnen. Jetzt nahm er zum ersten Mal seine Umgebung wahr. Er befand sich in einer

Art Gewölbe, möglicherweise einer Höhle. In einigen Nischen in den Wänden brannten Kerzen deren Wachs bereits Tropfsteinähnliche Gebilde auf dem Höhlenboden formte. Auf einem Tisch hinter der Gestalt die jetzt vor ihm stand lag etwas. Ein Messer, dessen Klinge stumpf im schwachen Kerzenschein schimmerte. Und einige Glasphiolen von denen ein paar von innen her mit einem bläulichen Licht zu glühen schienen. Und schließlich war da das Buch. Jaret erkannte es wieder. Wie hätte er diesen Anblick auch je vergessen können? Die roten Augen auf dem Umschlag sahen

sich suchend nach allen Seiten um. Bis sie auf ihm zum Ruhen kamen. Es wusste, dass er hier war… Ruben hingegen nicht. Das war nach wie vor nur eine Vision versuchte Jaret sich zu beruhigen. Wenn auch eine ungewöhnliche… Der plötzliche Schmerz zwischen seinen Rippen hingegen überzeugte ihn vom Gegenteil. Ruben hatte das Messer vom Tisch genommen und es dem Fremden, durch den Jaret sah, zwischen die Rippen gerammt. Dabei war ihm die Kapuze aus dem Gesicht gerutscht und wenn Jaret nicht in Gedanken vor Schmerz aufgeschrien

hätte, dann doch wegen der Unmöglichkeit, jetzt noch die Wahrheit zu leugnen. Rubens Gesicht war ausgezerrt, die Augen starrten leer ins Nichts. Oder darüber hinaus. Als der Körper durch dessen Augen Jaret sah tot nach vorne Kippte, blieb er selbst zurück. Endlich schien sein geist nicht länger an den Toten gebunden und die Schmerzen verblassten. Ruben hatte sich inzwischen umgedreht um das Buch aufzuheben. Der Zauberer begann etwas daraus zu rezitieren. Worte die für Jarets Ohren keinen Sinn ergaben, ihm aber die Haare

zu Berge stehen ließen. Er sah nach vorne auf den gefallenen Körper. Als Ruben das Buch wieder schloss und bei Seite legte begann der Leichnam in einem bläulichen Licht zu glühen. Das Leuchten verstärkte sich noch und wanderte dann aus dem Körper heraus bis es etwa eine Handbreit darüber schwebte. Ruben holte eine kleine Glasphiole von dem Tisch und hielt sie vor sich. Er murmelte wieder einige Worte, dann wanderte das Licht in die Phiole. Ruben stellte sie beinahe achtlos zu den anderen zurück auf den Tisch. ,, Bringt den nächsten“ , sagte erzu

jemanden der hinter Jaret stand. Als dieser sich umdrehte sah er grade noch wie jemand um eine Ecke in der Höhle verschwand. Wenige Augenblicke später kam er zurück und schleppte einen älteren Mann an einer Kette hinter sich her. Der Mann versuchte sich vergeblich zu wehren, aber er war offensichtlich schlecht ernährt und viel zu schwach. Als der Mann sich in der Höhle umsah und die Leichen bemerkte, weiteten sich seine Augen. Er wusste, dass er verloren war. Mit einem verzweifelten Aufschrei warf er sich herum und riss sich doch noch los. Er kam nicht einmal ein dutzend Schritte

weit. Vorher traf ihn ein Feuerbolzen aus Rubens Handfläche und tötete ihn augenblicklich. ,, Ein weiterer. Und diesmal halt ihn besser fest.“ Wies Ruben den Wachmann an. und dann murmelte er noch etwas, dass Jaret das Blut in den Adern gefrieren ließ. ,, Ich brauche mehr.“ Ein Sturm von Bildern riss Jaret mit sich fort. Sekunden später fand er sich wieder in Rubens Bibliothek. Einen Augenblick fühlte er Erleichterung. Erleichterung, dass der Alptraum vorbei war. Bis er über die Schulter sah und in die ausgezehrten Züge von Ruben Darelto

starrte. Das war kein Alptraum gewesen… Die Realität befand sich direkt vor ihm. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. ,, Alles in Ordnung ?“ , fragte Ruben hinter ihm. ,, Du blutest.“ Der Blutfleck auf seinem Ärmel war für Jaret deutlicher als je zuvor. Jaret sah an sich hinab und stellte fest das die Weste einen sich ausbreitenden roten Fleck besaß. Genau dort wo ihn in der Vision das Messer getroffen hatte.... ,, Ich…“ Mehr brachte er nicht heraus, bevor er aus dem Raum rannte. Jaret war zu Verwirrt um sich zu verstellen. Er musste einfach nur so

schnell wie möglich weg von Ruben. Bevor dieser irgendetwas merkte… Wieder auf dem Flur lief er einfach weiter, ohne darauf zu achten wohin. Nur weiter in Bewegung bleiben. Irgendwann jedoch zwang Jaret sich dann doch stehenzubleiben. Sein Herzschlag hatte sich kaum beruhigt. Aber er konnte die Wahrheit nicht leugnen. Ruben hatte es nicht lassen können und angefangen das Buch zu benutzen. Warum ? Jaret war sich unsicher, ob er die Antwort wissen wollte. Er wusste nur, dass Ruben hinter den verschwundenen Leuten steckte. Und wer noch ? Die Stadtwache oder

zumindest Dunik. Und der König ? Nein, dachte Jaret. Vielleicht nicht. Vielleicht war es auch nur ein Gefühl. Eines, das tödlich für ihn wäre, erwies es sich als falsch. Aber wenn der König von Rubens Aktionen wüsste, dann wäre dieses Versteckspiel über eine angebliche Einwohnerzählung nicht notwendig. Wie Jade gesagt hatte. Was in den Armenvierteln Seminiums geschah kümmerte keinen. Selbst wenn heraus käme, was mit den verschwundenen Bewohnern geschah, Jaret bezweifelte, dass es einen großen Unterschied machen würde. Und wenn er sich irrte, wenn der König auf Rubens Seite

stand… Dann wäre so oder so alles verloren. Aber er konnte nicht zusehen. Jaret sah hinab auf seine zitternden Hände, die sich langsam zu Fäusten ballten. Das konnte er einfach nicht. Er hatte seinen Entschluss gefasst. Ruben hatte ihn von der Straße geholt, aber was er hier tat, war, bei aller Dankbarkeit die Jaret für ihn empfand nicht entschuldbar. Was immer ihn zu seinen Taten trieb, er würde Avarem dafür Rede und Antwort stehen müssen. Jaret war dem König seit seiner Ankunft im Palast nur noch ein paar Mal begegnet, meist eher

zufällig. Im Thronsaal selbst hatte sich seit Jarets letztem Besuch nichts geändert. Das in schwarzem Marmor eingelassenen Sonnenemblem war dasselbe wie vor Sechs Jahren. Auch die restliche Einrichtung hatte sich kaum verändert. Auf dem Thron saß fast in der gleichen Haltung wie letztes Mal, König Avarem von Dynastes. Allerdings war er seit damals sichtlich gealtert. Die Belastungen durch den grade noch abgewendeten Krieg und die Verpflichtungen seines Amtes hatten ihn vorzeitig ergrauen lassen. In seinem Gesicht waren bereits deutliche Falten zu

erkennen. Das Ornat das er trug wirkte unpassend und das Zeremonienschwert an seiner Seite viel zu schwer. Jaret trat respektvoll bis auf ein paar Schritte an ihn heran und sank auf ein Knie. ,, Was gibt es denn ?“ , fragte er grade heraus als er Jaret erkannte. Jetzt musste sich entscheiden, ob er mit seinem Gefühl richtig gelegen hatte. Jaret erhob sich. ,, Ruben lässt durch die Stadtwache Leute aus der Unterstadt hohlen. Wisst ihr davon?“ Verwirrung trat auf das Gesicht des Königs. Er wusste es

nicht. ,, Herr ?“ , fragte Jaret. ,, Er benutzt das Buch ?“ Der König hatte die fehlenden Teile selber zusammensetzen können und sprang auf. ,, Ich habe ihm Anweisung gegeben es sicher zu verwahren.“ ,, Ich habe es gesehen. In einer Vision.“ , erklärte er. ,, Und ich soll das jetzt einfach so hinnehmen ?“ Avarem schien nicht bereit ihm einfach zu glauben. Verständlich. Jaret bezichtigte Ruben grade des Verrats. Und mehr, des Mords. ,, Ohne einen Beweis?“ ,, Nein...“ , Jaret überlegte, ,, Gibt es in

hier Katakomben oder vielleicht eine Höhle irgendwo in der näheren Umgebung ? In meiner Vision hielt sich Ruben in einer Höhle auf. Wenn es diesen Ort tatsächlich gibt…“ Der König ließ ihn nicht ausreden. ,, Es gibt tatsächlich eine Reihe von Tunneln unter dem Palast. Aber ich werde nicht auf einen solchen Verdacht hin meinen Hofmagier anklagen. Er soll sich selbst zu den Vorwürfen…“ Diesmal war es Jaret, der Avarem nicht ausreden ließ. ,, Wenn ich die Wahrheit sage, habt ihr die Kontrolle über eure eigenen Soldaten verloren.“ Seine Stimme hallte in dem Saal

wieder. Der Herrscher sackte schwer auf seinen Thron zurück. Er musste Jaret Recht geben. Wenn die gesamte Wache Rubens Befehlen gehorchte, ohne das er davon erfahren hatte… dann konnte er sich nicht mehr auf sie verlassen. ,, Es ist Dunik.“ ,, Herr ?“ ,, Ein machtgieriger Bastard. Wenn du die Wahrheit sagst, und ich sage wenn, dann hat mein eigener Wachhauptmann mich zusammen mit meinem Zauberer hintergangen. “ Er seufzte, als wäre er nach wie vor nicht ganz überzeugt. Aber das musste er auch gar nicht sein, dachte Jaret. Er

musste nur bereit sein zu Handeln. Langsam wurde er ungeduldig. ,, Rubens Labor bildet den Zugang zu einem der Tunnel von denen ich gesprochen habe. Wenn es stimmt, was du erzählst, finden wir deine… Beweise… dort. Aber eine letzte Warnung, wenn du lügst und mich interessiert nicht wieso dann…“ ,, Können wir jetzt einfach gehen ?“ Avarem sah ihn einen Augenblick mit aufgerissenen Augen an. Dann lachte er laut los. ,, Mut hast du ja, das muss ich dir lassen.“ Mit diesen Worten stand der König auf und lief, Jaret hinter sich her, durch die Gänge zu der Treppe die hinunter in die

Gewölbe des Palastes führte. Die Steinstufen hastete Avarem in einem solchen Tempo hinab, dass Jaret kaum folgen konnte. Er hastete dem König nach, durch die Tür in Rubens Labor. Hier hatte sich in den Jahren ebenfalls wenig verändert, von der dicke der Staubschichten einmal abgesehen. An der hinteren Wand des Raums hingegen entdeckte Jaret eine niedrige Tür aus mit Moos bewachsenem Holz, die ihm zuvor nie aufgefallen war. Entweder hatte Ruben sie durch einen Zauber verborgen oder Jaret hatte einfach nie darauf geachtet. ,, Mach sie auf.“ , wies der König ihn ungeduldig

an. Jaret zögerte nicht und zog die Tür an einem eisernen Ring der in die hölzerne Oberfläche eingelassen war auf. Dahinter führte ein Gang, der leicht geneigt verlief, weiter in die Tiefe. An den Wänden waren brennende Fackeln angebracht. Jemand war hier… Avarem nickte Jaret zu hinter ihm zu bleiben. Offenbar, überlegte dieser, verlor der König grade seine letzten Zweifel, dass hier etwas nicht stimmte. Nachdem sie dem Gang eine Weile lang gefolgt waren, kamen sie an einigen großen vergitterten Zellen vorbei, die aus dem Gestein geschlagen worden

waren. Allerdings waren sie alle leer. Dann machte der Gang eine scharfe Kurve und weitete sich ohne Vorwarnung zu einer großen Höhle. Jaret erkannte sie sofort wieder. In der Mitte stand der Tisch mit den Glasphiolen. Das Buch war jedoch nirgendwo zu sehen. Er konnte nicht sagen, dass er sich deshalb nicht besser fühlte. Ein wenig. Aber nach wie vor nagten seine eigenen Gedanken an ihm. Es durfte einfach nicht sein… In einer der Ecken der Höhle waren Körper aufeinandergestapelt. Die Toten waren nur Notdürftig mit einer

Stoffdecke zugedeckt. Die Blutflecke die sich darauf gebildet hatten waren nicht zu übersehen und unter der Decke sickerte bereits eine Blutpfütze hindurch. ,, Das ist.... unmöglich.“ Der König war nun sichtlich entsetzt. ,, Ich will es auch nicht glauben.“ , erwiderte Jaret. Hinter sich nahm er eine Bewegung wahr. Auch Avarem hatte etwas bemerkt, so dass sie sich beide gleichzeitig umdrehten. Hinter ihnen im Gang standen Ruben Darelto, eine magische Lichtkugel in der einen und das Buch des Blutes in der anderen und ein Wachmann, der einen weiteren Mann in Handschellen hinter

sich her schleifte. ,, Das ist... allerdings unerwartet.“ , sagte der Zauberer tödlich langsam. ,, Jaret, du solltest langsam lernen dich nicht in alles einzumischen. Und ihr Avarem, seit grade nutzlos für mich geworden.“ Mit diesen Worten riss er eine Hand hoch. Ein blendend greller Blitz jagte auf den König zu, der jedoch , schneller als Jaret es ihm zugetraut hätte, Beiseite sprang. Der Zauber erschütterte das steinerne Gewölbe, als er in die Höhlenwand einschlug. Avarem rappelte sich auf, während er gleichzeitig das Schwert aus der Hülle

riss und damit nach Ruben ausholte. Dieser seinerseits hatte erneut die Hände gehoben, in denen sich magische Energie sammelte. Kurz bevor die Klinge Ruben erreichte löste dieser den Zauber aus. Der König wurde von dem magischen Energiestrom getroffen wurde und sank zu Boden. Das Schwert fiel ihm aus der Hand und landete scheppernd bei seinem Besitzer auf dem Stein. Jaret nutzte den kurzen Moment um an dem Wachmann, der mit dem Gefangenen beschäftigt war vorbeizurennen. Ruben nahm der Wache den alten Mann ab. ,, Schnapp dir den Jungen, er sollte wenn möglich am Leben bleiben. Wenn

nicht... wäre das zwar bedauerlich, aber verzeihbar. Er hat seine Schuldigkeit getan.“ Jaret rannte durch die Flure des Palastes. Er konnte hier nicht mehr bleiben, konnte nicht in der Stadt bleiben. Doch vorher musste er irgendwie den Wachmann loswerden, der ihm dicht auf dem Fuß folgte. Er lief die Treppe hinauf die in sein Zimmer führte, tauchte aber auf halbem Weg in eine Nische auf einem der Treppenabsätze. Mit etwas Glück und der schlechten Beleuchtung des Turms,

könnte er sich dort verstecken und die Wache würde einfach an ihm vorbeilaufen.... Wenige Augenblicke nachdem Jaret sich versteckt hatte, kam auch schon der Königliche Soldat die Treppe hinauf gerannt. Aber er lief nicht wie Jaret gehofft hatte einfach vorbei. Stattdessen blieb er außer Atem stehen und sah sich um. Trotzdem kamen Jaret die schlechten Sichtverhältnisse zu Gute. Die Wache entdeckte ihn nicht sofort und Jaret versetzte ihr einen Stoß der den Mann die Treppe hinabschickte. Die Panzerung des Wachsoldaten tat ihr

übriges Er schrie einmal auf dann schlug sein Kopf auf eine Stufe. Der Mann blieb regungslos liegen. Jaret sprang weiter die Stufen hinauf. Es war gefährlich noch zu bleiben, aber er brauchte noch etwas. Sein Zimmer war einfach eingerichtet. Ein Schrank ,ein Bett , ein kleines Bücherregal und ein Schreibtisch. Alles was Jaret interessierte, war das Regal, aus dem er die Bücher herausfegte um an das zu kommen, was dahinter verborgen war. Ein weiteres Schriftstück, mit vergilbtem Einband. Das Buch der

Seher. Rasch packte er es in seinen alten Rucksack, der neben dem Bett stand. Dann schnappte er sich seinen alten Wanderstab und das Messer das er von Ruben bekommen hatte und legte es an. Besser als gar keine Waffe war es allemal. Schnell und mit zunehmender Unruhe sammelte er noch ein paar kleine Habseligkeiten und alles Geld das er finden konnte ein und stürmte aus dem Zimmer. Insgesamt hatte er nicht einmal eine Minute in dem Raum verbracht. Als Jaret die Treppe hinablief rannte

traf er auf den gestürzten Soldaten. Grade als er einen Schritt über den Körper machen wollte regte sich dieser. Der Wachmann war vermutlich trotzdem so gut wie Tod. Blut floss aus einer gewaltigen Platzwunde am Hinterkopf und seine Augen waren verdreht. Jaret wollte schon zum Messer greifen um dem Mann ein schmerzarmes Ende zu bereiten, dann jedoch zögerte er. Er hielt dem Soldaten die Klinge an den ungeschützten Hals. ,, Wieso tut ihr das? Wieso folgt ihr Ruben? Wieso habt ihr den König verraten?“ Der Wachmann schien einen Moment nicht zu begreifen was Jaret meinte. Er

war vermutlich immer noch von dem Sturz benebelt. ,, Wir folgten ihm bereitwillig.“ ,, Warum ?“ Jaret wusste das ihm die Zeit in rasendem Tempo davonlief, aber er brauchte diese letzte Antwort. Der Kopf des Mannes kippte lediglich zur Seite und er rührte sich nicht mehr. Er würde seine Antwort nicht bekommen… Jaret wusste nur noch eins. Er musste raus aus der Stadt. Und das schnell. Es gab einig Nebenausgänge aus dem Palast und wenn er sich beeilte würde er aus einem davon verschwinden können, bevor Ruben alles abriegeln

ließ. Jaret hastete durch die menschenleeren Palastgänge. War ihm der Ort einmal zumindest ein wenig wie sein Zuhause erschienen, jetzt wirkten die Hallen auf ihn tot, bedrohlich. Durch einige hohe Glasfenster erhaschte er einen Blick auf das im Dunkeln liegende Seminium. Um diese Zeit waren nur noch die Wachen in den Sälen und Gängen unterwegs. Und wenn er einer davon begegnete wäre vermutlich alles aus. Er hatte sein Ziel gut wie erreicht. Der Nebenausgang endete in einem Viertel außerhalb des Palastbezirks. Gleich hätte er es

geschafft.... Schritte brachten ihn dazu langsamer zu werden und sich hinter einer Säule zu verstecken. Er duckte sich so gut er konnte in die Schatten und wartete ab. Er müsste nur abwarten, bis die Patrouille vorbei wäre. Aber es waren keine einfachen Wachsoldaten, die aus dem halbdunkel auftauchten. ,, Wir müssen uns auch um diese Tabajaxie kümmern.“ , sagte Duniks Stimme, bevor der Hauptmann selbst in Sicht kam. ,, Wozu ?“ Jaret hielt den Atem an, als Ruben aus dem Dunkel

trat. ,, Weil, sie Bescheid weiß. Nicht so viel, wie der Junge, aber genug.“ ,, Ich lasse euch in dieser Sache freie Hand. Wenn ihr sie finden könnt heißt das. Ansonsten… wer glaubt so jemanden schon?“ ,,Wie ihr wünscht.“ , erwiderte Dunik. ,, Die Wache steht noch nicht vollkommen hinter uns. Meine eigenen Leute sind mir gegenüber Loyal. Aber nicht jeder wird einen Magier als Regenten akzeptieren.“ ,, Sie werde es akzeptieren, wenn wir einen Königsmord… aufzuklären haben. Ich denke wir werden ihnen einen passenden Schuldigen präsentieren

können.“ ,, Den Jungen ? Meine Leute suchen nach ihm, aber momentan scheint es, er sei entwischt.“ ,, Das ist er nicht.“ , erwiderte Ruben kalt. ,, Nicht war Jaret ?“ Und dabei sah er direkt in Richtung seines Verstecks. Das keines mehr war… Er trat zögerlich auf den Gang hinaus, dann aber zwang er sich wenigstens grade zu stehen. Jaret wusste, dass er verloren war. ,, Warum ?!“ , rief er dem Zauberer entgegen. Eine letzte Anschuldigung, die er hören würde, egal was geschah. ,, Warum ?“ , wiederholte er ruhiger. Was hatte Ruben nur so verändern

können? Oder hatte der Mann, den er glaubte zu kennen nie existiert? ,, Gibt es einen Grund für Macht ?“ Er lachte. ,, Muss ich einen Grund dafür haben ?“ Ruben existiert nicht mehr. Das wurde Jaret bei diesen Worten endgültig klar. Was auch immer er einst einen Freund, Retter oder Meister genannt hätte… es war weg oder nie dagewesen. Nur eine Hülle und ein Blendendes Schauspiel. ,, Du warst nützlich. Aber das ist jetzt vorbei.“ Mit diesen Worten hob der Magier seine Hand und schleuderte einen Feuerball auf

Jaret. Dieser sah fasziniert wie das magische Feuer auf ihn zurast. Es schien sich beinahe in Zeitlupe zu Bewegen. Instinktiv hob er die linke Hand um sich vor den Flammen zu schützen, in dem Wissen, das es vergebens war. Ihm ging nur ein Gedanke durch den Kopf. Er wollte so nicht enden. Er wollte Leben. Und… Er musste Jade wenigstens warnen. Schmerz raste seinen Arm hinauf, als das Feuer ihn einhüllte. Aber er verbrannte nicht, wie Jaret nach einem Augenblick feststellte. Irgendetwas hielt das den gesamten Gang füllende Inferno ein winziges Stück von

seiner Hand entfernt in der Schwebe. Trotzdem verbrannte ihm die Hitze die Haut, die Hand, kochte Nerven und Blut… Einige Sekunden lang prallte das Feuer wirkungslos auf eine schimmernde Barriere direkt vor ihm. Dann erlosch es und Jaret hielt sich die versengte Hand. Die Haut hatte sich fast vollständig schwarz verfärbt. Ruben war vollkommen überrascht. ,, Was zum...“ Jaret hingegen fragte gar nicht erst lange was ihn gerettet hatte. Er nutzte den Moment der Ablenkung um erneut wegzurennen und in dem

Durchgang der aus dem Palast führte zu verschwinden. Die verbrannte Linke hielt er dabei dicht an den Körper gepresst. Lange nach Sonnenuntergang schlich Jaret durch die Straßen der Unterstadt. Er würde aus der Stadt verschwinden müssen. Aber er würde nicht allein gehen wenn es möglich war. Ruben wusste von Jade und hatte Dunik mehr oder weniger einen Freibrief

ausgestellt. Aber auch so. Nachdem, was er herausgefunden hatte, war niemand in den Armenvierteln der Stadt mehr sicher. Er suchte sich seinen Weg durch die Gassen, bis er an Luthers Schänke ankam. Das Gasthaus war an diesem Abend gut besucht, wie er erleichtert feststellte. Das gab ihm wenigstens einen gewissen Schutz. Während er durch die Menge zum Tresen ging, hielt er die verletzte Hand unter seinem Reisemantel verborgen. Er wollte unangenehme Fragen besser vermeiden. Er ging noch einmal seine Optionen durch, während er nach der Tabajaxie

umsah. Das wichtigste war jetzt aus der Stadt herauszukommen. Aber wohin dann ? Er dachte an das Buch der Seher, das sich nun in seinem Rucksack befand. Und an dessen Verfasser… Gerret Giller. Laut Rubens Aussage lebte er in den Bergen nördlich der Stadt. Er konnte sich in Seminium an niemanden mehr wenden und sich bis nach Dynastes durchzuschlagen… Selbst wenn Ruben nicht weiter nach ihm suchte, er hatte kaum eine Chance die Stadt zu erreichen. Nein. Wenn ihm jemand helfen konnte, dann war es vermutlich ein Magier. Und neben Ruben wusste er nur von diesem einen weiteren in der

Nähe. Es war zumindest seine einzige Hoffnung. Schließlich entdeckte er Jade an einem Platz im hintersten Winkel des Gebäudes. Ein kurzes Funkeln in ihren Augen sagte ihm, das sie ihn ebenfalls bemerkt hatte. Erschöpft und froh kurz ausruhen zu können ließ er sich ihr gegenüber nieder. ,, Was ist passiert ?“ ,, Es ist Ruben. „ , begann Jaret. Die ganze Tragweite der letzten Geschehnisse traf ihn erst jetzt. ,,Er selbst steckt hinter den Entführungen. Hör zu. Ich habe ihm geholfen ein Buch über schwarze Magie zu finden und nun benutzt er die Seelen der Stadtbewohner

für die Zauber darin. Der König ist Tod. Wir müssen...“ ,, Moment. Langsam…Der König ist Tod?“ , fragte Jade ungläubig. ,, Rube hat ihn getötet nachdem er herausgefunden hatte, was der Zauberer tat. Die Wache steht hinter ihm. Er kann einfach so weitermachen. Wir müssen aus der Stadt raus. Hier ist es nicht mehr sicher.“ ,, Und wo bitte würdest du hingehen ? Es gibt nichts was wir tun können.“ ,, Wir brauchen einen Magier.“ , erklärte er. ,, Jemanden, der Ruben stoppen kann.“ ,, Die Wachsen nicht grade auf Bäumen.“ Er musste kurz lachen. ,, Nein leider

nicht. Aber ich weiß zumindest von einem der in den Nördlichen Bergen lebt. Ich will ihn finden und um Hilfe bitten.“ Die Tabajaxie schüttelte den Kopf. ,, Du scheinst dir das Naiv einfach vorzustellen.“ ,, Nein. Das wird sicher nicht einfach. Wir müssen zuerst einmal überhaupt aus der Stadt hinauskommen.“ Während er das sagte hatte er die Linke auf den Tisch gelegt. Jades grüne Augen wurden weit, als sie die Verletzung bemerkte. ,, Was ist mit deiner Hand passiert ?“ ,, Ruben hat mich erwischt.“ Er hielt die verbrannte Hand nach oben. ,, Ich hoffe allerdings das nicht noch mal erleben zu

müssen.“ ,, Wie schlimm ist es ?“ ,, Tut immer noch höllisch weh , aber ich denke es könnte schlimmer sein.“ Wenn er genauer darüber nachdachte, hätte der Zauber weniger als Asche von ihm übriggelassen. ,, Also ums noch mal zusammenzufassen und nur davon ausgehend, das ich dir alles glaube : Dieser verrückte Zauberer, hat den König ermordet, kontrolliert die Armee und nutzt die Seelen der Bürger Seminiums als Rohmaterial für seine Zauber ? Und unsere einzige Hoffnung ist ein weiterer Zauberer, denn wir erst suchen müssen und von dem du nur ungefähr weist wo er ist. Noch weiter.

Du willst mir weiß machen, du könntest in die Zukunft sehen. Ich sag es nur ungern aber. Das klingt verrückt.“ Jaret seufzte. Es klang wirklich ziemlich verrückt. ,, Vermutlich. Wenn du allerdings nicht hierbleiben und selbst rausfinden willst, ob ich die Wahrheit sage, sollten wir uns besser beeilen hier wegzukommen. Bleibt nur die Frage, wie wir aus der Stadt kommen.“ Jade strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Da habe ich eine Idee. Ich wette die Haupttore sind mittlerweile alle Bewacht. Aber es gibt unter der ganzen Stadt ein Kanalsystem. Ich kenne mich da unten ein wenig aus. Es ist recht nützlich wenn man sich mal wieder

vor der Wache verstecken muss. Darüber könnten wir die Stadt verlassen.“ ,, Klingt gut.“ Es war zumindest besser, als jede Möglichkeit, auf die er gekommen wäre. ,, Dann los.“ Jade lächelte zum ersten Mal wieder. ,, Mir nach.“ Zwei Gestalten huschten wenige Minuten später durch die dunklen Straßen Seminiums. Jaret sah sich immer wieder hektisch um, während er Jade folgte. Diese blieb schließlich vor einem in den Boden einer gepflasterten Seitengasse eingelassenen Gitter stehen. ,, Das ist einer der Eingänge.

Normalerweise sind sie verschlossen, das Schloss von dem hier habe ich allerdings schon vor Monaten geknackt.“, erklärte sie. ,, Na dann. Jetzt müssen wir nur noch...“ Schritte, wie von schweren Ketten-Stiefeln, unterbrachen ihn. Stiefel wie sie die Stadtwache trug. Drei Gestalten stauchten in ihrem Rücken auf und blockierten den Weg zurück zur Straße. ,, Sieh mal an. Der passt doch genau auf die Beschreibung die Kommandant Dunik heute verteilt hat. Festnehmen.“ Der erste der Männer zog einen kurzen Stab aus seinem Gürtel. Als er die Waffe

auf Jaret richtete, erkannte diese sofort was es war. Ruben hatte die Stadtwache mit Zauberstäben ausgerüstet. Diese magischen Objekte ermöglichten es auch gewöhnlichen Menschen Zauber zu wirken allerdings nur den auf den der Stab eingestellt war und auch nur solange die magische Ladung des Stabes hielt. Trotzdem war es eine gefürchtete Waffe. Jaret wurde von einer unsichtbaren Kraft getroffen und zu Boden geschleudert, schaffte es aber, die Wucht des Hiebs größtenteils abzufangen. Auch Jade ging von dem Zauber getroffen zu Boden. Die beiden anderen Wachen zogen nun

ebenfalls ihre Waffen, einfache Schwerter, und liefen auf die beiden Flüchtigen zu um sie endgültig festzusetzen. Und aus Jarets Sicht würde ihnen das auch gelingen. Sie hatten keine wirkliche Chance. Grade als der erste Wachmann sie erreicht hatte, stockte dieser jedoch mitten im Lauf. Blut lief aus dem Mundwinkel. Das Schwert fiel dem Mann aus der Hand und er kippte nach vorne. Ein Armbrust-Bolzen ragte aus seinem Rücken. Die beiden verbliebenen Wachen sahen sich nach dem verborgenen Angreifer

um. Ein zweiter Bolzen kam aus dem nichts und traf einen zweiten Wachmann. Er fiel wie der erste. Und hinter ihm stand eine Gestalt in der Dunkelheit. Sie trug einen weiten schwarzen Mantel, dessen Kapuze die Züge verdeckte. Darunter trug der Fremde einen Lederpanzer und einen Gürtel mit Bolzen. Der Griff eines Kurzschwerts ragte über seine Schulter hinaus. Der letzte Überlebende Wachmann richtete den Zauberstab auf den Fremden, doch dieser Wich der Schockwelle gekonnt aus. Und noch während der Wachmann versuchte den Stab

wieder auf den Fremden zu richten, hatte dieser bereits die Armbrust angelegt und auf ihn gefeuert. Der Bolzen traf die Wache ins Bein so, dass der Mann stürzte. Sofort sprang der Fremde heran und trieb ihm mit einer flüssigen Bewegung das Kurzschwert ins Herz. Der Wachmann zuckte noch ein paar Mal. Dann war alles vorbei. Die Gestalt zog die Klinge aus der Leiche und richtete sich auf. ,, Okay , Lis, das dürften alle gewesen sein. Sieh dich aber besser noch mal um.“ , flüsterte der Fremde. Aus dem Mantel der Gestalt tauchte eine

kleine Leuchtende Gestalt auf und verschwand in der Nacht. Der Mann kam näher und hockte sich vor Jaret auf den Boden. ,, Bei euch alles in Ordnung ?“ , fragte er. Die Stimme klang mehr abwesend als Besorgt. ,, Ich glaube schon.“ , erwiderte Jaret und rappelte sich auf. Noch einmal so schien es hatte ihn heute der Zufall gerettet. ,, Wer seid ihr ?“ ,, Das erklär ich euch, wenn wir aus der Stadt raus sind. So wies aussieht“ , meinte er mit einem Blick auf das Gitter, ,, hattet ihr das sowieso vor.“ Die Leuchtende Gestalt kehrte zurück und verschwand wieder im Mantel des

Mannes. Dieser richtete sich auf und öffnete das Abflussgitter. ,, Ich bin übrigens Revan.“ , sagte er, bevor er in der Dunkelheit verschwand.

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