Fantasy & Horror
Der Seher Kapitel 8

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"Der Seher Kapitel 8"
Veröffentlicht am 27. November 2013, 46 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich.. Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-) Oh und mich gibts auch bei ...
Der Seher Kapitel 8

Der Seher Kapitel 8

Kapitel 8 Böses Erwachen


,, Ein weißer Mann sagte einmal : Macht korrumpiert. Wenn das Stimmt, dann gibt es keine korrupteren Wesen, als Seelenmagier.“ Vertretbarkeit der Magie Die drückende Hitze, die über der Stadt gelegen hatte, war von dunkeln Wolken verdrängt worden, als Jaret am nächsten Morgen die Augen

öffnete. Das Notizbuch lag immer noch vor ihm auf dem Tisch. Er hatte den Traum fast vergessen und doch blieb eine Ahnung davon zurück. Eine Warnende stimme in seinem Hinterkopf die er aber zum Schweigen brachte. Die Stadt verschwand fast unter einem grauen Schleier aus Bodennebel, der aus den Straßen aufstieg und sich wie eine Decke über alles darunter legte. Er war über den Schreibtisch gebeugt eingeschlafen. Jaret blinzelte ein paar Mal ins Dämmerlicht, das durch das kleine Fenster fiel.

Er stand auf. Die dunklen Gedanken und Vorahnungen der Nacht schienen sich endgültig verflüchtigt zu haben. Stattdessen trat er aus dem Zimmer heraus, ins Treppenhaus des Turms. Die Sandsteinstufen zogen sich spiralförmig in die Tiefe und führten vorbei an weiteren Türen, hinter denen Gesindekammern und Lagerräume für den Palast lagen. Jaret hatte es nie gestört, das er so weit oben schlief. Im Gegenteil, er genoss die Abgeschiedenheit. Am Ende der Wendeltreppe führte ein niedriger Durchgang in den eigentlichen

Palast. Jaret lief durch die mit Marmorsäulen gesäumten Flure, die er die letzten Jahre seines Lebens sein Zuhause genannt hatte. In all der Zeit hatte sich in den steinernen Hallen nur wenig veränderte. Es schien als sei die Zeit an diesem Ort nicht so deutlich vorhanden wie anderswo. Mochten in Erane auch Dürren wüten oder sich Armeen an den Grenzen sammeln, das Leben hier wurde dadurch kaum beeinflusst. Ob das in Raven oder Egarium ähnlich war? Jaret wusste recht wenig über Egarium und noch weniger über die Eiswüsten, die den Großteil Ravens

ausmachten. Es hatte ihn einfach nicht interessiert. Jetzt jedoch wüsste er es gerne. Egarium… es gab immer wieder seltsame Berichte über die merkwürdigsten Konstrukte und Waffen aus dem Land. Oft hörte es sich wie Magie an, wenn man den Berichten der Soldaten glaubte die ab und zu an den Grenzen kleinere Kämpfe austrugen. Feuer und Rauch, der nur Tod hinterließ. In Egarium gab es angeblich nur wenige Zauberer und wurde ihnen in Arbitrium nicht unbedingt getraut, so gab es aus Egarium Berichte über regelrechte Verfolgungen. Raven hingegen war, soweit er dem was

er gehört hatte trauen konnte, in einzelnen Clans organisiert, ansonsten unterschied es sich wohl bis auf das Klima nicht sehr von Arbitrium. Bauern, Bürger, Adelige. Darin gliederte sich letztlich alles… Und diejenigen, die komplett durch dieses Raster fielen. Die zu Arm für einen Status waren, oder ihren irgendwie verloren hatten… Eine alte Wut stieg in ihm auf, die nie ganz verblasst war. Aber betäubt. Nun sah er das Gemäuer des Palastes mit anderen Augen. Die letzten Jahre hatte er vergessen, wie es gewesen war, welchen Preis der Reichtum dieses Ortes anderswo forderte. Und es war dem

Zufall zu verdanken dass er sich wieder erinnert hatte. Aber konnte er etwas daran ändern? Wenn Ruben recht hatte dann ja. Jaret blieb einen Augenblick stehen. Es war noch so früh, das nur wenige Dienstboten auf den Beinen waren, die zwischen den Säulen hin und her huschten. Ruben hatte ihm auch gesagt, er könnte Gott oder Dämon sein. Und doch, Jaret wollte keines von beidem, nach wie vor nicht. Ein Gott, war nur eine weitere Ungerechtigkeit. Er konnte es wöchentlich auf dem Richtplatz sehen wenn er wollte.

Manchmal wünschte er sich, wirklich, das einfach hinter sich zu lassen. Seine Gabe erschien ihm einmal mehr wie eine Verantwortung als alles andere. ,, Jaret ?“ Er drehte sich um und entdeckte Ruben, der in Begleitung eines Wachmanns in Hauptmannsuniform aus einem Seitengang auftauchte. Bei dem Wachmann handelte es sich, wie Jaret überrascht feststellte, um Dunik. Er nickte dem Mann kurz zu, der ihn aber weitgehend ignorierte. Er hatte in all den Jahren kaum noch zwei Worte mit ihm gewechselt. Vermutlich gab Dunik ihm schlicht die

Schuld dafür, den Zorn Rubens einmal geweckt zu haben. Trotzdem war der Mann mittlerweile Oberbefehlshaber über die Stadtwache, wie Jaret gehört hatte. Aber erst jetzt hatte er wirklich eine Bestätigung. Die Zierrüstung mit dem Aufgedruckten Krone und Sonne-Emblem war unmissverständlich. Wirklichen Schutz würde der dünne Stahl jedoch wohl eher nicht bieten, wie Jaret dachte. Es war mehr eine Zurschaustellung eines Ranges. ,, Ihr könnt gehen.“ , sagte der Zauberer zu dem Soldaten. Dunik nickte und entfernte sich. Jaret hatte ohnehin noch mit dem Magier reden

wollen. Ruben wirkte nicht mehr Müde wie noch bei ihren letzten Begegnungen. Im Gegenteil, sogar fast jünger als zuvor wie der Seher dachte. Trotzdem, der Zauberer hatte sich in den letzten Jahren verändert. Er wirkte oft abwesend und manchmal schien es Jaret, als würde Ruben ein drückender Mantel aus Schatten umgeben, den er aber nur aus den Augenwinkeln richtig sehen konnte. Er schüttelte die Empfindung ab. Ruben war ein Freund und vermutlich auch sein Lebensetter. Wer weiß wie lange er auf den Straßen noch überlebt hätte. ,, Du warst gestern nirgendwo zu

finden.“ , meinte Ruben. ,, Das ist wahr…“ Irgendetwas warnte ihn erneut. ,, Wieso ?“ ,, Nicht wichtig, aber, die Straßen sind nicht mehr so sicher wie früher und Dunik meinte eine Patrouille hätte dich, oder jemanden der dir recht ähnlich sah, in der Unterstadt gesehen.“ Jaret dachte kurz nach. Er hatte eigentlich nichts zu verbergen. Trotzdem… etwas an der Art wie Ruben Fragte war ganz und gar nicht in Ordnung. ,, Es kann durchaus sein, das ich gestern in der Nähe gewesen bin.“ ,, Ich versteh.“ Die seltsam Drückende Atmosphäre verschwand. Das war nur

Ruben. Der alte Zauberer, der vielleicht seine Geheimnisse hatte, aber nichts desto trotz freundlich auf ihn herablächelte. Oder mittlerweile zu ihm hinauf. ,, Ich habe mir nur Sorgen gemacht, aber was du tust bleibt wirklich langsam dir überlassen. Ich sollte mich langsam daran gewöhnt haben.“ Ruben lachte. ,, Es ist nichts, ich.. der Regen hat mich aufgehalten.“ Auch wenn wieder alles in Ordnung schien, er zögerte Jade zu erwähnen, oder was das anging überhaupt mehr als nötig zu erzählen. Wusste Ruben, dass in der Stadt Leute verschwanden? Er sollte aufhören sich Sorgen zu

machen, sagte er sich selbst. Jade… Seine Gedanken wanderten zurück zu der Tabajaxie. Jaret hatte definitiv den Entschluss gefasst, sie zu besuchen. Und sei es auch nur um mehr über sie zu erfahren. Er wollte nur nicht ganz mit leeren Händen auftauchen. Er sah unter welchen Umständen die Leute im Armenviertel nach wie vor lebten und auch wenn ihm klar war, das er nicht allen helfen konnte. Aber Jade. Das war immerhin etwas. Und ihm wichtig, wie Jaret sich selbst gegenüber zugab. Er hatte auch schon eine Idee. Er lächelte bei dem Gedanken. Es wäre ein Anfang, eine unendlich kleine Geste,

aber ein Anfang. Gut zwei Stunden später kam er vor der kleinen Hütte in den Armenvierteln Seminiums an. Es hatte ihn Zeit gekostet, einen Weg durch die Labyrinthischen Straßen zu finden. Zwar hatte Jaret sich den Großteil des Wegs mit einem alten Instinkt eingeprägt, den auch sieben Jahre im Palast nicht hatten ganz

abstumpfen können, aber es kostete ihn immer noch Zeit. Mehrmals nahm er falsche Abzweigungen und musste zurückgehen, wenn er an eine Sackgasse kam, oder merkte, dass er falsch ging. Die wenigen Leute, die ihm begegneten oder vor den simplen Bretterhütten saßen, schenkten ihm nur wenig Beachtung. Diesmal war er schlauer gewesen, anstatt einfach mit seiner Palastkleidung in die Unterstadt zu gehen. Zwar trug er selten teureres als schlichte und saubere Sachen, aber hier viel er darin sicher trotzdem auf wie ein bunter Hund. Deshalb trug er diesmal einen schlichten, grauen Reiseumhang um die Schultern.

Die Tarnung verfehlte ihre Wirkung nicht. Nur das kleine Stoffbündel, das er unter Arm hielt konnte von Zeit zu Zeit noch neugierige Blicke auf sich ziehen. Irgendwann jedoch fand er schließlich den richtigen Weg und erreichte die Baracke mit dem auffälligen Türvorhang ,, Jade ?“ Er klopfte an den Holzrahmen und wartete einen Augenblick. Nichts. ,, Hallo ?“ wieder nichts. Schließlich schlug er den Vorhang beiseite und trat langsam nach drinnen. Jaret sah er sich um. Die Pflanzen waren nach wie vor an ihrem Platz. Allerdings fehlte das dort versteckte

Messer. Das Feuer in der Mitte des Raums war erloschen, auch wenn noch Rauch von der Asche aufstieg. Die Schlafstelle und die Kissen auf dem Boden waren verlassen Die Hütte war leer. Sie konnte allerdings noch nicht allzu langer Weg sein, sonst wäre die Glut erloschen. Jaret überlegte, ob er hier warten sollte, oder besser wiederkam. Oder war sie möglicherweise abgehauen? Es sah nicht so aus. Bis auf die Versteckte Waffe schien nichts zu Fehlen. Allerdings gab es auch sonst nicht viel, was sich mitzunehmen gelohnt hätte.

Eine Bewegung hinter ihm riss Jaret aus seinen Gedanken. Er wirbelte herum und fand sich Auge in Auge mit einer glitzernden Metallkling. ,, Du schon wieder.“ Jade ließ die Waffe sinken. Das war ziemlich knapp gewesen, dachte Jaret. Hätte die Tabajaxie ihn eine Sekunde später erkannt, hätte das mit einem Messer in der Kehle geendet. Konnte es immer noch, wie Jaret sich erinnerte. Oder nicht? Sie ließ die Waffe sinken. Aber die Art wie ihre Hand zitterte… Sie hat vermutlich nie jemand getötete dachte er. Und der Gedanke es fast getan

zu haben war wohl auch nicht unbedingt einfacher. Wie hatte er sich gefühlt, als er auf der Reise mit Ruben einen der Banditen getötet hatte? Er wusste es nicht mehr. Der Kampf im Wald war das reine Chaos gewesen und er hatte keine wirkliche Zeit gehabt, darüber nachzudenken was er tat. ,, Nette Begrüßung.“ , meinte er spöttisch. ,, Du hast hier nichts zu suchen.“ Damit hatte sie wohl Recht. Beim genaueren Nachdenken wäre nichts passiert, wenn er einfach draußen gewartet hätte. ,, Ich dachte du brauchst vielleicht einen

neuen Mantel.“ Er holte das Stoffbündel unterm Arm hervor. Misstrauisch nahm sie Jaret den Umhang ab. Jade strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor sie den Stoff schließlich entfaltete und ein paar Stücke zurücktrat. Es war nicht schwer für Jaret gewesen einen Schneider zu finden, der Umhänge verkaufte. Allerdings hatte er natürlich nicht gewusst, ob es Jade gefallen würde oder ob er damit nicht doch einen Fehler machte. Die Frage beantwortete sich von selbst. ,, Der ist ja wundervoll.“ Der Stoff war in einem Tiefen

Wald-Grün gefärbt und eine Goldnaht verlief an den Seiten, des ansonsten schlichten Mantel. ,, Was…“ Sie sah einen Augenblick sprachlos zu Jaret, der lediglich grinste. Zum ersten Mal schien das ganze Misstrauen aus ihren Zügen zu verschwinden. Sie legte sich den neuen Mantel um die Schultern. Auch die Angst verschwand kurz aus den grün funkelnden Augen. ,, Weshalb ?“ , wollte sie wissen. Sie traute ihm nicht ganz, das war klar. Jaret glaubte allerdings endlich, Jade ein wenig zu durchschauen. Sie tat vielleicht hart, aber letztlich war es angst. Und ihr Misstrauen das schien ihm nicht mehr als eine Maske zu

sein. ,, Reicht schlichte Freundlichkeit nicht ?“ Jaret wollte nicht, das sie sich wieder hinter ihrem Misstrauen vor ihm und wohl allem, verbarrikadierte. ,, Niemand tut irgendetwas ohne Gegenleistung.“ Er lachte. ,, Ich schon.“ Jade versuchte offenbar eine neutrale Mine zu behalten, lächelte aber schließlich trotzdem. ,,Du bist ein seltsamer Mann.“ Sie strich sich geistesabwesend eine Haarsträhne aus dem Gesicht und trat unter dem Vorhang nach draußen in die Straßen. ,, Als ob ich nicht das gleiche behaupten

könnte.“ , murmelte Jaret, als er ihr folgte. Die Wolken hatten sich etwas verzogen und blauem Himmel Platz gemacht. Es war nicht mehr so warm, wie die Tage zuvor, aber angenehm. ,, Also, ich bin eigentlich niemand besonderes.“ , erklärte er, während er Jade durch die Gassen folgte. ,, Ich hatte einfach nur Glück.“ ,, Du bist ein schlechter Lügner Jaret Weißläufer.“ Er zögerte. Jaret rechnete eigentlich damit, dass sie Augenblicklich wieder abweisend werden würde. Stattdessen lachte Jade. Es waren diese kleinen Momente, wenn sie lächelte oder das Misstrauen kurz

verschwand, in denen ihm klar wurde, er mochte sie. Es hatte kaum mehr als das gebraucht, stellte Jaret fasziniert fest. ,, Du lebst alleine hier ?“ , fragte er. Jade überlegte kurz, während sie weiter durch die Straßen gingen. Jaret wusste nicht wohin sie wollte. Vielleicht war das aber auch gar nicht wichtig. Die Wege waren meistens leer, aber auch wenn sie jemanden begegneten war es nun plötzlich Jade, die die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog, Der neue Mantel war für diese Gegend alles andere als passend. Sie erreichten eine Baulücke zwischen den Baracken, wo offenbar vor kurzem

eine Hütte in sich zusammengefallen war. Gras und Unkraut wuchs hier und da zwischen den liegengebliebenen Holzplatten hindurch. Es war nicht viel übrig geblieben. Das meiste war wohl bereits wieder in der einen oder anderen Form weiterverwertet worden um andere Hütten zu reparieren oder zu bauen. Nur das morscheste, älteste Holz war zurück geblieben und vermoderte nun endgültig. Die Tabajaxie schwieg noch immer. Offenbar schätzte sie ab, wie viel oder was sie ihm erzählen sollte. Jaret war es egal. Sie war nicht irgendjemand, das war ihm mittlerweile klar. Allein der Ring war schon merkwürdig genug. Aber

er würde sie nicht dazu drängen ihm irgendetwas zu erzählen. ,, Erst seit.. kurzem“ , sagte sie. Jaret runzelte die Stirn. ,, Wieso seit kurzem ?“ ,, Schau dich um. Bis vor einigen Wochen gab es hier noch viel mehr Menschen. Aber das ständig Leute verschwinden… Die meisten sind so nah wie irgendwie möglich an die oberen Bezirke herangezogen. Manche haben auch einfach leerstehende Häuser besetzt. “ ,, Du jedoch nicht.“ ,, So wie die anderen, die noch hier sind.“ Jaret wusste nicht, was er antworten

sollte. Verdammt es gab so viele Fragen gleichzeitig. Bis vor ein paar Tagen hatte er nicht einmal gehört, dass irgendwo einfach Menschen verschwanden. In einer Stadt wie Seminium war es gut möglich unterzutauchen, aber von der Bildfläche zu verschwinden, ohne eine Spur… ,, Ich wusste nicht…“ ,, Ja, das dachte ich mir.“ , sie klang jetzt wütend. ,, Niemanden kümmert es was mit den Menschen hier geschieht. Geschweige denn mit welchen… wie mir.“ ,, Mich kümmert…“ Jade ließ ihn nicht ausreden. ,, Glaubst du wirklich ein neuer Mantel,

ein bisschen Freundlichkeit wiegen Jahre der Verfolgung auf ?“ Ihre ganze Wut schien sich plötzlich auf ihn zu richten. Jaret versuchte wenigstens selbst deshalb wütend zu werden. Aber das ganze schien über so lange Zeit angestaut zu sein… Kein Wunder, überlegte er. Wenn man so lebt, nicht nur alleine, sondern ständig mit Angst. ,, ,, Es tut mir.. leid…“ Er wusste nicht wofür er sich entschuldigte. ,, Ich wusste nicht… Verfolgt? “ Sie konnte nicht das Verschwinden der Leute meinen, das geschah soweit er nun wusste erst seit einigen Wochen.

Jade schwieg einen Augenblick, bevor sie erwiderte. ,, Das war… das war ungerecht von mir.“ Sie hatte sich von ihm wegedreht und sah über die niedrigen Häuserdächer hinweg in Richtung der Oberstadt. Die Hände hatte sie Hände allerdings zu Fäusten geballt. ,, Ich meine, du warst nicht hier, richtig? Du kannst von all dem nichts wissen.“ ,, Ich weiß es, ich habe lange selbst so gelebt Jade.“ Er trat zu ihr, wagte sich aber nicht näher. ,, Das vergisst man nicht.“ ,, Nicht so wie ich.“ ,erwiderte sie . ,, Ich habe eben nicht immer so gelebt.

Auch wenn es lange her ist. Gut zehn Jahre. Und das schlimmste ist wohl, dass ich es zeitweise selbst vergesse.“ Ihre Stimme zitterte etwas. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ,, Ich werde, nicht fragen, aber wenn du es mir erzählen willst…“ Sie schwieg so lange, das Jaret schon glaubte, Jade würde nicht mehr antworten. Dann begann sie langsam wieder zu sprechen. Zuerst Sockend, aber dann schneller, als wollte sie die Geschichte erzählen, müsste es sogar. ,, Ich… wie gesagt, ich lebte nicht immer so. Auch wenn ich mich daran gewöhnt habe. Ich muss damals neun

gewesen sein wenn überhaupt…“ Jade hielt kurz inne, bevor sie fortfuhr. ,, Es ist recht ungewöhnlich für einen Tabajaxie, es weiter als zum halbwegs respektierten Stadtbürger zu bringen, aber das weißt du ja. Meine Familie war in diesem Sinne eine Ausnahme.“ ,, Das kann ich mir vorstellen.“ , sagte Jaret. Es gab durchaus reiche Tabajaxie-Händlerfamilien. Nicht viele, aber es gab sie. Doch meist stießen auch diese auf Ablehnung, sowohl bei der normalen Bevölkerung als insbesondere beim Adel und letztlich sogar, bei ihrer eigenen Art. ,, Du kannst dir sicher vorstellen, wie das war. Alles war soweit gut. Ein

kleines Haus in den oberen Vierteln…genug essen und eigentlich alles was man braucht. Aber eben auch nicht mehr.“ ,, Aber dabei ist es nicht geblieben ?“ ,, Nein. Ich weiß bis heute nicht, was genau geschehen ist, aber mein Vater wurde ermordet. In den Armenvierteln. Es ist beinahe Ironie.“ Eine Erinnerung regte sich in Jaret… An einen Tabajaxie, der von einer Gruppe Banditen überfallen und getötet wurde. Das konnte nicht sein, sagte er sich selbst. Und wenn doch ? Es gab keine Zufälle mehr. ,, Was geschah dann ?“ ,, Was immer passiert, wenn die

Menschen ihre Chance sehen. Plötzlich war alles, was meine Familie aufgebaut hatte nichts mehr wert.“ ,, Die Aktion war abgesprochen.“ , meinte Jaret. ,, Ich glaube es zumindest. Noch am selben Abend hat irgendjemand eine ganze Meute aufgewiegelt, die unser Haus gestürmt hat. Es brauch immer nur einen, der losbrüllt, uns die Schuld gibt…“ Ihre Stimme hatte aufgehört zu zittern, aber er konnte jetzt die Wut darin hören. ,, Kann denn keiner von euch für sich selber denken ?“ Jaret dachte erst, sie würde weitersprechen. Aber offenbar erwartete die Tabajaxie eine Antwort von

ihm. ,, Menschen sind leider oft sehr dumm.“ , sagte Jaret leise. ,, Was ist danach passiert ?“ ,, Was wohl ? Ich bin nur deshalb entkommen.“ Sie hatte den Silberring vom Finger gezogen. ,, Ich dachte mir schon, das man so etwas nicht einfach irgendwo findet.“ , meinte Jaret. Jade nickte. ,, Ein altes Familienerbstück. Soweit habe ich die Wahrheit gesagt.“ Damit war wenigstens das eine Rätsel gelöst. ,, Ich.. bin als einzige entkommen. Meine Mutter blieb zurück und ich denke nicht, das sonst noch jemand aus meiner Familie überlebt

hat.“ ,, Und seitdem lebst du hier ? Jemand hat diese Leute gegen euch aufgehetzt. Du müsstest doch versucht haben…“ ,, Jaret, wir sind praktisch rechtlos. Und selbst wenn nicht wer weiß, ob wer immer dahinter stand, es nicht einfach zu Ende gebracht hätte. Vielleicht noch immer versucht.“ ,, Deshalb also.“ , sagte er laut. Deshalb die Angst. ,, Deshalb was ?“ Jaret antwortete nicht. Sie hatte Angst, er sei gekommen um zu Ende zu bringen, was vor zehn Jahren begann. Wie konnte man mit so etwas leben? Der Gewissheit dass jederzeit jemand auftauchen könnte

um einen zu töten. ,, Jade ich wusste davon nichts. Aber… es tut mir leid.“ ,, Dir kann nicht leidtun, woran du keine Schuld trägst.“ , sagte sie schließlich.,, Du bist ein guter Mensch.“ ,, Das weißt du ?“ ,, Das glaube ich zumindest.“ Jade schwieg einen Augenblick. Sie sah ihm kurz direkt in die Augen. Was sah sie darin? Jemanden, der bisher doch so gut wie nichts getan hatte. Er war vielleicht ein Seher, das machte ihn jedoch nicht automatisch zu etwas besonderen. Er hatte bisher nicht das Geringste erreicht. Und doch würde er

genau das tun müssen, nicht wahr? Nicht nur müssen. Er wollte diese Welt ändern wenn es möglich war. Seine Gedanken schienen sich in den Augen ihm gegenüber widerzuspiegeln. Grüne Seen , die kaum etwas und doch so viel Menschliches Besaßen. Lichtreflexe darin, die die verschiedensten Formen anzunehmen schienen. Er wusste nicht ob es Visionen oder nur seine Einbildungskraft war. Was kann ich sein? Alles. Was wirst du sein? Jaret kannte die Antwort nicht. Am Ende musste er sich wegdrehen. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, aber in

Wirklichkeit waren lediglich einige Sekunden vergangen. ,, Ich habe nur so lange nicht mehr daran gedacht.“ , sagte Jade, langsam legte sie ihren Kopf an seine Schulter. ,, Es ist einfacher, einfach zu vergessen. Aber sich zu erinnern…“ ,, Ich verstehe,“ , entgegnete Jaret. Auch wenn er es nicht wirklich glaubte. Er hatte den Unterschied zwischen der Straße und einem Dach über dem Kopf, einem Leben ohne Angst, nie in der umgekehrten Form gekannt. Das machte es leichter. Aber um wie viel grausamer war es, den Unterschied derart zu kennen? Er t wusste nicht, wie lange sie dort an

den Überresten der Baracke standen. Es konnten wohl höchstens ein paar Minuten gewesen sein, dachte er, auch wenn es ihm länger vorkam. Schließlich trat Jade einen Schritt zurück. ,,Entschuldigung.“ . ,,Es gibt nichts zu entschuldigen.“ Er erwartete fast, dass sie sich sofort wieder hinter einer Mauer aus Misstrauen verstecken würde. Aber das blieb aus. Jade nickte lediglich und sah sich um. ,, Ich weiß nicht ob…“ Sie sah einen Augenblick über die Schulter, als fürchtete sie, dass dort jemand war. Aber Abseits der zerfallenden Ruine befanden sich nur weitere Barracken und die unübersichtlichen Gassen der

Unterstadt. ,, Du weißt jetzt wer ich bin, Jaret. Sag mir macht das einen Unterschied?“ ,, Ich glaube nicht.“ , antwortete er nach kurzem Überlegen. Im Nachhinein, gibt es womöglich Wahrheiten, die man nicht kennen will. Aber darum ging es ihm nicht. Jaret überlegte, ob die Idee, die seine eigene Wahrheit enthüllen würde, funktionieren konnte. Er hatte es nie ausprobiert. ,,Ich.. würde vorziehen die Geschichte nicht zu kennen. Ich würde es ungeschehen machen wenn ich könnte. Aber das liegt nicht in meiner Macht.“ Jaret zögerte. ,, Etwas anderes dafür aber

schon.“ ,, Wovon sprichst du ?“ ,, Du traust mir nicht, aber…“ Er seufzte, ,, Wahrheiten sind immer besser als Lügen, so schwer sie auch sein mögen.“ Er streckte die Hand aus, unsicher ob es überhaupt möglich sein würde. Er versuchte eine Erinnerung an jene Nacht in den Gassen heraufzubeschwören. Etwas, das er als Anker benutzen konnte um seine Gabe dadurch zu lenken. Es war schwieriger als er dachte, aber je mehr er sich konzentrierte desto zuversichtlicher wurde er. ,, Was…“ ,, Was ich vorhabe ist womöglich

etwas…. Erschreckend.“ , sagte er. ,, Aber dir wird nichts passieren. Nimm meine Hand.“ Sie musste es selbst sehen, oder er würde bestenfalls wie ein Verrückter Klingen. Er konnte diesmal spüren, wie sich die Welt um ihn langsam zu verschieben schien. Er hatte die Vision herbeigeführt, nun jedoch versuchte er sie aufzuhalten. Etwas, das sich wie eine glühende Nadel anfühlte schien sich in seine Schläfen zu bohren. ,, Du bist wirklich einer der seltsamsten Menschen, die mir je untergekommen sind.“ Jade schien kurz wieder einen Teil ihres alten Misstrauens wiederzuentdecken. Die Tabajaxie Zögerte, dann jedoch schien sie sich zu

überwinden und gab ihm die Hand. Im nächsten Moment fiel die Welt auch schon in einem Wirbel aus Bildern zusammen und er konnte Jade erschreckt irgendetwas rufen hören. Es war nicht wichtig. Es funktionierte. Er kannte den Ablauf schon. Es war seine alte Vision An einer halb zusammengefallenen Hauswand lehnte eine einzelne Gestalt im Dunkeln, umringt von mehreren anderen, die jedoch nur Schemenhaft zu erkennen waren. Eine der Schatten hielt eine Klinge in der Hand, die im Mondlicht gefährlich Glitzerte. Einen kurzen Augenblick schien die Klinge zu verharren wo sie war und die

gesamte Vision stillzustehen. Dann stach der Fremde wiederholt auf die am Boden liegende Gestalt ein, bis sie sich nicht mehr rührte. Jetzt konnte man auch erkennen, um wen es sich bei der Gestalt handelte… Etwas riss Jaret mit Gewalt aus der Vision zurück. Etwas, das sämtliche Alarmglocken in seinem Verstand laut zum schrillen brachte. Der Seher fand sich immer noch auf dem verlassenen Ruinengrundstück wieder. ,, Was zur… Was…“ Jade sah verstört zwischen ihm und dem Weg hin und her, fing sich aber schnell wieder. ,, Jaret was war das?“ Er antwortete

nicht. Etwas hatte ihn zurückgezogen. Er hörte Schritte.

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