Sonstiges
Ein Märchen oder doch keines?

Ein Märchen oder doch nicht? 

Ausgerechnet ein Märchen wünscht sich mein Enkel zum Geburtstag.
Ein eigenes Märchen, für ihn allein konstruiert - wie er sich ausdrückt - stolz auf sein erstes Fremdwort. Tiere sollen darin vorkommen, möglichst viele Tiere, die hat er so gerne.
 
Eine Tiergeschichte aus dem Computer, aber sie darf nicht traurig ausgehen, lautet also der Auftrag. 

Wie heißt es so schön in den alten Rezepten: Man nehme ... Nur, was soll ich nehmen? Ich nehme einen Hund. Wie soll er heißen?
Er ist klug, er heißt Cäsar und ist schon alt. Zu alt für die Jagd, wie sein Herrl festgestellt hat. Darum hat er sich einen jüngeren angeschafft, der sich jetzt in der Hundehütte breit macht. 
"Error" - was heißt "Error". Mein Computer streikt und ich habe noch nichts gespeichert.
Halt! Bleib Cäsar, sonst muß ich wieder von vorne anfangen.
Na also, gerade noch abgefangen.
Dieser Blechtrottel! 
Cäsar kränkt sich sehr und beschließt auf Wanderschaft zu gehen. Vielleicht findet er irgendwo ein neues Zuhause. Vielleicht ein gutes Plätzchen in einem Tierheim oder eine Anstellung als Blindenhund.Nein, so wird das keine Geschichte.
  
Cäsar warte - das Telefon läutet. Meine Tochter ist unglücklich. Susi, ihre Katze ist gestern entlaufen.  
"Susi, natürlich Susi, die wird mit Cäsar mitmarschieren. Das ist eine gute Idee", sage ich. 
"Was soll Susi?" fragt meine Tochter irritiert. 
"Nichts! Vergiß es. Gib eine Suchanzeige bei der Polizei ab," rate ich und lege schnell wieder auf. 
So, zwei hätte ich jetzt schon. Wie geht es weiter?

Ich schaue auf mein Schreibheft mit den Eselsohren.
Ein Esel, ja ein richtiger Esel, wäre auch nicht schlecht. Die Zutaten werden immer mehr. Jetzt fehlt nur  noch das Rezept, sprich die Handlung. Susi, Cäsar und der Esel ...
Wie war nur sein Name? Ibrahim, das klingt gut.
Er hat sich verlaufen, das heißt, eigentlich ist er ja davongelaufen, von der Weide. Er hatte einfach keine Lust mehr, mit Pferden und Kühen auf einer Wiese zu stehen. Alle hatten immer nur Augen für die Pferde.
Zu ihm sagten sie immer: Du dummer Esel! Da hat er beschlossen, einfach davon zu laufen. Vieleicht würde er auch auswandern.
Im Ausland würde man sicher seine Qualitäten mehr schätzen, als im eigenen Land. Und er hat Qualitäten: Eine gute Stimme und ein ausgzeichnetes Musikgehör. Als Tenor nach Berlin in die Oper, stellt er sich vor.  
"Nicht Berlin. du marschierst nach Bremen, dort werden Stadtmusikanten gesucht," bestimme ich.  
"Nein, da mache ich nicht mit. Das ist zu weit." rebelliert er. 
"Gut, dann schreibe ich, dass du einen Klumpfuss hast und darum nicht mitkommen kannst." 
"Ich habe keinen Klumpfuss! Wer kommt noch mit?" "Cäsar und Susi, aber mit den beiden muss ich noch reden."
 
"Singen? Das ist doch meine Lieblingsbeschäftigung, in mondhellen Nächten. Da mache ich gerne mit." sagt Susi und auch Cäsar ist gleich dazu bereit.
Er würde den Baß übernehmen, wenn die Bezahlung einigermaßen in Ordnung wäre. 

Sogleich beginnen sie mit den Proben. 
"Seid nicht so laut! Ich kann mich nicht konzentrieren" bitte ich. 
Mein Trio ist sofort still. Es läutet nämlich an der Eingangstür. Mein Mann kommt vom Einkaufen. Er hat Hühnchen mitgebracht.
 
"Ein Hahn muß auch noch mit!" sage ich. Er schaut mich verständnislos an.

"Fühlst du dich auch wohl?" fragt er, aber ich bin schon wieder beim Computer. 

Pech gehabt. Der Kerl hat sich doch glatt abgeschaltet. Völlig selbständig und natürlich habe ich wieder nichts gespeichert.
Und mein Quartett? Wo sind die wohl jetzt? Auf dem Weg nach Bremen, sicherlich. 
Kommt bitte zurück!
Morgen hat mein Enkel Geburtstag!