Vorwort:
Jeder Mensch ist gleich und hat das Recht auch so behandelt zu werden….
500 Meter Höhe..mindestens..wenn nicht noch mehr..Ich guck hinunter..über den Spalt … dort unten..all die ganzen Menschen … Früher habe ich es geliebt sie zu beobachten. Wie oft habe ich an diesem großen Fenster in unserem Wohnzimmer gesessen, habe sie angestarrt, und mich dabei gefragt: ,, Woher kommen bloß all die ganzen Menschen her?“…Ich sehe die Kinder, die mit den großen Augen ,den großen Träumen, die irgendwann zerplatzen wie
Seifenblasen, verblasen, als hätte es sie nie gegeben…Von irgendwo..ganz weit entfernt … höre ich ihre Laute, ihre Stimmen, ihre Schreie. Die Großstadt schläft nie..niemals, und trotzdem habe ich das Gefühl, hier in 500 Metern Höhe wird die Stille immer lauter….Fast schon unerträglich laut. Eine Träne kullert über meine rechte Wange. Das Gefühl der Leere lähmt mich..meinen Körper..meine Gedanken. Alles schreit in mir zu gehen …weg von diesem Ort. Aber die Wahrheit ist es gibt kein Schlupfloch, kein Ausweg mehr, nicht für mich. Nein nicht für mich. Ich lasse das Geländer los, an das ich mich die ganze Zeit geklammert
habe, nehme Anlauf. Mit jedem Schritt werden meine Beine, meine Füße schwerer, als würde mir jemand Betonklötze an die Füße binden. Ich denke zurück … An Früher … Als alles noch gut war, als er noch da war, bei mir. Sein Licht dass jeden Tag meine Kleine , dunkele Welt beleuchtet hat…ER … den einzigen Mann den ich jemals geliebt habe, ja vielleicht sogar den einzigen Menschen den ich jemals aus ganzen Herzen geliebt habe. Wir waren Yin und Yang …eine Balance…Ein Teil dass ein anderes ergänzt …Ein Teil dass das andere braucht …ohne es aus dem Gleichgewicht kommt. Wir waren
einfach wir. Zwei Menschen, die einfach nur bedienungslos geliebt haben. Die sonst nichts und niemand gebraucht haben. Wir waren glücklich in unserer eigenen kleinen Galaxy. Doch dann hat es angefangen Meteoriten der Außenwelt zu regnen, und alles was wir uns aufgebaut haben, ist zusammengebrochen..einfach so …Dann haben wir da gestanden, ohne alles. Von so vielen verachtet, verhasst. Leute die uns noch nie gesehen haben ,noch nie gesprochen haben. Leute die uns einfach nur hassen für das, was wir sind. Ich wollte gehen. Irgendwo anders hin, egal wohin, Hauptsache irgendwo wo wir frei sein können, wo wir frei
sein Können, nachts einschlafen und morgens aufwachen können ohne Angst haben zu müssen. Aber er wollte nicht. Er wollte kämpfen, appellieren an das Gute, daran dass jeder gleich ist. Aufgeben war nie eine Option, jedenfalls nicht für ihn. Also sind wir geblieben. Tage und Wochen sind verstrichen. Ich hatte Hoffnung, Hoffnung das alles doch noch gut wird. Doch dann sind sie gekommen. Einfach so, ohne Vorwarnung. Sie standen in unserem Schlafzimmer und hielten uns ihre Waffen an die Schläfe. Sie haben uns gezwungen unsere Kleider anzuziehen, haben uns die Augen und die Hände verbunden und uns
verschleppt. Irgendwann haben sie uns dann die Augenbinden abgenommen. In den darauf folgenden Tagen haben sie uns geschlagen und gedemütigt..oft..hart …und so lange bis Blut oder Tränen flossen. Eines Nachts könnte er sich befreien, seine Hände losbinden. Er hätte fliehen können. Aber er ist geblieben, hat stattdessen auch mich losgebunden. Mir gesagt dass er mich liebt, und das ich laufen soll. Laufen, einfach nur Laufen, egal was passiert. Also bin ich losgerannt. Sie haben mich gesehen, sind mir hinterher gehetzt. Aber er hat sie aufgehalten. Wenigstens für den Moment. Irgendwann habe ich die Tür erreicht
und bin rausgestürzt, und mich im nächsten Gebüsch versteckt. Ich wollte ihn da rausholen, ihn retten. Doch dann sind sie alle rausgekommen. Alle außer ER. Und dann hat es BOOM gemacht, dass ganze Gebäude ist, explodiert, mit ihm. Ich wollte schreien, aber ich konnte nicht. Ich wollte weinen, aber ich hatte keine Tränen mehr. Genau in diesem Moment ist etwas in mir gestorben. Nach einer Weile bin ich gegangen, geflüchtet, vor allem, auch vor ihm, vor seinem Tod. In den darauf folgenden Wochen habe ich probiert weiter zu machen, als wäre nichts passiert, alles O.K. Aber es hat nicht funktioniert, nicht mal Ansatzweise. Ich
kann nicht mehr fühlen, innerlich bin ich gestorben, zusammen mit ihm. Also bin ich zu einem dieser Wolkenkratzer gegangen, die scheinbar in den Himmel reichen, und bin aufs Dach gefahren, habe mich am Geländer festgehalten und ein letztes Mal nach unten geblickt. Auf die Bevölkerung von Moskau. Auf eine Bevölkerung die mir verbietet , der zu sein der ich bin, die mich sogar verurteilt für das was ich bin. Auf die Neonazis die mir alles genommen haben was mir etwas bedeutet hat . Alles was mein Leben lebenswert gemacht hat . Ich bin mittlerweile am Rand der Hochhausplattform angelangt. Ich breite die Arme aus, atme ein letztes
Mal tief ein, weine eine letzte Träne und springe. …..